Alternativverhalten implementieren - Vorschläge?
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Hallo allerseits,
wir haben vor kurzem eine dreijährige Labrador-Mix-Hündin übernommen. Wir kannten sie seit Ostern von gemeinsamen Spaziergängen, hatten sie schon übers Wochenende bei uns und stehen auch in Kontakt mit den vormaligen Besitzern.
Nun ist ja wahrscheinlich trotzdem jeder Hund ein Überraschungsei und ein paar unerwartete Erfahrungen haben wir jetzt schon gemacht.
Grundsätzlich ist sie Recht offen allem gegenüber, erschreckt sie sich aber, bellt sie sich in Trance und man muss richtig laut werden.
Ein Beispiel - Planen:
Zeltplane, Tarp, flatternder Sonnenschirm in Restaurant - wir setzen uns hin, kein Wind, alles gut, Hund liegt entspannt. Ein Luftzug kommt, Hund erschreckt, springt auf, knurrt und bellt und möchte (scheint so) am liebsten nach vorne gehen. Jetzt ist es in einem Restaurant an einem windigen Tag natürlich nicht so schön, wenn der Hund alle 5min alle zusammenbellt.
Nun erschreckt sie sich ja eigentlich "nur" und meint es doch nicht böse. Da kommt es mir fast unfair vor, zu maßregeln, aber eine andere Lösung habe ich noch nicht.
Grundsätzlich bin ich ja Chef und entscheide daher auch, was gefährlich ist und was nicht - richtig? Könnte es also sein, dass es sich legt, wenn wir stärker zusammengewachsen sind und sie sich meiner Rolle sicher ist?
Ansonsten dachte ich, dass ein Alternativverhalten, was ich ihr vorschlagen und dann belohnen kann, sinnvoll sein könnte? So verstehe ich den Rütterschen Trainingsansatz zumindest.
Wie würdet ihr vorgehen? Oder soll ich erstmal abwarten?
Danke und LG,
Anne mit Merle
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- Vor einem Moment
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Dein Hund fühlt sich in dieser Situation nicht sicher und solche flatternden Dinge sind ihr nicht ganz geheuer bzw. machen Ihr Angst.
Also: Angriff ist die beste Verteidigung.
Ich würde dem Hund ruhig erklären, was da los ist.
In ruhigem Ton sagen, dass da nichts ist, sie keine Angst haben braucht.
Nicht laut werden, das entschärft die Sache nicht.
Versuche Deinem Hund Sicherheit zu vermitteln.
Schimpfen oder Maßregeln finde ich in dieser Situation, wo der Hund ohnehin schon gestresst ist, sinnlos und falsch.
Der Hund muss wissen, dass ihm dieses Ding nichts tut und Du aufpasst.
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Wenn Du in einer engen, dunklen Gasse bist, Dir unfreundliche, bewaffnete Gestalten begegnen und Dir ganz klar vermitteln, dass DU jetzt dran bist, Dein Begleiter, von dem Du eigentlich gehofft und erwartet hast, dass der Dich beschützt, Dich verbal zusammenfaltet und Dich im Stich lässt mit Deiner Angst - wie fühlst Du Dich dann da?
Gut?
Angst weg?
Eben.
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Ja, und was mach ich also stattdessen? Das war ja eigentlich meine Frage.
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Schimpfen finde ich da auch absolut kontraproduktiv. Im besten Fall meint sie, du "bellst mit"; wenn es blöd läuft verunsichert sie das noch mehr. Ich habe, auch wenn es vielleicht schräg klingt, die besten Erfahrungen damit gemacht, diesem Schrecken möglichst direkt - also am besten noch bevor sie richtig loslegt - einen ebenso großen überraschenden "Lottogewinn" entgegen zu setzen. Sprich, auf den Knall/Plane/Rolladen/wasauchimmer gibt es sofort einen ganz tollen Keks. Einfach so, ohne weiteren großen Kommentar meinerseits. Ohne viel Kommentar deshalb, weil ich der ganzen Sache nicht zu viel Beachtung geben will; und ein guter Keks deshalb, weil man damit prima die emotionale Erstbewertung "Schrecken" umdeuten kann. Wenn man das oft genug so gemacht hat, wird mit der Zeit aus der Erstreaktion "Schrecken" eine Verbindung "Zusammenzucken = wo kommt der Keks?" Und auf diese Art hat man das Problem an der Wurzel gepackt und verändert.
