Haltung von "Arbeitshund" ohne "Arbeit"?

  • Kannst Du das mal näher/ anders erklären? Auf den ersten Blick sehe ich da nämlich keinen Widerspruch.

    Auch Border Collies werden in ihrem Ursprungsland häufig im Zwinger gehalten, gerade wenn sie ja häufig im Arbeitseinsatz sind. Also auf Höfen mit Viehhaltung. Im Zwinger leben sie ja ziemlich abgeschottet von der Außenwelt und bekommen nicht so viele Reize mit. Wird nun darauf selektiert, also nur diejenigen Hunde verpaart, die solch ein Leben ohne Verhaltensstörungen im Zwinger gut aushalten, dann bekommt man eben Hunde, die diese Art der Hundehaltung vertragen.
    Leben nun solche Arbeitshunde in Familien mit den normalen Alltagsreizen, ist diese Art der Ruhehaltung im Zwinger ja hinfällig, weil sie einfach nicht vergleichbar ist. In einer Familie sind so viele Außenreize, dass diese der Hund nun aushalten können muss. Und darauf wurde er ja gerade nicht hin selektiert. Im Zwinger wurde er von Reizen fern gehalten. Hier muss er sie aushalten können. Das sind zwei paar Stiefel :-)

  • Danke @AnnetteV, genau das meine ich.
    Ich kann meine Hunde z.B. gut mit zu Besuchen bei Freunden und deren Kindern nehmen und höre dann oft, wie schön ruhig die Hunde sind. Fakt ist aber, dass sie sich für diese Ruhe zusammenreißen müssen und es sie Energie kostet, nicht auf alles anzuspringen und die Umgebung auszublenden. Nach solchen Besuchen sind sie am nächsten Tag k.o. und jeden Tag könnten sie das nicht durchhalten.
    Verglichen mit dem Alltag in einer Familie mit Kindern leben meine Hunde tatsächlich relativ "reizarm". Wäre mein Alltag ein anderer, wären diese Hunde hier auch nie eingezogen.

  • Danke @AnnetteV, genau das meine ich.
    Ich kann meine Hunde z.B. gut mit zu Besuchen bei Freunden und deren Kindern nehmen und höre dann oft, wie schön ruhig die Hunde sind. Fakt ist aber, dass sie sich für diese Ruhe zusammenreißen müssen und es sie Energie kostet, nicht auf alles anzuspringen und die Umgebung auszublenden. Nach solchen Besuchen sind sie am nächsten Tag k.o. und jeden Tag könnten sie das nicht durchhalten.
    Verglichen mit dem Alltag in einer Familie mit Kindern leben meine Hunde tatsächlich relativ "reizarm". Wäre mein Alltag ein anderer, wären diese Hunde hier auch nie eingezogen.

    Man muss halt auch da schauen, wie denn so ein Familienalltag gestaltet ist. Ich z.B. habe zwei Border Collies völlig integriert in einen Haushalt mit drei kleineren Kindern. Und wenn diese dann noch Freunde da haben... :hust:
    Bei uns ist dementsprechend viel Action, aber meine halten das eben auch durch entsprechende Alltagsarbeit als Welpe bzw. Junghund aus. Sie brauchen für diese Konstellation eben auch eine sehr gute Präge- bzw. Sozialisationsphase beim Züchter. Für einen bis dato reizarm gehaltenen älteren Hund wäre das sicherlich nichts, auch wenn er viel Ruhe gelernt hat.


    In manchen Haushalten gehen vielleicht ständig der Staubsauger, die Kaffeemaschine, der Fernseher, viele Besuche usw. Das ist auch schon einiges, was solch ein Hund aushalten können muss. Ganz zu schweigen erst von den Spaziergängen und deren Verführungen

  • Ich z.B. habe zwei Border Collies völlig integriert in einen Haushalt mit drei Kindern.

    Also sind BC aus einer LZ gut als Familienhunde geeignet?
    Ich kenne mich mit dieser Rasse überhaupt nicht aus und habe mich bewusst auf Jagdgebrauchshunde bezogen.

  • Mein Jagdgebrauchshund begleitet mich zu 24 Stunden Diensten in Intensivwohngruppen für verhaltensoriginelle Jugendliche. Da ist häufig mal richtig was los.
    Moro pennt und ist total entspannt, solange er gerade nicht gefragt ist.
    Und genau das ist mit Ruhe lernen im ersten Lebensjahr gemeint....
    Nicht das der Hund sich bloß nie bewegen darf.

  • Also sind BC aus einer LZ gut als Familienhunde geeignet?Ich kenne mich mit dieser Rasse überhaupt nicht aus und habe mich bewusst auf Jagdgebrauchshunde bezogen.

