Unsere Hibbelhunde - schneller, höher, weiter!

  • @AnnetteV kannst du das an einem Beispiel erklären? Ich kann mir das so schlecht vorstellen.

    Bei uns war es heute so: wir gehen raus und er ist normal aufgeregt wie immer. Nicht drüber. Wir gehen über die Straße, alles ok. Dann hat er irgendeinen Geruch entdeckt, die Nase klebt auf dem Boden und das Gewusel und Gezerre geht los, er ist nicht ansprechbar. Ich habe mit viel Ruhe und Geduld einige Meter innerhalb vieler Minuten erkämpft und dann kapituliert. Ab nach Hause. Könnte ich in solchen Situationen anders handeln?

    Gerne, das Beispiel lieferst Du ja gleich selbst. Bei Gassisituationen sorge ich wenn möglich dafür, dass der Hund entweder bereits versäubert ist (im Garten) oder sicher noch nicht bzw. nicht mehr dringend muss. Ich möchte ja nicht daran arbeiten, dass der Hund besser einhalten kann, sondern nur an der Aufregung, die Gassi mit sich bringt, arbeiten. Wichtig ist, dass der Hund erst zu seinem Ziel kommt, wenn er ruhig ist. Es gibt kein Losstürmen, kein Winseln, einfach nur Ruhe. Bei zu starker Erregung drehe ich - stets freundlich, ruhig und positiv gestimmt - um und versuche es gegebenenfalls später noch einmal. Es spielt überhaupt keine Rolle wie weit und ob wir überhaupt aus der Tür kommen, wichtig ist einzig, dass alles in Ruhe passiert.

    Ziel wäre, dass der Hund schon bei sehr geringer Aufregung in die Ruhe gebracht wird, nicht erst, wenn er nicht mehr ansprechbar ist. Dann ist es bereit viel zu spät. Ich möchte es dem Hund zunächst ja relativ einfach machen und zeigen, was ich von ihm will. So kann man Zeitlupenspiele auch gut zuerst im Haus auftrainieren. Ich nehme gerne die Leine dazu, damit diese zum Signal für die Ruhe wird. Wenns mir Recht ist, macht @flying-paws in Bezug auf ihr Leinenführigkeitstraining etwas Ähnliches.

  • @AnnetteV also ging es in meinem Beispiel nicht anders, richtig?
    Ich kam von der Arbeit, Hund muss raus. Im Garten macht er nichts, der ist zu klein.
    Hund dreht von einer Sekunde zur nächsten hohl - ab nach Hause?

    Das finde ich immer so schwer. Bei uns gibt es kein Dazwischen. Balou findet einen kleinen Auslöser und sofort ist es vorbei, irgendwie kann ich da nicht üben.

    Aber Montag kommt eine Trainerin, vielleicht weiß die ja mehr. Ich halte euch auf dem Laufenden.

  • Langsamkeit hilft Frodo ungemein. Ich hab mir inzwischen sowieso angewöhnt erstmal stehen zu bleiben, wenn er sich aufregt und dann bleibe ich dort an Ort und Stelle bis er wieder runter gefahren ist. Vorher weiter zu gehen hat einfach null Sinn.


    Heute Abend mussten wir beim Rausgehen einen anderen Weg nehmen um aus der Siedlung zu kommen.
    Normal gehen wir aus dem Haus und dann links, die Treppen hoch und sind an der Straße, aber heute haben die Nachbarn von zwei Häusern weiter lautstark Freunde verabschiedet. Da kann ich mit Frodo zurzeit nicht durchlatschen ohne dass der mir alles anbellt wie ein Irrer (zum einen so viel Aufregung durch die fremden Menschen und zum anderen freut er sich über die Nachbarin auch jedes Mal).
    Also sind wir rechts rum, durch ein anderes Haus durch und dann auf die Straße. Das allein hat ihn schon so aufgeregt, dass er erstmal gar nicht normal gehen konnte, sondern nur hektisch herum getrippelt ist :muede:
    Er ist dann nach ein paar Minuten zumindest so weit gewesen, dass wir recht normal die Runde gehen konnten. Als dann die Frau mit den zwei Zwerghunden aufgetaucht ist, die immer freilaufen und der eine meinte uns von hinten ankläffen zu müssen, ist er dann doch noch explodiert und hat sich kaum mehr einbekommen. :muede:
    Das sind wirklich so Dinge, wo ich mir an den Kopf greife...
    Dieser Hund hat mich vor einem dreiviertel Jahr noch völlig problemlos und gechillt in die Uni oder die Stadt begleitet, war mit mir völlig unbeeindruckt in Cafes, gut besuchten Parks und vollen Öffis und er fands cool!
    Davon kann ich zurzeit wirklich nur träumen. Der steht einfach total neben sich :fear:

  • @AnnetteV also ging es in meinem Beispiel nicht anders, richtig?
    Ich kam von der Arbeit, Hund muss raus. Im Garten macht er nichts, der ist zu klein.
    Hund dreht von einer Sekunde zur nächsten hohl - ab nach Hause?

