Katzenunverträglicher Hund vom Tierschutz - hoffnungsloser Fall?

  • Hallo,


    mal kurz ein paar Worte zu mir, ich lebe mit meinem Partner sowie unseren beiden Katzen und unserer Pit-Schäfer-Mixhündin (4 Jahre alt, kastriert) in einer 100qm Eigentumswohnung. Vanja ist kommt vom Tierschutz, wir haben sie mit 3 Jahren adoptiert und ich bin auch heute noch ehrenamtlich in besagtem Tierheim unterwegs.


    Dort sitzt leider schon seit 3 Jahren ein American Bulldog-Rüde (7 Jahre alt, kastriert), der psychisch total abbaut in letzter Zeit, da er eben den Großteil seiner Zeit in einem kargen Zwinger verbringen muss. Er frisst kaum noch und reagiert auch nicht mehr auf Ansprache. Beim Gassigehen blüht er auf, aber sobald es wieder Richtung Tierheim und zu seinem Zwinger geht, merkt man ihm richtig an, dass er dort nicht sein möchte. Körperlich ist er laut Tierarzt vollkommen gesund. Leider hat er nur wenige Interessenten, und wenn, dann sind das eben immer diese typischen Kandidaten, bei denen relativ schnell klar wird, dass sie den Hund aus Statussymbolgründen wollen und nicht, weil sie ein Familienmitglied aufnehmen möchten.


    Ich bzw. wir würden ihn so gerne zu uns nehmen (mit unserer Hündin versteht er sich sehr gut und ist generell ein superlieber, verschmuster und menschenbezogener Kerl), das Problem ist, dass er keine Katzen mag. Ich bin nun schon die ganze Zeit am hirnen, wie und ob man das mit einem 7-jährigen American Bulldog trainieren kann, dass er Katzen zumindest akzeptiert, er muss sie ja nicht lieben.


    Bei unserer Vanja war es so, dass sie in ihrem bisherigen Leben kaum was kennengelernt hat, auch Katzen kannte sie gar nicht und sie war sich anfangs ziemlich unsicher, was sie mit den beiden anfangen soll. Da sie nur einen sehr gering ausgeprägten Jagdinstinkt hat, war es aber nicht allzu schwer, ihr klar zu machen "Die gehören zur Familie!". Alle drei kommen sehr gut miteinander klar und es gab, wenn überhaupt, nur ganz am Anfang mal die ein oder andere Situation, die ich als potenziell gefährlich eingestuft hätte.


    Aber gut, das bringt ja alles nix, denn es geht hier nicht um Vanja, sondern wie gesagt um den armen Kerl im Tierheim, darum wollte ich mal fragen, ob hier jemand Erfahrungen damit hat, einen katzenunverträglichen Hund katzenverträglich zu bekommen, oder sollte ich mir das gleich aus dem Kopf schlagen, gerade bei so einer sturen Rasse wie dem American Bulldog? Ich will ihn auch nicht mal "auf gut Glück" mit nachhause nehmen und "mal schauen, was passiert", denn damit ist, denke ich, auch keinem geholfen. :(

  • Hallo!

    Ich denke, versuchen kann man es auf jeden Fall.

    Unsere Podencohündin (rassetypisch extremer Jagdtrieb) hat unsere Katze auch zuerst als Beute betrachtet, nachdem sie einmal vor ihr geflüchtet ist. Die Hündin war ganz neu bei uns und hat auf die Katze beim Vorbesuch kaum reagiert, da die Katze sich da nicht bewegt hatte.

    Ich hatte auch große Bedenken, ob das hinzubekommen ist. Sie kannte allerdings von der PS schon den Clicker und innerhalb von zwei Wochen hat es gut geklappt mit den beiden. Dass unsere Hündin sehr auf Futterbelohnungen abfährt, war natürlich super.

    Mittlerweile können wir sie auch gut zusammen alleine lassen.


    Es muss natürlich nicht so laufen, aber einen Versuch ist es wert. Gefährdet hätte ich meine Katze allerdings nicht und wenn ich der Hündin nicht getraut hätte, hätte sie wieder gehen müssen, so doof das gewesen wäre ...

