Verhalten beim Spaziergang (Pubertät)

  • Hi ihr Lieben,


    Charlie ist nun 6,5 Monate alt und ich merke erste Anzeichen der Pubertät. In der Wohnung ist alles super, beim Spaziergang haben sich in den letzten Tagen ein paar Veränderungen gezeigt.


    Charlie schnüffelt. Extrem viel. Und ich weiß nicht genau wie ich damit umgehen soll. Da bei uns eine generelle Leinen oder Maulkorbpflicht herrscht und Charlies Rückruf momentan ausbaufähig ist, ist er entweder an der Schlepp/Flexi (am Geschirr natürlich) oder für kürzere Spaziergänge an der 3m Leine am Halsband.

    Eine kleine Baustelle ist die Leinenführigkeit. Am Halsband im Grunde kein Problem, auch wenn ich ihn Anfangs immer mal dran erinnern muss was die Regeln sind. Am Geschirr ist sie ziemlich schlecht geworden und er versucht öfters seinen Willen durchzusetzen. Ich lasse ihm das eigentlich nie durchgehen, probieren tut er es trotzdem. Ist es da sinnvoll das a) auch am Geschirr zu trainieren oder sollte ich das in Anbetracht der großen Abgelenktheit in seiner Phase momentan lassen und b) ist es hilfreicher, ein Kommando (z.B. Ende) zu etablieren wenn er an das Ende seines Radius kommt? Wenn ja, wie baut man das auf?


    Wenn er doch mal frei läuft orientiert er sich um Welten besser an mir als an der Leine (egal ob kurze oder lange Leine), aber allzu oft kann ich ihn leider nicht frei laufen lassen.


    Zweite Sache: das Schnüffeln. Momentan sind alle Gerüche total interessant, wir würden, wenn ich ihn lassen würde, vielleicht 5m pro Minute weit kommen weil alles so toll riecht. Ich verstehe, dass das eine der Hauptbeschäftigungen von Hunden ist, aber bis zu welchem Grad ist das okay und wann sollte man das unterbinden? Er ist schon ziemlich abwesend bei dem Ganzen und achtet kaum auf mich (auch weil er wegen der Leine weiß, dass ich mich nicht einfach davonschleichen kann).

    Ich habe es beim großen Spaziergang vorhin so probiert, dass er die ersten 15min soviel schnüffeln durfte wie er wollte (Leine am Geschirr) und danach war die Leine am Halsband, er durfte sich in dem Radius frei bewegen, aber ich bin relativ konstant mein Tempo mit einem Ziel vor Augen gegangen (ohne großartig auf ihn zu achten oder stehen zu bleiben wenn er stehen bleibt). Nach einer Zeit hatte er verstanden, dass er nicht bei jedem Grashalm eine halbe Stunde stehen bleiben kann, aber ich hab gemerkt dass es ihn schon gestresst hat. Er hat sich öfter geschüttelt und gegähnt, wir haben dann unser kleines Ruheritual gemacht und da wars dann auch etwas besser.


    Ich bin mir aber trotzdem unsicher, wie ich hier weiter vorgehen soll. Einfach sein Ding machen lassen mit dem Wissen, dass er einfach durch die Hormone zu viele Eindrücke hat und die gar nicht verarbeiten kann oder wirklich versuchen dran zu arbeiten, auch wenns in dem Moment Stress für ihn bedeutet?


    Habt ihr sonst noch Tipps für die Spaziergänge?

  • Wieso herrscht bei euch generell Leinen und Maulkorbpflicht?:ka:



    Was macht ihr denn sonst so auf Spaziergang ?

    Belohnst du wenn er Blickkontakt zu dir aufnimmt ?

  • Wie groß wäre denn sein Radius im Freilauf und wie lang ist seine Flexi/Schlepp?


    Ich finde es gefühlt auch etwas viel verlangt für einen 6,5 Monate alten Hund, sich den kompletten Spaziergang lang zurück zu nehmen und zu konzentrieren :???:


    Freilauf geht bei euch nicht, weil er generell schlecht abrufbar ist (auch ohne Fremdreize)? Oder mag er den Maulkorb nicht?

  • in Wien muss man leider entweder Leine oder Maulkorb verwenden. Den Maulkorb sind wir gerade dabei aufzutrainieren, da hat er auch schon große Fortschritte gemacht und gestern war er den halben Spaziergang ohne Leine mit Maulkorb.


    Ich bin beim Rückruf immer eim bisschen übervorsichtig, wenns 1x nicht geklappt hab krieg ich sofort die Krise... Prinzipiell ist er eh gut abrufbar, ohne Reize sowieso (gut außer er hat sich total festgeschnüffelt), mit Reizen auch, wenn ihm einfällt dass es ja bei mir super Belohnungen gibt. Aber gerade Krähen jagt er momentan gern ein bisschen hinterher und da will ich ihm eigentlich so wenig Erfolgserlebnisse wie möglich geben. Menschen, Radfahrer, Kinder sind völlig uninteressant, bei anderen Hund weiß er dass er nicht ran darf, kann aber in letzter Zeit gar nicht mehr seinen Blick davon lösen.


    Schleppleine ist 10m lang, Flexileine 8m.


    Blickkontakt hab ich immer belohnt, entweder verbal oder mit Leckerli.

    Momentan ist aber selbst das Leckerli eher zweitrangig, das bin ich von meiner Fressmaschine überhaupt nicht gewohnt... wenn ich Käse dabei hab, macht er sowieso alles. Aber ich kann ihn ja nicht immer damiz belohnen oder? Ist das erstmal egal, dass es quasi Bestechung ist?

