Hund aus Zwinger-/Gartenhaltung aufnehmen?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe mich gerade registriert, da ich seit längerem still mitlese und nun die Planungen bzgl. eines eigenen Hundes konkreter werden.


    Mein Mann und ich leben im eigenen Haus auf 120 qm mit Garten. An den Garten grenzt ein riesiges Waldgebiet, der Garten ist aber eingezäunt. Wir sind beide mit Hunden aufgewachsen, hatten aber noch nie einen eigenen, da wir bis vor wenigen Monaten in einer Mietwohnung gelebt haben. Es stand aber immer fest, wenn die Gegebenheiten sich ändern, möchten wir einen Hund. Kinder haben wir nicht.
    Ein Hund müsste bei uns etwa 4,5 Stunden allein sein. Ich würde vor der Arbeit mit ihm eine größere Runde gehen und brauche auch nur 10 Minuten zu Fuß bis zur Arbeit, so dass ich auch schnell mal nach Hause könnte wenn etwas sein sollte (flexible Arbeitszeiten). Um 12.30 Uhr wäre ich dann sowieso wieder zurück und mein Mann ist um 15 Uhr da. Zusätzlich wohnen meine Eltern nur ein paar Häuser weiter, beide Rentner und wie gesagt mit viel Hundeerfahrung, auch mit traumatisierten Hunden aus dem Tierschutz.
    Wie wir finden, sind das ganz gute Voraussetzungen.


    Vorstellungen haben wir natürlich auch. Der Hund sollte etwas größer sein, mit nicht zu langem Fell, ein typisches Hundegesicht haben (also kein Mops, kein Frenchie etc.), weder bewachen noch hüten, aber gern laufen, da wir auch ohne Hund oft lange Spaziergänge von 1-2 Stunden machen. Da sind wir, wie so viele andere auch, auf den Golden Retriever gekommen. Es muss kein Golden Retriever sein, aber das wäre aktuell einer der Favoriten. Bei Mischlingen ist es einfach noch schwieriger, vorauszuahnen, was für Eigenschaften die haben KÖNNTEN (dass das sowieso nicht pauschalisiert werden kann ist uns klar, wir kennen auch einen Aussie, der so gemütlich ist wie eine Dogge).


    Jedenfalls haben wir uns im Internet umgesehen und auf einem Portal (nicht eBay Kleinanzeigen) eine Anzeige gefunden, in der ein wunderschöner 3-jähriger Goldie abzugeben ist. Die Kontaktaufnahme verlief positiv, die aktuellen Besitzer haben eine Stunde mit uns telefoniert und laut der Beschreibung ist das - natürlich - ein ganz toller, unkomplizierter Hund. Wir könnten ihn holen, wann immer wir möchten. Abgegeben wird er, weil die beiden schon an die 70 sind und die Versorgung gesundheitlich nicht mehr schaffen.


    Es gibt aber zwei Dinge, die mich haben aufhorchen lassen:


    1. Wird der Hund viel draußen gehalten. Das Grundstück ist wohl sehr groß, und außer nachts und über Mittag ist der Hund immer draußen. Die haben diesen Hund seit der Welpenzeit tatsächlich immer mehr draußen als drinnen gehalten, mit Hundehütte und allem, was ich persönlich eher in die 80er Jahre verorten würde - und vor allem wenn dann eher zu einem Schäferhund statt zu einem Golden Retriever. Vor dem Golden Retriever hatten sie einen Malinois und der Goldie sollte dann genauso gehalten werden. Der Hund meldet auch, wenn Besucher kommen, das ist so gewollt (wir würden versuchen, das Bellen abzuerziehen, sofern das überhaupt noch möglich wäre).
    Stubenrein soll der Hund trotzdem sein und sich auch im Haus sehr wohlfühlen. Der Mann sagte am Telefon, wenn sie ihn nach dem Mittag wieder raus schicken, möchte er das eigentlich gar nicht (also der Hund). Ja, logisch.


