Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Wie kann/sollte man konkret damit umgehen, wenn es einen Übergriff auf einer Weide gab und wenn die Herde geschützt war, wo lagen die Schwachstellen, welche Möglichkeiten habe ich diesen schnell und wirksam zu begegnen, um meine Tiere zu schützen? DAS sind die Fragen, die mich erstmal konkret beschäftigen und auf die ich Antworten, Erfahrungswerte und Hilfe von Seiten der Behörde erwarte.

    Wobei man die Behörden da schlichtweg knicken kann. Die sind höchstens dafür gut, wenns darum geht, nach einem Riss/Angriff adhoc Zusatzmaterial zum Zaun-Aufrüsten bereit zu stellen. Falls man sie erreicht. |)

    Die wirklichen Erfahrungswerte können einzig andere Tierhalter liefern. Ebenso wie gewisse ander Notfall-Maßnahmen, wie z. B. ein Hundeteam auszuleihen.

    Oder gar wie mein Kumpel Hannes, auch sich selbst auszuleihen, um dem betroffenen Schäfer bei der Einarbeitung mit den Hunden zu helfen und 24/7 Anwesenheit bei einer schwer angeschlagenen Herde zu gewährleisten.

  • Die Schäferei Jahnke gehört zu den Schäfereien, die seit Jahren stetig aufrüsten und wirklich versuchen, ihren Herdenschutz konsequent zu optimieren.

    Klar, man kann sagen, es ist ja alles gut gegangen, die Hunde haben die Wölfe vom Eindringen abgehalten.

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  • Die Wölfe wissen so genau, wo der Zaun ist und wie sie die Hunde mürbe machen

    Das war genau mein Gedanke. Wie lange braucht es so eine Situation, bis die Hunde nicht mehr reagieren, sondern sich schlafen legen, weil es ja "normal" ist, dass die Wölfe da sind?

  • sondern sich schlafen legen, weil es ja "normal" ist, dass die Wölfe da sind?

    Das machen sie nicht - eher fallen sie tot um.

    Und nach so einer Nacht dann schlimmstenfalls noch die regionale Hunde-Meile vor der Nase. Oder Leuts im Umfeld, die sich übers Bellen beschweren.

    Aber ich finde, man sieht, wie bescheuert das eigentlich mit den Zäunen ist. So ein verdammter Einzelwolf oder auch 2 wären erstmal kuriert, wenn ihnen die Hunde klar machen könnten, dass sie da nix verloren haben. Aber: da ist der verdammte Zaun. Das ist letztlich zwangskastrierter Herdenschutz. Wir Tierhalter steigen mit unseren Tieren in einen Ring, in dem die Regeln von vorneherein unfair sind.

  • Aber ich finde, man sieht, wie bescheuert das eigentlich mit den Zäunen ist. So ein verdammter Einzelwolf oder auch 2 wären erstmal kuriert, wenn ihnen die Hunde klar machen könnten, dass sie da nix verloren haben. Aber: da ist der verdammte Zaun. Das ist letztlich zwangskastrierter Herdenschutz. Wir Tierhalter steigen mit unseren Tieren in einen Ring, in dem die Regeln von vorneherein unfair sind.

    Nur sind Herdenschutzhunde ohne Zäune in den allermeisten Gebieten Deutschlands ja einfach nicht realistisch.

    Mich würde ja tatsächlich mal eine Aufarbeitung interessieren, wie es schlussendlich zu dieser Situation gekommen ist, dass die Wölfe sich so extrem auf die Schafe als Beute fokussiert haben und das sogar trotz der Präsenz der Hunde.

    Wir hatten hier ja vor einigen Jahren mal ein "größeres Problem" mit Jungwölfen aus Dänemark. Da hatte ich damals ein wenig die Recherche bemüht und herausgefunden, dass die Wölfe in Dänemark aus einem Gebiet in der Nähe des Ringköbing-Fjords kamen und sich das Rudel dort tatsächlich in erster Linie von ungeschützten Schafen ernährte und das dort mehr oder weniger einfach geduldet wurde. Die Geschwisterwölfe zogen dann durch Nordfriesland und Dithmarschen und trafen dort wieder auf völlig ungeschützte Schafherden. Das ganze Drama fand dann ein bundesweites mediales Echo inkl. Demos, Kindergartenschließungen und Abschussforderungen, tatsächlich war es dann aber wirklich so, dass das Wolfsproblem sich auflöste als dann Zäune errichtet wurden bzw. die Schafe in die Ställe geholt wurden, bzw. dann schließlich saisonbedingt an den Deich kamen. Größere Probleme gab es dann tatsächlich nur noch mit einem Bruder, der einen Kreis weiter zum Springer wurde (Weswegen es dann auch eine Abschussgenehmigung gab), schließlich wanderte aber auch er ab und wurde letztendlich in MeckPom überfahren.
    Das wäre für mich nun z.B. ein klassisches Beispiel dafür, wie man sich Problemwölfe dann selbst kreiert. Wir rüsten einfach immer und immer wieder zu spät auf. Sei es, weil die Behörden nicht schon präventiv fördern oder sei es, weil der Weidetierhalter den Zaunbau scheut. Und ja, ich sage das als Weidetierhalter und weiß, welche Arbeit das ist und dass das viel verlangt ist.
    Wir sind hier nun seit damals Wolfspräventionsgebiet, d.h. es existiert eine Förderkulisse für den Zaunbau (Natürlich nur für Schafe und Ziegen ... ) und ja, vereinzelt gibt es auch wolfsabweisende Zäune, aber echt vereinzelt. Ansonsten hat sich an der üblichen Schafshaltung hinter EINER Litze tatsächlich einfach überhaupt nichts geändert. Der nächste Wolf wird hier wieder genauso Metzeln wie der vorherige und der vorherige. Aber so kann ich zumindest immer sicher sein, dass wir akut keinen Wolf hier haben ...

