Pudel beißt extrem - wie soll ich eingreifen?

  • Zum Treppenthema:


    Eine Zwergpudel wird 25 - 35 cm groß, oder ?

    Mein Mischling aus dem Tierschutz hat 30cm Schulterhöhe und der läuft alle Arten von Treppen problemlos. Ich wüsste auch gar nicht warum das nicht schaffen sollte, schließlich schafft er es auch alleine auf nen 1,5m hohen Heuballen (etwas über die Hälfte gesprungen, der Rest wird geklettert).

    Probleme macht bei euch wahrscheinlich der rutschige Untergrund und vor allem mangelnde Übung !


    Gegen das Rutschen helfen Stufenmatten sehr zuverlässig. Optisch mag ich die Dinger nicht besonders, aber damit kommen Hund und Kind gefahrlos die Treppe rauf und runter.


    Ansonsten muss man das halt auch üben und klare Regeln aufstellen: auf der Treppe wird nicht gerannt/gesprungen !

    Für den Anfang ne Leine dran und dann ruhiges Treppensteigen üben und belohnen.


    Trau deinem Kleinhund da ruhig mal was zu :bindafür:

  • Wann sagt euer kleiner Bescheid, dass es ihm schon zu viel ist? Schon vor dem Knurren und Beißen, wird oft vom Hund kommuniziert, dass er etwas nicht will. Kopf wegdrehen, steif werden, Maul lecken, ... da sind im gepostet Link zur DVD bestimmt gute Beispiele. Damit sagt er bereits, dass seine Grenze erreicht wurde ist. Wenn er denkt, das kommt nicht an beim Menschen, geht er eine Stufe weiter.


    Bei der Fellpflege machte bei uns der langsamere Aufbau (da war ich zu Beginn zu schnell und er zeigte Meideverhalten sobald er die Bürste sah) sowie eine gewisse Routine große Unterschiede. Jeden Tag kurze Trainingseinheiten auf dem Couchtisch. Auf den Couchtisch = jetzt passiert xy. Bürste zeigen Leckerli, ein Bürstenstrich Leckerli. Das nur so lange wie die Hundenerven das gut mit machen. Lieber kürzer als zu lange. Wenn er eine Grenze setzt, ihm zeigen, dass du es verstanden hast, mit kurz inne halten (würde nicht knurren sondern neutral bleiben), und dann weiter machen. Selbst möglichst entspannt, ruhig und gut gelaunt bleiben. Zum Abschluss der Pflege was besonders Tolles zur Belohnung. Leberwursttube zum schlecken vor der Nase war hier das ultimative Werkzeug für ganz unangenehme Dinge zu Beginn.

  • Meine Frage: Hat er "recht" und sollte ich ihn in solchen Situationen einfach in Ruhe lassen?

    Ja, er hat recht. Aber nein, ich würde ihn nicht einfach in Ruhe lassen. Jedenfalls nicht komplett.


    Ich würde ihm zeigen, dass ich seine Unmutsbekundung wahrnehme und akzeptiere. Ich würde kurz einen Schritt zurückgehen, vielleicht kurz die Hände/ die Bürste vom Hund nehmen ... einfach einen Moment lang aufhören mit dem, was ich da grad übergriffiges tue. Aber nach diesem Moment würde ich neu ansetzen. Vorsichtiger. Mit Ankündigung. Den Hund "fragen" ob er bereit ist. Dranbleiben, aber immer nur so weit gehen, wie der Hund es akzeptiert.


    Mit der Strategie konnte ich der damals noch nicht sehr vertrauensvollen Dina täglich den Pfotenverband bei einer sehr schmerzhaften Krallenverletzung wechseln. Ich habe einfach kurz Pause gemacht, wenn Dina Unmut äußerte. Ich musste täglich weniger Pause machen, obwohl ich ansonsten den Eindruck hatte, dass die Schmerzempfindlichkeit in den ersten 3 Tagen zunahm, bevor es besser wurde.

  • Hallo,


    das Schnappen ist schon recht weit oben auf der Eskalationspyramide (google mal danach, da gibt es viele Abbildungen).

    Wie oben schon geschrieben wurde, kam da garantiert schon einiges an Warnungen früher.

    Wobei ein Hund, wenn er oft genug merkt, dass Beschwichtigen etc. nichts bringt, teilweise auch gleich schnappt.


    Er ist mit diesen Situationen überfordert, sie sind ihm unangenehm.


    Bei unserem Hund war es in denselben Situationen ähnlich, nur ohne das Schnappen, weil wir vorher schon versucht haben entgegenzuwirken. Es ist auch ein kleiner Pudel (etwas größer als ein Zwergpudel, aber sehr zart).


