Hund weigert sich rauszugehen

  • Hey!


    Schön, dass ihr einem Hund mit blöder bzw. unbekannter Vorgeschichte eine Chance gebt!


    Es kann an der Art liegen, wie Du schreibst, oder ich fehlinterpretiere, aber irgendwie lese ich auch eine Unsicherheit bei Dir/bei Euch heraus. Ihr scheint doch recht sachkundig zu sein - so zumindestens Deine Schilderung aus Deinem Willkommens-Post. Aber das ist die sachliche Ebene. Wie sieht es mit der emotionalen Ebene aus? Hast Du/habt Ihr Mitleid? Das Wort "Mitleid" umformuliert - leidet Ihr mit?


    Ich komme über die Schilderung hier aus Deinem Startpost auf diese Phantasie, als Du erwähntest, dass Ihr nur so wenige Meter auf der Straße zugelassen habt, als sich Eure Hündin aber neugierig zeigte.

    Auch an anderer Stelle erwähnst Du ihre Neugier. Wir haben hier auf der Arbeit (Psychiatrie) einen Spruch: "Neugier ist gut gegen Angst!" Da würde ich versuchen anzusetzen.


    Und wichtig: auf die eigenen Emotionen achten. Oleniv hat es eigentlich sehr schön beschrieben, wie ich finde. Durch souveränes Auftreten dem Hund helfen, durch seine Blockade durchbrechen zu können, zumal sie es in den ersten ja schon geschafft. Auch wenn das vielleicht aus dem Hintergrund des will-to-please entstanden sein mag. Sie hat es geschafft und hat dabei auch noch neugierig auf Euch gewirkt.


    LG
    Matthias

  • Es ist aus der Ferne natürlich immer schwer zu beurteilen, wenn man den Hund nicht sieht, aber es klingt mir jetzt nicht nach einem richtigen Angsthund, sondern eher leicht unsicher, aber neugierig.

    Da würde ich tatsächlich schon mit einem gewissen Zwang arbeiten und nicht zulassen, dass der Hund sich einigelt. Ich hatte bisher 4 Hunde direkt aus dem Ausland (1 eigener und 3 Pflegehunde) und alle waren anfangs erst mal unsicher in der ungewohnten Umgebung. Treppen, Türen, Leine, Geschirr... Beim ersten Hund habe ich da auch noch den Fehler gemacht, alles irgendwie auf freiwilliger Basis, mit locken etc. zu versuchen. Unbeabsichtigt habe ich damit aber vor allem ein großes Thema aus alltäglichen Dingen gemacht, was es dem Hund unnötig schwer gemacht hat. Am besten hat hier tatsächlich funktioniert, gewisse Dinge ruhig aber konsequent durchzusetzen. Sei es jetzt, den Hund nach draußen zu tragen, wenn er nicht selber gehen will, mit der Leine direkt zu verhindern, dass der Hund sich darin hineinsteigert, dass man unmöglich Treppen laufen kann etc. Und nach 2,3 mal war das dann auch gut und der Hund hat gemerkt, dass ihm nichts passiert.


    Natürlich muss man mit Fingerspitzengefühl vorgehen und darf den Hund auch nicht überfordern, aber manche Hunde brauchen einfach einen kleinen Schubs, um ihre Komfortzone zu verlassen. Und merken natürlich auch, ob der Mensch dahinter steht oder selber unsicher ist. Ich würde daher in eurem Fall zumindest auf einer Runde täglich "bestehen". Also ohne viel Aufriss Geschirr an, Leine dran und zu Tür marschieren. Will er gar nicht mit, die ersten paar Meter tragen. Und dann mit ihr gemeinsam die Umgebung erkunden, Dinge anschauen etc. Auch nicht unbedingt nach festgelegtem Zeitplan, sondern so, wie es für den Hund passt (also wenn er neugierig ist und gern weiter möchte, gibt es keinen Grund, nach x Metern wieder umzudrehen).

  • Hi, nochmal danke für die Antworten.


