Jagd, Hege, Naturschutz und mehr - allgemeine Diskussion

  • AnjaNeleTeam

    Das hängt aber auch nicht unbedingt zusammen. Ich bin seit mittlerweile 36 Jahren Vegetarier mit Unterbrechungen (esse - mit sehr schlechtem Gewissen - gelegentlich Fisch und in Ausnahmefällen Fleisch, wenn viel Frust, wenns geschenkt wurde oder wenn ich krank bin). Alleine durchs regionale Einkaufen profitiere ich aber nicht weniger von der Jagd hier, als die Omnivoren um mich herum. Das weiß ich.

    Was meinst du was nicht zusammen hängt? Schuld empfinden beim Fleisch essen mit...?

    Nein, ich meinte damit, dass vegetarisch zu leben nicht unbedingt bedeutet, dass man die Jagd und das Drumherum pauschal ablehnt :smile: Ich kann für mich was entscheiden ohne zu erwarten, dass ein Anderer das genau so handhabt. Oder ohne daraus für mich das Recht abzuleiten, anders Handelnde pauschal zu verurteilen. Und ich kann trotzdem auch den Nutzen erkennen, auch den für mich.

  • Weil du es nicht brauchst?

    Ich meine, ok. Logisch. So gesehen ist es unglaublich einfach.

    Es gibt viele Gründe warum ich Wildfleisch brauche :D

    Wenn man deinen Gedanken weiterspinnt, dann müsste man auf sehr viel verzichten was man nicht unbedingt benötigt. Und nachhaltiges Fleisch von Tieren die nicht in Massentierhaltung leben mussten gehört da sicherlich nicht zu den unnötigsten Dingen.

    Ich auch. Für den Hund, deswegen wird hier keiner mehr einziehen. "Schuldfrei" (den Begriff hatte doch vorher jemand genutzt?) bin ich deshalb trotzdem nicht.

    Das untere ist whataboutism. Das eine schlechte (jetzt mal aus @blubbb s Perspektive gesprochen) macht das andere nicht besser :sweet:

  • Ich habe noch eine ganz andere Frage:

    Wenn man nicht mehr jagen dürfte, würde sich dann der Bestand selbst regulieren?

    Oft wird ja davon gesprochen, dass beispielsweise Füchse geschossen werden müssen, um andere Arten zu schützen. Füchse sollen sich ja aber gerade wegen des jagdlichen Druckes stark vermehren.

    Oder Rehe müssen geschossen werden, weil es nicht genügend Futter für alle gibt. Gleichzeitig werden sie oft von Jägern zugefüttert.

  • In dem Sinne entfremdet, weil es durchaus noch Menschen gibt, für die Jagd zur Nahrungsbeschaffung das täglich Brot ist. Und das völlig normal.

    Aber hier ja völlig unnötig?

    Wenn man Fleisch essen möchte, muss dafür ein Tier sterben, das ist nunmal Fakt. Die meisten Menschen kaufen sich davon frei und kaufen anonym..... ich wage zu bezweifeln, dass diese mit demselben Bewusstsein Fleisch essen, wie jemand der es selbst erledigt hat.

  • Was meinst du was nicht zusammen hängt? Schuld empfinden beim Fleisch essen mit...?

    Nein, ich meinte damit, dass vegetarisch zu leben nicht unbedingt bedeutet, dass man die Jagd und das Drumherum pauschal ablehnt :smile: Ich kann für mich was entscheiden ohne zu erwarten, dass ein Anderer das genau so handhabt. Oder ohne daraus für mich das Recht abzuleiten, anders Handelnde pauschal zu verurteilen. Und ich kann trotzdem auch den Nutzen erkennen, auch den für mich.

    Achso ja ok, kann ich nachvollziehen. So geht es mir ja auch. Ich geh zur Jagd, aber habe auch Verständnis für Veganer, auch für Leute die die Jagd an sich nicht so cool finden. Schwierig wird es für mich wenn dann eben einiges an Doppelmoral dazu kommt. Also eben das klassische Beispiel Jagd scheiße finden, aber dann das Billig-Hack bei Aldi kaufen.

    Ich war selbst 6 Jahre Vegetarier und finde das gar nicht so sehr widersprüchlich wie sich das erst anhört.

    Und generell: es wäre schön, wenn man sich erst informiert bevor man pauschal urteilt. Aber das ist in vielen Bereichen nicht der Fall bei der breiten Mehrheit und gerade bei so einem emotionalem Thema wie der Jagd kochen die Gemüter dann hoch

  • Aber hier ja völlig unnötig?

