Hund alleine glücklicher ?

  • Hey,
    ich schreibe hier, weil mein Mann und ich uns in einer momentan schwierigen Situation befinden.
    Wir haben seit ca. einem Jahr einen jungen Zwergspitz-Mischling zu Hause. Wir haben ihn aus schlechter Haltung übernommen, in einer für uns damals sehr schwierigen Zeit.
    Wir haben damals unser Kind verloren und erfahren, dass unsere Chance nochmal ein Kind zu bekommen sehr gering sein wird.
    Unser keiner Hund war damals einfach eine Stütze und all' unsere Liebe haben wir dem Zwerg gegeben.
    Er ist ein toller Hund, aber eben auch sehr auf uns fixiert, woran wir nicht unschuldig sind.
    Nun ist es so, dass wir seit einer Woche, den Hund unseres Nachbarn haben.
    Der Nachbar möchte den Hund gerne an uns abgeben, da er sich mit einem Junghund, 6 Monate dann doch überschätzt hat, er möchte ihn aber nur zu uns geben, ansonsten soll er wieder zu ihm zurück kommen.
    Nun..unser Nachbar ist kein schlechter Mensch und wir machen auch genug Fehler, aber der 6 monate alte Hund kennt so gut wie nichts und ist total verängstigt.
    Er hat Angst vor Wind, Regen, Menschen, Gerräuschen und pinkelt in die Wohnung. Er ging beim Nachbarn nur in den Garten und kennt keine Spaziergänge, Geschirr oder Leine.
    Er orientiert sich ein wenig an unserem Stinker und sie spielen auch zusammen. Unser Hund ist eine Frohnatur..eigentlich!
    Dennoch ist der Hund unseres Nachbarn (Timmy) zu unserem (Kylo) oft merkwürdig. Er knurrt ihn oft an, wenn es um Futter, Spielsachen oder Kuscheleinheiten geht und dann tut mir unser Kylo einfach sehr leid.
    Unser Kylo kennt keinerlei Verteidigungsverhalten oder Aggression.
    Er war als erster da und er soll auch glücklich leben und zur Zeit ist er eben etwas " beleidigt" und zieht sich zurück, wenn Timmy knurrt oder nach ihm schnappt.
    Auf der anderen Seite möchte ich Timmy gerne ein anderes Leben bieten, und nicht zu unserem gehbehinderten Nachbarn, ohne Auslauf und Kontakt zur Außenwelt zurück geben. Das muss ich aber, denn er würde ihn nur an uns abgeben, da wir den anderen Hund besitzen und seit 10 Jahren Nachbarn sind. Wir haben ihm angeboten Timmy auf Spaziergänge usw.mitzunehmen, aber das hält er für Blödsinn... :verzweifelt: Leider raucht er den Hund auch im Haus zu..
    Nun, wir sind ehrlichgesagt alles andere als Hundeexperten und auch wenn unser Hund nur knapp 3 KG wiegt und Timmy 1,9KG, so haben wir doch Repekt davor zwei intakte Rüden mit einem altersunterschied von nur 10 Monaten zusammen zu halten. Ich habe Angst vor Kämpfen? Oder das beide einfach nebeneinander herleben und wir zwei unglückliche Einzelhunde haben.
    Wir wollen das beide glücklich sind und ich fühle mich gerade einfach nur schlecht.
    Ich muss dazu sagen, dass ich seitdem Tod unseres Kindes in eine Angststörung geraten bin und wirklich keine gute Rudelführerin. Mein Mann ist da ruhiger als ich, hat aber auch keine große Hunderfahrung.
    Unser Hund ist einfach unser Engel, den wir lieb haben und der uns in schwerster Stunde geschickt wurde und wieder zum lachen gebracht hat. Nun ist er allerdings nicht mehr so "clownhaft" und eher zurückgezogen, wegen Timmy.
    Ich habe Angst das Timmy den Kylo underdrückt..
    Mir tut es aber auch leid Timmy wieder in sein altes Leben zurück zu geben, denn ich sehe wie er aufblüht.
    Dennoch fühle ich mich schuldig Kylo gegenüber, der ein Jahr lang erste Geige gespielt hat und nun oft vergrault wird.
    Dabei liebt Kylo andere Hunde draußen und weint den meisten Hunden nach.
    Ich hoffe ihr versteht meine Gedanken ein wenig und habt vielleicht einen Tat für uns.
    LG Jennifer

  • Hallo,


    wenn der Neuzugang nun erst eine Woche da ist, würde ich nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Vllt gewöhnen sich die beiden doch noch aneinander?!