    Hm, doch, durchaus. Was hindert Dich daran, einfach stehen zu bleiben und zu warten bis der Hund sich beruhigt hat? Gerade wenn Du draussen stehst, hindert Deinen Hund ja im Prinzip nichts daran, sein Geschäft zu verrichten? Ich belohne keinen Hund mit Action und einer Rückkehr nach Hause wenn er 'hohl' dreht. Solange er unansprechbar bleibt, geht es, vorausgesetzt ich, die Umwelt oder der Hund ist nicht in akuter Gefahr, gar nirgendwo hin, bzw. in schwierigen Fällen an einen Ort, den wir vorher als 'Safe Space,' als sicheren Platz aufgebaut haben. Da beruhigen wir uns - und zwar sowohl der Hund wie auch ich. Wenn wir unsere Fassung zurück gewonnen haben, entscheide ich, wohin es als nächstes geht.

    Wichtig ist, dass Ruhe halten sich wie ein roter Faden durch das ganze Zusammenleben zieht. Meine Hunde wissen, dass Ruhe halten sich immer lohnt und sie genau dahin bringt, wo sie sein möchten.

  • @AnnetteV ja, handhabe ich prinzipiell bei geringerer Aufregung genauso.

    Was mich in Situationen wie gestern hindert? |) Ähm... Balou ist hartnäckig. Er steigert sich rein, anstatt sich zu beruhigen. Er fiept auch 30 Minuten, wenn es sein muss.
    Ich habe das mal ausgesessen mit mehreren Anläufen, sobald er ruhig war. 15 Minuten, bis er mal fünf Sekunden ruhig war. Kaum gingen wir einen Schritt, spulte er sich sofort wieder hoch, knallte in die Leine und fiepte sofort wieder, weil ich ja wieder stehen blieb. Nee, da breche ich lieber ab, als mich da durch zu kämpfen. Ich habe da nie das Gefühl, dass ER da etwas draus lernen würde :ka:

  • Ich habe das mal ausgesessen mit mehreren Anläufen, sobald er ruhig war. 15 Minuten, bis er mal fünf Sekunden ruhig war. Kaum gingen wir einen Schritt, spulte er sich sofort wieder hoch, knallte in die Leine und fiepte sofort wieder, weil ich ja wieder stehen blieb. Nee, da breche ich lieber ab, als mich da durch zu kämpfen. Ich habe da nie das Gefühl, dass ER da etwas draus lernen würde

    Ich glaube, du hast da einen kleinen Denkfehler.
    ER lernt sehr wohl was aus seinem und deinem Handeln. Er lernt, dass er nur lange genug hartnäckig sein muss, damit es weitergeht und sei es nur nach Hause. Deshalb steigert er sich da immer mehr rein, denn irgendwann setzt er seinen Willen durch, weil du resignierst.

  • @AnnetteV ja, handhabe ich prinzipiell bei geringerer Aufregung genauso.

    Was mich in Situationen wie gestern hindert? |) Ähm... Balou ist hartnäckig. Er steigert sich rein, anstatt sich zu beruhigen. Er fiept auch 30 Minuten, wenn es sein muss.
    Ich habe das mal ausgesessen mit mehreren Anläufen, sobald er ruhig war. 15 Minuten, bis er mal fünf Sekunden ruhig war. Kaum gingen wir einen Schritt, spulte er sich sofort wieder hoch, knallte in die Leine und fiepte sofort wieder, weil ich ja wieder stehen blieb. Nee, da breche ich lieber ab, als mich da durch zu kämpfen. Ich habe da nie das Gefühl, dass ER da etwas draus lernen würde :ka:

    Genau deswegen halte ich von so Übungen bei 'solchen' Hunden absolut rein gar nichts. Genauso wenig wie umdrehen.

    Die Spannung steigert sich, gerade weil diese Hunde ja oft laufen um Stress abzubauen. Hier machst du das Gegenteil von 'Entspannung reinbringen', du lässt ihn sitzen, baust Spannung auf und dann bekommt er wieder eins reingewürgt, wenn er endlich wieder laufen darf.

    Ich habe rein über umlenken gearbeitet. Das holt aus dem Tunnel raus und die Bewegung hilft dabei den Stress abzubauen. Ja, auch hier kann es sein, dass Keks rein 'okay dann Tschüss' auslöst. Kein Problem, da musst du eine Kette aufbauen, bei der er lernt, dass es sich durchaus lohnt bei dir zu bleiben.