    2. Es liegen über 500km zwischen uns und dem Hund. Es ist also schwierig, sich vorab ein genaues Bild zu machen. Die Besitzer meinten, dass wir den Hund direkt mitnehmen können, wenn er uns gefällt. Überhaupt haben wir nicht den Eindruck, dass sie sehr an ihm hängen.


    Was also tun? Parallel schauen wir auch bei Tierschutzhunden, dort weiß man ja auch nie genau, wie die Tiere vorher gelebt haben. Ein Hund meiner Eltern war sogar ein Hofhund, der nicht einmal Dinge wie Treppenstufen oder Fernseher kannte und dennoch sehr schnell an alles gewöhnt und von Anfang an stubenrein war.
    Klingeln bei euch Alarmglocken?

  • Wegen der Haltung nicht unbedingt. Kann halt sein, dass das mit der Stubenreinheit nicht so zuverlässig klappt am Anfang, aber das lässt sich ja üben.
    Ob die Angaben stimmen, weiß man ja leider nie vorab- wahrscheinlich in einer großen Zahl der Fälle nicht. Ich würde mir ein Wochenende nehmen und ihn kennenlernen fahren-> mit Übernachtung in der Nähe, damit man wirklich etwas Gelegenheit hat, ihn in unterschiedlichen Situationen etwas einschätzen zu können und dann zu entscheiden, ob er zu Euch passt.
    Aus meinen Erfahrungen mit "Gebrauchthunden" unterschiedlicher Herkunft habe ich nur das verbindlich festgestellt- man sollte sich auf keinerlei Angaben verlassen (wobei das Hundeverhalten aber natürlich auch von Besitzern/ Umfeld abhängt).
    Ich würde schauen, wie er sich zuhause, beim Spaziergang, auch in unbekanntem Gebiet, bei Autofahren, ggf. in der Innenstadt/innerorts verhält und z.B. beim bürsten, in die Ohren schauen etc... und dann das Herz entscheiden lassen.

  • Leika wurde in den ersten 4 Jahren auch ausschliesslich im Zwinger und im Garten gehalten, ins Haus durfte sie nicht....


    Wir wollten sie damals einfach nur mal anschauen, kennenlernen. Und dann haben wir sie gleich mitgenommen, weil wir nicht wollten, dass sie weiter so leben muss. Es ging alles prima. Sie war eine Autofahrerin, sie war stubenrein, meldete sich zuverlässig, wenn es mal dringend wurde. Sie fuhr widerspruchslos im Aufzug mit uns in die Wohnung. In der Wohnung hat sie zuerst mal alles abgecheckt. Ich sammle Teddybären, die teilweise auf idealer Schnauzenhöhe sassen. Eine Ansage "Das sind meine" hat gereicht. Sie hat in den 10 Jahren bei uns nicht ein einziges Mal einen Teddy verschleppt oder gar kaputt gemacht.


    Dann ging sie in die Küche, schlabberte Wasser und sank dann zufrieden auf ihr(schmutzigen, mitgenommenen) Bettchen - sie war zuhause angekommen.


    Manche Wesenszüge zeigten sich erst später, aber wir haben das alles gut in den Griff bekommen.


    Also: Hund anschauen und wenn es passt mitnehmen.....


    Gruss
    Gudrun

  • Bei gebrauchten Hunden weiss man nie was die auspacken. Ist immer ein Abenteuer.


    Könntet ihr damit leben wenn ihr den Hund nie irgendwohin mitnehmen könntet weil er nichts kennt und ängstlich ist?
    Wenn er andere Hunde doof findet?


    Das kann sein, muss aber nicht.
    Wenn ihr damit leben könnt und auch bereits seit einen Trainer zu Rate zu ziehen lasst euch auf das Abenteuer ein. Es kann auch sein dass ihr den von Anfang an perfekten Hund bekommt. Man muss ich aber im Klaren sein dass Vorbesitzer eigentlich immer Lügen, kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.

  • Eine Freundin hat einen Goldie genau aus so einer Haltung übernommen. Gab keine Probleme, bis auf dass der Hund "an der Leine hängt ein Mensch" nicht kannte und er mit ihr die ersten Monate den Wald gepflügt hat. Da musste sie viel Arbeit rein stecken, bis das klappte. Ansonsten ganz unproblematischer Kerl, menschenfreundlich und im Haus reinlich ( also wie Goldies halt reinlich sind: Er bringt nur Matsch und den halben Wald von draußen rein, pieselt aber nicht ins Haus oder so).

