Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Können sich HSH denn daran gewöhnen?

    Ja, absolut!

    Die gewöhnen sich an alles, was in dem jeweiligen Umfeld normal ist.


    Fies sind so Standorte wie meiner hier - wo eben der Wanderer oder Spaziergänger nicht der "Alltag" für die Hunde ist, sondern eher die Ausnahme. Oder wo nur alle 4 Wochen mal ein Spaziergängerhund vorbeikommt.

    Das hier ist auch Ayla - die ist den Trubel gewöhnt:

    https://www.facebook.com/32081…848228251/?type=2&theater

  • Ich weiß es auch nicht, obs hierher gehört.

    Für mich ist es erst mal ein furchtbar schlecht recherchierter Artikel.


    Wenn die Hunde, was als Option genannt wird, zu der in unmittelbarer Nähe liegenden Schafkoppel gehört haben, sollte man sich erstmal den Zaun anschauen: wenn die Wildsau dort durchgegangen ist und den Zaun zerstört hat, dann kann sowas vorkommen, dass die Hunde im Gerangel hinterhergehen, ja.

    Wildschweine machen auch vor Rehkitz und Co nicht Halt - es ist also nichts Absurdes daran, wenn HSH auch Wildschweine als gefährlich betrachten.


    Regelmäßig freilaufend im Dorf allerdings geht gar nicht. Da ich aber selbst weiss, was wilde Gerüchte-Küche anrichten kann, bin ich bei so einseitigen Berichten - der Tierhalter ist ja offensichtlich nicht befragt worden, mittlerweile überaus skeptisch.


    Meine Hunde sind mit einem etwa 3/4 Jahr einmal durch die sperrangelweit aufstehende Scheune rausspaziert - ein Kommunikations-Patzer vom Liebsten und mir. Daraus ist auch das vorübergehende Gerücht ergangen, die Hunde würden ständig ausbrechen. Die Hunde waren ca. 2,5 Minuten unterwegs, sind fremden Menschen ausgewichen und das Einzige, was sie "angestellt" haben, war gegen einen Blumenkübel zu strullen. Und das Ganze hatte nicht das Geringste mit Zauntreue zu tun.


    Es ist also wirklich schwierig, da ohne weitere Hintergrundinfos was zu zu sagen.

  • Nach ein wenig Rumlesen - doch ja, das gehört hierher. Es handelt sich um HSH im Einsatz und das Ganze ist ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen DARF. Wenn beim Einsatz von HSH Probleme auftauchen, muss man immer sofort reagieren, tut man das nicht, vervielfältigen sich diese Probleme ganz rasch. Dort gab es bereits im Vorfeld Probleme mit freilaufenden HSH, einer davon ist auch überfahren worden, ich glaub, der Artikel war hier auch schon verlinkt. Das geht so nicht und darf so nicht sein.


    Der Vorfall mit der Wildsau allein für sich - kann, je nachdem, ob die Wildsau durch den Zaun gegangen ist oder nicht, vorkommen. Dass Hunde ausserhalb des Zauns gelangen, kann auch im Getümmel eines Wolfsübergriffs passieren, die Zauntreue ist eine "Kopfsache", sind Hunde und Wolf ineinander verbissen, fällt das weg. So realistisch muss man einfach bleiben.


    Aber im Vorfeld bereits mehrfach Hunde, die mangelnde Zauntreue aufweisen, freilaufend in der Gegend - da ist nicht entschieden genug gehandelt worden.


    Zaunspringer mit grundsätzlich vorhandener guter Bindung an die Herde können korrigiert werden, solange das Verhalten im Anfangsstadium ist.

    Das setzt entsprechendes Know-How und hohe Aufwandsbereitschaft voraus.

    Hat man die Korrektur-Möglichkeit nicht, gehört der Hund als für den Einsatz untauglich aussortiert.


    Zauntreue entsteht auf mehrspurigem Weg:

    Das eine ist die psychologische Wirkung des E-Zauns. Die ist bei Hunden noch weit größer als bei den meisten Weidetieren - während Weidetiere gern trotz Bekanntschaft mit dem E-Zaun das Risiko in Kauf nehmen, beim Drunterherfressen eine geputzt zu kriegen, reagieren Hunde derart empfindlich auf den E-Zaun, dass sie nach einigen wenigen Kontakten jeglichen Versuch aufgeben.