  • Ich selbst habe keine Erfahrung mit der Kombi Katze/Hund und würde deshalb empfehlen die Katzenverträglichkeit im Tierheim zu testen. Zum Beispiel sieht man ja schon sehr viel, wenn der Hund am Katzengehege vorbei geführt wird, wie er reagiert. Dennoch, auch wenn man von den besten Voraussetzungen ausgeht, kann es in der Wohnung ganz anders sein.


    Ich würde den Katzen einen eigenen Raum zu gestehen. Da dürfen die Hunde nicht rein. Die Tür mit einem Kinderschutzgitter versehen, so dass die Katzen rein raus können, wie sie wollen. Niemals Hunde/Katzen alleine lassen! Abtrennen bei Abwesenheit der Menschen!


    Hund auf Probe nehmen? Vielleicht mal erst über Nacht? Was meint denn das Tierheim dazu?

  • ich kannte mal auch so einen Kandidaten ( sogar gleicher mix). Der war auch katzenunverträglich. Der ist bei sitzenden Katzen schon mit so einer Intensität abgegangen, bei dem habe ich wenig Chancen gesehen dass er die Katzen jemals toleriert und wenn mit sehr viel Kontrolle.

    Das ist schon ein anderes Kaliber als wenn ein Hund brennende Katzen als jagdobjekt sieht ( was ich nicht für untypisch halte).

    Ich weiß nicht welcher Typ er ist. Weiß das das Tierheim?

  • Man kann generell einiges erreichen - ich habe meiner extrem jagdtriebigen Terrierhündin mit drei Jahren beibringen können, friedlich mit freilaufenden Hühnern zusammenzuleben, obwohl sie zuerst vor Greifenwollen schier ausflippte. Das ist ziemlich die Königsklasse für so einen Hund, und sie unterscheidet immer noch "ihre" von "fremden" Hühnern. Bei jedem Neuzugang müssen wir die Spielregeln auffrischen, bis sie ihn akzeptiert hat.


    Da läge m.E. auch der Knackpunkt bei dem Hund, den du beschreibst: Generell katzenverträglich wirst du ihn sicher nicht mehr kriegen, aber schaffst du es, "seine" Katze als Tabu zu setzen?


    Ich denke, das wird sehr daran hängen, wie zugänglich, wie dir verbunden, wie an deinem Wohlgefallen interessiert dieser Hund ist und wie konsequent du vorgehst. Mit einem sehr sturen Vertreter, der dazu neigt, rücksichtslos sein eigenes Ding zu machen, würde ich das Risiko wohl nicht eingehen. Mit einem weicheren, zugänglicheren Tier würde ich es unter Umständen und größten Vorsichtsmaßnahmen versuchen.


    Ein großes Risiko ist es und wird es bleiben, so lange der Hund lebt, denn auch bei scheinbar friedlichem Zusammenleben kann ihn eine Bewegung der Katze jederzeit zum Jagen triggern - da gibt es wirklich - zig traurige Unfallberichte. In deinem Fall, bei zwei Hunden, hätte die Katze auch noch die Gruppendynamik gegen sich. Das ist schon sehr gefährlich.


    Psychologischer Vorteil wäre natürlich, dass die Katze zuerst da ist, also nicht in sein Revier kommt, sondern er in ihres. Ich würde ihn wahrscheinlich -zigfach gesichert und unter jeder nur erdenklichen Vorsichtsmaßregel mal probehalber mitnehmen und sehen, wie zugänglich er noch bleibt. Wenn ich das Gefühl hätte, er blendet mich komplett aus und ist unerreichbar, wäre mir meine Katze für weitere Versuche zu schade.

  • Ich hab beide Fälle schon erlebt. Mein erster Pflegehund, angeblich beim Katzentest im Tierheim unauffällig, ging von Anfang an die Katzen hier an. Er hat sie wirklich gehasst, hing nur noch auf zwei Beinen in der Leine und schrie. Ein halbes Jahr haben wir trainiert, immer die Katzen getrennt vom Hund, ihn immer gesichtert, niemals zugelassen dass er die Chance hat den Katzen was zu tun. Im Laufe der Monate hat er gelernt nicht mehr komplett auszurasten und konnte bei ca 20 Metern Abstand ruhig bleiben. Ein Zusammenleben mit Katzen ist definitiv auch mit sehr viel Training nicht möglich gewesen, die Tötungsabsicht blieb bis er bei mir auszog. Im neuen Zuhause hat er trotz etlicher Vorsichtsmaßnahmen eine Nachbarskatze erwischt und innerhalb von Millisekunden getötet, keine Chance da einzugreifen.


