Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Konntest du schon Neues aus den Videoaufnahmen dieser Wölfe ableiten?

    Ja, natürlich.

    Für mich als Weidetierhalter mit HSH an der Herde sind solche Videos wichtig.

    Dabei gehts um Fragen wie "wie reagieren die Wölfe auf die HSH", "wie präsent sind die Hunde" und auch "wie sieht da der technische Herdenschutz aus".

    Das ist eine grosse Schäferei, von der das Video ist, die haben mittlerweile an die 20 HSH bei insgesamt 1.700 Tieren. Es ist wichtig, dass Tierhalter ihre Erfahrungen im Herdenschutz mit anderen teilen.

  • Die Mc`s bellen auf eine bestimmte Art, wenn bei den Rindern was nicht stimmt und Hilfe benötigt wird. Und die Reaktion auf Schrecklaute ihrer Herdentiere kann man nur als explosiv bezeichnen.

    Hier im Video ists in Sichtweite und der Hund versucht es erstmal selbst. (Die ersten paar Minuten zu schauen genügt)

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    Eigentlich hatte ich nach einer Massenfütterung von HSH am Langtrog gesucht, die ich mal in einem Video gesehen habe, aber das hier tuts auch, garniert mit moderater Futter-Verteidigung der Ziege gegenüber (und der Maßregelung eines Hundes, der es dabei etwas übertreibt, durch den anderen Hund)

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  • Heute grad in der Zeitung gesehen, eine Wanderin wurde ordentlich in den Böppes gebissen auf einer Schafweide (der Wanderweg geht über die Schafweide) von einem Herdenschutzhund dort. Er wurde dann von der Weide entfernt (hat am selben Tag nochmal jemanden erwischt).

    Ich denke aus dem Ausland kann man es nicht lesen, wer's dennoch probieren mag
    Nidwalden: Herdenschutzhund beisst Frau auf Wanderweg - 20 Minuten

    Sehr positiv empfinde ich die Hinweise am Ende des Artikels wie man sich zu verhalten hat.
    Ein informativer Artikel ohne Sensationslust, finde ich sehr angenehm.

  • Ein informativer Artikel ohne Sensationslust, finde ich sehr angenehm.

    Ja, finde ich auch.

    Eins der größten Probleme ist, dass die Hunde noch so gut sein können, es wird immer wieder den Faktor geben, dass auch so ein Hund mal eine beschissene Tagesform haben kann, in der er anders reagiert als normal. Das kann eine anstrengende Nacht mit Wolfspräsenz gewesen sein, Extrem-Tage mit zig Wanderern, ggf. viele Hundebegegnungen, ein krankes Schaf, weshalb die Hunde besonders reaktiv sind - all sowas.

    Dadurch bleiben immer Rest-Unabwägbarkeiten.

    Ich interpretiere das Beschriebene so, dass der Hund diesmal nicht damit zufrieden war, dass sich die beiden ruhig verhalten haben, sondern er wollte sie unbedingt dort weg haben. Das "warum" wird wohl nicht herauszufinden sein.

    Man darf im Herdenschutz mit Hunden einfach nicht unterschätzen, was wir den Hunden da abverlangen.

  • Ja, sehe ich auch so.
    Plus sie wollte ihn beruhigen, liest sich für mich als wäre sie eher nicht drei Schritte zurückgegangen.

    Ich denke auch dass Raubtiere an den Hundenerven zerren und sie dadurch eher etwas tun, was nicht gefragt ist.

  • Ich gehe mal davon aus, dass dieses Bild (6 von 6) aus dem Artikel dann den nachfolgenden Wanderer zeigt:

    https://20min-images.imgix.net/2024/06/18/df2…2900c2cd55a065c

    Da macht der Hund wirklich dolle Druck, wo sonst eher so lässiges, pflichtbewusstes Verbellen angesagt wäre. Die Körperspannung ist sehr hoch, ja, das ist too much für diese Situation, die der Hund eigentlich als harmlos kennt.

