Ausgeprägte Leinenaggression beim neuen Hund

  • Bald muss der Thread umbenannt werden, wenn das so weitergeht bei euch. dog-face-w-sunglasses

    Du hast wohl einen sehr weiten Begriff von bald. xD


    Grad Hundebegegnungen haben wir schon immer wieder ein paar sehr misslungene. Wobei ich finde, jedenfalls im direkten Wohnumfeld sind auch die misslungenen 50% besser geworden.


    In manchen Momenten bin ich auch immer zuversichtlicher, dass Galgöchen doch guten Gewissens ein Stadthund bleiben könnte bzw das Zeug dazu hätte, sofern nicht permanent in Innenstadt oder am Autobahnzubringer befindlich. In anderen Momenten seh ich dann jedoch, dass es ihn schon sehr stresst.


    Ha. Fast ein Bogen zu Mehrhund s unbeantwortet gebliebenem Beitrag. (Ja, in groben Zügen sind mir Stresstheorien und die biologischen Zusammenhänge bekannt, mehr jedoch aus der Praxis. So nach dem Motto: nach ner ernsthafteren Hundekeilerei kann man eigentlich gleich heim gehen und den Tag abhaken, sonst kracht's womöglich in Situatuionen, die sonst kein Problem sind. Oder: halte den Sichtjäger nach Eichhörnchenkontakt die nächste halbe Stunde von kleinen Hunden fern, sonst könnten die vereichhörnchenisiert werden).


    Galgöchen scheint, so mein Eindruck, ein Stressproblem zu haben bzw Reizüberangebot macht ihn wahrscheinlich so verhältnismäßig "schwierig".


    Da steht jemand blöd rum - Verdächtig, aber noch aushaltbar. 10 Meter weiter steht auch wer rum - gruselig, aber noch irgendwie aushaltbar. Da rast ei Auto vorbei - ängstigend, aber gerade noch aushaltbar. Da kommt gleichzeitig noch ein Hund oder steht wieder wer blöd rum: Bäm! Kurzschluss.


    Zuviele potentiell verunsichernde Eindrücke in zu kurzer Zeit hintereinander, das packt das Galgöchen noch nicht einfach so. Wird es vielleicht irgendwann. Vielleicht auch nicht. Wird man sehen.


    Versuche halt weiterhin, auf aufregende, anstrengende Runden möglichst langweilige Phasen folgen zu lassen.

  • Da steht jemand blöd rum - Verdächtig, aber noch aushaltbar. 10 Meter weiter steht auch wer rum - gruselig, aber noch irgendwie aushaltbar. Da rast ei Auto vorbei - ängstigend, aber gerade noch aushaltbar. Da kommt gleichzeitig noch ein Hund oder steht wieder wer blöd rum: Bäm! Kurzschluss.

    Geht mir auch nicht anders...

  • Da steht jemand blöd rum - Verdächtig, aber noch aushaltbar. 10 Meter weiter steht auch wer rum - gruselig, aber noch irgendwie aushaltbar. Da rast ei Auto vorbei - ängstigend, aber gerade noch aushaltbar. Da kommt gleichzeitig noch ein Hund oder steht wieder wer blöd rum: Bäm! Kurzschluss.

    Lies dich mal über Posttraumatischen Stress ein! Kann man eigentlich eins zu eins von Hund auf Mensch und umgekehrt übertragen. So ein Gehirn kann Reize nicht mehr gut filtern und braucht sehr viel länger um Stress zu verarbeiten. Die Amygdala ist dann quasi daueralarmiert und es ist sehr schwierig gefährliches von ungefährlichem zu unterscheiden. Schaffe ihm so viel wie möglich einfach Ruheinseln im Alltag. Es kann aber durchaus sein, dass er nie so funktionieren wird, wie ein Hund ohne das (falls er es hat, es ist ja nur Spekulation, aber aufgrund der Vorgeschichte halt naheliegend, ich denke, sehr viele TS-Hunde haben es). Die Selbstregulation ist einfach beeinträchtigt und er braucht wahrscheinlich mehr Hilfe, Führung und Sicherheit als die anderen Hunde. Rescuetropfen helfen! CBD-Öl kann man auch probieren, ist aber abartig teuer.

    Bestenfalls hat er nur ein Monotrauma von dem Biss kurz vor der Ausreise, schlechtestenfalls waren vorher und im Welpenalter schon einige Dinge. Wird man mit der Zeit sehen, ob er sich erholt ich drück die Däumchen!

  • Den Hinweis auf eine PTBS finde ich ja gut.


    Andererseits empfinde ich aber auch die Entwicklung des Galgöchens sehr rasant.

    Ich habe den Eindruck, da ist vor einiger Zeit "der Knoten geplatzt", und das Galgöchen lernt jetzt immer schneller, dass er sich nicht mehr ängstigen muss.


    @pinkelpinscher hat vor etlichen Seiten auch mal geschrieben, einen Ausraster würde sie unter "Hormonakkumulation" (verhaltensbiologischer Begriff: Reizsummenregel) verbuchen.