    Was auf jeden Fall eurerseits gemacht werden musst, ist, klare Regeln aufzustellen und diese konsequent umzusetzen. Nennt sich im Neusprech auch "Management betreiben". Kein Hund hat den anderen anzuknurren oder irgendwelche Ressourcen zu verteidigen, etc.


    Ich bin auch zeitweise Mehrhundehalterin und es braucht da ganz klare Strukturen anfangs. Sonst läuft es nicht. Schon gar nicht bei zwei intakten Rüden.


    Die Regelung mit eurem Nachbarn würde ich, sollte der Hund bei euch bleiben, aber nochmals ganz klar regeln. Wem gehört der Hund? Wer trägt die Kosten? Eventuell noch einen rechtssicheren Vertrag aufsetzen. Nicht, dass ihr den Hund jetzt jahrelang habt, er euch ans Herz wächst und plötzlich heißt es, es sei sein Hund... Da würde ich mich rechtlich absichern!

  • Das ist natürlich eine sehr schwierige Situation.


    Bevor ich viel drum herum schreibe bin ich einfach kurz ehrlich und erkläre mich danach, ich an eurer Stelle würde den zweiten Hund nicht aufnehmen.


    Wir hatten zu Beginn auch viele (!) Schwierigkeiten mit unserem Hund, wir haben ihn von einem Resthof geholt und er kannte gar nichts, vor jeder Kleinigkeit hatte er Angst. Das Vertrauen zu Menschen ging gegen Null und wenn man nur einmal ein fitzelchen lauter geworden ist, hat er sich für Stunden unter einen Stuhl verzogen. Wir haben sehr lange gebraucht um sein Vertrauen zu erhalten und sind nach einem Jahr an einem Punkt, der akzeptable ist. Er hat nicht mehr vor jeder Kleinigkeit Angst und bricht nicht mehr regelmäßig in Panik aus, aber das war sehr viel Arbeit.


    Der Verlust eures Kindes tut mir sehr Leid, sowas muss unsagbar schwer sein, aber ihr solltet euch in aller erster Linie um euch und um deine Angst kümmern. Ein so ängstlicher evtl. traumatisierter Hund benötigt normalerweise eine klare Führung und sehr viel Geduld.


    Ich glaube schon, dass ihr in der Lage wärt diesem Hund ein gutes Zuhause zu bieten, aber ihr solltet erst einmal euer Trauma weiter verarbeitet, bevor ihr euch in so eine Arbeit stürzt.


    Ich wünsche euch viel Kraft, ihr werdet schon die richtige Entscheidung treffen :)

  • Hallo,
    danke für deine nette Antwort.
    Also und genau das mit den Regeln trau ich mir eben nicht so wirklich zu.
    Gerade weil es 2 unkastrierte Rüden sind habe ich ja auch Angst.
    Ich denke die Hunde spüren das auch.


    Und ja genau, ohne einen gültigen Vertrag mit dem Nachbarn, könnten wir die Sache vergessen. Denn er wechselt auch oft seine Meinung.


    LG

  • Dazu kommt, dass man sich schon mehr als ausreichend mit Hunden auskennen muss, damit man überhaupt mitbekommt, was da "läuft". Was für viel wie "spielen" aussieht, ist alles Andere als das...


    Newton und seine Busenfreundin zum Beispiel spielen sehr selten miteinander. Meistens, wenn andere Leute sagen "Och, die spielen aber so schön miteinander." ist sie dabei ihn zu maßregeln... Manchmal ist der Unterschied eben schwer zu erkennen...


