Jagdhunde in Nichtjägerhand - möglich, sinnvoll?

  • Ich finde, zwischen Jagdtrieb und Jagdtrieb können Welten liegen und dass sie für die Jagd extrem gut ausgestattet sind, muß man entsprechenden Hunden nicht beibringen.
    Pondis Mutter war eine jagdlich geführte Dt. Drahthaar-Hündin und ganz offensichtlich hatte sie ihre Anlagen auch gut weitervererbt. Mit dem kam ich schon zu Welpenzeiten schweißgebadet aus dem Wald zurück. Der hing bereits als Welpi an der Schlepp, weil er von "Welpenfolgetrieb" nichts hielt, wenn es da doch gut roch. Mit solchen Dingen, wo man Hüte-Welpen echt aus der Fassung bringen kann (hinter dem Baum verstecken und solche Scherze), konnte man Pondi nicht beeindrucken. Der hat schlicht seine Nase eingesetzt und war sich da seiner Sache auch immer sicher (zu recht, dem ist nichts entgangen). Raubzeugschärfe hab ich dem auch nicht beigebracht. Als der den Marder getötet hat, ging das schneller, als ich überhaupt irgendwie reagieren konnte. Ein Satz nach vorne, Marder im Maul, totgeschüttelt. Anschließend hat er mir den übrigens fast vorbildlich gebracht, hat ihn vor meinen Füßen abgelegt.
    Naja, da könnte ich noch zig Geschichten erzählen. Möglicherweise kann man den Unterschied erst wirklich begreifen, wenn man mit "so einem Hund" und einem jaglich interessierten, aber nicht "übermäßig begabtem" durch den Wald spaziert. Mein Maxe ist seinerzeit auch an zig Dingen vorbeigetroddelt, wo für Pondi zur gleichen Zeit Alarmstufe Rot auszurufen war. Und Maxe hatte immerhin Labradorgene, der war auch keine totale Nullnummer.

  • Möglicherweise kann man den Unterschied erst wirklich begreifen, wenn man mit "so einem Hund" und einem jaglich interessierten, aber nicht "übermäßig begabtem" durch den Wald spaziert.

    Dieser Meinung bin ich auch. Wer noch nie mit so einem motivierten Jagdgebrauchshund in wildreichem Gebiet Gassi gegangen ist, der kann sich m.E. nicht vorstellen wie groß der Unterschied im Verhalten ist zu einem "normalen" Hund mit Interesse am Jagen ist.

  • Ich habe Narben (vom Splitt auf einem Feldweg) am Arm, weil mich ein DD bei Sichtung eines Fasane umriss und hinter sich herschleifte.

    (Er war sehr erschrocken und kam gleich zu mir - DAS fand ich dann rasseuntypisch)

  • Fasane sind ja auch ganz schrecklich. Wir hatten zu Pondis Zeiten mal ein Ferienhaus in DK (natürlich überall mit bodentiefen Fenstern), wo rund ums Haus und im ganzen Feriengebiet die Fasane durch die Gegend liefen.

    Ach, war das ein erholsamer Urlaub :ugly:

    Und ja, ich habe mir etliche Verletzungen mit Pondi zugezogen, weil eins hatte ich mir geschworen und hab es auch immer gehalten: die Leine hab ich nie losgelassen.

  • Mir war es anfangs immer peinlich wenn mein Dackelrüde eine Wildspur in der Nase hatte, dann galoppierend in der langen Leine hing und nicht mehr ansprechbar war, wobei er mich vor lauter "Spurlaut-Gekreische" eh nicht gehört hätte.
    Irgendwann hab ich mich daran gewöhnt. Damals war ich mit "sowas" überfordert, aber mit jedem Dackel lernt man dazu und weiß immer besser wie man damit umgeht, damit der Hund nicht so arg "austickt" und trotzdem auf seine Kosten kommt.
    Komplett gegen den Jagdtrieb möchte ich nicht arbeiten, sonst hätte ich mir keinen Jagdhund holen dürfen.