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Ja, und was mach ich also stattdessen? Das war ja eigentlich meine Frage.
Das hab ich doch oben geschrieben.
Rede mit dem Hund- im netten Ton.
Benenne die grusligen Dinge, zeig ihm, dass ihm das nichts tut.
Das braucht Zeit, aber pushe den Hund nicht noch zusätzlich auf mit unangebrachten Verhalten.
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Schimpfen finde ich da auch absolut kontraproduktiv. Im besten Fall meint sie, du "bellst mit"; wenn es blöd läuft verunsichert sie das noch mehr. Ich habe, auch wenn es vielleicht schräg klingt, die besten Erfahrungen damit gemacht, diesem Schrecken möglichst direkt - also am besten noch bevor sie richtig loslegt - einen ebenso großen überraschenden "Lottogewinn" entgegen zu setzen. Sprich, auf den Knall/Plane/Rolladen/wasauchimmer gibt es sofort einen ganz tollen Keks. Einfach so, ohne weiteren großen Kommentar meinerseits. Ohne viel Kommentar deshalb, weil ich der ganzen Sache nicht zu viel Beachtung geben will; und ein guter Keks deshalb, weil man damit prima die emotionale Erstbewertung "Schrecken" umdeuten kann. Wenn man das oft genug so gemacht hat, wird mit der Zeit aus der Erstreaktion "Schrecken" eine Verbindung "Zusammenzucken = wo kommt der Keks?" Und auf diese Art hat man das Problem an der Wurzel gepackt und verändert.
Das klingt interessant. Dann muss ich erstmal noch ein bisschen sammeln, was alles zu den potenziellen Gefahren gehört, damit ich auch schneller bin ?
Ich vermute halt, sie kennt doch nicht ganz so viel, wie die Vorbesitzer sagten. Hat hier schon Mal jemand Planentraining mit seinem Hund gemacht? Ähnlich wie beim Pferd?
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Ich kann Dir mit Rütter'schen Weisheiten nicht helfen
Ich selbst würde erst mal solche Situationen vermeiden, bis ein normal laut gesprochenes Abbruchkommando sitzt. Richtig gut sitzt.
Massregeln ist eh blöd in so einer Situation, den Hund aus dem Stress rausholen - ja, klar. Aber massregeln? Wozu?
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Du kannst das Zuhause auch konkret üben, denn "sich trauen lernen" finde ich auch wichtig. Leg eine Plane aus, versuch deinen Hund zum drüberlaufen zu motivieren. Mit Clicker geht das gut, sonst freu dich über jede Annäherung. Nimm mal Knisterfolie stattdessen oder hänge eine Plane zwischen 2 Stühlen auf und lass deinen Hund drunter her laufen, solche Sachen. Oder stell einen Schirm auf und versuche, dass dein Hund sich drunter legt. Ganz ohne Zwang, immer mit viel Lob und im Tempo des Hundes. Quasi, was man sonst in Welpenkursen macht, um dem Welpen zu zeigen, ist nichts schlimmes und vor allem, ihm Erfolgserlebnisse zu geben. Das schafft viel Selbstvertrauen und Vertrauen in die Umwelt und so auch in dich, denn du bist dabei ja an seiner Seite.
Im Alltag mache ich es mit meinen Welpen/Junghunden ganz ähnlich (und würde es auch bei einem erwachsen-übernommenen Hund tun): erschreckt der sich vor etwas, womit man sich auseinandersetzen kann (also kein Reiter z.B.), dann teile ich ihm freundlich mit, alles in Ordnung, ist nur xy und dann nähern wir uns zusammen langsam im Tempo des Hundes an. Und jedes kleine bißchen Mut wird natürlich gelobt. Das ging hier immer recht schnell, dass ich dann nur noch etwas in Richtung "alles ok, ist nur xy" sagen musste und der Hund hat verstanden, dass er mir das glauben kann. Über ein Abbruchkommando gehe ich in einer solchen Situation generell nicht.
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Das, was Lucy_Lou schreibt, finde ich einen weiteren wichtigen Aspekt: Generell an der Sicherheit arbeiten. Also häufiger in ruhiger, kontrollierter Umgebung kleine "Mutproben" einbauen und den Hund immer wieder Erfolg erleben lassen. Das macht allgemein gelassener und sicherer, und stärkt das Vertrauen in den Menschen genauso wie das Selbstvertrauen.
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