    Der zweite Fall ist die Hündin von meinem Freund. Sie durfte bei der Oma die Katzen aus dem Garten verjagen, hat allgemein ordentlich Jagdtrieb und hätte nicht gezögert auch meiner Katze das Fell über die Ohren zu ziehen. Wir haben die Vergesellschaftung trotzdem gewagt, immer unter entsprechender Sicherung, und mit viel Training sind wir mittlerweile so weit, dass die Beiden gut miteinander klar kommen. Sie begegnen sich in der Wohnung und im Garten, es wird aneinander geschnuppert und wenn die Katze spielerisch losrennt geht die Hündin nicht mehr hinterher. Trotzdem haben wir immer ein Auge auf die Beiden, sie sind niemals unbeobachtet zusammen, verbringen auch die Nacht getrennt voneinander und wenn einer von Beiden mal einen schlechten Tag hat dann trennen wir komplett.


    Es hängt also erstmal vom Hund ab ob eine Vergesellschaftung überhaupt möglich ist. Und dann davon wie weit der Mensch in der Lage und willens ist intetnsiv zu managen, trainieren und mit dem Risiko zu leben dass doch etwas passiert. Man kann so viel sichern wie man will, der Fehlerteufel macht vor Niemandem Halt und es kann immer was passieren. Spätestens wenn man sich zu sicher fühlt und denkt jetzt hat man es geschafft, dann wird man nachlässig und schon ist das Unglück geschehen.

  • Ich selbst habe keine Erfahrung mit der Kombi Katze/Hund und würde deshalb empfehlen die Katzenverträglichkeit im Tierheim zu testen. Zum Beispiel sieht man ja schon sehr viel, wenn der Hund am Katzengehege vorbei geführt wird, wie er reagiert. Dennoch, auch wenn man von den besten Voraussetzungen ausgeht, kann es in der Wohnung ganz anders sein.


    Ich würde den Katzen einen eigenen Raum zu gestehen. Da dürfen die Hunde nicht rein. Die Tür mit einem Kinderschutzgitter versehen, so dass die Katzen rein raus können, wie sie wollen. Niemals Hunde/Katzen alleine lassen! Abtrennen bei Abwesenheit der Menschen!


    Hund auf Probe nehmen? Vielleicht mal erst über Nacht? Was meint denn das Tierheim dazu?

    Das ist das Problem, ich habe angeboten ihn mal auf Probe mitzunehmen. Meine Katzen sind sehr friedliebende und null zickige Tiere, die offen und neugierig sind, aber nicht aufdringlich. Also eigentlich beste Voraussetzungen. Aber es wurde mir leider verwehrt, weil er anscheinend ziemlich aggro wurde, als man ihn testweise mal im Katzenhaus an der Scheibe vorbeigeführt hat, was ich sehr schade finde. Nur weil er auf wild spielende Kitten abgeht, muss das ja nicht zwangsläufig heißen, dass er sich bei meinen erwachsenen Katzen in einer anderen Wohnsituation genauso verhalten würde.
    Aber ja, den Mitarbeitern ist es wohl zu gefährlich.

    Prinzipiell ist er eher ruhig und gemütlich, sehr menschenbezogen, kann aber seine massive Kraft eher schlecht dosieren. Vielleicht trauen sie mir nicht zu, einen solchen Hund zu halten, ich kann es echt nicht sagen. Wobei meine Hündin ja auch alles andere als einfach war (abgesehen von der Vergesellschaftung mit den Katzen) und ich behaupte mal, dass sie jetzt ein echt super Hund ist. Bis auf ihre Unsicherheit gegenüber Fremden merkt man ihr null an, dass sie mal ein total verschüchterter und teilweise aggressiver Tierschutzhund war.

  • Warst du dabei als der Hund auf Katzen dort getestet wurde? Ich denke, die Tierheim Mitarbeiter werden schon ihren Grund haben, dass sie den Hund nicht an Katzenbesitzer vermitteln wollen.

