Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Teetrinkerin

    Habe "Das Gleichgewicht der Welt" nun beendet und schließe mich deinem Eindruck an.

    Ein deprimierendes (wenn auch irgendwie konsequentes) Ende.

    Alles in allem aber ein lesenswertes Buch. Die Dialoge irritierten mich zum Teil, wirkten hölzern - da frage ich mich dann oft, ob es ein Übersetzungsproblem ist, wenn das Buch innerhalb eines speziellen, mir ganz fremden Kulturkreises spielt.

    Bei "Damals in Nagasaki" von Kazou Ishiguro zB fand ich die Dialoge nahezu unlesbar. Da vermutete ich stark, dass es lediglich authentisch war...

    Es ist schon einige Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe und kann mich daher an die Dialoge leider nicht mehr erinnern. Aber wie du sagst, es lässt einen sehr deprimiert zurück. So gar nichts versöhnliches zu Schluss.


    Davor habe ich Der Wal und das Ende der Welt gelesen. Das war allerdings nicht so meins. Als ein "Buch das uns Hoffnung macht" sehe ich das auch nicht. Eher das genaue Gegenteil davon :fear:

    Schon interessant, wie unterschiedlich Bücher empfunden werden. Ich fand das Buch schon hoffnungsvoll - eher zum Ende schon recht weich gespült. Eine richtige Wohlfühldystopie. Dabei bin ich auch eher zartbesaitet.

  • Ich lese mein zweites Übergangsbuch, also etwas bis zum Beginn der neuen Challenge. Diesmal ist es ein historischer Roman von Katherine Webb „Das fremde Mädchen“. Ich bin wirklich positiv überrascht: Der Autorin gelingt es, bestimmte Gesellschaftsschichten zu Beginn des 19. Jhs überzeugend dazustellen. Die Recherche ist exzellent: Ein buntes Bild der damaligen Zeit entsteht, dazu Berichte über die Grausamkeit der napoleonischen Kriege, zwei sehr gut beschriebene - historisch glaubhaft agierende - Protagonistinnen (Alice und Rachel), ein geheimnisvolles Findelkind (Starling), ein düsterer, durch Kriegserlebnisse schwer traumatisierter Mann (Jonathan). Etwas Krimi, etwas tragische Liebesgeschichte, etwas geschichtlicher Bericht und viel Lokalkolorit. Ein Roman auf 2 Zeitebenen (1803 und 1821).

    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr. Sehr detailliert, sehr gewandt bei den Charakterisierungen, präzise und ungeschönte Sprache, wo es der Situation angemessen ist. Insgesamt eine unterhaltsame und spannende Lektüre.

  • Barbara Wood ist für mich ein sehr zwiespältiges Thema - sie hat viel geschrieben und davon viel "leichte Kost" - versteckt hinter etwas Historischem.

    Die Sturmjahre mochte ich ganz gerne, im Grossen und Ganzen glaube ich durchaus, dass eine Frau zu der Zeit ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
    Rote Sonne schwarzes Land hat mir auch gut gefallen - ebenso wie Traumzeit - aber die meisten anderen Bücher sind eher sehr sehr einfach gestrickt und erfüllen nicht meine Ansprüche.
    Das Haus der Erinnerungen war wohl ihr erstes Buch (1979).

    Ich habe mir immer mal ein Buch von ihr aus der Bücherei mitgenommen - das war so leichte Kost zum Wegschlabbern zwischendurch, in den späteren Büchern gerne gespickt mit Geschichten über Heiler*innen und Seher*innen in unterschiedlichen Kulturkreisen. Pseudohistorisch sage ich dazu gerne, denn historisch war es m. E. nur, weil die Handlung in eine andere Zeit und oft in ein anderes Land versetzt wurde. Rote Sonne schwarzes Land und Traumzeit sind da noch bessere Beispiele.

    Gruss

    Gudrun

  • Ich habe "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler gelesen. Wow, was für ein Buch! Wie viel Einsamkeit und wie wenig Freude in 150 Seiten stecken können - das hat mich regelrecht umgehauen. Ich fühle mich dem Mann in der Geschichte so nah, das ist mir noch nicht oft passiert.

    Dieses Buch war zum Jahresabschluss mein Jahres-Highlight, auch wenn es mich deprimiert zurücklässt.

  • Ich habe "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler gelesen. Wow, was für ein Buch! Wie viel Einsamkeit und wie wenig Freude in 150 Seiten stecken können - das hat mich regelrecht umgehauen. Ich fühle mich dem Mann in der Geschichte so nah, das ist mir noch nicht oft passiert.

    Dieses Buch war zum Jahresabschluss mein Jahres-Highlight, auch wenn es mich deprimiert zurücklässt.

    Dieses Buch ist auch eines meiner Allzeit-Lieblingsbücher.

    Langsam wundere ich mich über mich selber. Ich dachte immer, ich bin so zart besaitet. Das Buch hat mich zwar melancholisch, aber nicht deprimiert, sondern eher beeindruckt zurück gelassen. Mich hat seine Stärke, seine Ruhe und sein In-sich-ruhen beeindruckt und vor allem, dass er dennoch ein relativ zufriedenes Leben führte. Darüber hab ich so lange nachgedacht. Vermutlich liegt es daran, dass er sich nie mit anderen verglich und in sich ruhte.

    Ein unglaublich starkes und berührendes, aber nie kitschiges Buch. Und vor allem sehr beeindruckend, wie viel Tiefe auf so wenig Seiten möglich ist.

  • Und vor allem sehr beeindruckend, wie viel Tiefe auf so wenig Seiten möglich ist.

    Ja, manche Autoren können es.

    Mir hat neben seinem Trafikanten und diesem Buch zwar nichts mehr von Seethaler so richtig gut gefallen, aber alleine die beiden Titel bleiben.

    Etwas unzufrieden habe ich

    Ellen Sandberg, Die Vergessenen

    beendet.

    Wichtiges Thema, romanhaft spannend aufbereitet (die sog. Heil- und Pflegeanstalten im 3. Reich, sehr erschreckend und menschenverachtend), aber ein 2. Erzählstrang, in dem es auch um eines dieser entsetzlichen Verbrechen der Nazis geht, war mir zuviel.

    Der hätte ein eigenes Buch erfordert.

    Zu viel gewollt, ich lese erst einmal nichts mehr von ihr.

    Ziemlich angetan bin ich jetzt von

    Anna Katharina Hahn, Aus und davon

  • abraxas61

    ich möchte noch "Der letzte Satz" von ihm lesen. Allerdings warte ich auf die TB-Ausgabe. Als HC ist es mir einfach zu teuer.

    Der Klappentext von "Aus und davon" liest sich interessant. Bitte berichte, wenn du fertig bist *lieb gucke*

    Das mache ich gerne, es gefällt mir bis jetzt sehr.

    "Der letzte Satz" hat so überwiegend mäkelige Rezensionen bekommen (von denen ich mich schon beeinflussen lasse), dass ich dann abwarte, was Du dazu sagst.;)

  • Ich bin gerade mitten in der Autobiographie von Samu Haber und es ist wirklich ganz anders als erwartet. Anfangs für mein Empfinden etwas mühsam, aber jetzt liest es sich sehr flüssig und es ist wirklich immer wieder erstaunlich, was Menschen in ihrem Leben so mitmachen. So geht es mir bei Biographien immer. Natürlich sieht man niemandem an, was er/sie durchgemacht oder mitgemacht hat, aber trotzdem ist es immer wieder interessant, wenn man mehr davon erfährt.

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