  • An deiner Stelle würde ich mir den Hund anschauen. Baustellen kannst du bei jedem Hund haben. Gut, die Wegstrecke ist jetzt nicht gerade kurz. Also wie @Silke_r schon anmerkte - plant eine Übernachtung ein, dann wird es euch auch mit dem Fahren nicht zu viel. Plant aber auch schon mal Sicherung fürs Auto, nehmt was mit, falls dem Hund im Auto übel wird. Und stellt euch drauf ein, dass ihr ihn mitnehmt.
    Nein sagen könnt ihr immer noch aber dann seid ihr schon mal vorbereitet.

  • Danke für eure Antworten!


    Wir werden es auch so machen. Hinfahren, gucken, testen was möglich ist und bei gutem Bauchgefühl auch mitnehmen. Auto fährt der Hund angeblich gern.


    Weshalb ist es eigentlich vor allem hier im Forum so verpönt, bei ebay Kleinanzeigen nach Hunden zu schauen?
    Wir haben jetzt zwar woanders die Anzeige gesehen, aber Internet ist doch Internet - oder nicht?
    Und wenn Hunde von privat abzugeben sind, kann man doch überall Glück und Pech haben, auch im Tierheim.

  • Könntet ihr damit leben wenn ihr den Hund nie irgendwohin mitnehmen könntet weil er nichts kennt und ängstlich ist?


    Wenn er andere Hunde doof findet?


    Man muss ich aber im Klaren sein dass Vorbesitzer eigentlich immer Lügen, kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.

    So einen Hund hatten wir, also als Familie, bereits. Es ist schwierig, aber natürlich gibt man den Hund trotzdem nicht mehr ab.


    Schade ist, dass nicht nur Vorbesitzer lügen. Hier im Tierheim werden teilweise Hunde als lieb und harmlos bezeichnet, die schon fast auf den ersten Blick als alles andere als das zu erkennen sind - nur leider nicht von jedem, weshalb sie dann nach kurzer Zeit wieder im Tierheim landen. Das verstehe ich immer nicht.

  • Weshalb ist es eigentlich vor allem hier im Forum so verpönt, bei ebay Kleinanzeigen nach Hunden zu schauen?
    Wir haben jetzt zwar woanders die Anzeige gesehen, aber Internet ist doch Internet - oder nicht?

    Ich glaub, ebay Kleinanzeigen ist eben einfach das größte Portal, über das auch Tiere angeboten werden können, und wird deshalb so häufig genannt.


    Ein bisschen also wie die Papiertaschentücher, zu denen man Tempo sagt, auch wenn sie von Zewa sind. ;)


    Und bestimmt gibt es da auch tolle Hunde, deren Halter tatsächlich einfach nur ein gutes neues Zuhause für ihren Liebling suchen.
    Aber es gibt halt leider auch viele schwarze Schafe und genügend Leute, die darauf reinfallen. Ist wohl oft nicht so leicht, das zu unterscheiden oder sich nicht nur von Gefühlen leiten zu lassen.


    Bei einem Hund aus dem Tierheim gehe zumindest ich davon aus, dass bei der Vermittlung nicht die finanziellen Interessen im Vordergrund stehen und die TA-Mitarbeiter ehrlich darum bemüht sind, die Hunde bestmöglich in passenden Familien unterzubringen.


    Ich wünsch euch, dass ihr euren Hund findet, vielleicht ja schon in diesem Anlauf.

  • Ich habe meinen Hund von ebay Kleinanzeigen, habe aber lange gesucht und festgestellt dass dort wirklich fast nur Vermehrer und Auslandsorganisationen deren Hunde noch im Ausland sitzen inserieren.


    Es ist halt schwer zu unterscheiden ob es wirklich eine privatabgabe ist oder ein Vermehrer. Blöd sind die ja auch nicht.

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