Dementer Hund oder die schwere Entscheidung wann es genug ist
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Hallo an alle,
ich habe mich hier im Forum angemeldet, da mir unser 16,5 Jahre alter Seniorhund mittlerweile großes Kopfzerbrechen macht. Vielleicht schreib ich mir auch einfach nur meine Ratlosigkeit von der Seele, das tut auf jeden Fall auch schon mal gut. Und vielleicht hat ja jemand von euch noch einen Tipp.
Unser Hund heißt Bärli, ein schwarzer Mischling, wschl. etwas von einem Labrador und kroatischem Hirtenhund, genau konnte man das nie sagen. Ich würde ja gerne Bilder einfügen, hab das aber noch nicht so ganz raus.
Auf jeden Fall war er 16 Jahre lang der liebste, geduldigste, bravste und herzlichste Hund, den man sich nur vorstellen kann. Er war für alle Schandtaten jederzeit bereit, in der Früh hat er geduldig gewartet, bis wir wach waren, er war nie unsauber. War am Wochenende mal ausschlafen angesagt, hat er brav gewartet und einfach weitergepennt - aber dann, nach 1-2 Mal schütteln und Guten-Morgen-Stretching inklusive aufs Bett springen und freudiger Begrüßung- war er bereit für den Tag.
Wie viele Menschen mich schon auf ihn angesprochen haben, jeder immer davon überzeugt, dass er aufgrund seiner freudigen und verspielten Art ein Welpe sein muss. Ja es gab sogar Leute, die ihn uns sofort abgekauft hätten (niemals natürlich).
Er liebte es zu wandern und zu schwimmen, er war bei mehrstündigen Wanderungen immer dabei, und selbst danach war er noch nicht müde. Und er liebte seinen Tennisball, mit dem man ihn lange über die Terrasse jagen konnte.
Und jetzt und heute sitze ich hier und der einstige Gipfelstürmer dreht, mit einer Windel bewaffnet, im Wohnzimmer zwanghaft seine Kreise. Inklusive vor Wänden stehen bleiben oder in Ecken stecken bleiben. Noch im Februar/März diesen Jahres konnte man mit ihm problemlos 1 Stunde spazieren gehen, vlt. bisschen langsamer, doch -jetzt im Rückblick betrachtet- ging es seitdem langsam bergab. Im Vorjahr hatte er 2x das Vestibularsyndrom, jeweils nur ein bis zwei Tage, was danach wieder ohne Folgeschäden vorbei war.
Im Mai/Juni 2024 ist uns dann aufgefallen, dass er -wenn wir abends auf der Terrasse saßen-, nicht wie normalerweise sich hinlegen würde, sondern anfing, Runden zu ziehen. Am Anfang haben wir noch darüber gelacht und es als Alterseigenheiten abgetan.
Doch dann begann er, bei seinen Runden auch im 30-Minutentakt auf die Terrasse zu pinkeln und währenddessen auch ständig zu trinken. Man kann ihn dabei nicht beruhigen, es hilft alles nichts. Er legt und setzt sich speziell am Abend nicht mehr hin. Beim Gang zum Tierarzt wurden die Blut- und Urinwerte überprüft, die bestens zurückgekommen sind. Meinung vom Tierarzt: Entweder Hirntumor (was nur bei einem MR in Narkose festgestellt werden könnte und Narkose wird bei einem so alten Hund nicht empfohlen) und/oder Demenz.
Er trägt jetzt eigentlich rund um die Uhr Windeln, da er mittlerweile auch in die Wohnung einfach egal wo reinpinkelt, selbst wenn die Terrassentüren offen sind. Unter Tags schläft er eigentlich nur, am Abend wird er wach und beginnt dann mit dem zwanghaften im Kreis gehen. Mittlerweile habe ich ihn auch schon 2x mitten im eigenen Kot vorgefunden (trotz ausgiebigem Gassiegehen am Abend und ausreichender Möglichkeiten), da er den Stuhlgang wohl durch das viele nächtliche im Kreis gehen angeregt hat.
Er sieht eher schlecht, er hat schon diese typischen trüben bläulichen Linsen, speziell im Dunkeln sieht er nicht gut, und hört auch schon sehr schlecht. Er frisst noch gerne und schnuppert auch gerne draußen, aber wieviel er noch mitbekommt, ist fraglich. Körperlich ist er eigentlich für sein Alter noch ganz gut in Schuss, er hat natürlich Arthrose und ein Mitralklappenthema, das aber mit Medikamenten gut im Griff ist. Karsivan scheint allerdings nicht zu wirken.
Ob er uns überhaupt noch richtig erkennt? Das schlimme ist, dass er eigentlich ja jetzt schon nicht mehr der Hund ist, der er einmal war. Als wäre er quasi schon weg und ich einfach nicht weiß, worauf ich eigentlich warte…
Hat jemand Erfahrungen? Was meint ihr? Lieber „schon“ erlösen, obwohl der Körper noch mitmachen würde? Oder noch etwas ausprobieren? Vielleicht Beruhigungstropfen/Mittel?
Danke euch falls ihr bis hierher gelesen habt
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Hi
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Huhu,
ist er denn gesundheitlich abgeklärt?
Wie war die letzte Blutuntersuchung, welche Dauermedikamente kriegt er?
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Ich für mich kann sagen das ich nach dieser Schilderung wüsste wie meine Entscheidung ist. Wo ist da noch die Lebensqualität?
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Huhu,
ist er denn gesundheitlich abgeklärt?
Wie war die letzte Blutuntersuchung, welche Dauermedikamente kriegt er?
