Welpen-Austausch Teil 4

  • Aber in ausnahmslos JEDER Hundeschule, die ich jemals besucht habe, wurde es so gehandhabt, dass man ignoriert, Aua quietscht und sich wegdreht, weil hört schon von allein auf.

    Bei Emil hab ich es auch so gemacht, zum einen wegen Huschu, zum anderen weil seine Zähne ausnahmslos aus Versehen beim Spielen in mir landeten

    Ja, ist halt nicht mehr "in" eine Ansage zu erteilen. Das zeigt sich auch in den Hundeschulen (von denen ich eh kein Fan bin).


    Es ist natürlich ein Unterschied ob es ein Versehen ist (wobei auch da ein Hund aufpassen kann), oder ob der Hund gezielt zupackt.

    Ja da ist sie wieder, die berühmte "Ansage" mit der der Neuhundebesitzer in der Regel so gar nichts anfangen kann. Und die doch mirakulös alle Probleme nachhaltng lösen kann.


    Nicht falsch verstehen, ich verteile auch Ansagen wenn der Hund Grenzen überschreitet. Ich habe es sogar schon einmal(!) erlebt, dass das wirklich nachhaltig war. Die Regel ist es nicht - auch nicht bei hündischen Ansagen (die im allgemeinen brutal deutlicher ausfallen). Wesensfeste Welpen sind recht resilient (mag auch rassenspezifisch sein) und probieren es im allgemeinen mehrfach wieder - auch bei Artgenossen, die sie eigentlich durchaus respektieren.


    Es mag sein, dass ich einen Welpen mit einmal "BUHH!" so beeindrucke, dass er nie wieder mal was riskiert mir gegenüber. Aber was, wenn nicht? Will man da wirklich die Eskalationsleiter beschreiten, und dies auch Anfängern empfehlen?

  • Zum Glück gibts noch normale Menschen, die einfach den Hund mit Hausverstand und Bauchgeühl behandeln und damit sehr klare Ansagen ohne Atomkrieg machen können.


    Deine Frage ist auch dezent gefärbt, so wie du sie formuliert hast. War Absicht?


    Nur als Beispiel: Die totale Eskalation beim letzten Welpen hier - um dein Wort zu nehmen - war ein ruhiges in den Pelz greifen und einmal wirklich zupfen, dabei anfixieren und klar machen: Hey, runtertakten. Welpe völlig entsetzt - geschrieen, dumm geguckt - gemerkt, was ich will - gut wars. Danach reichte ein "Hey lass den Quatsch". Einmal dann wieder nicht - klaro - testen - also einfach dasselbe wieder. Gut ists.

    Und ich möchte dabei nur erwähnen, dass ich zu den Menschen gehöre, die gar kein Problem damit haben, wenn Welpen auch mal rumgurken und lustige, dumme Dinge tun. Wichtig ist mir nur: Wenn ich sie anspreche, dann bitte runtertakten und aufhören. Wenn die Basis stimmt, ist bei mir Phantasialand. Ist das nun Gewalteskalation? Ich finde zB dass es das gar nicht ist.

  • War gestern zu Besuch bei meiner Schwester.

    Rudi hat das 1. Mal mit ihrem Hund gespielt heart-eyes-dog-face.


    Spannend war, dass meine erwachsene Hündin Kira das Spiel zwischen den beiden unterbinden wollte. Und zwar, indem sie den Welpen maßregeln wollte.

    War kein Thema, da ich sie abgerufen habe. Die anderen haben dann weiter gespielt.


    Würde mich aber interessieren, was das bedeutet.

  • Da hab ich eine ernstgemeinte Frage dazu.


    Wie macht man das? Ruhig in den Pelz greifen (wo positioniert?) Zupfen? Also so wie mal kurz beißen, wenn man ein Hund wäre?


    Kann richtig ausgeführt sicher viel bringen, es muss aber eben richtig ausgeführt sein.

  • Nochmal zum 'Hilfe, mein Welpe beisst!'-Thema:

    Ich arbeite ja möglichst viel über positive Verstärkung. Bei mir regnet es - gerade in Anfangsphasen, wenn Vertrauen aufgebaut werden soll - Kekse. Ich belohne gern und häufig und zeige dem Hund mit allem, was ich habe, dass er hier willkommen ist, dass es sich lohnt, mit mir zusammen zu arbeiten und er hier sicher ist. Ich verteile anfangs wirklich für möglichst jedes Verhalten, was ich irgendwie 'nicht falsch' finde, Futter und Aufmerksamkeit. Mit zunehmender Erziehung baue ich das natürlich wieder ab - so käme es mir nicht im Traum in den Sinn, für meine eigenen Hunden, die bereits jahrelang bei mir sind, noch dauernd mit einem Leckerlibeutel herumzurennen.


    Aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass ich keine Grenzen setze oder niemals strafe. Aber ich möchte jedem Hund - und insbesondere Welpen - so eine faire Chance lassen, zuerst lernen zu dürfen, welche Verhaltensweisen erwünscht sind und konsequent belohnt werden, bevor ich aversiv eingreifen muss. Grenzen setze ich allerdings ab Tag eins. Das geschieht aber nach Möglichkeit so, dass ich nicht den Hund in seine Umwelt hineinkorrigieren muss, sondern die Umwelt an den Hund anpasse.


    Das behalte ich so lange bei, bis erstens eine gewisse Vertrauensbasis zwischen mir und dem Hund besteht und zweitens, bis ich mit der Basiserziehung dieses Hundes soweit bin, dass er die Abläufe kennt und weiss, was ich von ihm verlange. Bevor wir uns jetzt missverstehen: je nach Hund sprechen wir hier von 3-7 Tagen, in denen er 'ankommen darf' und während derer ich sein Umfeld so manage, dass Strafe schlichtweg nicht nötig ist (wobei natürlich trotzdem jede Menge an Erziehung stattfindet). Erst danach - und auch erst, nachdem ein Abbruch über positive Verstärkung aufgebaut wurde, so dass der Hund wissen kann, was 'nein' oder 'lass es' überhaupt bedeutet - erlebt mich der Hund, wenn unbedingt nötig, aversiv.


    Aber: bevor dieser Hund mich, andere oder sich selbst zu Schaden kommen lässt, greife ich selbstverständlich und absolut kompromisslos auch aversiv ein. (Obwohl das, wenn ich so handeln muss, natürlich ein ganz klares Versagen meinerseits in der angemessenen Handhabung und Sicherung dieses Hundes aufzeigt. Aber in der realen Welt lässt sich nun mal nicht immer alles vorhersehen oder kontrollieren.) Drohen, sich abwenden, die Flucht ergreifen, sich ängstigen, erstarren, sich im Übermut an einem (dafür freigegebenen) Spielzeug auslassen, etc. ist absolut erlaubt und wird respektiert, aber ein Hund, der mich oder andere ernsthaft zu beissen versucht oder das in einer Art und Weise tut, dass die Haut Spuren davonträgt - und zwar völlig egal, ob er erst eine halbe Stunde oder bereits eine Woche bei mir ist - wird eine äusserst heftige und eingängige Reaktion meinerseits erfahren.


    Ich verstehe nicht, wie man sich wochenlang vom eigenen Welpen die Gliedmassen zerbeissen lassen kann. Jede Wiederholung des ja eigentlich unerwünschten Verhaltens festigt ja ebendieses. Ausserdem will ich doch gerade so einem jungen Hund, der Neues noch aufsaugt wie ein Schwamm, schnellstmöglichst beibringen, dass gewisse Verhaltensweisen nicht wie gewünscht funktionieren ('wenn ich in menschliche Haut beisse, komme ich niemals zu meinem Ziel bzw. ist das niemals befriedigend') und andere befriedigender sind ('mit meinem Menschen mit Objekten zergeln ist lustig, aber wenn ich Haut erwische ist leider Schluss mit dem tollen Spiel'). Ich bringe meinem Hund doch nicht erst wochenlang bei, dass es dem Menschen völlig egal ist, wenn er volle Kanne in seinen Körper hackt und er ihn schon nett wieder herausoperieren wird, nur um ihn - nachdem man den zwölften Trainer konsultiert hat - einige Zeit später dann doch und jetzt massiv aversiv abzubrechen? Kein Wunder, dass der Welpe da dann erst recht überdreht und vollends verunsichert und verwirrt ist.

  • Nur als Beispiel: Die totale Eskalation beim letzten Welpen hier - um dein Wort zu nehmen - war ein ruhiges in den Pelz greifen und einmal wirklich zupfen, dabei anfixieren und klar machen: Hey, runtertakten. Welpe völlig entsetzt - geschrieen, dumm geguckt - gemerkt, was ich will - gut wars.

    Hm also ich bin ja auch eher pro Ansagen bei diversen Problemen, aber ein so sozial sensibler Welpe der bei einem ernsten Fellkneifer schon rumschreit ist jetzt auch nicht so die Norm.


    Ich erlebe da auch wie Naijra viele Welpen als erstaunlich resilient und stumpf, was Einwirkungen betrifft. Das ist später nicht mehr so.