    Ich schreibe Dir gerne ausführlich, wie wir vorgegangen sind, das ähnelt den Tipps von King-Kong:


    - Von Anfang an wurde jede "Manipulation" am Hund benannt und geschah immer in derselben Reihenfolge. Das ist kein großer Act und kostet kaum mehr Zeit. Also: "Kopf", wenn er am Kopf angefasst wird, "Zähne", wenn die Zähne geputzt werden, "Leine", wenn die Leine dran- oder abgemacht wird, "1-2-hepp", wenn wir ihn hochheben. Usw.

    Kann man auch die ersten Male mit Leckerliunterstützung machen (haben wir nur bei den Dingen gemacht, bei denen er Meideverhalten zeigte).

    Die Hunde werden bei uns immer in derselben Reihenfolge fertig gemacht, und er hilft schon aktiv mit, indem er sich z.B. in die richtige Position dreht, wenn ich ihn hochheben muss.


    - Bei unserem war das Meideverhalten in der Phase extrem, in der er eine Magen-Darm-Erkrankung hatte. Offensichtlich haben die Bauchschmerzen dazu geführt, dass das Geschirr unangenehm war (egal welches). Da half nur Umstieg auf ein wirklich super softes Geschirr und ganz viel Geduld, damit er wieder Vertrauen fasst. Ihn gejagt, eingekesselt und gepackt, um ihm das Geschirr anzuziehen haben wir NIE. Das fällt einem auf die Füße.

    Deswegen würde ich ihn vielleicht doch mal durchchecken lassen, ob er irgendwas hat. Frisst er denn normal und macht normale Haufen?


    - Treppe: Er wurde auch die ersten Wochen getragen, aber wir hatten vorher schon diese Teppichfliesen auf der Holztreppe angebracht, auch für unseren Senior, der im Alter natürlich auch nicht trittsicherer wird. Diese Dinger sind nicht so hässlich wie man denkt - und ich würde sie echt empfehlen! Eigentlich sollte er soweit sein, dass er es nach und nach selbst kann. Ich habe unseren dafür immer erst mal auf der vorletzten Stufe abgesetzt, dann auf der drittletzten, usw.

    (Zu Deiner Frage bzgl. der Endgröße, wann die eintritt: Unserer ist ab ca. 6 Monaten kaum noch gewachsen, vielleicht 2cm)


    - Bürsten: Das mag er auch nicht so gerne. Das mache ich mit einem 1-2-3-Spiel. Ich sage langsam "eeeeinsss - zweiiii - dreiiii!" und dann gibt es ein Leckerli. Habe das auch erst als Trockenübung ohne Bürste gemacht, damit er das Prinzip versteht. Damit klappt es ganz gut, und damit ich nicht alle 3 Sekunden unterbrechen muss, trickse ich ihn etwas aus und sage "eeeiiiinsss - zweiiii - zweiiii - zweiiiii - zweiiii - dreiii!". Dann hat mal mal eine halbe Minute. Wobei ich es mittlerweile nur noch für empfindliche Körperstellen wie den Vorderbeinen nutze.

    Ich mache es auch so, dass ich versuche aufzuhören, bevor er zeigt, dass er nicht mehr will. Auf keinen Fall halte ich ihn fest und bürste einfach.

    Oft fange ich mit einer wirklich soften Bürste an, die nicht wirklich was bringt, sich aber offensichtlich gut anfühlt. Danach mache ich mit der richtigen weiter.



    Es stimmt schon, dass man mit dem Welpen selbstverständlich umgehen soll, also nicht bei allem ein Geschiss macht. Das betrifft aber meiner Meinung nach eher die eigene Haltung. Sobald der Hund wirklich starkes Meideverhalten zeigt, muss man sich was überlegen, leider.


    Ich muss unserem die Zähne putzen wegen Zahnstein. Da ist es so, dass er wirklich von sich aus in Bad kommt und sich hinsetzt und beobachtet, wie ich die Zahnbürste vorbereite. Wenn ich dann seitlich auf ihn zugehe, dreht er den Kopf weg. Das ist auch Meideverhalten. Aber er lässt sich trotzdem anfassen und die Zähne putzen und darf dann den Rest der Geflügel-Zahncreme ablecken. Da das auf dem Level bleibt und er ja freiwillig kommt, nehme ich das leichte Meideverhalten in Kauf. Nur wenn es drastischer würde, müsste ich mir dann auch was einfallen lassen.

  • Wurde der Hund mal tierärztlich durchgecheckt? Blase, Gestell, Blutwerte?

    Wenn er gerade an etwas knabbert und man zu nah dran ist

    Abgesehen von dem Punkt hier sind das alles Aktionen mit Körperkontakt im Bereich der Schultern bzw. des Rumpfes. Und je nach dem von welcher Richtung man kommt, könnte auch da die Erwartungshaltung sein, dass dort gleich angefasst wird.

