Schluss mit lustig für „Tutnixe“

  • Ich plädiere dafür Verletzungen zu vermeiden- egal wie sie passieren.

    Den Satz verstehe ich nicht. Was heisst, egal, wie sie passieren?

    Du kannst die Ursachen auch nicht verhindern- ein Karabiner kann reissen, ein Mensch kann stürzen, ein Nachbar die Tür offenlassen.

    ? Jahha und? Was hat das mit einer Schulung über das Wesen des Hundes zu tun (die m.E. eh nur gefährliches Halbwissen produzieren würde)?

    Und wie wird ein unbescholtener Passant jetzt durch einen gerissenen Karabiner verletzt? Das müsste aber schon sehr ungünstig laufen, wenn er von den Stücken getroffen wird. Und wenn er stürzt ja, dann fällt er. Was hat das mit dem Thema zu tun? Und wieso dürfen Nachbarn keine Türe offen lassen? Wovon sprichst Du, Lungenentzündung per Luftzug?

    Also ich hoffe doch nicht, dass das für Dich Dinge sind, die einen Hund ausserhalb Deiner Kontrolle stellen sollen oder als gar Ursache für den Kontrollverlust herhalten sollten. Die Ursache wäre für mich nämlich damit immer noch: Der Halter hat seinen Hund schlicht nicht unter Kontrolle. Punkt. Hier können Menschen massenweise stürzen und ein Karabiner nach dem anderen kaputt gehen und offene Türen, egal wer sie geöffnet hat. Der weitab grösste Anteil der Kontrolle über Hunde funktioniert doch mental, nicht über Dinge.

    Ist das nicht möglich, muss man halt besonders umsichtig agieren, doppelt sichern (gleich zwei Karabiner die gleichzeitig reissen, kann ich mir kaum vorstellen). Verantwortungsvolle Hundehalter solcher Kandidaten legen darauf grössten Wert. Kein Billigheimer Material und immer doppelt gesichert. Häufig sowohl Halsband, als auch Geschirr + zusätzlicher Kurzleine (also eigentlich sogar dreifach gesichert ... wobei bei solchen Kalibern sich der Mauli noch empfiehlt).

    Wer solche Sicherheitsbasics nicht drauf hat, sorry, der lässt besser die Finger von solchen Hunden. (Aber wie gesagt, vll. meintest Du auch was völlig anderes)

    Aggressive Eskalation ist der treibende Faktor für Verletzungen.

    Das betrifft in erster Linie das Halterumfeld und in zweiter, andere Hundehalter, die bei Beissereien falsch eingreifen (nicht unkundige Nicht-HH), ergo keine fremden Menschen. Weitab die meisten Jogger werden verletzt, weil sie joggen und den Hund nicht einmal kommen sehen (und das ist die Gruppe Fremder, die am häufigsten betroffen ist). Dass fremde Menschen Hunde aggressiv angehen und deswegen gebissen werden, das ist doch eine Ausnahme (auch wenn es in bestimmten Gebieten häufiger vorkommt). Weitab die meisten bekommen es ab, weil sie zu falscher Zeit am falschen Ort gewesen sind. So fehlerbehaftet per Betroffenen diese allgemeine Formulierung auch klingt, nein, es ist nicht ihr Fehler.

  • Mir fällt noch eine Gruppe ein, für die es doof läuft, wenn dieses Urteil Schule macht: Arbeitende Herdenschutzhunde. Von denen fühlt sich doch sowieso schon alle Naselang jemand bedroht, wenn man die einschlägigen Threads so liest. Chris erzählt doch dauernd, dass Touristen und andere Wanderer und Spaziergänger sich beschweren, wenn die Hunde hinterm Zaun ihren Job machen. Da ist kein Mensch dabei, also auch kein Einfluss des Halters. Der Zaun ist auch nicht überall so gemacht, dass die Hunde da nicht irgendwie rüber kämen. Und wenn nun jemand an der Fläche vorbeirennt, weil er Angst hat, sich dabei lang legt und den Berg runterpurzelt? Wollen wir wirklich, dass dafür der Halter der HSH hinterm Zaun haftbar gemacht wird? Oder wollen wir, dass die Passanten aufgrund dieses Urteils anfangen, die HSH zu verjagen bzw. in deren Augen anzugreifen? Ich denke, nicht wirklich.