Hallo Corrier,
ja er ist körperlich soweit fit, letzte Blutuntersuchung vor ca. 2 Wochen, kam alles gut zurück.
Er kriegt sein Herzmedikament (gegen schwache Mitralklappe) und jetzt seit ein paar Wochen Karsivan für den Kopf, was aber bisher keine Wirkung zeigt
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Ich für mich kann sagen das ich nach dieser Schilderung wüsste wie meine Entscheidung ist. Wo ist da noch die Lebensqualität?
Das stimmt… diese Frage quält mich eben so. Irgendwie hat man ja immer noch das Gefühl, man kann irgendetwas machen
Danke auf jeden Fall für deine Meinung 🙏
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Wurde im Mai etwas an den Medikamenten angepasst?
Demenz ist in dem Alter halt ein grosses Thema und es liest sich sehr danach.
Wo denkst du hat er noch Lebensqualität? Ist die noch da? Zeigt er noch Komfortverhalten? Das ist ganz wichtig ob das noch vorhanden ist. Ein wichtiger Indikator
Ist das Verhalten am Abend besser wenn Licht brennt?
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Ich habe öfter bei Freunden/Bekannten die Erfahrung gemacht, dass wenn man sich die Frage stellt ob es noch Sinn macht, der Zeitpunkt bereits da ist.
Ich persönlich kenne aber auch niemanden der im Nachhinein überlegt ob die Euthanasie zu früh war sondern im Gegenteil man im Rückblick eher denkt das früher fürs Tier besser gewesen wäre.
Vielleicht hast du gute Freunde die auch Tierliebhaber sind und bietest die um Einschätzung. Das kann eine gute Hilfe sein, jemand der euch und den Hund gut kennt.
edit
Vielleicht hilft dir diese Broschüre
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Ich habe meinem Seniörchen letztes Jahr geschworen, ihn auf keinen Fall langsam "zerfallen" zu lassen, nur um Zeit hinaus zu zögern.
Wenn er nicht mehr mag , oder der Körper so stark abbaut dass es nicht mehr mit hoher Lebensqualität verbunden ist, dann lassen wir ihn gehen.
Als es wie bei euch deutliche Anzeichen des raschen Abbaus gab, habe ich zu meinem Freund gesagt:"jetzt müssen wir gut aufpassen, dass wir den Zeitpunkt nicht verpassen".
So hart es ist. Zwei Wochen später wollte er am Morgen nicht fressen und auch eigentlich gar nicht aufstehen. Somit war es klar.
Vielleicht hilft dir das ein wenig.
Es ist sehr traurig. Aber sehr wichtig , sich klar zu machen auf welchem Wegstück man sich befindet.
Wir haben die letzte Zeit sehr intensiv mit dem Seniörchen gelebt. Geweint. Gestreichelt. Gekuschelt.
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Vielen lieben Dank für all eure Antworten.
Es ist einfach so schnell gegangen auf einmal.
Aber ihr habt Recht, wo ist da tatsächlich die Lebensqualität... für ihn und ja auch für uns. Ständig besorgt zu sein ist ja auch nicht die Lösung und Windeln eigentlich ja auch nicht.
Medikamente wurden im Mai nicht geändert.
Er frisst halt immer noch unheimlich gern und sobald es Leckerlis gibt, ist er motiviert. Aber kuscheln, abschlecken, Schwanz wedeln gibt es nur noch sehr wenig. Spielen auch nicht mehr. Als wäre der alte Bärli irgendwo da drin noch aber er kommt nicht mehr raus.
Schon wirklich schwierig so eine Entscheidung.
Bärli ist mein erster Hund, ich stand noch nie vor so einer Entscheidung.
Aber natürlich möchte ich es auch nicht unnötig hinauszögern. Vor allem wenn es bei Demenz oder Hirntumor ja auch keine Chance auf Verbesserung gibt.
Mal sehen, ob Karsivan vlt doch noch anschlägt, geben es seit 2,5 Wochen.
Aber sieht nicht danach aus.
Ende Juli ist dann nochmal ein Tierarzt Check-Up.
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Was mir bei deiner Beschreibung auffällt, ist die rasend schnelle Verschlechterung des Zustands. Es war ja erst im Mai/Juni, als ihr erste Anzeichen von Demenz festgestellt habt und jetzt, 8 Wochen + später, fragst du dich, ob dein Hund euch und seine Umwelt überhaupt noch erkennt.
Meine persönliche Faustregel : Lebensqualität ist wichtiger als Lebensdauer.
Auch Demenz ist Leiden, wenn man verloren in seiner Umwelt ist. Wie schätzt du das ein? Hat euer Hund noch Freude am Leben? Wenn ja, wie äußerst sie sich? Wie lange am Tag, verglichen mit den Phasen, wo er unter seinem Zustand leidet?
Vielleicht hast du gute Freunde die auch Tierliebhaber sind und bietest die um Einschätzung. Das kann eine gute Hilfe sein, jemand der euch und den Hund gut kennt.
Das ist ein sehr guter Rat, aus mehreren Gründen. Zum einen schafft man es als Tierhalter ja niemals, sein Tier ohne Wünsche, Ängste und Hoffnungen wahrzunehmen. Zum anderen gewöhnt man sich unbewußt an Veränderungen, die sich über einen längeren Zeitraum hinziehen.
Ein Beobachter von außen sieht da in beiden Fällen oft klarer. Damit ist natürlich auch die behandelnde TÄ gemeint, die den Hund schon länger kennt.
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