Unsere Junghunde...der alltägliche Wahnsinn - Teil VII

  • Ich sitze hier neben so einem Exemplar für das der Begriff Hundeplatzgehorsam geschaffen wurde.
    Hundeplatz, Hundewiese, Hundeschule, Garten etc. Leinenaggro? Null. Rückruf? 100%. Sozialverträglich und ordentliche Kommunikation mit anderen Hunden? Japp.
    Verlassen wir den Platz hält das Verhalten noch ein wenig an, aber ne halbe Stunde später pöbelt sie fleißig an der Leine wenn ich es nicht manage. Auf dem Platz ist das gar nicht nötig.
    Mein Hund tickt außerhalb der Komfortzone komplett anders und darauf musste ich mich erstmal einstellen.
    Der Alltag lässt sich einfach nicht simulieren.

    Wir haben uns ner "Gassirunde" angeschlossen. Dort geht es zu 90% im Freilauf durch die Felder & Wälder. Auch hier wird innerhalb der Gruppe nicht gepöbelt. Meine Knallschote schaut sich gutes wie schlechtes Verhalten gerne von anderen Hunden ab. Durch zu viel Freiheiten am Anfang innerhalb der Gassirunde hatte ich mir direkt den mühsam und ablenkungsarm aufgebauten Rückruf versaut.
    Resultat war 2 Monate SL-Training. Auch heute kommt direkt die Leine an den Hund sofern er sich nicht ausreichend orientiert oder den Rückruf ignoriert.

  • Die Sicherheit ist es - und ich merke einfach, dass es sehr viel besser klappt, wenn ich allein mit dem Hundekind unterwegs bin. Sind wir mit der Familie und/oder Freunden unterwegs und Nemo benimmt sich daneben, ist es natürlich MEIN Hund der sich aufführt und den ich nicht erzogen habe. Den Schuh zieh ich mir leider immer noch unbewusst an, anstatt selbstbewusst an die Situationen zu denken, in denen es mit uns beiden richtig gut läuft.

    Ich bemerke auch viel mehr Blickkontakte von Nemo in bestimmten Situationen a la "darf ich?" oder "war das jetzt gut so?". Zumindest ist das meine Interpretation der jeweiligen Lage xD

  • Es gibt auch gute Leinenbegegnungskurse. Dort gibt es verschiedene Hunde, die sich unter Aufsicht eines Trainers passieren oder wo auch leinenlos aufeinander zugegangen wird. Danach wird geguckt, was man besser machen kann, teilweise wird ein Video aufgenommen und hinterher analysiert, dann wird wieder mit anderen Hunden oder einem völlig fremden Passanten geübt usw.

    Solch einen Kurs haben wir in den Sommerferien besucht. 8 Termine à 45 Minuten, 7 Hund+Halter Teams.
    Luna hat 10 Minuten gebraucht um die Hunde in der Gruppe für total langweilig zu befinden und in die Kategorie "Hundeplatz" zu stecken. Es gab kein Gepöbel bis wir dann endlich in fremdem Auslaufgebiet auf nicht zur Gruppe gehörende Hunde getroffen sind.
    Solch einen Kurs würde ich nicht mehr besuchen, sondern lieber den Mehrpreis für Einzelstunden in kauf nehmen wo man mit Trainer dann wirklich in fremder Umgebung auch fremde Hunde trifft.
    Sinn macht so ein Kurs dennoch mMn für Hunde die halt nicht den beschriebenen Hundeplatzgehorsam zeigen.

  • @ThorstenD ich sprach ja auch von guten Kursen :tropf: Und da ist man bestimmt nicht nach 10Minuten alle Hunde ein-, zweimal durch.

    Meine Schwiegereltern haben ja einen deprivierten Hund mittleren Alters geholt, der wirklich überhaupt keine Hundekommunikation kannte. Durch solche Kurse und kontrollierte Social Walks mit Trainer und Fremdhunden ist das sehr viel besser geworden. Und vor allem Frauchen hat gelernt damit umzugehen.

    Solches Verhalten wie von Ari find ich nicht normal :ka: Gesunde normale gut aufgezogene Hunde sollten die Kommunikation anderer Hunde doch halbwegs verstehen (ob sie sie annehmen, ist die andere Frage).

  • Ich habe Dash ja von Anfang an frei laufen lassen, wenn uns Hunde entgegen kamen. Also frei im Sinne von nicht angeleint. Wir sind halt ausgewichen und ich habe ihn ggbf. abgelegt, wenn nicht weit genug ausgewichen werden konnte. Wenn wir aber so 5-10m einen Bogen laufen konnten, hab ich ihn einfach laufen lassen oder wir haben ein wenig gezergelt.
    Hatte hier einfach den Grund, dass ich mir sehr sehr sicher war, dass er eh kein Interesse dran hat oder ich ihn, sollte es doch mal anders sein, sicher stoppen kann.
    Ich wollte einfach verhindern, dass für ihn entgegenkommende Hunde irgendeine Bedeutung haben, die in "Der Hund ist interessant" oder "Der Hund ist doof" Richtung gehen. Hätte ich ihn, der ja sonst 99,99999% aller Spaziergänge frei läuft, ausgerechnet in den Situationen dann angeleint, hätte ich dem einfach eine sehr hohe Bedeutung beigemessen.