    Das zu wissen, im Blick zu behalten und das EIGENE Verhalten dementsprechend auszurichten, finde ich wichtig - und scheint dem Galgöchen auch gut zu tun.


    Ich persönlich halte ja von "Flooding" z. B. gar nichts (Flooding: Massive Konfrontation mit Stressauslösern, ein Begriff aus der Konfrontationstherapie), weil das Ergebnis einfach schlecht bis gar nicht zu beeinflussen ist.


    Ich stehe eher auf "dosierte Erfahrungen" mit Stressauslösern, Mut, Neugier und Selbstbewusstsein gezielt und dosiert fordern und fördern (zu Beginn eben NICHT bei Stressauslösern, zumindest nicht bei den bekannten, die sehr starken Stress auslösen).


    Mein Eindruck in diesem Thread ist, die TE hat hier eine gute Intuition dem Galgöchen gegenüber. Die Fähigkeit, etliches auch mit Humor zu nehmen, tut auch einiges dabei :respekt:


    Ich bin echt gespannt wie es weitergeht (und freue mich sowohl auf Fortschrittsberichte, als auch auf die sehr humorigen "Fehltritte" in diesem Thread xD)


    Von mir gibt es auf jeden Fall ein: Weiter so :bindafür:





    P.S.: Natürlich bin ich auch gespannt, ob du PSV wirst... :hust:

  • @SanchoPanza


    Was wie warum genau ist ohnedies nur Mutmaßung. Ich denk, wahr- und anzunehmen, dass er auf Stress mit Aggression reagiert, so ein "Ist halt jetzt einfach so. Muss man sehen, wie Hund und Mensch das zusammen hinkriegen" ist mal mein Weg.

    Ob PräPostInterTrauma, find ich relativ egal im Moment.


    Letztlich ist aber auch meine Einschätzung vom Galgöchen nicht zwingend richtig. Ich seh ihn halt im Vergleich zu mehreren Hunden ähnlicher Rasse und aus ähnlichen Umständen, die hier ein und aus gehen und zieh meine Schlüsse, ohne Gewähr auf "Ich bin der Hundetotalversteher".


    Auf mich wirkt er ängstlich, aber nicht nach Angsthund. Gestresst, aber nicht nicht in der Lage runter zu kommen.


    Mehrhund (hab ich jetzt die Richtige markiert?) warf mal "impulsiv" in den Raum. Das passt für mich irgendwie zum Hund - oder seinem Stresslevel.


    Auf einer Skala von 1-10 ist Galgöchen draußen grundsätzlich auf Basisstresslevel 4 oder so. Bei zuvielen Eindrücken gleichzeitig, schnellt er rasant hoch auf Level 9-10, fällt dann aber, meinem Empfinden nach, relativ schnell wieder auf den erhöhten Basisstresslevel 4-5 zurück. Das lässt ihn sehr sprunghaft wirken, weil es gefühlt sehr schnell geht, dass er sich hoch pusht auf sehr alarmiert, aber auch wieder rasch runter fährt.


    Ich versuch jetzt mal, in seinem momentanen Alltag nichts mehr hinzuzufügen (zb sind alle Gast- und Fixhunde nach 6-8 Wochen mindestens schon mal U-Bahn oder Zug gefahren. Das mach ich mit ihm nicht) und zu beobachten, ob sein "Basisstresslevel" in immer vertrauter werdender Umgebung sinkt.


    Meine Überlegung dazu: wenn er in bekanntem Umfeld draußen sukzessive lockerer wird, ist da noch viel Entwicklungspotential (Und er scheint mir ja auch schon lockerer geworden). Er braucht dann halt vielleicht nur länger, als andere Hunde.

    (Dafür spielt er drinnen manchmal. Das ham die anderen Galgos erst nach Monaten oder gar nie gemacht)

  • Gestern hat Galglchen im Freilauf übrigens selbst beschlossen, in den Springbrunnen zu hopsen, den es neulich noch heftig verbellt hat, weil da ne Statue blöd rum steht. Es hat ein Bad genommen und wirkte durchaus vergnügt.

  • Auf mich wirkt er ängstlich, aber nicht nach Angsthund. Gestresst, aber nicht nicht in der Lage runter zu kommen.

    Angsthund ist sowieso nochmal was ganz anderes.

    Dass er schnell runterkommt ist aber ein gutes Zeichen. Von Galgos habe ich keine Ahnung und du verstehst sicher von Hunden generell eh mehr als ich (Sancho ist tatsächlich mein erster Hund).


    Gibt´s eigentlich aktuelle Bilder? =)

  • @SanchoPanza


    Oh nein, Hundekompetenzwettbewerb oder fishing for compliments wollt ich nicht betreiben.


    Schlichtweg in den Raum stellen: schreiben kann man viel, wenn der Tag(dienst) lang ist und reininterpretieren auch. Ich nehme an, dass meine Analyse des Galgöchens ungefähr zutrifft, aber ich könnte mich auch verschätzen. Passiert tagtäglich bei zwölfzigtausendmillionen Hunden, das Dinge von Haltern reininterpretiert werden, die da gar nicht sind - oder nicht gesehen werden, obwohl sie da sind.

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