    Gute Frage. Die Antwort darauf ist "jein" ;-)
    Sie sind sicherlich und auf keinen Fall als nur Familienhunde geeignet. Sie sind für mich auch keine wirklichen Familienhunde, auch wenn sie mit in meiner Familie leben. Aber wir müssen auf vieles achten und meine Kinder finden auch viele Regeln doof. Sie wollen z.B. so gerne Ball spielen mit den Hunden oder mit denen rumalbern. Das geht aber nicht, weil sie dann hochdrehen, zum Junkie werden bei einem Ball usw. Wie gesagt, ich möchte meine Hunde im Alltag "ruhig" halten und "entspannt". Einen Ball oder Getobe (also mit dem Hund) könnten sie kaum aushalten, so dass ich so etwas konsequent verbiete. Spielen die Kinder draußen im Garten, lasse ich meine Hunde drinnen, weil ich das nicht alles gleichzeitig managen kann. Dann wirft mein jüngster Sohn mit einer Schippe den Sand aus dem Sandkasten und mein Mittlerer spielt währenddessen Frisbee mit meiner Ältesten. Ich habe da auf vieles keinen Einfluss und kann die Hunde da auch nicht auch noch entsprechend kontrollieren. (Und meine Kinder will ich ja auch nicht zu sehr einschränken) Da entscheide ich mich dann auch für´s Fernhalten von den Reizen. Im Haus sind Wurfspiele eh verboten, so dass es da keine Korrelationen gibt.
    Da stelle ich mir das Leben mit einem wirklichen Familienhund anders vor.
    Aber bei entsprechender Aufzucht und Erziehung kann auch mit solchen Hunden ein Familienleben möglich sein (wenn auch etwas eingeschränkter durch ein paar Regeln)


    Umso wichtiger finde ich dann natürlich, dass die Hunde, die im Alltagsleben ja schon nur im Ruhemodus laufen sollen, dann unbedingt auch eine Arbeit haben, wo sie alles an Repertoire auspacken können. Irgendwo muss die ganze Energie ja auch hin. Ohne Schafe würde ich mir definitiv keinen Border Collie kaufen. So klappt für uns der Spagat wunderbar.

  • Meine Hunde waren gestern 7 Std im Einsatz. Nicht dauerhaft weil der Gatte alle 3 mit hatte und durch wechseln konnte, aber die Belastung war grade am Anfang und zum Schluss ernorm.
    Und die drei bekommen heute garantiert nix zu tun. Die würden das gleiche Programm heute noch mal durch ziehen, aber spätestens heute Abend würden hier einige Sicherungen durch brennen.... Also gibt es heute nur Sofa, kuscheln, ok und wie immer 2 Kleinkinder. Und sie pennen tief und fest und wollen nicht mal mit raus wenn die kurze in den Garten geht.
    Das mussten alle drei lernen, und natürlich bin ich der böse Hundehalter der bei dem Wetter nicht laufen gehen will. Gesünder für meine Hunde ist es aber

  • Mein Hunter ist nun erst sechs Monate alt, aber ich merke schon sehr deutlich, dass er die Arbeit "braucht". Zum Einen, weil er während der Arbeit wahnsinnig viel Freude hat. Zum Anderen weil er wirklich sehr viel Energie hat. Im Alltag läuft er bereits Newtons normale Gassirunden mit; bei der Arbeit zeigt er bereits jetzt eine sehr gute Ausdauer. Während Newton (der ja auch einen Job hat und für einen SL-Labrador sehr temperamentvoll und bewegungsfreudig ist) nach unserem Tagesprogramm müde auf seinem Platz liegt, hat Hunter durchaus noch Energie um sich (altersentsprechend) mit diversen Dingen zu beschäftigen.

    Das finde ich z.B. einfach zu viel für einen halbjährigen Junghund (gesetzt den Fall, Newton ist keine Schlaftablette, die eine halbe Stunde Schlendern als Gassirunde hat).
    Die Energie, die der Kleine noch hat, könnte gut auch völlige Überdrehtheit sein.
    Ist doch auch bei Kindern oft so. Mein achtjähriger Sohn ist auch fit bis in die Puppen. Je später, desto energiegeladener, könnte man meinen. Geht er dann ins Bett, fallen ihm die Augen schon beim &Zähneputzen zu.

  • Ich weiß jetzt auch nicht wie die Gassirunden gestaltet sind und wieviele und wie lange, aber ich würde einen jungen Hund sowohl körperlich als auch geistig überfordern wenn ich ihn auf meine täglichen normalen Gassirunden mit Sina mitnehmen würde.

  • Aber wir müssen auf vieles achten und meine Kinder finden auch viele Regeln doof.

    Genau darauf will ich die ganze Zeit hinaus. Ich glaube, ich verstehe jetzt auch, warum wir uns nicht verstehen. :D
    Ein Familienhund ist für mich der Prototyp eines Begleithundes. Also ein Hund, der im Alltag mitläuft und dessen Job genau das ist: nämlich seinen Menschen Gesellschaft zu leisten. Ein Gebrauchshund hat hingegen einen rassespezifischen Job und wenn ihm niemand ganz klar erklärt, wann er arbeitet und wann er seine notwendigen Ruhezeiten hat, wird es problematisch.
    Gebrauchshunde machen den Alltag ja (anders als die Hunde, die ich als "Familienhunde" bezeichne) ganz schnell zu ihrem Job, wenn sie nicht gebremst werden. "Alltag lernen" beim Einzug eines Welpen heißt für mich, meinen Hunden genau diese Regeln beizubringen, damit sie die für sie notwendige Ruhe finden.
    Wenn ein Gebrauchshund diese Regeln nun nicht lernt, aufgrund der fehlenden Ruhe blöd wird und das Ganze durch mehr "rassegerechte Auslastung" kompensiert wird, wird es richtig doof für den Hund.


    Klar kann ein Gebrauchshund in einer Familie leben, aber er kann nicht wie ein Familienhund (= Begleithund) behandelt werden. Deutlicher?

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