  • meine äusserungen waren rein gedanklich gemeint.

    unsere änni ist zur zeit noch total unbedarft bei wildsichtungen...rehe werden wahrgenommen,aber nicht weiter drauf reagiert..... es sei denn sam bellt bei rehsichtung,dann macht sie mit,man sieht ihr aber dann an das sie garnicht recht weiß warum nun gebellt wird.
    spuren sind halt sehr interessant... aber auch da sind beide hunde gleich was das interesse betrifft... nur änni setzt ihre nase anders ein als sam.

    keine sorge,wir sind nicht nur in der stadt(ist eher die ausnahme) o. in wildarmen gebieten unterwegs .hier gibt es selbst in ortsnähe soviel wid das begegnungen garnicht vermeidbar wären....
    dazu sind wir gern in der natur unterwegs und beobachten das wild sehr gern.auch will ich meiner hündin ihre jagdliche genetik nicht absprechen....
    wir möchten änni ihrer neigung entsprechend mit nasenarbeit und dummytrainung beschäftigen.

    sie wäre ja sowieso nicht zur jagdgeeignet,einmal weil sie nicht schußfest ist und dann wegen ihrer gesundheitlichen beeinträchtigung(angeborene blasenschwäche).

    bisher macht sie nicht den eindruck das ihr was fehlt o. das sie unglücklich ist,weil sie nicht jagdlich ausgebildet wird.
    sie ist ein lebhaftes fröhliches ,sehr auf uns menschen bezogenes hundekind ud wir arbeiten daran das es auch so bleibt .

    wie schon erwähnt,bis jetzt ist es so das unser hütehund mehr jagdtrieb zeigt,auch als er so alt war wie änni.....da war der unterschied,das sam bei spuren völlig von der rolle war und gezogen hat wie nichts gutes... bei änni dies zwar interessiert,aber entspannt abläuft.

  • Gerade diesen Thread erst gefunden und direkt abonniert.
    Mal meine Gedankengänge dazu:

    Grundsätzlich finde ich es nicht richtig einfach einenArbeitshund (ob es nun Hüte- oder Jagdhund ist) die teilweise sehrselbstständig arbeiten, einfach für eine Haltung als reinen Familienhund zuempfehlen.
    D.h. für mich sollten jagdlich geführte Linien auchweiterhin ausschließlich in Jägerhand landen- wobei es ja auch hier „Ausschuss“gibt, der dann in eine Familie kommen muss, die um die evt. trotzdem höhereTriebigkeit weiß und vorbereitet ist.

    Jetzt kommt mein großes Aber:
    Ich denke, dass man viele Jagdhunde ziemlich gut mit entsprechenderAuslastung ins Familienleben integrieren kann.
    Mir fällt hier natürlich der für viele eigenständig jagendeHunde Pauschalsatz „Stur und nicht erziehbar ein“- jedoch sind diese Rassennicht wegen ihres eigenen Kopfes teilweise Jahrhunderte alt. Sie ließen sichkontrollieren bzw. erziehen. Wer pauschal einen etwas „einfacheren undfolgsameren“ Hund sucht, wird sicher bei den Beigleithunderassen fündig.
    Aber neben dem Zuchtausschuss dürfen auch die triebigenExemplare der Showlinien (ich würde gerne mal eine Art Vergleich sehen. Sokrasse Unterschiede vom Verhalten kann ich mir schwer vorstellen) nichtvergessen werden, die als gemütlicher Familienhund angeschafft werden und dannein Ausreißer in Richtung Arbeitslinie sind.
    Wobei diese Tiere wahrscheinlich im Vergleich zu den Massenan Tierschutzhunden die Jägerblut in sich haben nicht den Löwenanteilausmachen.
    Diese Tiere (die nun mal oft schon im Lande sind) könnenfroh sein, (von „Bestellungen“ nach Foto und Video halte ich persönlich wenig)Familien zu finden in denen sie trotzdem geliebt und beschäftigt werden.Wichtig ist hier die Information der Hundehalter selber als auch durch die Organisationen.
    Ich ärgere mich oft genug über Bracken, Pointer und DK-Mixedie als Labrador-Mix vermittelt werden. In den meisten Fällen habe ich den Eindruck,geht es nur darum die Tiere dem Markt schmackhaft zu machen. Das geht sowohlvon Seiten der Organisation gar nicht.

    Wir haben uns unseren Beagle aus zweiter Hand ganz bewusstmit dem Hinblick auf die Eigenschaften dieser Rasse angeschafft und wussten, dass wir nach 4Jahren Flexileinenhaltung bei ihr einiges zu tun haben werden. Sie ist bisheute einmal ohne Leine gelaufen und langsam komme ich in Überlegungen(nachfast einem Jahr) dies evt. bald mal noch einmal zu probieren.
    Das eine Mal war ein kleines Stück letzte Woche- die Schleppleinekam zeitgleich mit dem Hund ins Haus.
    Nachdem wir erst seit vier Monaten ein richtiges Konzepthaben und dies arbeiten (vorher habe ich versucht alle mir logisch klingendenMethoden zu vereinen), kann ich sagen, dass wir glaube ich zwar einen Hund miterbbedingtem Jagdtrieb haben, es aber sicher schlimmere Hunde gibt.
    Madame braucht nicht täglich Suchspiele etc.- trotzdem wirdsie nicht zum resignierten Sofabeagle.
    Ich würde total gerne Dummyarbeit mit ihr machen, aberapportieren ist nicht ihre Stärke.

    Und ja, es ist Tatsache, dass nun mal das Auge auch mitaussucht. Aber ich schätze z.B. dieRuhephasen die viele Jagdhunde im Haus zeigen total. Dafür bin ich dann draußenmit Hund unterwegs und habe ich nicht nur dabei. Wenn ich von allenHunderassen, sämtliche Hüte- Jagd- und Schutzunde (mal ganz grob gesprochen) abziehe,bleibt einem ja auch deutlich weniger Auswahl. Und mit den genannten Kriterien fälltauch ein Großteil aller Tierschutzhunde raus.

    Also kurz:
    Jagdhunde in Nichtjägerhand ja, unter der Voraussetzung,dass sich möglichst vorher informiert wird und entsprechende Beschäftigunggegeben ist.
    Ansonsten sind Kompromisse in der Hundewahl, sei es andereRasse oder Ausschau nach einem nichttriebigen Exemplar halten (Aussagen vonZüchtern die pauschal den Hüte- oder Jagdtrieb pauschal „wegbewerben“ sind fürmich unseriös), zu machen.

  • Keine Antwort auf einen Beitrag, aber weils zum Thema passt: habe heute ein (für mich neues) Buch über Jagdhunde in Nichtjägerhand in der Hand gehabt. Die Autorin ist der Ansicht, dass man dem Welpen/Junghund mit Wasser spritzen, Rasseldose &Co das Interesse an Wild und Wildgerüchen nachhaltig verleiden könne, und er dann nicht mehr jagen möchte...... :mute:

    Jo, es gibt solche Hunde. Auch unter Jagdhunderassen. Das wären dann die optionalen Jäger.

  • Ich habe gerade eine viszla gasthündin bei mir. Sie wird als familienhund gehalten.
    Vom ganzen Typ her ist sie das Gegenteil zu meinen hütitütis. Sie ist sicher nicht aus einer jagdgebrauchszucht, ihre Nase und ihre Ohren setzt sie dennoch tausend mal besser ein, als meine hütis.
    Meine hütis sind reine sichtjäger, dass viszla Mädel hat mir heute morgen im Wald gleich mal gezeigt, was so in ihr steckt. Ich hatte sie an der flexi, weil ich mir schon dachte, dass das um 6 in der Früh besser wäre. Die hütis liefen frei.
    Sie hat an der flexi zwei Rehe aufgescheucht, an denen meine hütis einfach vorbei gegangen sind. Nase auf Boden und in die Luft und ein Satz ins Unterholz und schon flohen die Rehe. (Genau den hütis vor die Pfoten, mein "Down" hat man wohl bis in den nächsten Ort gehört :ops: ) Die gasthündin ist durchaus ableinbar, allerdings ist sie durch und durch ein Jagdhund. Mir ist diese Art ja zu anstrengend, wobei ich oft begeistert bin, was diese Hunde mit ihrer Nase leisten können. Da tragen meine hütis die echt nur zur Zierde spazieren. :hust: Also die Nase, meine ich.

    Ich denke es gibt durchaus jagdhunderassen die mit alternativen ausgelastet werden können und glücklich sind. Allerdings gibt es auch einige rasen, mit denen wird Otto normal Hundehalter und vor allem auch der jeweilige Hund nicht glücklich.
    Retriever sind zwar Jagdhunde, aber mit vielen vollblutjagthunden nicht vergleichbar. Vor allem wenn man sich die showlinien bei den Retrievern anschaut.

    Der frühere Nachbar war Jäger und hatte immer DD. Geniale Hunde, aber nix was ein normalsterblicher haben muss. Die haben eine nachsuche gemacht, da habe ich mit den Ohren geschlackert und meine goldi Hündin aus AL war dagegen praktisch jagduntauglich. Diese Schärfe auf der Jagd, Präzision und der unbeugsame Wille mit der Nase ans Ziel zu kommen. Genial.
    Auch eine Wachtel habe ich schon im Einsatz gesehen und teckel und jagdterrier ebenfalls schon. Wirklich nichts, was man sich als Nichjäger anschaffen sollte.
    Genial für die Arbeit, als familienhunde mit ein bisschen ersatzarbeit deplatziert und unglücklich.

    Lg

  • @naijra Das ist ja furchtbar. Man könnte auch sagen, die Autorin schlägt vor, die Hunde "zu brechen". Weil sie optisch so ansprechend sind, oder was?
    Wir heißt die? (Um sicher zu sein, dass man nicht mal versehentlich was kauft ...)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!