Mein Hund kennt keine Grenzen und hat starke Verlustängste

  • Du musst deine Erwartungen wirklich enorm runterschrauben und dem Hund anpassen. Das ist ein Auslandshund mit ungewisser Vorgeschichte, der jetzt in ein völlig neues Leben geworfen wurde. Stell dir vor, du wirst von heute auf morgen nach China gebracht...wärst du da nach 2 Wochen schon richtig "angekommen" und integriert?


    Viel, viel weniger machen und erwarten, der Hund ist noch mitten in der Eingewöhnung.

  • Hmmh - das hört sich für mich doch ein klein wenig anders an als der "übliche" Stress eines Neulings aus dem Auslandstierschutz, der sich erst einmal hier einfinden muss. Bist Du beim Toller sicher?


    Hast Du ggf. einen Trainer zur Hand, der sich mit Jagdgebrauchshunden auskennt?


    Ich rufe Mal hasilein75 : Weißt Du jemanden hier im Forum, der sich mit Tollern als Jagdgebrauchshund auskennt?

  • Hast Du ggf. einen Trainer zur Hand, der sich mit Jagdgebrauchshunden auskennt?


    Den typischen Trainer, der mit Hunden vom Kaliber DD, DJT und so kann fände ich hier total fehl am Platz. Toller sind eher sensibel und reagieren auf Druck bzw. Härte eher mit Meideverhalten. Wenn einen Trainer, dann schlicht einen der mit positiver Verstärkung arbeitet und Erfahrung mit sehr triebigen Hunden hat.


    So ungewöhnlich finde ich das Verhalten für einen Toller um ehrlich zu sein auch nicht. Wenn die überdreht sind knallen da alle Sicherungen durch und wenn der Hund im Tierheim massiven Stress hatte, wird der Hilfe brauchen um runter zu kommen. Ich kenne jetzt nicht sooo viele andere Toller (etwa 10-15), aber die meisten haben in der Junghundezeit erstmal sich langweilen und Ruhen lernen müssen. Bei meinem muss ich da auch drauf achten, gerade wenn wir viel unterwegs sind neigt er danach eher zum Rumlaufen und spielen wollen als schlafen.

    Alles andere lernen sie super schnell und versuchen es noch dem Hundeführer recht zu machen, während sie eigentlich überfordert sind.

  • Hi, danke für die Möglichkeit zur Klärung. Mir geht's hier nicht um einen Gebrauchshundeausbilder, sondern um einen Trainer, der diese Rassen und ihre Besonderheiten auch kennt ;)


    Meine Vermutung - jetzt so aus dem Bauch heraus (ohne den Hund zu kennen ist's natürlich schwierig) - ist, dass neben der Ruhe trotzdem schon ein langsamer, vorsichtiger und gezielter Aufbau von für den Toller geeigneten Beschäftigungen nötig ist. Mit nur Ruhe befürchte ich, dass der ebenso durchknallt wie mit Überforderung. Oder nur "körperlichem Auspowern.


    Ohne den Hund gesehen zu haben mag ich die Finger dafür natürlich nicht ins Feuer legen.

  • Ich würde mich mal nicht so auf der Rasse festnageln. Wer weiß schon, was das wirklich für eine Mischung ist ... die zufällig wie einer aussieht.


    Insgesamt macht es den Eindruck als sei der Hund total überfordert. Wenn nach zwei Wochen die Rede von "Auslastung" ist, dann liegt es nahe, dass mit dem Hund viel zu viel gemacht wird und der nicht mehr weiß wo ihm der Kopf steht. Völlig egal was da rassemäßig beteiligt ist.

  • 2-3 Stunden alleine lassen würde ich den hund jetzt sowieso nicht. Ist wie ein Säugling, der versteht nicht warum du gehst und dass du wiederkommt. Das haben wahrscheinlich einige Leute davor mit ihm gemacht, nur sind sie nie wieder aufgetaucht. Gebrauchthund, Jagdhund egal- der braucht ein Vertrauen zu dir, dann kannst du arbeiten, ohne Vertrauen endet lernen in der frusttoleranz für euch beide. Jemand sollte zu Hause sein, damit er nicht alleine ist. 14 Tage ist absolut keine Zeit, das ist ein Wimpernschlag.


