Guten Morgen zusammen,
ich bitte heute um Euer Schwarmwissen hier im DF-Forum und es dauert einige Zeile bis ich zu meiner Frage komme, da ich Euch ausreichend Informationen geben will.
Bei unserem knapp 10jährigen Labrador-Mix-Rüden gab es am 11.07. in der Neurologie der TK LMU/München die Diagnose "Lavora-Epi".
Vorangegangen sind viele Wochen in denen an Manni diverse Verhaltensänderungen zu sehen waren. Die letzten 3 Wochen immer mehr Zuckungen - ähnlich wie Stromschläge - in unterschiedlichen Alltagssituationen und im Stand.
Von der Diagnostik her wurde alles untersucht: BB zeigt leichte Anämie mit niedrigen Retrikulozyten, alle anderen Werte oB, komplettes Röntgen ohne Befund, zweimal Abdomen-US ohne Befund, Herz-US ohne Befund - das alles bevor wir in der LMU waren.
Ich kopiere Euch hier die Befundzusammenfassung rein:
Geringgradiger Bandscheibenvorfall am Übergang Brust-Lendenwirbelsäule Th12-13.
Myoklonien vermutlich epileptisch bedingt ohne nachweisbare Ursache. Dezente Veränderungen der Muskulatur im EMG und der Kaumuskulatur im MRT. Hierfür wurden noch Neospora caninum eingeleitet.
Interpretation: Weder die Muskelveränderungen noch der Bandscheibenvorfall erklären die heftigen Zuckungen. Die heftigen Zuckungen, belegt durch Video-Material, würde ich als Myoklonien bezeichnen. Es gibt epileptische und nicht epileptische Myoklonien. Levetiracetam ist das Mittel der Wahl zur Therapie von Myoklonien. Es fand sich kein Hinweis auf eine Stoffwechselstörung oder Gehirnerkrankung als Ursache der Myoklonien. Der Laktatwert im Liquor von 2,9 ist identisch zum Blut. Es ist unwahrscheinlich dass eine Muskelerkrankung dazu führt, Ausnahme wäre Myotonie, aber das EMG gab hierfür keinen Hinweis. Myoklonien treten bei einer Spätform von Epilepsie auf, der Laforaepilepsie. Es handelt sich hierbei um eine neurodegenerative Erkrankung. Hierfür könnte man einen Gentest einleiten. Myoklonien wurden auch bei einem Labrador mit Alexanderkrankheit beschrieben. Hierfür könnte man auch einen Gentest einleiten. Aber es handelte sich dabei um einen sehr jungen Hund. Myoklonien können sehr selten auch toxisch bedingt sein (z. B. Mykotoxine, Blei) oder durch eine Autoimmunerkrankung die sich gegen Nervenzellen richtet. Hierfür könnte man Antikörper aus Blut und Liquor einleiten z. B. NMDAR1-Antikörper. Zusammenfassen denke ich dass man eine neurodegenerative oder toxische oder autoimmune ggf auch paraneoplastische Erkrankung des Nervensystems in Betracht ziehen muss. Suchtest für Autoimmunerkrankungen wären Antikörperbestimmungen aus Blut und Liquor.
Therapie: Versuchsweise Levetiracetam für 1 Monate 3 x täglich 10 - 20 mg/kg
Versuchsweise Schmerzmittel Novaminsulfon 3 x 500 – 1000 für 5 Tage
Alternativ: Versuchsweise Medikament gegen neuropathischen Schmerz z. B. Gabapentin 3 x täglich 150 – 300, oder Pregabalin 2 x täglich 50 mg
Überlegungen für das weitere Vorgehen: Gentest Lafora epilepsie
Antineuronale Antikörper aus Blut und Liquor
Ggf. weitere Suchtests für Vergiftungen, Stoffwechselstörungen inkl Cushing, ggf. Feinnadelaspirat der Leber
Noch ausstehende Befunde: PCR Profile aus Liquor, Neospora caninum AK
Nach dem Termin hat Manni für 5 Tage Novaminsulfon bekommen und bereits am 2. Tag hat das exzessive Wassertrinken aufgehört und bis heute so. MMn hatte er Schmerzen u/od Stress und hat das mit viel Trinken irgendwie zu kompensieren versucht. Seit Sonntag bekommt er das Levetiracetam, 3 x 1/2 Tabl. im Abstand von 8 Stunden.
Im Netz ist nicht viel über Lafora zu lesen, aber es wird über eine gewisse Unterstützung durch ketone Ernährung berichtet.
Über Umstellung auf ketone Ernährung beim Menschen gibt es Erfahrungen, daß es für den Körper anstrengend ist Energie aus Fett zu gewinnen. Das haben auch Freunde von uns so erzählt, die vor 5 Jahren ihre Ernährung umgestellt haben. Mich beschäftigt ob diese "Anstrengung" übertragbar ist auf Hunde und ob dieser Umstellungsprozess, der ja einige Zeit in Anspruch nimmt, letztendlich nicht mehr "schadet" als gut tut?
Zuletzt noch: das Leve zeigte bereits am Montag Wirkung, Manni hatte seither keine Myoklonie mehr. Er ist minimal ruhiger, definitiv hungriger und hat phasenweise Koordinationsprobleme an beiden Hinterläufen und vorne rechts. Ich ordne das jetzt als bekannte Nebenwirkungen des Medis ein, die sich die nächsten Tage geben sollten.
Mit der Neurologie der LMU stehe ich in Kontakt.
Danke fürs Lesen und Eure Gedanken zu einer eventuellen Ernährungsumstellung wenn Ihr sie mir schreiben wollt.
Hier Link wo Lafora gut beschrieben ist: