Eine Welt ohne Rassehundezucht? Wie soll das gehen?

  • Zum Beispiel würde ich mir für die Doodle und Poos wünschen das da tatsächlich mal ernsthaft zusammen gearbeitet wird. Nicht nur 5-10 Leute die ihr eigenes Süppchen kochen, organisiert in gefühlt 50 Vereinen, wo einfach bunt IRGENDWAS gemacht wird. Sondern ernsthafte Ziele, ernsthafte zuchtarbeit, ob mit Einkreuzung oder ohne.
    Gerade Mischlingszüchter könnten auf einen nahezu unendlichen Genpool zugreifen. Die könnten tatsächlich die gesündesten Hunde nehmen, die sie finden können.....
    Stattdessen zählt auch hier das oft so verpönte "jagt nicht und soll bloß nicht wie ein Pudel aussehen" und dann ist der Hund je zur Hälfte was? Genau, Pudel und Labrador.

    das Problem der ganzen gezielten Pudelmixe ist, daß dabei nicht der Hintergrund steht, einen gesunden Hundetypus zu schaffen, der sich als Familienhund eignet, sondern eben Geschäftemacherei "allergikergeeignet". Und das ist vermutlich das Hauptproblem für gesunde Begleithunde, daß der Käufer anders auswählt, sehr viel mehr emotionenbelastet, als der Gebrauchshundler.
    Deswegen wird sich da auch keine Einigung finden, denn die Motivation liegt ja beim Geld, und das bekommen die Züchter schon jetzt, auch ohne Einigung oder Richtlinien etc.

  • Selektion heißt Auswahl/Auslese und nichts anderes macht die Rassenhundezucht (sonst bräuchte es sie doch gar nicht). Der Mensch entscheidet welche Rüde mit welcher Hündin und richtet sich nach dem Ergebnis, was weiter fortgeführt wird und was nicht. Selektion heißt nicht die Welpen meucheln (auch wenn das in anderen Ländern noch so gemacht wird). Diese finden auch ihre Menschen. Das oberste Ziel in der Rassenhundezucht ist eigentlich Gesundheit. Das hat sich gewandelt (siehe Qualzucht).

    Natürlich ist das alles Hypothetisch und wird auch so bleiben (der Politik würde ich mit Sicherheit keine Entscheidungen für Leben anvertrauen, das geht doch regelmässig in die Hose). Es sind Gedankenmodelle. Wie man allerdings auf die Idee kommt, dass alles zu meucheln ist, was nicht in die Vorstellungen der Menschen passt (mein von mir angesprochenes Grundgerüst soll nur dazu dienen, dass Qualzucht/Vermehren auf Teufel komm raus irgendwann mal Geschichte ist) ist mir schleierhaft. Meine Idee ist es sicherlich nicht.

    Zucht dauert über Jahre bis es irgendwann mal so weit ist, dass wenigstens das Grundgerüst steht. Warum sich mit Händen und Füßen gewehrt wird, dass es irgendwann mal allen Hunden besser geht, da Mensch nicht einfach mehr so schalten und walten darf wie er will, ist mir ein Rätsel.

    • Rassezuchten erheblich einschränken

    Z.B. nur Anzahl x pro Rasse und Jahr. Führung dessen unter entsprechendem Dachverband mit ausgewählten Züchtern.

    • Kastrationspflicht für alle privat geführten Hunde
    • Ausweitung / Professionalisierung von Kooperationen zwischen In- und Auslandstierschutz
    • Verbot von privater Tiervermittlung á la eBay-Kleinanzeigen

    Und für alles gilt: Harte Kontrollen und harte Geldstrafen (an TSchOrgas) bei Verstößen.


    Dann hätte ich vermutlich die längste Zeit Hunde gehabt.
    Und mir graut bei dem Gedanken, welche Allmachtsphantasien die Tierschützer dann erst entwickeln, die schweben ja jetzt schon zu oft in weltfremden Sphären.


    Und ich finde es immer wieder... niedlich, wie sich bei dem Thema "Selektion und Zucht über Typ und Charakter und nicht Rasse", um die Frage nach dem "Ausschuss" gedrückt wird.
    Ja, das System funktioniert in vielen Ländern und bringt gesunde, arbeitstaugliche Hunde, aber eben weil entsprechender Selektionsdruck herrscht und die Nachzucht, die nicht tauglich für die Arbeit ist (und auch nicht als netter Kinderspielhund verschenkt werden kann) schlicht im Wald verscharrt wird.
    Nur darüber will man ja nicht reden. Macht ja die schöne Utopie vom gesunden, hundefreundlichen neuen Zuchtgedanken zu nichte.

  • Wurde hier im Forum doch vor Kurzem für Freigängerkatzen (mMn zurecht) gefordert.

    Warum Katzen oder Kater kastriert werden sollten, habe ich in dem entsprechenden Thread erklärt: unkastrierte Kater markieren und unkastrierte Kätzinnen werden Dauerrollig.

    Alle meine Rüden waren nicht kastriert und es hat niemals Nachwuchs gegeben. Wer sowas nicht händeln kann, der sollte vielleicht keinen Hund halten!

    Meine jetzige Hündin kam schon kastriert zu mir. Und mir fehlt es, zu wissen, wie sie sich entwickelt hätte, wenn sie intakt geblieben wäre.

    Ich halte es für keine gute Idee, alle Hunde grundlos zu kastrieren.

  • Das ist ja der Gipfel dieser Forderungen - weil Mensch seinen Willen (unkontrollierte Vermehrung) durchsetzen will, wird nach Zwangskastration gerufen - mit deutl. Worten, des Menschen Dummheit müssen/sollen Hunde ausbaden :mute:

    Solche Reglements als Wunsch nach Sicherheit in Blick auf Qualzuchten, bzw. gesunde Hunde erklären zu wollen, steht da völlig außen vor, danach handeln verantwortungslose Vermehrer eh nicht!

  • die Welpen die man von straßenhunden aus dem Ausland aufnehmen kann stammen in der Regel von Tieren ab die sich keine Krankheiten etc. leisten können da sie auf der Straße nicht überlebensfähig gewesen wären. In der Regel kommen da nur die gesunden und fitten Hunde durch.


    Und den Punkt möchte ich noch einmal aufgreifen, weil es mMn einer der größten Irrglauben überhaupt ist, dass Straßenhunde alle erbgesund seien, weil sie sonst draußen nicht überleben könnten.
    Das stimmt für akute Erkrankungen und Schäden, die den Hund von Anfang an einschränken. aber viele genetische Erkrankungen treten erst in fortschreitendem Alter auf.
    Mein alter Rüde ist eine wandelnde Krankenakte, aber selbst er war bis zum vierten Lebensjahr so fit, dass er problemlos alleine überlebt hätte.
    Danach wäre es natürlich schlagartig vorbei gewesen, aber wenn man sagt, mit 10 Monaten wurde er geschlechtsreif, er war ein sehr großer, starker Rüde, der sich bestimmt hätte durchsetzen können... ich möchte nicht wissen, wie viele Würfe er in den 3,5 Jahren hätte zeugen können, trotz CES, Herzfehler, Wobbler, degenerativer Augenerkrankung und Autoimmunerkrankung.

    Ein Straßenhund muss nicht gesund 15 Jahre alt werden, es reicht wenn er bis zum zweiten Lebensjahr überlebensfähig ist, um sich fortpflanzen zu können und somit kann auch der Straßenmischling die ganze Breitseite der netten Erbkrankheiten haben, egal ob Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankung, degenerative Augenkrankheiten, Herzfehler, Epilepsie und was es sonst noch so alles gibt, was sich erst in fortschreitendem Alter manifestiert.

  • Und ich finde es immer wieder... niedlich, wie sich bei dem Thema "Selektion und Zucht über Typ und Charakter und nicht Rasse", um die Frage nach dem "Ausschuss" gedrückt wird.

    Das verstehe ich jetzt nicht. Inwiefern sollte, wenn die Selektionskriterien vermehrt aufs Wesen hin verlagert werden, mit 'Ausschuss' anders umgegangen werden, als wir das heute tun?

  • Nicht zwingend. Man kann wunderbar auf gewisse 'Typen' züchten, da ist die Vorhersehbarkeit genauso gegeben. Aber dann gibts halt auch mal den Typ 'Schäferhund' (z.B. - rein als Gedankenspiel - aus allem, was früher vielleicht als Mali, DSH und Holländer 'reingezüchtet' wurde) mit Blesse, weisser Brust und weissen Pfoten. Je nachdem, was man dann eben einkreuzt und wo man die Prioritäten setzt. Was dem 'Rassehundefreund' nun als absolutes Sakrileg erscheinen mag, finde ich nun nicht besonders erschreckend. Ich wage sogar zu behaupten, dass ein gut gezogener Schäferhund mit weisser Brust und weissen Socken genauso gute Arbeit im Sport oder dem Dienst verrichten kann, wie einer, der nun dem heutigen Rassestandard entspricht.
    Dass so etwas durchaus funktioniert, zeigt unter einigen anderen Gebrauchshundevereinen zum Beispiel der ISDS. Hier wird nun wirklich jede und jeder, der einen arbeitstauglichen Koppelgebrauchshund sucht (und weiss, nach welchen Kriterien er oder sie den künftigen Hund aussuchen muss), fündig. Egal, ob er oder sie z.B. Steh-, Kipp-, oder ja, in seltenen Fällen sogar Schlappohren bevorzugt, ob er oder sie langes, kurzes, gewelltes oder glattes Fell mag, Wert auf schwarz-weisse, schwarze, braune, rote oder eine andere Farbe legt. Selbstverständlich gibt es auch da Hunde von ganz unterschiedlichem Typ und Wesen - und auch hier in einer Art und Weise so vorhersehbar, wie die Tierzucht eben vorhersehbar ist.