    Zum Thema Unsicherheit: Wir haben kein direktes Mitleid mit ihr. Das womöglich dunkle Kapitel in ihrem Leben ist abgeschlossen und auch wenn sie es vielleicht noch nicht weiß, ist ihr Leben jetzt besser. Sie saß die letzten zwei Jahre im Tierheim-Zwinger und vorher unbekannt lange in einer Tötung. Das ist übel, aber vorbei. Und das wird sie irgendwann auch merken. Wir behandeln sie ganz normal. Es gibt Regeln und es gibt Zuneigung und Liebe.


    Eine gewisse Unsicherheit ist aber da, wenn es darum geht Fehler in Bezug auf ihr Wesen zu machen. Ich habe durchaus Erfahrung mit Tierschutzhunden, aber eher mit den klassischen Angsthunden, die nach und nach auftauen. Naya verhält sich allerdings deutlich anders und hier fehlt mir definitiv die Erfahrung mit einem solchen Charakter.


    Das selbstsichere Auftreten und das Konsequente Verhalten beherzigen wir auch. Vielleicht schätzen wir uns da aber auch falsch ein.

    Draußen funktioniert das mittlerweile gut. Sie läuft momentan super mit. Allerdings verlässt sie zu Hause nicht mehr die Couch. Also fast gar nicht mehr. Sie winselt dann nach Gesellschaft, kommt aber nicht von alleine bzw. Traut sich nicht von ihrer Insel runter. Das hat sie vorher nicht getan..


    Evtl. Bräuchten wir mal einen Profi, der/die individuell auf sie und uns eingeht.


    Was man noch erwähnen sollte: Sie hat ein verkürztes Bein durch einen Autounfall und braucht laut TA in Ungarn evtl. irgendwann Schmerzmittel. Vielleicht ist das aber auch jetzt schon der Fall. Wir gehen diese Woche zu unserem Tierarzt. Evtl. erfahren wir da mehr und sie benötigt jetzt schon Medikamente. Außerdem hat sie grauen Star auf beiden Augen. Links im Anfangsstadium. Dort sieht sie auch noch. Rechts ist es deutlicher fortgeschrittener und wir glauben, dass sie hier bereits erblindet ist. Das sorgt natürlich auch noch für zusätzliche Unsicherheit. Wir hoffen, dass wir sie hier zeitnah operieren lassen können… Oder bis dahin mit Tropfen Linderung verschaffen.


    Das spielt natürlich auch noch alles mit rein.

  • Vielleicht noch als Ergänzung:


    Dass wir hier nicht im Vorhinein darauf eingegangen sind, dass sie Schmerzen haben könnte und deshalb nicht raus will, lag daran, dass die normale Umgewöhnung einfach naheliegender für uns war, da sie im Haus gerne wild getobt hat und auch sehr gut gefressen hat/frisst.


    Hier kommen bei uns natürlich auch langsam Zweifel auf. Auch wenn sie keine wirklichen Schmerzsignale zeigt, können wir das natürlich nicht ausschließen.

    Ob es nun daran liegt, kann aber nur der Tierarzt sagen…


    … So viel zum Thema Unsicherheit, was? (-;

  • Sie hat ein verkürztes Bein durch einen Autounfall

    Da würde ich unbedingt zeitnah bei einer Physio/Osteopathin vorstellig werden. Sie hat da mit großer Wahrscheinlichkeit Verspannungen und/oder Blockaden, die auch Schmerzen verursachen. Fände ich wirklich ganz ganz wichtig.

  • Also ich würde da auch unbedingt einen Physio oder ähnliches "drüberschauen" lassen. Hunde lassen sich Schmerzen ganz oft nicht anmerken.


    Wenn es nicht die Schmerzen sind, dann würde ich mal schauen, ob sie auch anderen Orten "Unsicherheiten" zeigt -sie zum Beispiel mal ins Auto tragen und versuchen wo anders spazieren zu gehen. Nicht um es als Dauerlösung zu etablieren, aber vielleicht um rauszufinden, ob es nichts mit eurem Garten zu tun hat.
    Ich denke, dass es gerade bei Hunden bei denen man die Vergangenheit nicht kennt, ganz schwer ist einen Auslöser für gewisses Verhalten zu erkennen. Klingt jetzt vielleicht blöd, aber es kann ja auch sein, dass eure Ablauf beim fertig machen (Schuhe anziehen, Jacke,....) sie beunruhigt.

