Plötzlich nicht mehr alleine sein können

  • Hallo,

    In meiner Ratlosigkeit wende ich mich mal an Euch. Unser Zwergpudel ist nun 11 1/2 Monate alt. Seit Einzug haben wir ganz kleinschrittig das Alleinsein trainiert. Das typische was man online immer liest mit 5 Sekunden raus, wenn der Hund nicht bellt, unaufgeregt zurückkommen und dabei die Zeit immer weiter steigern.

    Wir geben ihm immer eine Kaustange und eine Schleckmatte mit z.B. Leberwurst und Frischkäse. Zuletzt war es schon so gefestigt, dass er problemlos 5 Stunden zuhause bleiben konnte und kurz nachdem wir gegangen sind, er seine Snacks gegessen hat, sich schlafen gelegt hat und stundenlang in der Position verweilt ist (sehen wir dank Kamera). 2 Wochen am Stück musste er sogar täglich 3-4 Stunden alleine zuhause sein, das funktionierte auch ohne Probleme. Wir haben gedacht, dass es richtig super gefestigt ist und haben mit Leichtigkeit die Wohnung verlassen.

    Selbst nach 3 Wochen Urlaub, wo das Alleinbleiben nicht mit ihm geübt wurde, hat es direkt beim nächsten Probieren ohne Probleme funktioniert.

    Nun ist es seit einigen Tagen so, dass er, selbst wenn man nur mal den Müll rausbringen möchte und die Routine die Gleiche ist (Kaustange bei Verlassen geben) er direkt anfängt zu bellen, sobald man die Tür verlässt. Es ist nichts vorgefallen, einfach aus dem Nichts.

    Ich vermute, dass es an der Pubertät liegt.

    Habt ihr auch schon Ähnliches erlebt und was hat euch dabei geholfen?


    Liebe Grüße

  • Mein erster Gedanke ist, dass während eurer Abwesenheitszeiten etwas für ihn sehr Verunsicherndes passiert sein könnte. Zum Beispiel ein sehr lautes, ihm nicht vertrautes Geräusch, oder es hat jemand an eurer Haustür geläutet, oder er hatte an dem Tag irgendwelche Schmerzen (Magenschmerzen, hat sich beim Gehen kurz vertreten) und hat diese Negativerfahrung mit dem Alleinbleiben verknüpft.


    Du hast geschrieben, es sei nichts vorgefallen. Lasst ihr immer ein Video mitlaufen? Dann könntest du dir die Aufzeichnungen der letzten Male vor der Verhaltensänderung noch einmal genauer anschauen. Vielleicht findest du dort einen Hinweis.


    Und ich würde noch einmal eine Art Rückblick machen. Ab welchem Tag verhielt er sich so? Könnt ihr euch an die 2-3 Male des Alleinbleibens davor erinnern: Wie hat er sich da bei eurer Rückkehr verhalten? War er vielleicht etwas aufgeregter als sonst bei eurer Rückkehr oder unsicherer?


    Aber auch wenn ihr keinen Hinweis findet, geht es ja um die Frage, was könnt ihr jetzt tun: Ich würde an eurer Stelle für eine Woche lang dafür sorgen, dass er gar nicht allein bleiben muss, und anschließend wieder mit dem Training starten, als wäre er ein Welpe, der noch gar nicht allein bleiben kann. Das 5 Sekunden-Prinzip. Ich würde dabei aber das Ritual mit der Kaustange weglassen, denn auch die kann inzwischen schon negativ belegt sein. Sie kündigt ja an, dass jetzt das Gleiche passiert wie bisher.


    Verhält sich der Kleine denn momentan insgesamt etwas unsicherer oder bemerkt ihr lediglich eine Veränderung in Bezug auf das Alleinebleiben?

  • Ich würde vermuten, dass er so langsam mitgeschnitten hat, dass es draußen Mädels gibt, man vielleicht jagen gehen könnte ... ja, dass es einfach doof ist, wenn Du ohne ihn all diese tollen Sachen erlebst.


    Ich würde ihn auf seinen Platz verweisen und drauf bestehen, dass er hinter der Tür nichts verloren hat.

  • Wenn nichts vorgefallen ist, dann würde ich mal eher die sogenannten Spooky periods vermuten. Umbauprozesse im Gehirn während der Pubertät.

    Dabei zeigen die Hunde Verhaltensweisen, die ziemlich aus dem Nichts auftauchen können und alle Lebensbereiche betreffen.

    Plötzliche Ängstlichkeit gegenüber Gegenständen oder im Dunkeln, lautes Verbellen von Blättern, Zeitungspapier im Rinnstein, Nachbarshund mit dem es bisher kein Problem gab etc. Und auch das Getrenntsein von der Bezugsperson.


    In dieser Zeit ist Geduld gefragt und Ruhe und freundliche Konsquenz. Das hiesse für mich, mit dem Alleinseinüben wieder ein paar Schritte zurück zu gehen. Wenn es möglich wäre, würde ich den Hund an der Eingangstür sitzen lassen (Warten üben ist ja auch wichtig) und den Müll raus tragen.

    Wahrscheinlich ist es dann kein Problem, die Tür ist nicht geschlossen. Versucht es ein bisschen gelassen anzugehen, diese Phasen sind oft nach 3-4 Wochen wieder vorbei und es zahlt sich wirklich aus, da kein Fass aufzumachen.