    Welchen job? Sind etwa alle wanderer und Touristen für "gut" ausgeblidete Herdenschutzhunde potenzielle Viehdiebe oder ersatzwölfe?
    Nu denk dir mal den Zaun weg und stell die frage bitte nocheinmal :D

  • Ich weiß nicht, ob es uneinsichtige Halter wirklich tangiert. Ich war vor zwei Wochen in der sächsischen Schweiz wandern, schönes Wochenende, sehr voll, enge Wege, unübersichtlich, viele Kinder, Nationalpark. Also viele Gründe Hunde angeleint zu führen - mindestens 50% liefen frei. Meine Highlights war ein Hund der zwar angeint aber fröhlich vor seinem Frauchen kreuz und quer übern Weg hüpfte, während sie mit Freundin schnatterte. Ich bin ihm im letzten Moment ausgewichen, sonst wäre ich drüber gestolpert. Auf meine Frage, warum man den Hund nicht rechts neben sich führen kann- macht er sonst nie. Highlight zwei, wir sitzen an einer Aussichtstelle. Drei, vier Meter abseits vom Weg. Hunde liegen am Abgrund und schlafen tief und fest, ich sitz davor, mit dem Rücken zum Weg.
    Ich hörs nur brüllen, in dem Moment schießen meine zwei aus dem Schlaf rechts und links an mir vorbei und stellen eine Bordeauxdogge, die wohl grad über mich rüber springen wollte um mit meinen Hunden zu spielen - am Abgrund. Mir wird jetzt noch anders, wenn ich drüber nach denk, was meine alte Dame mit dem kaputten Rücken gegen locker 40kg Hund gegen zu setzen hätte.. die hätte es mal eben paar hundert Meter in die Tiefe befördert. Mein Nacken hätte sich über ne Dogge, die da drüber hupft auch nicht gefreut. Besitzer hörte ich nur hinter mir maulen, was ihr Hund denn gemacht hätte, keine Entschuldigung nix, waren nur empört, dass der Hund angekeift wurde von meinen. Ne also so traurig es ist, es gibt Menschen, die sehen gar nicht, wo das Problem dabei liegt.

  • Es gibt Unfälle, die passieren.
    Mir ist ein pubertierender Junghund mal wegen eines gebrochenen Karabiners hinter einem Pferd hergerannt. Die Leine war neu, kein billiger Kram, der Hund war an der Leine weil er noch nicht zuverlässig auf einen Rückruf gehört hat. Es war kein besonders großer oder schwerer Hund, die Leine war dem Gewicht angemessen. Auf einmal stand ich da mit der Leine + einer Hälfte vom Karabiner und der Hund war mit der anderen Hälfte unterwegs.

    Bei einer anderen Gelegenheit mein 30 kg Hund ein Geschirr zerrissen, daß für Hunde von 40 - 60 kg geeignet sein sollte, auch keine Billigmarke. Er sollte während des Trainings angebunden warten, ist dann aber lieber zu anderen Hunden spielen gegangen.

    In beiden Fällen habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, daß so etwas passiert. Es ist glücklicherweise kein Schaden entstanden und meine Mitmenschen haben meine Entschuldigung inkl. Erklärung akzeptiert.

    Man kann nicht immer und alles absichern.

    LG

    Doro

  • Nein, dass ist richtig. Da entschuldigt man sich und hoffentlich gut. Die Bordeauxdogge, da gabs zb aber nichtmal ne Leine zu. Ich hab sie später nochmal gesehen, da wurde aber zumindest am Halsband festgehalten.