  • Belohnen und bestechen ist ja was anderes.


    Belohnen kann man ja vielfältig vielleicht auch mal mit einem Spiel oder was suchen lassen.


    Wie gestaltest du denn eure Spaziergänge sonst?



    Ich finde schnüffeln nicht schlimm aber es sollte immer die Option bestehen das man es abrechen kann finde ich.

  • Es ist doch nicht Bestechung, bloß weil du so belohnst, dass der Hund es auch als Belohnung empfindet =). Musst dir halt überlegen, wofür es den Käse gibt. Also für z.B. Umorientierung bei Krähensichtung, bei Abruf von Schnüffelstelle, warten, wenn er andere Hunde sieht... Also für die Dinge, für die es mehr Gegengewicht braucht.


    Ich würde wohl dazu tendieren, im Moment die wirklich wichtigen Dinge hochwertig zu trainieren und daneben ihm auch Raum zu lassen, denn in dem Alter ist es echt schwer, sich durchgängig an drölfzig Regeln zu halten.


  • Hallo,


    ich habe mir mal die Stellen rausgepickt auf die ich eingehen möchte. Ich hoffe, dann ist es übersichtlicher.

    Charlie schnüffelt. Extrem viel. Und ich weiß nicht genau wie ich damit umgehen soll.

    Ich würde schon schauen, dass du in deinem Tempo voran kommst. Ansonsten würde ich ihn schnüffeln lassen.

    Eine kleine Baustelle ist die Leinenführigkeit.

    Von einem 6,5 Monate alten Hund Leinenführigkeit zu verlangen ist (meiner Ansicht nach) wie von einem Erstklässler Abitur zu verlangen.


    Mein älterer Rüde (5 Jahre alt) hat mittlerweile eine sehr schöne Leinenführigkeit. Bis er 3,5 Jahre alt war gab es aber immer mal wieder Phasen, da war er einfach "im Frühling". Da half nur: Geschirr an und ab die Post. ;)


    Mein jüngerer Rüde ist gerade 1,5 Jahre alt geworden. Von ihm verlange ich Leinenführigkeit nur bei geringer Ablenkung und wenn er sich zuvor ausreichend bewegen konnte. Dann klappt es sehr gut. Aber er ist wie gesagt ein knappes Jahr älter als dein Knirps.


    Wenn bei euch Leinen- oder Maulkorbpflicht herrscht, verstehe ich das natürlich, dass eine gute Leinenführigkeit eine höhere Priorität hat, aber ich würde in diesem Alter trotzdem erstmal Management betreiben. Er scheint ohne hin gerade schlecht aufnahmefähig. Was du auf jeden Fall tun kannst, ist die Momente in denen er aufmerksam ist, zu nutzen.

    Ich verstehe, dass das eine der Hauptbeschäftigungen von Hunden ist, aber bis zu welchem Grad ist das okay und wann sollte man das unterbinden?

    Also wenn ich merke, der Hund schießt sich durch die Schnüffelei komplett ab und blendet mich vollständig aus, dann gibt es von mir schon mal ein sehr deutliches Wort. Ich meine, Schnüffeln schön und gut, und meinetwegen darf auch mal Zug auf die Leine kommen... Aber den Arm auskugeln lasse ich mir sicher nicht.

    in Wien muss man leider entweder Leine oder Maulkorb verwenden.

    Ich war vor Kurzem in Wien und wusste davon nichts. Kontrolliert hat das keiner. Wir waren immer ohne Leine unterwegs... Ups.


    Ich bin beim Rückruf immer eim bisschen übervorsichtig, wenns 1x nicht geklappt hab krieg ich sofort die Krise...

    Mir ist ein funktionierender Rückruf sehr wichtig. Oberste Priorität. Meine Hunde laufen 80% frei. In diesem Alter würde ich da auch noch keine Experimente machen. Ich würde davon ausgehen, dass er noch nicht 100%ig sitzt (kann gar nicht bei einem 6,5 Monate alten Hund) und wirklich weiter im Trainingsmodus bleiben. D.h. nur Rufen, wenn du absolut sicher bist, dass er kommen wird.

    wenn ich Käse dabei hab, macht er sowieso alles.

    Dann würde ich mal eine Großpackung kaufen. Meine Hunde werden mit dem belohnt, auf das sie abfahren. Ich glaube auch nicht, dass sich das irgendwie "abnutzt" mit der Zeit. (Hunter bekommt beim Training immer Lyoner, immer. Er findet's immer noch mega geil.)


    Was ich dir auch empfehlen würde, falls du in dieser Richtung noch nicht aktiv bist. Such dir ein gemeinsames Hobby mit Hund. Ein Labrador ist ein Hund der sehr sehr gerne mit seinem Menschen zusammenarbeitet. Wenn er lernt, dass er die tollsten Erlebnisse sowieso nur mit dir zusammen hat, werden die ganzen Umweltreize sehr schnell nicht mehr ganz so spannend sein.

  • "Ende" auftrainieren:

    2-4 Meter vor Ende der Leine "Ende" rufen, wenn er ein paar Mal anschließend in die Leine gerasselt ist, sollte er relativ schnell lernen, was das bedeutet (wurde mir so erklärt, wir üben das auch gerade, die ersten paar Mal pro Spaziergang rennt er noch rein, dann checkt ers meistens, haben aber auch noch nicht so oft geübt.)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!