    Wenn man Fleisch essen möchte, muss dafür ein Tier sterben, das ist nunmal Fakt. Die meisten Menschen kaufen sich davon frei und kaufen anonym..... ich wage zu bezweifeln, dass diese mit demselben Bewusstsein Fleisch essen, wie jemand der es selbst erledigt hat.

    Das hat aber mit @blubbb s Standpunkt nichts zu tun. Wenn man es generell ablehnt das Menschen Fleisch essen ist das einfach eine andere Diskussionsgrundlage. Niemand sagt das Supermarktfleisch in Ordnung ist, ich glaube hier würde jeder zustimmen dass es schlimmer/als einziges schlimm ist.

  • Aber hier ja völlig unnötig?

    Wenn man Fleisch essen möchte, muss dafür ein Tier sterben, das ist nunmal Fakt. Die meisten Menschen kaufen sich davon frei und kaufen anonym..... ich wage zu bezweifeln, dass diese mit demselben Bewusstsein Fleisch essen, wie jemand der es selbst erledigt hat.

    Und deshalb ist es nötig? Das ist doch überhaupt keine Antwort auf meine Frage? Hä?

  • Zu der Grundsatzdiskussion hier: Ich finde, es geht gerne unglaublich was Durcheinander, wenn über Reinheit der Motive und den Fortschritt des menschlichen Bewusstseins räsoniert wird. Das Jagen ist auch in der menschlichen Natur verankert und setzt Hormone frei.

    Eine Gegenbewegung entsteht da, wo Mitleidensfähigkeit (nicht zu verwechseln mit Empathie) und eigener Moralkodex ein starkes Tabu dem gegenüber auferlegen. Das macht die Motivation nicht „hehrer“ und die Gesellschaft (jedenfalls unsere) nicht ethisch fortschrittlicher. Bei uns hats nur dazu geführt, dass das Töten anonymisiert wird. Entweder durch Entfernung aus dem Blickwinkel (es erledigen dann halt ein paar wenige für einen), aktive Verdrängung oder darum, dass man sich das Getötete schon im Vorfeld nicht als Lebewesen vergegenwärtigt.

    Jagd gehört zu unserer Gesellschaftsordnung und hat dort ihren Zweck. Wie die Hundehaltung übrigens auch, die mittelbar den Tod all dessen bedeutet, was in Napf und Kong wandert. Oder dessen, was sich gerne in Haut, Fell und den Polstern niederlassen würde und nicht darf ... Auch das ist letztlich eine schwierige Frage. Es ist halt nicht so im Blick. Moral ist zwangsläufig da relativ, wo es keinen allgemeingültigen ethischen Konsens gibt, zu dessen Einhaltung sich alle verpflichtet fühlen.

    Und „keine Tiere töten“ ist kein allgemeingültiger ethischer Konsens. Der wäre allenfalls „kein unnötiges Leid zufügen.“ Und das wiederum ist relativ, weil „nötig“ und „unnötig“ auch wieder Definitionssache ist.

    Um zur Ausgangsfrage zurück zu kehren: Meine Fragen wären: „Hatte die Jägerin die Verpflichtung, die Katze nicht zu töten (weil es andere realistische Möglichkeiten gegeben hätte, das Tier am Leben zu erhalten und dabei gleichzeitig den Job des Schutzes ihres Reviers nicht zu vernachlässigen)“ und „hat sie es so gut getan, wie man es bei anerkannten Anforderungen an einen Jäger erwarten darf.“

    Letzteres kann ich nicht beurteilen. Ersteres scheint zumindest schwierig zu sein, weil, wie Sventje es beschrieben hat, sich wohl weder Tierhalter noch Kommunen so wirklich zuständig für entsprechende Alternativen fühlen. Damit bleibt es eine Einzelentscheidung des Ausführenden.

    Die Hauptkritik, die ich jetzt woanders aus jagdlichen Kreisen gelesen habe, ist die, dass sie das Filmen zugelassen hat.

  • Es gibt viele Gründe warum ich Wildfleisch brauche :D

    Wenn man deinen Gedanken weiterspinnt, dann müsste man auf sehr viel verzichten was man nicht unbedingt benötigt. Und nachhaltiges Fleisch von Tieren die nicht in Massentierhaltung leben mussten gehört da sicherlich nicht zu den unnötigsten Dingen.

    Ich auch. Für den Hund, deswegen wird hier keiner mehr einziehen. "Schuldfrei" (den Begriff hatte doch vorher jemand genutzt?) bin ich deshalb trotzdem nicht.

