Ersthundehalterfragen: Belohnung versus Bestechung versus besondere Belohnungen

  • Aber wie komme ich jetzt aus der Bestechungsfalle raus, also der Hund spackt, hört nicht und nu ?

    Die nötigen Signale neu aufbauen, und zwar richtig. Und in dieser Zeit möglichst einen Rückfall in alte Muster vermeiden. Also entweder meinetwegen Schleppleine dran, so dass du gar nicht in die Not kommst - oder, wenn du weißt es wird jetzt eh nicht funktionieren, auf das Signal halt verzichten. Dafür schrittweise das richtige Verhalten so aufbauen, dass dein Hund weiß, es lohnt sich für ihn, auch wenn er vorher nicht sieht dass es was geben könnte.


    Dabei ist wichtig, dass die Belohnung immer der Leistung angepasst ist. Einfach gesagt: Für ein Sitz daheim im ruhigen Wohnzimmer reicht ein Mini-Trofu-Keks, oder je nach Hund und Leistungsstand auch einfach ein kleines Lob - für ein Sitz mitten in der spielenden Hundemeute muss es schon was richtig gutes sein, damit dein Hund das Gefühl hat die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

  • Onno spackt rum statt sich anleinen zu lassen, ein angedeuteter Griff an die Leckerchentasche und zack sitzt das Tier

    Das ist die gemeine Bestechungsfalle: Du belohnst das Rumspacken! xD

    Der angedeutete Griff zur Leckerlitasche belohnt nämlich wirksam das Verhalten, das der Hund in dem Moment zeigt. Also Rumspacken. Spacke ich rum, bekomme ich Leckerchen. Das ist das Fiese am Bestechen: Es scheint für den Augenblick zu wirken, weil der Hund sich setzt oder sein Verhalten abbricht, um sich sein Leckerchen bei dir abzuholen. Bestechen verstärkt aber tatsächlich das, was der Hund gerade nicht tun soll und wovon du ihn mit der Bestechung abhalten willst. Funktioniert daher leider nicht wirklich.



    Zum Klicker: öhm ich bin damit zu ungeschickt, dieses klick und dann sofort Leckerchen bei der Hand haben und reinstopfen

    Das Schöne am Clicker ist gerade, daß du dir etwas Zeit zwischen dem Click und der eigentlichen Belohnung leisten kannst. Der Click markiert punktgenau das Verhalten, daß du belohnen willst. Der Hund weiß: Jetzt, durch dieses Verhalten, habe ich mir etwas Gutes verdient, auch wenn ich noch einen Moment darauf warten muß. Der Griff zur Tasche kommt erst nach dem Click. Eile ist dabei nicht nötig.

    So kannst du zB auch clicken, wenn der Hund entfernt von dir etwas Lobenswertes tut. ZB ein "Sitz" auf Distanz. Dann in Ruhe hingehen und belohnen.


    Wenn du diese beiden Beispiele betrachtest, siehst du, daß du in beiden Fällen eigentlich gleich vorgehst. Im Bestechungsbeispiel markierst du ein Verhalten deines Hundes als belohnenswert (Griff zur Tasche) und er bekommt anschließend eine Belohnung.


    Beim Clickertraining markierst du ein Verhalten deines Hundes als belohnenswert (Click) und er bekommt anschließend seine Belohnung.


    Der Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung ist nämlich tatsächlich der, daß bestochen wird, wenn der Hund gerade etwas Unerwünschtes tut (Nicht hören, abgelenkt sein, rumkaspern, was auch immer). Dann wird zur Tasche gegriffen, mit der Tüte geknistert usw.


    Die Belohnung dagegen verstärkt etwas Erwünschtes.


    Klar, muß ich den sturen Hund zackig weg vom wütenden Bauern kriegen, dann nutze ich jedes Mittel.

    Aber im Training und bei der Erziehung lohnt es sich, genauer darüber nachzudenken, was und wie man - manchmal unbewußt - belohnt.


    Dagmar & Cara

  • Zum Thema Clickern:


  • Kannst du ihn ran rufen? Und dann erst die Leine in die Hand nehmen? Wenn er dann da bleibt belohnen. Im Zweifelsfall üben während der Hund an der Schleppleine hängt und dann die normale Führleine einhängen.

  • @Schnappschildkroete in der Situation leider nein, aber ich kann schon im Haus anleinen z.b., ich überleg mal. Ist ja nicht die einzige Situation, ich merke auch so, dass ein Kommando z.B Fuß viel besser klappt, wenn ich das Leckerchen schon in der Hand halte, auch wenn ich die abgewandte Hand und diese schließe. Wir haben jetzt 2 Wochen Urlaub und Zeit zum überdenken, werden dann manches umstellen.

  • Okay, den Unterschied habe ich verstanden. Aber wie komme ich jetzt aus der Bestechungsfalle raus, also der Hund spackt, hört nicht und nu ?

    Umdrehen, weggehen, am besten wegrennen.

    Mußt du mal schauen, wie schnell dein Hund bei dir ist.

    Wenn er dann kommt, belohnen.


    Man muß sie manchmal einfach überlisten.

  • Mh okay, das ich das rumspacken festige war mir schon klar, aber sogar belohne

    Du bist schon auf dem richtigen Weg mit deiner Überlegung. Daß nämlich du das Verhalten festigst. Verhalten, das belohnt wird, verfestigt sich. Wenn du also merkst, daß sich ein unerwünschtes Verhalten verfestigt, frag dich immer, wodurch es belohnt wurde.

    (Vielleicht hast du es unabsichtlich öfter belohnt - oder der Hund hat in der Situation die Möglichkeit, sich selber zu belohnen)


    Ähh.. was verstehst du eigentlich unter rumspacken? =)


    Dagmar & Cara

  • Weil es zur Spezies Hund gehört durch Leckerchen zu lernen? Interessant.


    Nein, natürlich nicht. Lernen erfolgt durch Erfahrung. Lohnt sich ein Verhalten, lohnt sich ein Verhalten nicht oder gar, hat ein Verhalten negative Folgen.

    Die Motivation ein Verhalten zu zeigen oder nicht zu zeigen, ist dabei völlig individuell.


    Davon losgekoppelt ist selbstbelohnendes Verhalten, das ausgelöst durch einen Hormonrausch immer wieder gezeigt wird auch wenn es sich nicht lohnt (Jagen). Damit der Wolf, der das Karnickel schon 30x nicht bekommen hat, es auch noch das 31. versucht.


    Okay, den Unterschied habe ich verstanden. Aber wie komme ich jetzt aus der Bestechungsfalle raus, also der Hund spackt, hört nicht und nu ?

    Versuch vielleicht erstmal das Sitz in anderen Situationen zu festsigen. Offensichtlich ist er sehr aufgeregt beim anleinen, das blockiert das Hirn.


    Geht es eigentlich um in der Wohnung (zum Gassi losgehen) oder draußen?

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