    Wieso so etwas in der Begleithundezucht völlig unmöglich sein soll, ist mir nicht klar.

    Das ist tatsächlich sinnfrei, denn die Schäferhund-Varieteten sind so unterschiedlich zum Teil, dass das wesenstechnisch absolut null Vorhersagbarkeit gibt.

    Aber dazu müsste man die Rassen auch wirklich gut kennen, um das überblicken zu können. Hier geht es aber auch nicht um Begleithunde. Aber auch da sind zu gegensätzliche Charaktere schwierig und machen den Begleithund ganz sicher nicht führbarer.

  • Das ist tatsächlich sinnfrei, denn die Schäferhund-Varieteten sind so unterschiedlich zum Teil, dass das wesenstechnisch absolut null Vorhersagbarkeit gibt.
    Aber dazu müsste man die Rassen auch wirklich gut kennen, um das überblicken zu können.

    Richtig. Den anderen Ignoranz und Inkompetenz zu unterstellen, ist natürlich die einfachste Variante, keine neuen Wege einschlagen zu müssen.

    Genau deshalb gibt es so etwas wie die X-er Zucht ja auch nicht....

  • Ich lese seit kurzem sehr interessiert im Forum mit und muss zu diesem Thema jetzt auch meinen Senf dazugeben, da das Thema "Gesundheit" so oft angesprochen wurde.

    Gesundheit ist nicht das oberste Ziel der Hundezucht, sondern Eignung bzw Leistung. Ein absolut gesunder Hund bringt mir nichts, wenn dieser einen ungeeigneten Charakter hat (und diesen vielleicht sogar vererbt). Hundezucht ist mehr, als zwei gesunde Hunde zu verpaaren. Gesundheit ist eine notwendige Bedingung, aber keine Hinreichende. Deshalb züchtet man auch mit manchen Krankheiten, wenn diese den Hund nicht einschränken (von diesen hat der Mensch persönlich auch genug).

    Das oberste Ziel war und ist die Eignung. Ich sehe sowohl reine Showzuchten, als auch Leistungszuchten für den 0815 Halter als ungeeignet, da der allgemeine Charakter dabei oft zu kurz kommt.

    Genauso kritisch sehe ich Zuchten, die den perfekten Familienhund züchten wollen. Was bitte ist ein Familienhund? Das ist keine Charaktereigenschaft, sondern das Gesamte von verschiedenen Charakterzügen und letztendlich der Erziehung - und auch dieses Zuchtziel wird Nachteile mitbringen, die nicht erwähnt werden. Leider sieht man auf wenigen Züchterseiten überhaupt Erläuterungen zu diesem "Zuchtziel". In der Regel, wird man mit seitenlangen Beschreibungen zum Aussehen bombardiert und kann froh sein, wenn zum Zuchtziel und zum Charakter mehr als 3 Sätze getippt wurden.

    Ich bin ein Fan von Rassezucht, da selbst der 0815 Halter idR einen geeigneten Hund braucht. Mal ganz simpel: ich suche einen Hund den ich bei Wind und Wetter mit zum gemütlichen Wanderritt nehmen kann - dafür darf der Hund nicht zu schwer, nicht zu klein und auch nicht zu "nackig" sein (da hätten wir dann Aussehen als Eignung), außerdem brauche ich natürlich einen geeigneten Charakter, der sich vom Pferd aus händeln lässt. Das Aussehen spielt bei vielen Eignungen eine Rolle, auch wenn diese geringer ist, als der Charakter.

    Meine Prioritätenlist: Charakter -> Gesundheit -> Aussehen (50:30:20).

    Probleme sehe ich weniger in der gut organisierten Rassezucht, sondern ehr in der Vermehrung von Rassen, für Leute, die ein bisschen Geld bei der Anschaffung sparen wollen (oder im schlimmsten Fall beim Züchter gar keinen Hund bekommen, aber uneinsichtig sind). Das soll nicht heißen, dass es nicht auch bei einigen Rassen innerhalb der Vereine Baustellen gibt, aber das größte Leid erzeugen mMn die Vermehrer mit Rassenhunden (nicht die gezielte Zucht!) - damit der Kunde doch noch seinen Wunsch vom zB. Weimaraner bekommt, welcher er ohne Jagdschein bei keinem Züchter bekommen konnte. Designer-Mischlinge fallen da für mich ebenfalls rein.

    Zum Abschluss, ist meine Meinung, dass eine Welt ohne Rassehunde zu mehr Problemen führen würde als ohne. Denn es würde genauso wieder in die gleiche Richtung gehen, nur mit viiiel, viel Ausschuss und Wanderpokalen. Personenkreis X wünscht sich einen Hund mit Schutztrieb (und dafür muss ein Hund nunmal auch äußerlich geeignet sein, ein Kleinhund mit Schutztrieb - naja), Personenkreis Y braucht etwas mit Jagdtrieb, Personenkreis S hätte gerne einen Begleithund usw.

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