Kastration/Chip - danach eigentlich das 'bessere' Leben?

  • Alles eine Frage des Tierarztes. Meiner lehnt Kastrationen ohne harte medizinische Gründe ab. Denn: "Ich hab so schon genug zu tun. Die ganzen Folgekrankheiten brauche ich nicht."


    Ich meine klar, für nen Dorftierarzt ist das natürlich einträglich. Erstmal nen paar hundert € für die Kastration, dann bei passender Rasse Inkontinenzmittel lebenslang, oder Knochenkrebs, Bänderrisse, Magendreher, Blutkrebs, SDU usw.
    Der Kunde ist auch zufrieden, weil so eine Kastration ist ja praktisch und hat keine Nachteile.


    Und dann gibt es noch die Fraktion Tierarzt die vor 30 Jahren das Studium beendet hat und sich lediglich bei Pharma- und Futtermittelfirmen weitergebildet hat. Wenn überhaupt.


    Aber wenn der Gott im weißen Kittel es empfiehlt...

  • Natürlich besteht die Möglichkeit von Folgeschäden - keine Frage.


    Aber rechtlich ist es doch so, dass eine Kastration nicht nur aus Bequemlichkeit durchgeführt werden darf.
    Wenn der TA also eine Kastration vorschlägt, wird er auch zwischen Nutzen und Risiken abwägen. Und das ist oftmals pro Kastration.
    Wenn man schon der Medizin nicht vertraut...wem dann? Irgendwelchen Berichten im Internet?

    Hä?


    Hast du gelesen, was ich geschrieben habe?

  • Aber rechtlich ist es doch so, dass eine Kastration nicht nur aus Bequemlichkeit durchgeführt werden darf.
    Wenn der TA also eine Kastration vorschlägt, wird er auch zwischen Nutzen und Risiken abwägen. Und das ist oftmals pro Kastration.

    Nutzen und Risiken für wen ?


    Nutzen für den TA ?


    Sorry, mit welcher Begründung spricht sich der TA für Kastration aus ?



    Edit: ich habe hier eine Hündin, die aus medizinischen Gründen kastriert werden musste - mit dem Thema Inkontinenz darf ich mich daher seit vielen Jahren rumschlagen :( :

  • Medizinische Ursachen z.B., so wie in deinem Fall.


    Vorbeugung von Ups-Würfen. Einer meiner Tierärzte hat regelmäßig die Bude voller tierischer Nachkommen von "Kurz nicht aufgepasst","Ließ sich sonst immer abrufen", "Die Welpen werden uns zu viel/können wir nicht leisten"-Haltern.


    Vorbeugung von Pyometra bei erhöhtem Risiko. usw.

  • Meinung hin oder her, aber den Satz kann ich nicht verstehen. Worauf begründest du das? Dass schlecht erzogener, intakter Hund Nachwuchs produzieren könnte? Dann muss ich meinem Hund aber auch prophylaktisch alle Zähne ziehen, damit er niemanden beißen kann. :ugly:

    Nein. Das Wegfallen der Ups-Würfe ist zwar auch ein Vorteil aber nicht Hauptargument. Ich meinte damit eher z.B.:
    - geringeres Risiko für Gesäuge-Tumore
    - keine Pyometra
    - kein Gebärmutterkrebs
    - geringeres Risiko für Hoden- oder Prostatakrebs
    - Verringerung des hormongesteuertes Verhaltens

    Also sind alle TA die Kastrationen empfehlen als geldgeil? Aha... Dann darfst du aber nie mehr zum TA. Der berechnet nämlich für jede Behandlung etwas.
    Ich finde es sehr unfair hier alle TA über einen Kamm zu scheren, nur weil die nicht die eigene Meinung teilen.


    Aber schön, dass du erst beschreibst, dass dein TA keine Kastration empfohlen hat und du deinen Post mit "Aber wenn der Gott im weißen Kittel es empfiehlt..."
    Ein wenig Doppelmoral im Spiel, findest du nicht?


    Hä?
    Hast du gelesen, was ich geschrieben habe?

    Verstehe dein Verständnisproblem gerade nicht!?


    Du hast auf die Folgeerkrankungen hingewiesen.
    Ich habe erwidert, dass diese nicht grundlos eingegangen werden, sondern dass der Gefahr für Folgeerkrankungen ein größerer Nutzen (siehe Antwort oben) gegenübersteht.


    Ähnlich wie bei einer Tablette die du einnimmst. Die lindern deine Krankheit, können aber Nebenwirkungen auslösen.


    Beispiel: Du hast Kopfschmerzen.
    Fall 1) Du nimmst eine Kopfschmerztablette: Kopfschmerzen weg / Gefahr von Müdigkeit (Nutzen>Risiko)
    Fall 2) Du spritzt dir Morphium: Kopfschmerzen weg / Gefahr von Abhängigkeit, etc. (Nutzen<Risiko)


    Hoffe, das war nun verständlich. Besser erklären kann ich es nicht :verzweifelt:

  • Tierärzte die Kastrationen ohne harte medizinische Gründe empfehlen, sind zumindest nicht auf dem aktuellen Stand der Forschung.


    Ich kann mir übrigens gut ne Meinung bilden, ohne auf den Tierarzt blind zu vertrauen. Ich kann Studien lesen und hinterfragen. Das mein Tierarzt meine Schlüsse teilt, kommt nicht von ungefähr, denn natürlich wähle ich den Fachkompetenten Tierarzt, der sich weiter bildet.