    Jetzt bin ich abgeschweift. Was ich einfach nochmal deutlich machen wollte, solange wir immer und immer wieder erst reagieren, wenn der Wolf bereits gelernt hat, dass bestimmte Tiere Beute sind, solange wundere ich mich überhaupt nicht, wenn die Wölfe sich immer weniger abhalten lassen und ihre Jagdstrategien immer besser anpassen. Ich war immer schon ein Befürworter davon Wölfe und Rudel abzuschießen, die sich auf Beutetiere fokussiert haben, die wir nicht mehr mit einem machbaren Aufwand schützen können, aber wenn wir halt einfach nicht lernen, dass wir schneller schützen müssen als der Wolf sein Beutespektrum erweitert, solange bleibt das ein Fass ohne Boden.

    Schon wieder abgeschweift. Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass entsprechende Studien aufgesetzt werden, wie sich das Beutespektrum von abwandernden Wölfen entwickelt, welchen Einfluss die Prägung der Eltern hat und welchen Einfluss vorhandene oder eben nicht-vorhandene Herdenschutzmaßnahmen haben.

  • Mich würde ja tatsächlich mal eine Aufarbeitung interessieren, wie es schlussendlich zu dieser Situation gekommen ist, dass die Wölfe sich so extrem auf die Schafe als Beute fokussiert haben und das sogar trotz der Präsenz der Hunde.

    Das wird mit der aktuellen Situation der Wölfe zusammenhängen. Der Nachwuchs dürfte bereits da sein oder es ist kurz davor, sprich, die Wölfin ist entweder grad noch hochträchtig oder hat gerade geworfen, der Rüde muss sich mit dem unerfahrenen Nachwuchs vom Vorjahr um möglichst einfache Beute kümmern.

    Die Flächen in dem Video sind sehr gross, die Lammzeit ist in vielen Schäfereien voll im Gang, auch Schafe entfernen sich zur Geburt hin oft ein wenig von der Herde. Herdenschutz ist nie statisch, es gibt immer eine gewisse Dynamik. Je mehr "Druck" die Wölfe haben, desto risikobereiter werden sie. Vielleicht gab es aufgrund der Flächengröße und wolfsgünstigen Windbedingungen schon Momente, in denen sich die Wölfe dicht am Zaun aufhalten konnten, ohne dass die Hunde überhaupt eine Chance hatten, sie registrieren zu können. Da sind ja auch Busch-/Baumreihen zu sehen, die Vegetation auf Äckern und Wiesen bietet ebenfalls gute Deckung. Es gibt auch immer Momente, wo bei den HSH nicht die volle Power da ist, auch die können sich mal verletzen, von einer Kreuzotter gebissen werden oder mit den extremen Temperaturschwankungen derzeit zu kämpfen haben. Da kann man als Wolf schon mal schauen, ob die alle fit sind.

    Das in dem Video ist keine seltene Situation. Aber das muss auch keine durchgehende Situation werden.

    Ich persönlich würde jetzt akut ergänzende Maßnahmen ergreifen - den Lappenzaun ergänzen, z. B. Alles was "neu" hinzukommt, führt zunächst mal zu Irritationen. Das muss dann nicht immer so bestehen bleiben, wenn die Wölfe weniger Druck haben, kann man dann wieder darauf verzichten.

    Erfahrungsgemäß ist die Zeit, in der die Wolfswelpen da sind, besonders risikobehaftet. Und dann wieder die Zeit ab September, in der sie ihre ersten Jagderfahrungen machen - an möglichst leichter Beute.

    Das sind allesamt Erfahrungen von Tierhaltern, die schon vor uns damit zu tun hatten.

  • Was in diesem Bericht nicht steht, ist, dass ein Teil dieser Flächen (nicht die ganzen 250 ha) bis vor wenigen Jahren von einem Schäfer beweidet wurde. Der hat mit seinen Tieren ebenfalls einen hervorragenden Job gemacht (und hatte übrigens auch eine kleine Herde Wasserbüffel für die sumpfigen und Gewässerzonen). ABER: dieser Schäfer hatte doch glatt (ausgesprochen hervorragende!) HSH eingesetzt....Und da es natürlich nicht geht, dass Erholungssuchende in einem NSG auf HSH hinter Zaun stoßen, wurden dem Schäfer die Flächen weggenommen. Mittlerweile überwintert der Schäfer bloss noch in Bayern, die anderen drei Jahreszeiten wirkt er - mit seinen HSH - in Sachsen-Anhalt.

    https://www.br.de/nachrichten/ba…spflege,UBQocfL

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