Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Ein Teufelskreis entstand : mir gings mental nicht gut - ich las weniger. Lese ich aber nicht - bin ich unausgeglichener.

    Kennt ihr das?

    Ja, total.

    Vor allem kann ich nicht einschlafen, wenn ich nicht lesen kann.

    Ich lese immer abends im Bett und dann bis mir die Augen dauernd zufallen, anschließend kann ich prima einschlafen.

    Ohne komm ich nicht runter und schlafe extrem schlecht ein.

  • Hat jemand eigentlich schon Harper Lees "Gehe hin, stelle einen Wächter" gelesen?

    Ja, ich. Schon vor einer ganzen Weile sogar.

    Hat mir leider nicht wirklich gut gefallen. Dabei mochte ich "Wer die Nachtigall stört" schon sehr gerne.

  • ja ich fürchte auch mit Mockingbird ein bisschen kaputt zu machen...

    Genau aus dem Grund will ich's auch nicht lesen :D


    Das war doch auch nicht wirklich "ihr Buch", sondern nach Harper Lees Tod haben Angehörige ohne ihr Einverständnis ein herumliegendes Manuskript veröffentlicht? Eine grässliche Sache. Wenn ein Schriftsteller etwas in der Schublade hat und sich nicht selbst um Veröffentlichung bemüht, hat das Gründe.

  • Huhu, ich schnei hier mal rein aus dem Faden mit den ersten 4 Sätzen eures Buches :winken:


    Ich hab "Erlöse uns von den Blöden" von Monika Gruber und Andreas Hock fertig und muss sagen... Ich bin ziemlich enttäuscht :pleading_face:


    Ich bin jetzt kein richtiger Monika Gruber Fan, aber wenn ich mal ein paar Sätze oder einen Ausschnitt von ihrem Programm gesehen hatte, fand ich sie immer witzig, kritisch und grad heraus. Vielleicht ein bisschen nostalgisch und halt recht "bayrisch" traditionell, aber ich fand einfach ihre Art wirklich nett und amüsant und "hat bassd".


    Jetzt, das Buch, ja, was hab ich da erwartet, dass es halt so weitergeht, charmant, witzig, (selbst-)ironisch, Nagel auf den Kopf und so... die Kapitel, die aus ihrer Feder stammen, haben auch ihren Stil, man kann sie förmlich reden hören, vieles ist auch echt lustig, manches Ernst, zb die Dumpingpreise die Bauern erhalten, sie nimmt einiges politisch unkorrekt auf die Schippe, zb Feminismus und gewisse Auswüchse desselben und hat da auch keine Angst vor dem Echo.


    Andreas Hock allerdings, kommt weder charmant noch amüsant noch witzig daher, sondern klingt wie ein typischer fränkischer Grantler mit der wehleidigen Arie "früher war alles besser" in Dauerschleife. Klar hat er auch witzige Einfälle, aber im Großen und Ganzen hören sich seine Einlässe nörglerisch und jammerig an. Er schreibt auch recht ausführlich übers Gendern, aber obwohl ich kein Freund desselben bin, hört sich das aus seiner Feder irgendwie unangenehm an, wenn er von "selbst ernannter Sprachkontrolle" schreibt.


    Das vorvorletzte Kapitel würd ich am liebsten rausreißen. Okay, das Buch wurde Mitte oder Ende 2020 geschrieben, aber wenn Frau Gruber im Kapitel "schöne Neue Welt" mehrfach davon redet, dass sie sich trotz Pandemie das Umarmen und Abbusseln net nehmen lässt von irgendwelchen Kontaktbeschränkungen oder Abstandsregeln, hat das einen unangenehmen Nachgeschmack, besonders mit der aktuellen Situation im Hinterkopf, die ja noch ein vielfaches schlimmer ist als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

    Sie spricht sich gegen zukünftige Impfungen aus, die es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches noch nicht für alle gibt, und will lieber Sennerin auf der Alm werden als sich impfen zu lassen, weil sie mal eine Grippeimpfung nicht vertragen hätte.


    Wär sehr interessant zu erfahren, ob sie aktuell wirklich Sennerin geworden ist :winking_face_with_tongue: Ich glaub ich geh mal googeln....


    Alles in allem ein stellenweise lustiges Buch, das (bayrische) Tradition, Anstand und überhaupt alte Werte hochhält, den Zeigefinger immer mal wieder erhebt, mit scharfer Zunge anprangert und am Ende leider in die völlig verkehrte Richtung geht. Schade, ich hatte mich auf ein Gagfeuerwerk und viele "Ja genau, so isses"- Momente gefreut.


    So ist es ein Buch geworden, das mMn niemand so richtig gebraucht hat :frowning_face:

  • Hier hat sich für das neue Jahr einiges an Lesestoff angesammelt und ich freue mich richtig :)


    Aktuell lese ich "Verschwörungen" von Umberto Eco und man merkt, dass der Mann nicht nur Fachtexte schreibt. Super interessant!

    Auf der Liste folgen:

    - Erneuerbare Energien zum Verstehen und Mitreden (C. Bertelsmann)

    - Eine kurze Geschichte der Menschheit (Harari)

    - Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein (Rowling)

    - Das Glasperlenspie (Hesse)

    - Die Säulen der Erde (Follet)

    - Ameisig (Kaufmann)

    Das letzte hatte ich schon mal begonnen, aber war mir etwas zu abgefahren. Charlie Kaufman hat das Drehbuch zu "Being John Malkovich" geschrieben, weshalb ich das Buch auch gekauft hatte. Ist ähnlich wahnsinnig xD

  • Zuletzt gelesen: "Qualityland" von Marc-Uwe Kling


    Am ehesten kann man diesen Roman wohl als dystopische Zukunftssatire bezeichnen: Kling schreibt in "Qualityland" über das so umbenannte Deutschland in einer automatisierten, digitalisierten, ökonomisierten Zukunft, in der Roboter vielfach die menschliche Arbeitskraft ersetzen, intelligente Androiden dazu imstande sind, bessere Romane zu schreiben als Tolstoi und Kafka und sogar für politische Ämter kandidieren, und Menschen schon mehr in einer virtuellen als in der echten Realität leben. In Qualityland ist alles nicht nur super oder spitze, sondern "bestens" - erlaubt sind nämlich nur Superlative - , Menschen bekommen von Drohnen automatisch Ware geliefert, die sie gar nicht bestellt haben - weil die Systeme alle Daten über alle Menschen sammeln, wird einfach errechnet, was jeder Mensch braucht oder sich wünscht und das wird ihm dann eben zugeschickt - und ernstzunehmende Nachrichten sind nur noch als eine Art kurzer Unterbrechung der Dauerwerbung, welche die Bewohner QualityLands auf allen Kanälen zumüllt, zu haben.

    In dieser tristen Zukunftswelt , in der alles angeblich am obergeilsten ist, die Menschen aber zunehmend leer und sinnbefreit herumirren wie Zombies, lebt Peter Arbeitsloser - in QualityLand werden die Menschen nach dem Beruf des gleichgeschlechtlichen Elternteils benannt - und führt ein bescheidenes Dasein als Level-10-Mensch, der eine Schrottpresse für defekte Maschinen betreibt. Anstatt diese zu verschrotten, behält er sie aber, so sammeln sich bei ihm unter anderem ein Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung und eine E-Poetin mit Schreibblockade.

    Peter fängt an, sich Fragen über die Richtigkeit und Sinnhaftigkeit dieses gesellschaftlichen Systems zu stellen, als er einen Delfinvibrator geliefert bekommt, den er nicht zurückgeben kann, weil er sich laut seinen Daten ja angeblich genau so ein Teil gewünscht hat. Das Buch handelt von seinem kleinen Widerstand gegen das System, welcher mehr oder weniger große Wellen schlägt.