  • @Rosilein Vermutlich reden wir aneinander vorbei, weil du einen ganz anderen Fokus hast- mir geht es einfach darum so eine Situation (durch welche Fehler, Unfälle oder Sachverhalte auch immer ) deeskalativ aufzulösen statt vorsorglich zum Prügel zu greifen. Bei uns in der Gegend werden Jogger nicht verletzt.
    Hunde schon: Ein Hund der artig an der Ecke im Sitz blieb und wartete bis Herrchen aufschloss, wurde von einem Mann, der aus dem Gebüsch trat, direkt getreten.
    Eine Frau besprühte einen angeleinten Hund , der neben seiner Halterin lief, mit Pfefferspray.
    Ein Radfahrer trat im Vorbeifahren einen Dackelmischling (angeleint) gegen den Kopf, was dieser nicht überlebte. Diese Leute haben sich ale "belästigt" gefühlt von der schieren Existenz eines Hundes.
    Denen paßt so eine Überschrift "Endlich dürfen sich die Leute "Wehren"...

    Denen kommt man auch nicht mit Aufklärung bei. Das stimmt. :verzweifelt:
    Aber denen, die nur weil sie den Tip bekommen haben zum Prügel zu greifen schon, wenn man ihnen beschreibt, wie man das deeskalativ auflösen kann.

    Mir geht es bestimmt nicht darum für Leute zu sprechen- wie diesem Paar- das auch nach wiederholter Bitte nicht reagiert. Mir geht es darum, daß wenn jemand in so eine Situation gerät, er wenigstens weiss, warum Prügeln kontraproduktiv ist und wie es anders laufen kann. Das richtet sich vor allem an Leute, die wirkich wenig über Hunde wissen- also Jogger, die keinen Hund haben.
    In dem Fall hier war es ja selber eine Hundehalter.
    Ohne einen Hund mit einer Problematik an der Leine sind deekalationsmaßnahmen leichter umzusetzen als mit. Wahrscheinlich hat der Jogger mit Hund nur versucht den Stock als Abstandshalter einzusetzen- aber man weiss es ja nicht. Es gibt eben auch welche, die prügeln würden.

  • Sunti: Die Vollkaskomentalität feiert zum Glück nicht überall fröhliche Urständ, denn sobald Herdenschutzhunde in der Betriebshaftpflicht - die man m. W. auch als Nebenerwerbler braucht - sind und ihre Haltung z. B. zum Schutz vor Wölfen plausibel ist, ist es gewerbliche Hundehaltung, und die Gefährdungshaftung entfällt.

    Blödes Beispiel: Der Einbrecher, der von Deinem Hund in Deinem Privathaus gebissen wird, kann Dich theoretisch belangen. Steigt er aber beim Auto- oder Getränkehändler ein, dessen Schäferhund nachts frei auf dem Gelände herumläuft, hat er Pech, weil der Gewerbetreibende berechtigt ist, sein Eigentum durch den Hund schützen zu lassen.

    Gilt analog für Herdenschutz- und Hütehunde.

    Caterina

  • Nein, ein bißchen Wissen über Hunde bei anderen nicht um meine Fehler zu korrigieren, sondern um viele kritische Situationen zu entschärfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, die sich eben mit ein paar einfachen Grundregeln vermeiden lassen würden.

    Ein bisschen Wissen über Hunde verschafft vll. den Lehrer und den Eltern, vll. sogar dem Kind ein gutes Gefühl, das war es aber auch schon. Denke, ihr macht Euch etwas vor. Kritische Situationen entschärft das ganz sicher nicht. Dazu benötigt es mehr Erfahrung, die richtigen Verknüpfungen und richtigen Schlüsse.

    Weiterhin weiss man gar nicht, wie ein solches "Wissen" vernküpft, verarbeitet wird, welche eigenen Schlüsse mit hineinspielen (das kann nur Halbwissen werden, denn mind. 50 % aller HH sind nicht einmal in der Lage, ihren eigenen Hund richtig zu lesen, geschweige denn Fremdhunde).

    Alsohoo ich hätte eine kleine Anekdote dazu, wie solche Schulungen in Kinderköpfen auch verarbeitet werden können (das ist nicht gleichbedeutend damit, ein jedes Kind würde es so verstehen, wie beschrieben, aber es zeigt auf, wo ich neues Gefahrenpotial sehe). Das ist kein Witz. Wen es interessiert:

    Spoiler anzeigen

    Männlicher Teenager, ca. 12 Jahre alt. Anstatt vorsichtiger zu sein, ist er jetzt felsenfest davon überzeugt, zu wissen wie der fremde Hund tickt (selbstverständlich besser als der Halter, versteht sich von selbst) und wie er sich "richtig" benimmt (was i.Ü. bei Hunden sehr individuell ist, wie die Körpersprache und die damit ausgedrückten Stufen).