  • @UHT23 : der Einfachheit halber zitiere ich mal aus einem Blogartikel eines Tierarztes (der dies ausdrücklich erlaubt). Es geht um ajtualle Forschungsergebnisse.


    "Eine der umfassendsten und bezüglich der Fallzahlen beeindruckendsten
    Arbeiten zu dem Thema ist für mich "Evaluation of the risk and age of
    onset of cancer and behavioral disorders in gonadectomized Vizslas
    (Risiko und Erkrankungsbeginn von Krebs und Verhaltensstörungen bei
    kastrierten Vizslas)". In dieser im Februar diesen Jahres im angesehenen
    Journal of the American Veterinary Medical Association veröffentlichten
    Studie greift die Kollegin Christine Zink auf die Daten von 2505 (!)
    ungarischen Vorstehhunden (Magyar Vizsla) zurück. Es macht im Rahmen
    eines Blog-Artikels wie diesem keinen Sinn, detailliert auf Kollegin
    Zinks Ergebnisse einzugehen, aber alles in allem muss man feststellen,
    dass kastrierte Tiere beiderlei Geschlechts ein teilweise um ein
    Mehrfaches erhöhtes Risiko aufwiesen, an bestimmten Krebsarten
    (Mastzelltumore, Hämangiosarkom, Lymphosarkom) zu erkranken, und das
    auch noch zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als intakte Artgenossen.
    Auch bestimmte Verhaltensstörungen, vor allem die Angst vor Gewittern,
    kamen bei kastrierten Tieren deutlich häufiger vor. Andere Studien
    belegen, dass das Risiko für die Entwicklung eines Osteosarkoms
    (Knochenkrebs) für kastrierte Hunde um das drei- bis vierfache erhöht
    ist. Selbst die Datenlage zur Verhinderung von Gesäugetumoren durch die
    Kastration steht unter Beschuss. Und bösartige Prostatatumoren beim
    Rüden treten bei Kastraten nicht seltener, sondern häufiger auf!
    Insgesamt wird die erhöhte Anfälligkeit für Tumorerkrankungen aktuell
    mit einer durch den Wegfall der Geschlechtshormone zusammenhängenden
    Beeinträchtigung des Immunsystems in Zusammenhang gebracht. Dafür
    spricht auch, dass bei kastrierten Hunden offenbar sogar eine höhere
    Infektanfälligkeit nachzuweisen ist.



    Besonders bedrückend ist für mich, dass eine Kastration fast sicher das
    Auftreten von Hämangiosarkomen, den berüchtigten Milztumoren, fördert.
    Ich bin auf diese Erkrankung in einem früheren Blogartikel schon einmal
    eingegangen. Mit dieser extrem bösartigen und gefährlichen Tumorart
    haben wir es bei älteren Hunden andauernd zu tun. Unsere Nandi wurde
    aufgrund metastasierter Milztumore eingeschläfert. Die Vorstellung, dass
    wir diese fiese Krankheit durch Kastration auch noch gefördert haben
    sollen, finde ich einfach schrecklich. Meine amerikanische Kollegin und
    Krebsspezialistin Alice Villalobos findet dafür einen sehr passenden
    Ausdruck: Earth shattering!"


    Quelle: Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel - Ulm / Neu-Ulm - Kleintierpraxis Ralph Rückert

  • Wie ist das denn bei Pferden und Meerschweinchen und Katzen, also Tierarten die "sowieso" kastriert werden? Gibt es da auch Studien zu den Krankheiten und Tumoren?

  • Wie ist das denn bei Pferden und Meerschweinchen und Katzen, also Tierarten die "sowieso" kastriert werden? Gibt es da auch Studien zu den Krankheiten und Tumoren?

    Das ist doch was gaaaaaaanz was anderes ;)

  • Wie ist das denn bei Pferden und Meerschweinchen und Katzen, also Tierarten die "sowieso" kastriert werden? Gibt es da auch Studien zu den Krankheiten und Tumoren?

    Ich kenne sie nicht, habe aber auch nie danach gesucht. Pferde halte ich nicht (kenne aber Pferdhalter. Und da tun mir die Hengste, die ständig isoliert leben, eher Leid). Kaninchen hatte ich viele Jahre lang. Gruppenhaltung wäre ohne Kastration nur in gleichgeschlechtlichen Gruppen möglich, bei den Böcken auch dann noch schwieriger als bei den Mädels.
    Das ist für mich ein Unterschied zu Hunden. Genauso wie bei Katzen.
    Hunde können, sofern sie nicht hypersexuell sind, an das Leben als unkastrierte Kreatur inmitten anderer unkastrierter Hunde gewöhnt werden. Unerwünschte Fortpflanzung zu verhindern, ist eine leistbare Aufgabe des Hundehalters. Verhaltensauffälligkeiten kommen zwar vor, aber in viel geringerem maße als bei den vobn Dir genannten Tierarten. Und wenn sie auftreten, sollte man vor der Kastration doch genau prüfen, ob es wirklich daran liegt. Ich denke, jeder Hundehalter kennt einen kastrierten Hund, der sich null komma null geändert hat in seinem unerwünschten Verhalten, nachdem er genau deshalb kastriert wurde.


    @Cattlefan : ist für mich in der Tat was Anderes, ja. Ohne Ironie. Jedes Tier, das mit dem Menschen lebt (leben muss) lebt nicht mehr wie in der Natur. Und doch sind Abstufungen von Tierart zu Tierart gegeben und auch nötig.

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