    Und bitte lass dich benuckeln (am besten 1-2 Finger in den Mund schieben und an den Gaumen legen - nicht drücken - sondern einfach nur nuckeln lassen), es geht um die Festlegung "deines" Geschmacks und deines Geruchs. Das ist für die Bindung wichtig. Auch kann das ewige beschlecken das Gemeinschaftliche im Hund bestärken. Es ist lästig - aber lass den Hund bitte. Wenn er mal nuckelt ist er wahrscheinlich ruhig - also da muss man etwas in den sauren Apfel beissen.

  • Das Hauptproblem ist, dass er mir auf Schritt und Tritt folgt und nie zur Ruhe kommt.


    Hallo, das war bei meiner Hündin auch so. Sie ist jetzt gut 8 Monate bei mir. Die ersten Wochen ist sie mir auch gefolgt, wie angeklebt. Keine Minute konnte sie ohne Sichtkontakt zu mir liegen bleiben. So ganz genau weiß ich gar nicht, wann es weniger wurde, ich denke 4-6 Wochen waren das in etwa. Heute kann ich auch die Etage wechseln und mir zB einen Kaffee holen, sie bleibt liegen und es geht nur ein Auge auf, wenn ich wieder ins Zimmer zurückkomme.


    Trotzdem denke ich, dass sie immer noch nicht ganz angekommen ist. Es noch immer ein wenig Vertrauen zu mir fehlt. Überall anfassen, Zecken entfernen, Ohren sauber machen, das geht schon lange, da vertraut sie mir. Aber wenn sie zB im Flur liegt und ich gehe ganz nah dran vorbei, dann springt sie immer noch auf. Letzte Woche dachte ich, oh, jetzt ist der Knoten geplatzt, denn da hob sie an 2 Tagen nur den Kopf. Aber gestern ist sie wieder aufgesprungen. Das kenne ich von meinen Hunden gar nicht, die von Welpenbeinen an bei mir lebten. Die blieben auch völlig entspannt liegen, auch wenn ich über sie steigen musste, weil sie mitten im Weg lagen. Und weil meine Tierschutzhündin das noch nicht kann, denke ich, dass da nach gut 8 Monaten noch was an Vertrauen fehlt. Mal abwarten.

  • Hmmh - das hört sich für mich doch ein klein wenig anders an als der "übliche" Stress eines Neulings aus dem Auslandstierschutz, der sich erst einmal hier einfinden muss. Bist Du beim Toller sicher?


    Hast Du ggf. einen Trainer zur Hand, der sich mit Jagdgebrauchshunden auskennt?


    Ich rufe Mal hasilein75 : Weißt Du jemanden hier im Forum, der sich mit Tollern als Jagdgebrauchshund auskennt?

    Leider gar nicht..... und für Auslandshunde bin ich ja nun alles andere als Experte...... für mich klingt der Hund völlig überfordert und müsste erst mal in Ruhe ankommen......


    Und später... viel viel später würde ich mit Stubendressur anfangen.

  • Ob der Hund Toller-Eigenschaften mitbringt, oder doch eher Pastor Vasco oder ganz andere: das siehst du in ein paar Wochen, eher Monaten.


    Der Hund lebt womöglich zum ersten Mal in seinem Leben in Haus oder Wohnung und mit Menschen zusammen, dafür ohne andere Hunde. Zusätzlich fährt ihm vermutlich die Pubertät ein. (Aber auch das Alter ist ja nur geschätzt.)


    Runter vom Gas und zwar extrem.

    Und lass ihn noch nicht frei laufen. Die ersten Wochen sind auch bei nicht augenscheinlich ängstlichen Auslandshunden sehr kritisch in Sachen entlaufen.


    Was ihr jetzt habt, ist noch keine Bindung, sondern ein Hund, der halt versucht zu überleben unter ihm völlig unbekannten Bedingungen. Da wär er ja blöd, wenn er nicht dem einzigen Wesen, an dem er sich irgendwie orientieren kann, auf Schritt und Tritt folgt.


    Leine ziehen und Co. war bei meinen Neulingen zb immer Stress. Ich persönlich gehe davon aus, dass die ersten Wochen für einen Auslandshund aus Tötung oder Refugio psychisch der blanke Horror sind, auch wenn viele äußerlich cool bleiben. Komplette Welt auf den Kopf gestellt, aus dem vertrauten Umfeld und Sozialgefüge gerissen.

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