    Das untere ist whataboutism. Das eine schlechte (jetzt mal aus @blubbb s Perspektive gesprochen) macht das andere nicht besser :sweet:

    Bei dir wird kein Hund mehr einziehen, weil er Fleisch fressen muss?

    Und zum letzten Satz: das ist eben der Unterschied. Ich sehe das nicht als schlecht, sondern als gut und sinnvoll. Deswegen ist es auch kein Whataboutism. Es ist nicht das geringere Übel. Es ist in meinen Augen normal als Mensch Tiere zu essen (wahrscheinlich ist hier schon ein Unterschied; fühle mich deswegen auch nicht schuldig), aber ich bin in der Verantwortung Fleisch zu konsumieren bei dem möglichst kein Tier mehr als nötig gelitten hat. Das Jagen ist für mich eins der besten Möglichkeiten an solches Fleisch zu kommen.

    Ich habe noch eine ganz andere Frage:

    Wenn man nicht mehr jagen dürfte, würde sich dann der Bestand selbst regulieren?

    Oft wird ja davon gesprochen, dass beispielsweise Füchse geschossen werden müssen, um andere Arten zu schützen. Füchse sollen sich ja aber gerade wegen des jagdlichen Druckes stark vermehren.

    Oder Rehe müssen geschossen werden, weil es nicht genügend Futter für alle gibt. Gleichzeitig werden sie oft von Jägern zugefüttert.

    Das mit den Füchsen und dem jagdlichen Druck ist in verschiedenen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.
    Irgendwann wird sich der Bestand sicher selbst regulieren, aber im Falle des Fuchses sicherlich zu lasten anderer Tierarten. Und der Bestand reguliert sich dann häufig über Krankheiten. Ob das so viel besser ist?

    Laut Jagdgesetz dürfen Rehe nur angelockt, nicht aber gefüttert werden. Außer in Notzeiten, wenn z.B. sehr viel Schnee liegt und die Tiere nicht mehr an Futter kommen. Es gilt als nicht waidgerecht die Tiere qualvoll verenden zu lassen. Das ist ein Punkt den viele Leute nicht verstehen, warum man den Tieren als Jäger manchmal hilft und sie dann doch wieder bejagt. Bejagen ist im Normalfall aber eben nicht mit unnötigen Quälereien verbunden, ein langsames verenden lassen schon. Und wenn man als Jäger so etwas mitbekommt, dann hat man zu helfen.

    Außerdem werden Rehe nicht geschossen weil es zu wenig Futter für sie gibt, sondern zur Fleischgewinnung und um Schäden zu verhindern.

    Um mal etwas auszuholen. Ich jage in einem reinen Waldrevier und Wald hört sich ja erstmal nach recht idyllischer Natur an, aber eigentlich ist es wie ein großes Feld auf dem Bäume geerntet werden. Das ist aber nicht der einzige Zweck und auch nicht der wichtigste. Wälder werden immer wichtiger wenn es um den Klimawandel geht. Sie halten Wasser, reinigen die Luft usw. Nur leider haben die Wälder aktuell viel zu wenig Wasser. Jedes Jahr und nicht wie früher alle 7 Jahre werfen die Buchen, Eichen und andere masttragenden Bäume in Panik ihre Früchte ab. Sie versuchen sich so gut wie möglich zu vermehren, weil die Bedingungen für die Bäume immer schlechter werden. Nun sehen das natürlich auch die Förster und versuchen Baumarten zu finden die auch ein paar Grad mehr aushalten und möglichst nicht zu langsam wachsen. Einerseits spielt dabei natürlich die Wirtschaft eine Rolle. Man will keine größeren Einbußen. Aber andererseits geht es tatsächlich um die Umwelt.

    Bei uns werden deshalb vor allem Eichen, Tannen und Douglasien gepflanzt. Blöd ist jetzt aber, dass Rehe Douglasien und Tannen ziemlich lecker finden und erstere liebend gern verfegen. Und so kann bei entsprechender Rehdichte ziemlich schnell eine komplette Neupflanzung von mehreren 100 Pflanzen vernichtet werden. Ich kann ein stückweit also verstehen, warum dieser Satz "Wald vor Wild" überhaupt aufkam, auch wenn ich ihn nicht gutheiße und nicht denke, dass einen das zum Ziel eines gesundes Waldes führt. Da gehört mehr dazu.
    Blöderweise hat man vor 50 Jahren verpasst rechtzeitig verschiedene Bäume für unsere Region zu testen und jetzt muss man hoffen, dass man die Zeit noch hat.

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