    Ich glaube aber, dass das einfach sehr stark hundeabhängig ist. Und frei laufen lassen, macht halt einfach keinen Sinn, wenn man dann immer wieder Druck ausüben muss, damit der Hund sich angemessen verhält (wie es z.B. bei Ari von @SabethFaber dann wohl wäre).


    Ich seh aber in dem fehlenden Freilauf von Nemo durchaus einen Grund für das "Problem". Bzw. könnte ich mir darin durchaus einen Grund vorstellen.
    Nemo kann ja so gut wie nie mal einfach Junghund sein, rennen, spielen, buddeln, etc. Der braucht immer eine enorme Menge an Impulskontrolle, dadurch das er ja generell nicht frei laufen darf (nicht nur in den Hundebegegnungssituationen). Und dann noch zusätzlich Impulskontrolle für Hundebegegnungen aufbringen ist halt einfach schwierig und braucht halt noch mehr Übung.

  • so wie sie Ari beschreibt war mein Hecci auch. nur was bei ihm dazu kam dass ihn Korrekturen anderer Hunde kippen ließen in "raufen? ok, geht auch".

    er versteht sehr wohl hündisch. aber ihm ist das ziemlich egal dass der andere gerade keinen Bock auf ihn hat. er steht einfach auf den Konflikt.

  • Hätte ich ihn, der ja sonst 99,99999% aller Spaziergänge frei läuft, ausgerechnet in den Situationen dann angeleint, hätte ich dem einfach eine sehr hohe Bedeutung beigemessen.

    Ist hier genau so. Beide laufen fast immer frei. Bei Hundebegegnungen ohne Leine sind die beiden zwar interessiert, lassen sich aber problemlos umlenken. Sobald Leine dran ist, ist da eine ganz andere Energie. Einfach weil Monster fast nur bei seinem Erzfeind angeleint wird.

    Wenn der Spaziergang mit Leine beginnt, ist das nochmal was anderes.

  • Ich hab das vielleicht auch doof ausgedrückt. Ari versteht durchaus das meiste, denke ich, er kann es nur nicht in den richtigen Zusammenhang setzen, nämlich, dass er den anderen Hund jetzt in Ruhe lassen soll. Er kann ja durchaus auch selbst hündische Kommunikation einsetzen, wenn er will. Also er ignoriert es einfach, weil er ziemlich schnell gemerkt hat, dass die Korrekturen die folgenden, wenn man die Zeichen nicht befolgt für ihn bedeutungslos ist, also im wahrsten Sinne des Wortes ins Fell verlaufen. Und das ist mit seinem eh schon frech-vorlauten Charakter halt echt ein Problem. Spielen und vielleicht ein bisschen ärgern macht nämlich so viel mehr Spaß als aufhören.
    Er ist dabei übrigens dennoch lieb, verträglich und will tatsächlich nur spielen, aber ist dabei halt aufdringlich und stürmisch und bei Hündinnen kippt es gerne mal in aufreiten und rumrammeln etc. Sexuelle Belästigung halt. Was eine Prügelei ist weiß er gar nicht, selbst wenn er dumm angemacht wird versucht er das eher ins Spielen umzuleiten.

    Es gibt eine Hand voll Hunde mit genügend Ausstrahlung, bei denen er sich zurück nimmt, das sind tendenziell aber Klein- und Kleinsthunde. Und ein Hündin unserer Trainerin. Je größer, je geringer der Respekt.

    Das wir inzwischen doch manchmal Hunde im Freilauf passieren können, wenn alles stimmt ist die Arbeit von fast anderthalb Jahren...

    @Czarek
    Nicht, dass es so rüber kommt, ich halte das durchaus nicht für normal. Dieses Problem ist eines der zwei Dinge die mich am meisten 'stören'. Das und seine unglaubliche schlechte Reizverarbeitung sind die Dinge, die uns am meisten den Alltag erschweren.

  • @ThorstenD ich sprach ja auch von guten Kursen :tropf: Und da ist man bestimmt nicht nach 10Minuten alle Hunde ein-, zweimal durch.

    Das ist mir zu pauschal. Der Kurs war gut gemacht und hat den anderen auch was gebracht. Für uns war es halt nix.
    In der Zeit wo die Themen Aufbau der Leinenführigkeit, Aufmerksamkeitsförderung, Markerwort, Alternativverhalten, Entspannungssignal, Blocken etc. behandelt wurden ist Luna halt ins Hundeplatzgehorsam gefallen. Für die anderen war das teilweise alles Neuland und man über die Wochen durchaus einiges an Fortschritten gesehen bei den Hunden.
    Es hängt einfach vom Hund ab ob solch ein Kurs wie ich ihn beschrieben habe was taugt oder nicht.

  • Ein Kurs in dem die Hunde sich längere Zeit sehen, sodass sie sich aneinander gewöhnen können, hat für mich mit einem guten Bewegungstraining nix zu tun. Nicht mal mit schlechtem Begegnungstraining...

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