    Dass der Wanderer da die Arme hochnimmt, ist menschlich verständlich, in einer eh schon angespannten Lage ists aber eher kontraproduktiv.

    Ich habe bei den Mc`s bisher 2 x Tage gehabt, an denen ich Rinder und Hunde vorzeitig von der Weide geholt habe, weil es einfach zu viel an Umfeld-Reizen war. Beides so Postkarten-Wetter-Sonntage, wo mit einem Schlag alle Welt draussen rumkraucht mit Kind, Hund und Kegel. Die Weidefläche war ständig quasi "umzingelt" von Erholungssuchenden und allein schon das im Auge behalten all dieser Aussenreize war für die Hunde extrem anstrengend. Eigentlich liegen die tagsüber auf der Fläche rum, weil hier im Normalfall kaum was los ist.

    Dass es an diesen Tagen einfach zu viel wurde, hat man daran gemerkt, dass sie auf bekannte Dinge mehr reagiert haben, als üblich. Also bei popeligen Wanderern statt aufzustehen für den besseren Überblick und einfach nur zu schauen, dann jeweils an den Zaun gerannt sind und so quasi nur noch am Flitzen waren vom eine Zaunseite zur anderen. Sowas schaukelt sich dann hoch. Man muss die Hunde im Einsatz immer wieder gut beobachten, ob sie Erschöpfungsanzeichen/Überforderungsanzeichen zeigen und dabei auch bedenken, dass es unglaublich schwierig ist, ihnen Schmerzen und Unwohlsein überhaupt erstmal anzusehen.

  • Wer weiß, was vorher da schon los war, das die Nerven der Hunde strapaziert hat. Vielleicht waren diese Personen mit vielleicht nicht ganz sinnvollem Verhalten einfach nur der Tropfen auf dem heißen Stein.

    Ich finde den Artikel auch sehr neutral geschrieben. Sehr erfreulich in der heutigen Zeit so was mal zu lesen. Der Anlass ist natürlich wenig erfreulich.

  • In Wolfsgebieten wird man vielleicht im Punkt Tierwohl für Milchvieh oder Weidevieh generell einen Schritt zurück gehen müssen. Viel Spielraum für Kostensteigerungen gibt es da wohl eher nicht.

  • Hier gibts ein Interview (mit technischen Tücken, was es etwas anstrengend macht) mit der Pferdehalterin aus Hinte, wo kürzlich das Pony trotz 3 HSH gerissen wurde:

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    Mein Fazit daraus: ich gehe davon aus, dass die Hunde schlichtweg zu spät gekommen sind und es nur noch geschafft haben, die Wölfe vom bereits gerissenen Pony zu vertreiben.

    Wie Harald da liegt, ist nicht das Verhalten eines fehlgelaufenen HSH, der seine Weidetiere gejagt hat. Sondern er liegt, wie HSH es tun, wenn trotz allem ein Weidetier gerissen wurde.

    Der Knackpunkt in diesem Betrieb scheint mir nach dem Video klar und deutlich zu sein, dass a) die Flächen zu gross sind, b) die Aufteilung von Stall und Flächen zu Problemen führt und c) die Gratwanderung nicht geschafft wurde, zwar extrem menschenfreundliche HSH zu haben, deren Bindung an die Herde aber dennoch so stark ist, dass sie IMMER bei der Herde bleiben und sich eben nicht in den Stall zurückziehen, weder um dort weit weg von den Pferden zu fressen, noch, um sich dort knuddeln zu lassen. Ich weiss, wie schwierig das ist, meine hier sind auch sehr nah am Menschen. Auch hier gibts Phasen, in denen ich es den Hunden leicht machen muss, es richtig zu machen.

    Die Hunde können einfach nur schützen, wenn sie unmittelbar bei der Herde sind. That simple.

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