    Und weil er so voller Selbstvertrauen gewappnet ist, er verstanden hat, es liefe alles supi, wenn man sich nur "richtig" verhält, versucht er sich am fremden Hund mit teils falsch Verstandenem oder gar nicht Verstandenem und überspringt gleich dabei ein paar wesentliche Grundregeln.

    Geht direkt dazu über, sich klein zu machen für den Hund (weil dann ist man für den Hund ja keine Bedrohung mehr). So kann das also auch ausgehen, also dass sich ein Teenagerkopf, selbstverständlich den Augenkontakt meidend, aber gleichzeitig :klugscheisser: von sich gebend, vor die Schnauze eines Beaucerons wirft. Und in froher Erwartung auf eine freundliche weiteren Kontaktaufnahme seitens des 40 kg Rüdens die nach unten zeigende Handfläche ausgestreckt unter das liebliche Hundekinn hält.

    Natürlich war ich der Idiot ohne jede Ahnung, weil ich die "freundliche Kontaktaufnahme" seitens meines Rüden unterbunden habe (also Dauer :klugscheisser: :klugscheisser: :klugscheisser: ) Denn er hat ja alles richtig gemacht und dann sind alle Hunde nett (auf gar keinen Fall Bestien). Nun gut, mache gerne den Idioten.

    Joaaah, habe schon so einiges erlebt, im Laufe meines HH-Lebens. Das war neu und nicht nur für mich neu, sondern auch für meinen Rüden. Joy, hätte ich meinen nicht unter Kontrolle, das wäre nicht gut geendet, der Korrekturbiss war schon in der Pipeline. Und nicht zu vergessen ich hab zwei an der Hand, wobei sich mein noch junges Mädel so richtig erschrocken hat.

    Es reicht doch, wenn ein an Hunden nicht interessierter Mensch weiß, daß man fremde Hunde nicht ungefragt anfaßt, ihnen nicht in die Augen starrt, sich nicht über sie beugt und möglichst nicht (weg)rennt.

    Das ist doch das Surreale. Nicht an Hunden interessierte Menschen fassen Hunde in den seltensten Fällen an, starren nicht in Hundeaugen, beugen sich nicht und rennen nicht fort. Sie rennen vll, weil sie es eilig haben oder sie joggen halt.

    Nach meiner Erfahrung sind ausgerechnet jene die schwierigsten Kandidaten, die mit "Wissen" aufwarten (und weitab die meisten haben in der Familie oder selbst einen Hund). Die Unwissenden begleitet in der Regel eine gewisse natürliche Scheu. Die Desinteressierten sind desinteressiert und deswegen schon kein Problem.

    Kinder sind - mit oder ohne Schulung - immer unberechenbar, werden es auch bleiben, es sind eben Kinder (das ist der Grund, warum man Hund und Kind nicht unbeaufsichtigt aufeinander los lassen sollte).

    Wer das alles mit seinem Hund nicht im Griff hat, sorry Leute, das sehe ich wirklich ziemlich eng, der sollte m.E. lieber erst gar keinen Hund führen.Punkt.

    Die Verantwortung verbleibt für mich beim Halter.

  • Aber denen, die nur weil sie den Tip bekommen haben zum Prügel zu greifen schon, wenn man ihnen beschreibt, wie man das deeskalativ auflösen kann.

    Du gehst davon aus, dass diese Menschen die Welt durch Deine Augen sehen, wenn sie nur "richtig" (= in Deinem Sinne) informiert wären. Das ist aber ein Denkfehler. Und der Glaube, dass alle anderen Menschen die Welt durch die eigenen Augen sehen müssen, ist mE eine der wesentlichen Ursachen für den ganzen Ärger, den Tutnixe überhaupt auslösen.

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