    Auch wenn dir dieser Hund leid tut, solltest du an erster Stelle an das Wohl deiner schon vorhandenen Tiere denken.

  • Meine erste Hündin war so ein Fall, Staff-Mix und Katzen waren einfach ihr Hassobjekt. Am Katzengehege im TH war sie übrigens kaum interessiert, sonst wäre sie gar nicht eingezogen, da ich zu der Zeit noch zu Hause gewohnt habe und wir eine Katze hatten. So wie sie zu Hause zur Tür rein kam und die Katze gesehen hat, ist sie wie bekloppt in die Leine gerannt und wollte der Miez hinterher, da war es völlig egal, ob die Katze grad gerannt ist oder einfach nur still da saß. Wir haben da wirklich viel geübt, Katze in Ruhe lassen belohnt, Jagdversuche bestraft (wobei sie da so in einem Tunnel war, das glaub ich eh nichts angekommen ist). Trotzdem hat sich am Verhältnis zu Katzen nie etwas geändert, sie war halt irgendwann so gehorsam, dass sie sich mit viel Mühe beherrschen konnte, aber ohne Leine hätte ich das definitiv nicht riskiert, da sie die Katze schlicht und ergreifend töten wollte.

    Das war Stress für alle Beteiligten und auch einfach sehr gefährlich für die Katze, weil es immer wieder Situationen gab, wo doch jemand ne Tür offen gelassen hat, nicht Bescheid gesagt hat, dass die Katze drin ist etc. Es war wahnsinnig entspannend, als ich schließlich samt Hund ausgezogen bin, dauerhaft hätte ich das weder Hund noch Katze noch Mensch zumuten wollen.


    Wenn der Hund also schon im TH am Katzengehege mit solcher Vehemenz an die Katzen will, würde ich das ehrlich gesagt nicht riskieren. Ich bezweifle wirklich stark, dass man das jemals so hin bekommt, dass der Hund im Umgang mit Katzen entspannt wird und man ihm da wirklich vertrauen kann.


    Meine jetzige Hündin ist da übrigens anders. Sie hat auch mega Jagdtrieb und würde eine Katze draußen auch jagen, wenn sie dürfte, aber sie ist insgesamt eher der vorsichtige Typ, der unbekanntes erst mal mit Sicherheitsabstand beäugt. D.h., sitzende Katzen findet sie erst mal seltsam, da wird geschaut, der Hals lang gemacht und dann lieber mit großem Abstand vorbei gelaufen. Und auch ansonsten ist sie ein Hund, der sehr sensibel und leichtführig ist und sich allein deshalb schon recht schnell von Unerwünschtem abbringen lässt. Bei ihr wäre ich mir ziemlich sicher, dass es mit einer Katze gut klappen würde, Jagdtrieb allein sagt also erst mal nicht unbedingt etwas darüber aus, ob der Hund mit Katzen zu Hause klar kommt.

  • ich würde es nicht riskieren. Haben selbst zwei Kater und einen Rüden. Marley kommt mit allen Katzen in der Familie klar auch bei meiner Schwester und Mutter. Katzen draußen gehören nicht zur Familie und da sieht das auch schon wieder anders aus.


    Fakt ist aber auch, und das merken wir alle ganz extrem im Vergleich von Marley zur Hündin der Schwester. Wenn die Hündin bei meiner Mutter zu Besuch ist, ist der Kater von ihr tiefenentspannt obwohl die Hündin eher hibbelig ist und von links nach recht also im gesamten eher unruhiger. Wenn wir mit Marley zu Besuch sind ist der Kater wesentlich angespannter obwohl Marley ihm noch nie was getan hat. Er ist aber wesentlich ernster als die Hündin und würde des Öfteren auch mal Regeln die für ihn gelten auch beim Kater versuchen durchzusetzen.


    Also die Stimmung vom Hund überträgt sich massiv auch auf die Katzen und das fände ich deinen beiden gegenüber nicht so wirklich fair. Sie könnten sich mit abgetrennten Räumen zwar aus dem Weg gehen aber ich bin mir sicher, zu 100% wohl fühlen würden sie sich wahrscheinlich nicht mehr.

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