Hallo,
wir haben am 1. Mai 2021 Emi (Labarador / Australian-Shepherd-Franz.Bulldogge Mix) als Welpen zu uns bekommen. Jetzt ist sie schon fast 1 Jahr alt. Nach anfänglichem Welpenblues hat sich ihr Verhalten in der Wohnung sehr zum positiven verändert und zu Hause ist sie auch schon ein angenehmer Hund, welcher natürlich auch noch Baustellen hat, diese sind aber aktuell in Arbeit und stören den gemeinsamen Alltag gerade nicht. (Könnten aber auch eventuell Ursache des Problems sein) Sie ist allgemein gesehen auch ein sehr aufgedrehter Hund, was wir uns auch auf unsere eigene Kappe schreiben und daran gerade probieren zu arbeiten.
Jetzt erstmal zum eigentlichen Problem: Der Leinenführigkeit. bzw. der Orientierung an uns "Hundehaltern". Draußen scheint alles interessanter zu sein als wir oder mit uns entspannt an der Leine zu laufen. Es wird geschnüffelt und gezogen und dazu noch Hauptsache vor uns laufen.
Wir waren von Anfang (nach den ersten Impfungen ab 13. Woche ca.) mit ihr in der Hundeschule erst zu den Welpenstunden (primär Grundübungen und Sozialisierung) und anschließend bei den Junghundstunden (dort wurde dann nicht mehr gespielt). Auch dort wurde uns eine Methode für die Leinenführigkeit gezeigt, am Geschirr. Die Leine vorne im Brustring befestigen und das andere Ende der Leine am Rückenring befestigen, um so mehr Kontrolle über den Hund zu bekommen. Das hat nicht wirklich gut funktioniert. Nicht einmal die Hundetrainer in der Hundeschule konnten nur ansatzweise mit ihr einen Meter laufen, ohne dass gezogen wurde.
Da wir zu der Zeit aber noch andere Baustellen in der Wohnung hatten und der kleine Racker auch noch leicht genug war, haben wir das Thema dummerweise etwas vernachlässigt, bis wir uns dann mit zunehmendem Gewicht gefühlt haben, als hätten wir einen Schlittenhund. Laufen war zu 80 % nur mit straffer Leine. (Alles noch am Geschirr) Zu diesem Zeitpunkt haben wir dann angefangen im Internet zu recherchieren und verschiedenste Herangehensweisen ausprobiert: Richtungswechsel, sobald sie uns überholt hat / überholen wollte; Stehenbleiben und warten bis sie wieder zurückkommt und neben uns steht, "reinlaufen" - also wenn sie ein kleines Stück vor uns läuft eine 90% Drehung machen und in sie hinein laufen; Begrenzen - sobald sie uns überholen will reindrehen und korrigieren (mit einem "Hey"); Leckerlis geben, wenn sie uns anschaut bzw. wenn sie gut neben uns läuft (das ist eher das Problem: Sie läuft gut, bekommt ein Leckerli und läuft sofort weg zu irgendwas anderem). An der Leine gibt es auch keinen Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen, falls das irgendwie wichtig ist.
In der Zwischenzeit haben wir uns dann den Leinenführigkeitskurs der doguniversity gekauft. Also von Geschirr auf ein Halsband gewechselt und auch die Trainingseinheiten probiert so gut es geht zu befolgen. Was aber wirklich schwergefallen ist, weil für sie draußen echt alles spannender ist als wir.
Ich denke auch einfach, dass sich bei ihr Frust aufgebaut hat oder wir ihr nicht wirklich richtig zeigen konnten, was wir von ihr erwarten. Es wird aber langsam für uns zur Tortur. Draußen spazieren gehen macht nicht wirklich Spaß. Sei es am Halsband - weil man nur am Korrigieren ist oder am Geschirr, weil sie da wie ein Schlittenhund zieht.
Unsere Routine sieht aktuell so aus: Morgens raus für ca. 30 Minuten, von der Wohnung bis zum Park (5 Minuten), dort wird dann entweder trainiert (Impulskontrolle, Rückruf etc.) oder es wird mit anderen Junghunden gespielt. Mittags ähnliches Programm so ca. 45-60 Minuten, gegen 18 Uhr dann nochmal einen Spaziergang ohne Training der je nach Lust (durch Leinenführigkeit) 30-60 Minuten geht. In der Wohnung werden ab und zu Suchspiele gemacht - dies aber in letzter Zeit weniger, da sie da meist zu sehr hochdreht und beim Suchen hektisch durch die ganze Wohnung rennt.
Auffällig dabei ist, dass wenn sie Mittags oder morgens etwas mehr Energie herauslassen konnte, läuft sie auf dem Rückweg besser. (Ob es nun an weniger Energie liegt oder daran, dass Sie weiß, dass es nach Hause geht) Auch nach einem zweistündigen Waldspaziergang wird anschließend noch gezogen und da ist wohl auch nicht alle Energie raus.
Das mit der Energie kommt auch daher, dass wir den Verdacht hatten, dass sie zu viel Energie hat und sich deshalb draußen nicht konzentrieren kann, da wir als Welpe nicht soviel mit ihr draußen waren - da in unseren guten Welpen-Ratgebern immer stand: "maximal 5 Minuten pro Lebensmonat" - da diese sonst überdrehen und allgemein sehr viel Ruhe brauchen.
Was erwarten wir eigentlich von ihr?
Wenn die Leine am Halsband ist:
Sie sollte hinter uns laufen oder neben uns, an lockerer Leine.
Sie sollte nicht schnüffeln.
Sie sollte nicht irgendwelchen Reizen hinterherjagen.
(Vielleicht erwarten wir da aber auch etwas viel von einem einjährigen, pubertierendem Hund?)
Wenn sie am Geschirr ist und Schleppleine:
Darf Sie von uns aus gerne schnüffeln und einfach Hund sein.
Wir wohnen in einer Großstadt, in einer Nachbarschaft mit vielen anderen Hunden und deshalb ist uns das Thema der Leinenführigkeit auch sehr wichtig. Wir sind auch kurz davor einen Hundetrainer mit einzubeziehen, aber nach dem "Misserfolg" durch die Hundeschule und der schwierigen Wahl einen kompetenten Trainer zu finden, wollen wir es erstmal noch selber probieren.
Es würde uns freuen, wenn ihr Ratschläge für uns habt, was die Leinenführigkeit und natürlich auch was das überdrehte Verhalten draußen angeht. Vielen Dank schonmal im Voraus und entschuldigt bitte diesen echt lang gewordenen Text.