    Das klingt ziemlich irrwitzig, aber gleichzeitig auch nicht ganz abwegig - leben wir doch schon in Zeiten, in denen uns Algorithmen vorschlagen, was wir angeblich sehen möchten, und wo Daten für viele multinationale Großkonzerne das Allerwichtigste sind. Marc-Uwe Klingt treibt es in seinem Roman natürlich auf die Spitze und entwirft eine Gesellschaft, in der die Menschen so leidenschaftslos und schablonenartig daherkommen wie die Künstlichen Intelligenzen, die ihnen mehr oder weniger den Rang als "Krone der Schöpfung" abzulaufen drohen.

    Leider blieb das Buch für mich in seinem Potential nicht voll ausgeschöpft: Die Idee ist originell und erfrischend, aber dermaßen schwarz-weiß-gezeichnet umgesetzt, dass das Lesevergnügen darunter einfach leidet. Es liest sich eher wie ein Drehbuch oder ein Script zu einem Comedyprogramm denn wie ein ernstzunehmender Roman. Die Protagonisten bleiben einem fern, man fiebert nicht mit, es wirkt alles sehr "runtergeschrieben". Zusammengehalten wird der Roman durch den Versuch, den Leser durch Witze bei Laune zu halten - und ja, es gibt die ein oder andere Passage, an der ich laut auflachen oder zumindest in mich hineinschmunzeln musste, aber das war's dann auch und genug andere Witze waren so flach und abgelutscht, dass ich mich eher langweilte.

    Für mich ist das leider wieder mal so ein Roman, wie es sie unter zeitgenössischen deutschen Autoren häufiger mal gibt: irgendwie sehr flach bleibend, an der Oberfläche kratzend, wenig ausgereift, stilistisch übermäßig simpel gehalten. Man kann es nett runterlesen und die Gesellschaftskritik springt einem ja förmlich entgegen, aber es fehlt schlicht an Raffinesse und Würze, an Grauschattierungen - die für mich einen Roman erst wirklich lesenswert machen.

  • Teetrinkerin


    Es ist ein aufgeschlagenes Buch, eingebettet in Aquarell Farben.

    Oh wie schön! :smiling_face_with_heart_eyes:


    Ich habe mit "Ein Hummerleben" von Erik Fosnes Hansen begonnen, kam aber nicht so recht rein. Zumal das Ende in einigen Rezensionen als ziemlich heftig beschrieben wird, habe ich es erst mal wieder zur Seite gelegt.


    Nun bin ich am Beginn von "Das Buch Ana" von Sue Monk Kidd. Im Moment kann ich aber noch nicht beurteilen, ob es mir gefällt und ob ich dran bleibe. Mir ist momentan eher nach netter literarischer Kost, bloß nichts allzu aufregendes oder gar belastendes.


    Ansonsten habe ich mir noch diese Bücher aus dem Regal geholt:


    - Glaubst du, dass es Liebe war? von Alex Capus

    - Bertrams Hotel von Agatha Christie

    - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis von Carola Dunn

    - Dr. Siri und seine Toten von Colin Cotterill

    - Zimmer mit Aussicht von E.M. Forster


    Kennt jemand ein Buch und kann was dazu sagen?

  • Ich starte das Jahr mit dem Hobbit.

    Dann geht's zu Herr der Ringe, in der Hoffnung, ca 15 Jahre nach dem ersten Versuch weiß ich die große Literatur zu würdigen :pfeif:


    Alternativ hab ich in der Onleihe zugeschlagen da jetzt endlich der Tolino kooperativ ist.