    Ich würde da auch auf jeden Fall mal einen gründlichen Tierarzt Check empfehlen, wenn nicht schon passiert.

    Er hat einen persistierenden Milchzahn (Eckzahn), wegen dem wir letztens beim TA waren und dem haben wir auch das Problem geschildert. Er hat alles abgetastet und einen allgemeinen Check-Up gemacht (kein Blut) und meinte noch, das wäre typisch bei kleinen Hunden und dass wir uns da durchsetzen müssen, dass er lernt, dass er beim Menschen keine Zähne einsetzen darf.

  • meinte noch, das wäre typisch bei kleinen Hunden und dass wir uns da durchsetzen müssen, dass er lernt, dass er beim Menschen keine Zähne einsetzen darf.

    Naja, das finde ich in den geschilderten Situationen ein wenig daneben.

    Welpen sollen die Beißhemmung lernen, ja, aber das sind ja andere Situationen als solche, in denen sich der Hund bedrängt fühlt.


    Sicherlich mag es mit klaren Ansagen bei manchen Hunden funktionieren, das wäre bei unserem älteren Hund so, weil er sehr gehemmt ist. Bei unserem Junghund hingegen bin ich mir sicher, dass er, wenn man einfach weiter macht und sich "durchsetzt", zu immer heftigeren Mitteln greifen würde.

  • Meiner Meinung nach ist es ein schmaler grad zwischen: durchsetzten und trotzdem die Bedürfnisse des Hundes wahrnehme. Hilfreich dabei, wie vorgeschlagen, ein berechenbares Verhalten. Weiter kann man überlegen, wie man körpersprachlich weicher agiere kann. Beim Hochheben zum Beispiel beugt man sich ja doch im Normalfall mehr oder minder über den Hund. Stattdessen kann man sich aber auch neber den Hund knien. Diesen vielleicht dann auch selbst zwischen Körper und Arm „einparken“ lassen, oder auf den Oberschenkel klettern lassen, und dort dann „nur“ festhalten und aufstehen….


    Beim Bürsten auch sich eher neber, als über den Hund positionieren. Eventuell den Körper vom Hund wegbewegen, aber Hand/Bürste am Hund lassen, wenn er die ersten Anzeichen von Unwohlsein zeigt. Bürstentechnik eventuell überdenken: ziept es zu arg? Rupft es am Hund? Bringt es ihn aus dem Gleichgewicht?


    Etc.


    LG Anna



    PS: man muss bedenken, dass bei einem kleinen Hund die Körpersprache des Menschen zwangsläufig häufig übergriffiger ist, als bei einem großen Hund, weil man sich einfach mehr runter beugen muss. Und damit beugt man sich meist auch mehr drüber.

  • das wäre typisch bei kleinen Hunden und dass wir uns da durchsetzen müssen, dass er lernt, dass er beim Menschen keine Zähne einsetzen darf.

    Jein. Man kann Hunden so ein Verhalten auch ungewollt anerziehen. Hundefriseurinnen können da einiges von erzählen. Der kleine Liebling mag sich nicht bürsten lassen, knurrt und schnappt, Frauchen schreckt zurück, läßt die Bürste fallen und traut sich nicht mehr an den Hund. Hunde lernen durch Belohnung, und wenn agressives Verhalten sich lohnt, um unangenehme Situationen zu beenden, wird das blitzschnell verinnerlicht und wiederholt. Und schon ist eine kleiner Haustyrann geboren.


    Bei dir sehe ich das aber nicht, du bist erfahrene Hundehalterin und läßt dich nicht ins Bockshorn jagen, sondern nimmst deinen Hund ernst und du bemühst dich, ein Gleichgewicht zwischen seiner Sensibilität und dem notwendigen Handling zu finden.


    Einfach Drüberbügeln über die Empfindungen des Hundes ist ja auch keine Lösung, sondern Gift für die Beziehung.

  • und meinte noch, das wäre typisch bei kleinen Hunden und dass wir uns da durchsetzen müssen, dass er lernt, dass er beim Menschen keine Zähne einsetzen darf.

    Ein bisserl hat er Recht. Einem großen Hund hätte man das nicht solange durchgehen lassen....


    Grundsätzlich würde ich einen Zwergpudel eher wie eine Katze erziehen: immer vorher freundlich fragen und das gewünschte Verhalten dann erstmal durch Locken abfragen/anbieten.


    Für befremdlich halte ich den langen Zeitraum und die häufigen Vorfälle, in denen er sich durch Knurren und Beißen tatsächlich durchsetzen konnte: sprich, er wehrte sich gegen etwas, das er grad nicht haben mochte oder ihm weh tat, und setzte sich damit auch noch erfolgreich und häufig durch.


    Mit anderen Worten: Ihr "erzieht" Euch da gerade einen echten Problemhund.

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