    Das andere ist die Bindung an die Herde in Kombination mit der genetisch verankerten Bereitschaft Reviergrenzen anzuerkennen.


    Ein neu hinzugekommener Hund hat entsprechend noch keine ausgeprägte Bindung an die Herde - das ist mit einer der Gründe gewesen, warum ich hier in der Integrationsphase von McYassi mit einem Doppelzaun gearbeitet habe. Diese Bindung setzt je nach Vorgeschichte nach einigen wenigen Wochen bis 6 Monaten ein. Ersteres gilt für Hunde, die im Herdenschutz an der Herde gross geworden sind, letzteres für Hunde wie meine McYassi, die als Quereinsteiger hinzukommen.

    Der Grund, warum jetzt auch die Winterfläche doppelt eingezäunt ist, liegt aber ausserhalb meiner Hunde, die eine gute Zauntreue haben (egal, ob Steaks da draussen liegen, ein Hase vor ihrer Nase durch den Zaun hüpft oder sonstige wirklich grosse Reize da langsausen) - der Grund dafür sind freilaufende Hunde im Ort. Die im Gegensatz zu meinen Hunden ganz leicht mal durch den Zaun flutschen, wie vor einem (?) Jahr mal der alte Kerle bewiesen hat. Den haben meine Rüden nur gestellt und wieder ziehen lassen, sie hatten erkannt, dass das sowas von genau gar kein Angreifer war. Ich möchte nicht, dass meine Hunde durch unbeaufsichtigt herumstreunende Hunde, die in die Fläche eindringen, in Schwulitäten geraten. Deshalb grad zum Winter hin der Doppelzaun.

  • Ah super, endlich mal jemand mit Ahnung und Erfahrung zum Löchern.


    Bekannte von mir züchten und halte Schafe. Sie lehnen einen HSH ab, da sie eine zu große Gefahr für die "Außenwelt" sehen.

    Also so ungefähr - Oma geht mit Enkel und Dackel Waldi spazieren. Waldi findet eine Lücke im Zaun und rennt auf die Koppel. Enkel will Waldi helfen und wird vllt auch als Fein angesehen, Omi klettert nun auch hinterher.


    Können HSH tatsächlich differenzieren lernen oder gäbe es da Krach? Wird erstmal alles vertrieben was ins Revier kommt, sollen die Hunde ggf auch den Fein töten? Würden sie Oma, Enkel und Waldi gnädig ziehen lassen?

  • Danke für die Recherche und die Aufarbeitung - in der Gruppe, in der ich den Link auf FB gefunden habe, gab es auch eine kontroverse Diskussion (von: die machen nur ihren Job - bis: außerhalb des Zauns, das geht gar nicht).


    Was mich am meisten verwunderte, dass scheinbar das Wildschwein nicht tödlich verletzt war, denn lt. Artikel wurde es ja nicht gefunden.....fehlt es da an (ich nenne es mal ) "Schärfe"oder würdest Du, Chris, vermuten, dass den HSH da der Eigenschutz bei einem so wehrhaftem Gegner Vorrang hatte ? (aber die waren zu fünft :???:)

  • Können HSH tatsächlich differenzieren lernen oder gäbe es da Krach?

    Sie können viel lernen, aber dafür muss auch jemand da sein, der es ihnen beibringt. Jeden Tag bis der Hund souverän und gefestigt ist. Heißt für gut vier Jahre 24 Stunden am Tag. Herdenschutzhunde sind vor allem für Hüten unter Aufsicht des Menschen geschaffen. Allein lässt man sie erst, wenn sie vollständig ausgebildet sind. Und dann auch am besten so wenig wie möglich.


    Die meisten Herden sind aber heutzutage Hobbyherden neben dem Hauptjob. Wie soll das also gehen? Selbst ein hauptberuflicher Schäfer hält sich wegen der veränderten Struktur heutzutage nicht mehr bei den Schafen auf. Er bringt sie hin und koppelt. Und dann muss er zur nächsten Herde oder andere Arbeiten verrichten. Ist also weg.

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