    Div Oxford Krimis, Aufstieg und Fall des Außerordentlichen Dingens und Bob der Streuner :herzen1:

  • So, morgen letzter Urlaubstag und ich habe es tatsächlich geschafft, mal ein bisschen zu lesen. :relieved_face:


    "Inmitten der Nacht" von Rumaan Alam - ich muss zugeben, dass der Roman mich erstmal aufgrund des hübschen Covers (Hardcover) angelacht hat. Da dann der Inhalt interessant klang, habe ich ihn gekauft. Klappentext:

    Amanda und Clay wollen mit ihren beiden Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island verbringen. In einem Haus am Ende der Welt, weit weg von allem. Doch mitten in der Nacht steht dort plötzlich ein älteres, schwarzes Ehepaar vor der Tür. Die beiden behaupten, das Haus gehöre ihnen. Sie berichten, dass ganz New York im Dunkeln liege, das Leben an der Ostküste komplett lahmgelegt sei. Hier draußen jedoch, an diesem abgeschiedenen Ort, ohne Internet, Handy- oder Fernsehempfang, wissen Amanda und Clay nicht, was sie davon halten sollen. Können sie den beiden trauen?

    Das Szenario startet recht harmlos, aber es entwickelt sich ein fortschreitendes Gefühl der Machtlosigkeit, von dem alle Beteiligten ergriffen sind. Die Katastrophe wird immer nur angedeutet - stellenweise wird es in Nebensätzen recht konkret - , aber man weiß als Leser*in genau so wenig wie die Protagonist*innen, was eigentlich passiert. Der Roman war viel dystopischer als erwartet, aber in keinster Weise brutal oder reißerisch. Hat mich etwas an "Die Straße" (McCarthy) oder "Die Wand" (Haushofer) erinnert - in dem Sinne, dass man keine wirkliche Erklärung für das Geschehen geliefert bekommt. Mich hat etwas die Farblosigkeit und teilweise das unglaubwürdige Handeln der Protagonist*innen gestört. Der Sohn Archie z.B.

    Kann auch Absicht des Autors sein, die Beteiligten so handlungsunfähig darzustellen.

    Schwierig zu sagen ob ich ihn generell empfehlen würde. Ich denke schon, da er ganz anders war als erwartet, durchaus spannend und mich positiv überrascht hat.


    "Die Überlebenden" von Alex Schulman:

    Über Hoffnung. Über Versöhnung. Über Leben

    Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der Mutter, die abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war, haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.

    Von diesem Roman habe ich mir komischerweise nicht zu viel versprochen - warum auch immer - und wurde glücklicherweise eines Besseren belehrt, was auch daran liegen kann, dass die Figuren mir alle recht "nah" waren. Tatsächlich habe ich an einer Stelle auch ein Tränchen verdrückt, was mir doch selten passiert. xD

    Die Story spielt in Schweden, hauptsächlich im Sommerhaus der Familie. (Die schwedische Natur wunderschön beschrieben, nebenbei. :smirking_face: ) Erzählt wird auf mehreren Handlungsebenen - einmal "Hier und Jetzt", wobei der Tag bzw. die letzten paar Tage quasi rückwärts erzählt werden, und einmal die Kindheit (und Jugend) der drei Brüder.

    Die Kindheit ist in Einzelepisoden erzählt. Es läuft alles auf eine konkrete Situation

    hinaus, die das Leben aller Beteiligten verändert hat. Erzählt wird eigentlich aus dem Blickwinkel des einen Bruders (Benjamin). Die Eltern - die dem Alkohol sehr zugetan zu sein scheinen - vernachlässigen die drei Kinder Benjamin, Pierre und Nils manchmal geradezu. Dennoch haben die drei eine scheinbar glückliche Kindheit,

    Vorher hat man nur das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Eltern erscheinen kalt, die Familie nicht wirklich intakt.

    Insgesamt hat mich die Sprache überzeugt, ich habe dem Autor alle Charaktere und die Story absolut geglaubt. An ein, zwei Stellen schlittert es sprachlich vielleicht haarscharf am Kitsch vorbei, aber ich bin da auch sehr empfindlich. Alles in allem ein gutes Buch, finde ich, ein überzeugendes Familiendrama in relativ kleinem (ca. 300 Seiten), sprachlich starkem Format.

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