    Ich würde unabhängig von der Individualität von so einem Problem, aber versuchen die richtige Mischung aus Bestimmtheit und trotzdem positiver Verknüpfung zu finden. Also weniger rauslocken, aber dann fürs richtige/erwünschte Verhalten belohnen.

  • Sie hat ein verkürztes Bein durch einen Autounfall

    Da würde ich unbedingt zeitnah bei einer Physio/Osteopathin vorstellig werden. Sie hat da mit großer Wahrscheinlichkeit Verspannungen und/oder Blockaden, die auch Schmerzen verursachen. Fände ich wirklich ganz ganz wichtig.

    Auf jeden Fall!

    Das haben wir vor. Wir werden vermutlich mit Wasserphysio und Massage starten. Einen guten Spezialisten/Physiotherapeuten bei uns in der Nähe haben wir bereits ausgesucht.


    Allerdings wollten wir sie nicht direkt nach zwei Wochen dahin bringen, sondern vorher natürlich auch nochmal den Arzt drüber schauen lassen.

  • Also ich würde da auch unbedingt einen Physio oder ähnliches "drüberschauen" lassen. Hunde lassen sich Schmerzen ganz oft nicht anmerken.


    Wenn es nicht die Schmerzen sind, dann würde ich mal schauen, ob sie auch anderen Orten "Unsicherheiten" zeigt -sie zum Beispiel mal ins Auto tragen und versuchen wo anders spazieren zu gehen. Nicht um es als Dauerlösung zu etablieren, aber vielleicht um rauszufinden, ob es nichts mit eurem Garten zu tun hat.
    Ich denke, dass es gerade bei Hunden bei denen man die Vergangenheit nicht kennt, ganz schwer ist einen Auslöser für gewisses Verhalten zu erkennen. Klingt jetzt vielleicht blöd, aber es kann ja auch sein, dass eure Ablauf beim fertig machen (Schuhe anziehen, Jacke,....) sie beunruhigt.

    Ich würde unabhängig von der Individualität von so einem Problem, aber versuchen die richtige Mischung aus Bestimmtheit und trotzdem positiver Verknüpfung zu finden. Also weniger rauslocken, aber dann fürs richtige/erwünschte Verhalten belohnen.

    Ja, das ist auch ein geplanter Schritt (:

    Wir werden demnächst mal in ein ruhiges Waldstück fahren und schauen, ob sie dort bzw. danach anders reagiert.

    Allerdings braucht sie gerade glaube ich auch eine gewisse Beständigkeit. Hier halte ich gleiche Abläufe und Kontinuität momentan noch für wichtiger. Routine gibt ihr eine Menge Sicherheit. Das merkt man schon.

    Aber wie gesagt - das werden wir noch machen.


    Positive Verstärkung nutzen wir auch von Anfang an.

    Sie reagiert auch darauf, allerdings hat es sich bei ihr natürlich noch nicht zu 100% „eingebrannt“. Manchmal siegt dann doch ihre Skepsis.

  • Ich halte Routinen und Beständigkeit auch für extrem wichtig - zumindest so gut es sich in den Alltag integrieren lässt... Ich hab es ja auch so gemeint, dass man damit mal schauen könnte, ob es in einer anderen Umgebung auch so ist um herauszufinden wo man ansetzen könnte....
    Wobei ich auch denke, dass gewisse "Eigenheiten" manchmal kommen und gehen. Unserer (allerdings ein Junghund) hat sich mal eingebildet, dass man aus dem Geschirranziehen ja eventuell ein Fangenspielen machen könnte.... Er hat das 3,4 mal versucht und ist von alleine draufgekommen, dass es nix bringt, weil wir ja eh nicht mitspielen :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Okay, ich wäre froh wenn sie daraus ein Spiel machen würde!:beaming_face_with_smiling_eyes: Bei uns wäre das gerade ein Fortschritt.


    Hatte es auch so aufgefasst und der Hinweis von dir war ja auch wichtig (:

    Wollte damit nur sagen, dass sie gerade so langsam kapiert was sie erwartet und die Erwartungen würde ich dann gerne auch noch ein bisschen erfüllen, bevor wir das machen.

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