    Ich denke, du kennst die Antwort auf deine Frage bereits.

  • Du musst nicht für Nachbars Hund sorgen.
    Es ist gut und richtig, dass du dich um dich selbst, deinen Mann und euren kleinen Hund kümmerst.
    Mitleid ist kein guter Ratgeber.
    Seht zu, dass ihr auf den Beinen bleibt und füreinander da seid.
    Einen anderen Rat kann ich nicht geben.


    LG, Friederike

  • Dennoch ist der Hund unseres Nachbarn (Timmy) zu unserem (Kylo) oft merkwürdig. Er knurrt ihn oft an, wenn es um Futter, Spielsachen oder Kuscheleinheiten geht und dann tut mir unser Kylo einfach sehr leid.
    Unser Kylo kennt keinerlei Verteidigungsverhalten oder Aggression.

    Das kann man doch leicht regeln: Spielsachen weg packen und nur einzeln die Hunde damit spielen lassen (wenn überhaupt) und getrennt füttern.
    Beim Streicheln und Kuscheln BEIDE Hunde beachten, ihr seid doch zu zweit. ;)


    Und für Kylo wird es auch Zeit, Hundekommunikation und das Leben eines Hundes kennen zu lernen.
    Denn das und nicht mehr ist das Knurren.





    Wir wollen das beide glücklich sind und ich fühle mich gerade einfach nur schlecht.

    Ich denke schon, dass ihr beide Hunde (evt. mit Hilfe eines Trainers, der euch zu Hause die Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden anhand dieser beiden erklärt)
    Aber wenn Du Dich schlecht fühlst dabei, solltest Du Deine Prioritäten überdenken.
    Dann wäre es vielleicht doch besser, trotz Mitleid nur Kyro zu behalten.



    Allerdings scheint (das meine ich nicht böse und schon gar nicht als Kritik!) Dein Kyro auch nicht mehr von der Hundewelt zu kennen als Timmy.
    Eher das Leben eines gut behüteten Einzelprinzen.

  • Mitleid ist kein guter Ratgeber.

    Das möchte ich dreifach dick und fett unterstreichen.



    Aber.
    Ich kann mir ehrlich gesagt auch vorstellen, dass du @Fufu86 auch an dieser Aufgabe wachsen könntest. Nicht musst und auch nicht sollst, aber ich glaube du könntest. Ich finde es einen sehr, sehr schönen menschlichen Zug, dass du die Not des Nachbarhundes siehst, aber auch siehst, dass Kylo aktuell auch nicht ganz glücklich ist.
    Für mich als deppige Hundeanfängerin und Einzelhundhalterin klingt es so, als sei das bei euch eine Situation, die man sehr gut gestalten könnte. So, dass jeder der Hunde darin seinen Platz findet, neues Verhalten und neue Dinge lernt und die Menschen darin - unter anderem du - auch. Vielleicht ist es einfach eine Art neuer Segen, eine Herausforderung, die deinen Fähigkeiten eben doch entspricht.
    Ich habe aber auch herrlich leicht schreiben.


    Vielleicht stöberst du ja ein bisschen in den Eingeweiden des Dog Forums herum, hier gibt und gab es viele Therads zum Thema Zwei(t)hundprobelmatik. Dadurch kannst du sicherlich auch (auch!) ein erstes Gefühl dafür bekommen, ob und wie ernst eure Schwierigkeiten sind, ob du dir vielleicht doch zutraust, mit einer guten Trainerin an deiner Seite zu arbeiten und wie häufig oder selten es ist, dass Rüden sich ernsthaft bekriegen (und ob es da vielleicht bestimmte Voraussetzungen gibt).

  • Ihr müsst euch ganz ehrlich eine Frage beantworten: Wollt IHR den Hund?


    Wenn ja, könnt ihr garantiert dran arbeiten, dass die Hunde besser miteinander zurechtkommen und keiner zu kurz kommt.
    Die Mehrhundehaltung kann wirklich wunderschön sein, für Menschen und Hunde.


    Wenn nicht, nehmt ihn bitte auch nicht.

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