  • Will man da wirklich die Eskalationsleiter beschreiten, und dies auch Anfängern empfehlen

    Die Eskalationsstufe beschreitet man auch, wenn man keine Ansage erteilt. Ein Hund der niemals merkt, wann es gut ist, wird auch nicht aufhören. Und ich denke irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem auch der vorsichtigste Neuhundehalter rein instinktiv handelt. Dann ist der Hund uU in einem Alter, wo ihn das instinktive Handeln nicht mehr beeindruckt und ihn eher noch aufputscht.

    Vielleicht funktioniert das auch nicht beim ersten oder zweiten Mal. Je nach Hund. Aber wenn ich authentisch bin, kommt das irgendwann an. :ka:


    Leider geht den Menschen (gefühlt) immer mehr die Intuition flöten. Von überall bekommt man eingeflößt, dass der Hund nie Schuld ist, sondern nur der Mensch (was zu 99,99% auch sicher stimmt), dass man nie direkt werden sollte, alles möglichst schön füttern sollte und man bei der ersten Gelegenheit bei der man vielleicht lauter wird, oder sich vielleicht auch mal mit Schubsen oder sonst was harmloses wehrt, sofort das Vertrauen des Hundes verspielt hat und der Tierschutz am nächsten Tag am Tisch steht.


    Was ich sagen will, ist nicht, dass man den Welpen traumatisiert. Ich meine damit, dass man in einem solchen Moment dem Hund mit einer instinktiven Handlung eine Grenze aufzeigt. Etwas, dass in einen Sozialverband normal ist.


    Ich habe nichts gegen schönfüttern, oder rein positiven Aufbau. Aber da gibt es andere Gebiete für. Grenzen sind beim Setzen nichts schönes, aber helfen dem Hund ja langfristig, mit uns ein entspanntes Leben zu führen. In einem Sozialverband mit Regeln und Pflichten. Ich als Mensch halte ja, im Idealfall auch meine Grenzen dem Hund gegenüber ein.


    Gustav ist und war auch mein erster Welpe. Ich bin kein Experte, auch wenn ich vielleicht nicht gerade ein Anfänger bin, bin ich nicht perfekt. Und vieles mache ich auch nicht richtig. Aber mir fällt es immer mehr auf, dass Menschen sich zu sehr unter Kontrolle haben und nicht mehr auf Intuition und Bauch hören,weil ihnen ein Buch oder ein Trainer sagt, man soll quietschen und das Spiel abbrechen. Mein Hund hat da nur nach gesetzt, weil er mein aufgesetztes Getue als Spiel empfand.

  • Ich habe heute beim Verbeißen in die Hose deutliche Grenzen gesetzt, mit Körpersprache, kurzes Hey und schließlich ein Wegschubsen. Sie war irritiert, hat aber aufgehört und meine Einladung zum Streicheln danach sofort angenommen.


    Als es sich später wiederholte kam mein Mann grad rein und schmetterte ein tiefes dunkles „Hey“, Klang fast wie Bellen und ich wäre beinahe selber um Gnade winselnd auf den Rücken gefallen, das war auch beeindruckend und sie trollte sich.


    Es fühlt sich richtig an, dieses ganze Ignorieren hat überhaupt keine Wirkung gezeigt - nur anfangs, aber nun mit 11 Wochen amüsiert sie sich auch köstlich alleine mit Hosenbein/Jackenärmel, wenn da keiner eine Grenze setzt - dann macht sie einfach weiter.

  • Nur als Beispiel: Die totale Eskalation beim letzten Welpen hier - um dein Wort zu nehmen - war ein ruhiges in den Pelz greifen und einmal wirklich zupfen, dabei anfixieren und klar machen: Hey, runtertakten. Welpe völlig entsetzt - geschrieen, dumm geguckt - gemerkt, was ich will - gut wars.

    Hm also ich bin ja auch eher pro Ansagen bei diversen Problemen, aber ein so sozial sensibler Welpe der bei einem ernsten Fellkneifer schon rumschreit ist jetzt auch nicht so die Norm.


    Ich erlebe da auch wie Naijra viele Welpen als erstaunlich resilient und stumpf, was Einwirkungen betrifft. Das ist später nicht mehr so.

    Ich hatte noch nie einen Welpen, der bei einer körperlichen "Ansage" wie oben beschrieben entsetzt geschrieen hätte. Bei 'ner Ansage durch meine Althündin schon. Bei Splash war das in einem Fall auch nachhaltig, bei Emrys hat es maximal 3 Tage gewirkt. Der war sehr viel resilienter - ist es heute noch.


    Für einen Hundeanfänger ist überhaupt nicht einschätzbar, wieviel Druck oder Körperlichkeit es braucht, und was zuviel ist.

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