SLO an den Pfoten/Autoimmunkrankheit

  • So, hier nun meine Antwort.


    Zunächst ist eine gesicherte Diagnose wichtig. Das tut man üblicherweise mit einer Gewebeprobe. Es ist nicht erforderlich, eine Kralle zu amputieren, wie das manche TÄ wohl behaupten, man kann einen gewebestamp entnehmen und biopsieren.

    Theoretisch muss geklärt werden, ob es SLO, ein stark ausgeprägter Nährstoffmangel (evtl. Auch aufgrund einer Aufnahmestörung), ein Pilz oder etwas anderes ist.

    Charakteristisch für die SLO ist, dass an mehreren Pfoten gleichzeitig die Krallenhörner abgestoßen werden. Oft geht diese Reaktion mit einer Entzündung des Krallenbettes einher, aber nicht immer.

    Die dann nachwachsenden Krallen sind erstmal sehr brüchig und porös.


    Bei Rumo war der Krankheitsverlauf recht klassisch. Zuerst beide vorderen Daumenkrallen, dann rechts die anderen Krallenhörner. Der Tierarzt damals hatte auch keine Ahnung und sagte, das sei normal, kommt halt vor (nach der dritten verlorenen Kralle!). Ich bin ja so ein nerviger Patient, der selbst alles mögliche, auch Doktorarbeiten und so liest, daher hab ich mich damit nicht abspeißen lassen und bin in die Tierklinik. Zum Glück bin ich an eine fabelhafte junge Tierärztin geraten, die sofort alles aufgezählt hat, was sein könnte (was sich gedeckt hat mit dem, was ich recherchiert hatte). Eine Kralle war zu den Zeitpunkt so entzündet, dass sie in Vollnarkose entfernt werden musste, was für die Gewebeprobe und Absicherung der Diagnose genutzt wurde.


    Er gibt verschiedene Therapieansätze.

    Die meisten Tierärzte beginnen mit der Kombinationsgabe von einem Antibiotikum (oft Tetrazyklin) in Kombination mit Nikotinsäureamid.

    Diese Medikation hat bei Rumo keine nennenswerte Verbesserung gebracht und er wies eine starke Verhaltensveränderung darunter auf (extreme Unruhe).


    Der zweite Ansatz ist ein Medikament, des die periphere Durchblutung verbessert und kommt aus der Humanmedizin, der Wirkstoff heißt Pentoxifyllin, unser Medikament heißt Trental.


    Grundsätzlich müssen immer hochdosierte Omega Fettsäuren verabreicht werden. Ich habe hierzu anfangs zweimal, später einmal täglich eine hochdosierte Fischölkapsel (online oder in der Drogerie) gegeben (Hund hat 11kg) und zur anderen Mahlzeit ein Pflanzenöl mit guten Fettsäurenspektrum. Ich wechsle ich immer ab zwischen Leinöl, Hanföl, zwischendurch Distelöl, MCT-Öl, Weizenkeimöl. Algenöl ist natürlich auch super.

    Ob zusätzliche Biotingabe angeraten ist, ist individuell.


    Vom Handling ist es wichtig, die Krallen sehr kurz zu halten. Es ist zu vermeiden, dass sie den Boden berühren, denn das begünstigt das absplittern wieder. Ich habe zum schonenden kürzen eine grobgekörnte Nagelfeile für gelfingernägel benutzt.

    Bei krallen, die nur etwas porös aber nicht entzündlich und mit freiliegendem Krallenbett sind, habe ich sehr gute Erfahrungen mit aufgeträufelter Propolistinktur gemacht (auf hohen Propolisgehalt achten, viele sind 90% Alkohol, wir brauchen aber eines, das auch noch etwas "klebt" und wirken kann wie im Bienenstock. Versiegeln und vor Bakterien schützen.) Das immer auf sauberen und frisch gekürzten Krallen anwenden.


    Scheue Dich nicht (gerade jetzt in der kalten Zeit mit Streusalh überall), dem Hund Schuhe oder einen anderen Pfotenschutz anzuziehen. Rumo empfand das damals als sehr angenehm und wollte die Schuhe aktiv angezogen bekommen.

    Lass dir auch das richtige verbinden zeigen mit Watte zwischen den Ballen etc.


    Und du solltest in der Reiseapotheke immer eine Feile, eine Zange zum ziehen von splittern (bei uns eine Arterienklemme), Desinfektionsmittel, Betasalbe, müll, Verbandswatte und elastischen Verband haben.

    Auch wenn die Krankheit stabil ist, werden die Krallen niemals normal sein und dann stehst du mitten in Finnland und musst eine lose Daumenkralle ziehen und versorgen 🙃


    Wenn du konkrete Fragen hast, gerne her damit, ich helfe gerne mit dem Wissen, das ich mir über die Jahre angelesen habe.


    Rumo ist jetzt 14,5, erfreut sich bester Gesundheit (altersgemäß), bekommt noch immer Trental (in Erhaltungsdosis mittlerweile) und seine Öle. Die Krallen sehen super aus, ich halte sie kurz, aber bei ihm war die SLO nach ca. einem Jahr gut im Griff. Er hat einmal komplett alle Krallen verloren und einige dann ein zweites Mal, dann ging es Berg auf. Nur die Daumenkrallen sind nach wie vor Schwachstellen, wenn er beim Apportieren mal dumm aufkommt, kann ich sie wieder abzupfen. Aber ohne Entzündung und schnell nachwachsend.


    Alles gute für euch 🍀

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