    Statt Kaustange und Schleckmatte könntet ihr mal Leckerlis verstecken und nach nur 2 Minuten wieder reinkommen.

    Das Erlente geht in diesen Phasen nicht verloren, es ist nur nicht abrufbar wegen Baustelle im Gehirn. Diese ist aber auch mal beendet und dann funktioniert auch das Gelernte wieder. Das ist meine Erfahrung nach drei Rüden in der Pubertät.

  • unser Pudel hatte auch mal so eine Phase. Das war tatsächlich so um den ersten Geburtstag.

    Irgendwann war es wieder vorbei...


    Bei ihm ist es aufgetreten, wenn er ohne den Ersthund alleine war, was er auch schon ewig kannte, weil ich, als er noch ein Welpe war, zumindest eine Runde täglich mit dem Ersthund alleine gegangen bin. War nie ein Problem - bis irgendwann eben. Dann fing er an zu heulen wie ein Wolf.

  • Hey,

    Ja wir haben die Kamera immer abgeschaltet und schauen es uns im Nachgang meist nochmal an. Wenn er sich bewegt dann bekommen wir eine „Warnmeldungen” und können dann auch live dabei sein. Meist hat er aber einfach nur geschlafen und sich kaum bis gar nicht gerührt. Ich habe jetzt seit ungefähr einer Woche gemerkt, dass er morgens und abends vermehrt bei den Gassigängen ängstlicher ist. Dann wird ein rückwärtsfahrendes Auto angebellt, oder er erschreckt sich vor einer Mülltonne und rennt erstmal in die Leine vor Schreck.


    Weiter unten hatte noch jemand von spooky period gesprochen. Ich denke jetzt es ist derzeit sowas in die Richtung.

  • unser Pudel hatte auch mal so eine Phase. Das war tatsächlich so um den ersten Geburtstag.

    Irgendwann war es wieder vorbei...


    Bei ihm ist es aufgetreten, wenn er ohne den Ersthund alleine war, was er auch schon ewig kannte, weil ich, als er noch ein Welpe war, zumindest eine Runde täglich mit dem Ersthund alleine gegangen bin. War nie ein Problem - bis irgendwann eben. Dann fing er an zu heulen wie ein Wolf.

    Das hört sich gut an, dass es dann irgendwann plötzlich wieder vorbei war.


    Im Freilauf habe ich vor allem gestern und heute bei der Runde gemerkt, dass er gut und gerne mal 50-100m hinter mir bleibt, weil er so vertieft in einen Ast (vermutlich angepinselt) riecht. Das war vorher nicht so ausgeprägt vorhanden. Lässt sich nur schwer abrufen dann, bzw hört mich gar nicht, will mich nicht hören.

  • Das hört sich gut an, dass es dann irgendwann plötzlich wieder vorbei war.


    Im Freilauf habe ich vor allem gestern und heute bei der Runde gemerkt, dass er gut und gerne mal 50-100m hinter mir bleibt, weil er so vertieft in einen Ast (vermutlich angepinselt) riecht. Das war vorher nicht so ausgeprägt vorhanden. Lässt sich nur schwer abrufen dann, bzw hört mich gar nicht, will mich nicht hören.

    Naja, in dem Alter wird der Radius meist größer.

    Ich muss gestehen, dass ich da dann die Schleppleine drangemacht habe, weil ich das eben nicht wollte. So haben wir die Zeit überbrückt, irgendwann war die Schlepp wieder ab und er hat sich wieder an den Radius gehalten.


    Die anderen Rüden bei uns, die nie eine Leine dran hatten, waren in dem Alter dann regelmäßig "plötzlich weg". Wäre nix für mich... Vor allem sollte man gerade in dem Alltag an der Erziehung dran bleiben. Aber muss natürlich jeder selbst wissen ;-)

  • Danke für deinen Input. Die Schleppleine haben wir tatsächlich immer noch dran (mal 5m und mal 8m), vor allem wenn noch weitere Hunde im Feld/Wald sind hilft sie enorm, da würde er sonst bestimmt auch wegflitzen. In der Regel war es bisher immer so, dass er gerne in der Nähe war und auch oft freiwillig bei Fuß gelaufen ist (ohne Kommando). Daher war ich ja so überrascht, nehme es seit gestern so stark wahr.

  • Hihi, also meiner ist in dem Alter auch "freiwillig bei Fuß" gelaufen. Das ist aber nicht automatisch eine gute Leinenführigkeit oder Freifolge (also ohne Leine), nur weil der Hund nicht zieht / wegläuft. D.h., er weiß da ja noch nicht, dass Du das von ihm willst, weil er selbst noch gar nicht auf die Idee gekommen ist sich zu entfernen.


    Jetzt wäre wirklich der Zeitpunkt, solche Dinge seeeehr konsequent umzusetzen. Später wird es schwieriger.


    Letztendlich ist das alles ganz normal in dem Alter.


    Vielleicht sind 5 oder 8m auch etwas zu kurz (ich weiß gerade nicht, wie groß Dein Hund ist).


    Auch bzw. gerade an der Schleppleine würde ich Regeln etablieren und trainieren, damit es dann im Freilauf auch klappt. Also z.B. so Dinge wie: Wir bleiben auf dem Weg (wenn Du das möchtest), wir orientieren uns am Menschen, wir rauschen nicht vorne in die Leine, wir reagieren auf bekannte Kommandos.

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