  • Übungen bei 'solchen' Hunden absolut rein gar nichts. Genauso wenig wie umdrehen.
    Die Spannung steigert sich, gerade weil diese Hunde ja oft laufen um Stress abzubauen. Hier machst du das Gegenteil von 'Entspannung reinbringen', du lässt ihn sitzen, baust Spannung auf und dann bekommt er wieder eins reingewürgt, wenn er endlich wieder laufen darf.

    Ich habe rein über umlenken gearbeitet. Das holt aus dem Tunnel raus und die Bewegung hilft dabei den Stress abzubauen. Ja, auch hier kann es sein, dass Keks rein 'okay dann Tschüss' auslöst. Kein Problem, da musst du eine Kette aufbauen, bei der er lernt, dass es sich durchaus lohnt bei dir zu bleiben.

    Genau das musste ich bei Odin auch feststellen. Warten, langsam machen... führt bei ihm zu noch viel mehr Anspannung und wir befinden uns in einer Spirale nach unten. Ab einem bestimmten Erregungslevel (das ist manchmal von jetzt auf gleich erreicht), gibt es da keinen Rückwärtsgang mehr.

  • Wenn man Willi fragt, bewege ich mich ohnehin immer maximal im Zeitlupentempo :rollsmile:

    In so Situationen wie von Julia beschrieben macht Abwarten es bei uns auch nur schlimmer. Ich hab es daher aufgegeben, zu versuchen da hartnäckiger zu sein, das produziert immer mehr Frust bis zu einem wirklich ungesunden Punkt.
    Was uns besser hilft draußen ist, eine Weile hin und her zu gehen an der aufregenden Stelle, so 200m in die eine, 200m in die andere Richtung, so dass er sich bewegen und auch etwas schnüffeln kann. Irgendwann regt er sich dann meist ab.

    Im Haus, also bevor die maximale Aufregung erreicht ist, hilft Langsamkeit bei uns gut mittlerweile.

    AnnetteV: Ein guter Hinweis mit dem Lösen. Eines unserer Probleme ist auch, dass Willi bestimmt 5 Haufen am Tag machen muss, immer sehr dringend, und er ist sehr wählerisch was dafür geeignete Plätze angeht (natürlich nicht unser Garten...). Vor allem morgens ist er da sehr hektisch...da darf er bei mir dann zB ziehen am Geschirr, bringt nix das dann zu diskutieren (zum Glück wiegt er nur 18kg).
    Wenn wir gehen bevor es dringend ist, macht er nicht, weil er Wichtigeres zu tun hat. Eine Stunde später ist es dann wieder sehr dringend :ugly:

  • @AnnetteV ja, handhabe ich prinzipiell bei geringerer Aufregung genauso.

    Was mich in Situationen wie gestern hindert? |) Ähm... Balou ist hartnäckig. Er steigert sich rein, anstatt sich zu beruhigen. Er fiept auch 30 Minuten, wenn es sein muss.
    Ich habe das mal ausgesessen mit mehreren Anläufen, sobald er ruhig war. 15 Minuten, bis er mal fünf Sekunden ruhig war. Kaum gingen wir einen Schritt, spulte er sich sofort wieder hoch, knallte in die Leine und fiepte sofort wieder, weil ich ja wieder stehen blieb. Nee, da breche ich lieber ab, als mich da durch zu kämpfen. Ich habe da nie das Gefühl, dass ER da etwas draus lernen würde :ka:

    Da hat @Dackelbenny ganz Recht: so trainierst Du dem Hund die Fieperei und Ungeduld erst an! Konsequent sollte man schon sein, wenn man diesen Weg wählt. Hältst Du das durch - ja, auch 15, auch 30 Minuten - wird es früher oder später besser werden. Eben weil sich das Verhalten nicht mehr lohnt und er damit nicht mehr zum Ziel kommt. Ich nehme da gerne ein Buch mit, oder das Handy und lese zum Beispiel im Dogforum. Das entspannt nicht nur mich, sondern nimmt meinen Fokus vom Hund. Wenn Du dem Hund vermitteln kannst, dass Du völlig relaxed bist und hier auch gerne bis zum Sankt Nimmerleinstag stehen würdest, bist Du auf der richtigen Spur. Zügle Deine eigene Ungeduld und gib dem Hund überhaupt die Chance, etwas zu lernen.

    Ich bin mir sicher, dass Du sehr gut weisst, dass man viele Wiederholungen braucht, bis ein neues Verhalten wirklich sitzt. Das ist auch hier so. Nach nur einmal 15 Minuten Herumstehen darfst Du nicht erwarten, dass Dein Hund a) bereits verstanden hat, was Du von ihm willst und b) mirakulöserweise plötzlich alle Fehler der Vergangenheit ausgelöscht wurden und ihr entspannt zusammen in den Sonnenuntergang spaziert. Oder konnte Dein Hund nach einer einmaligen Trainingseinheit bereits 'Sitz,' 'Platz' oder 'Fuss'?

    Das Verhalten, das Dein Hund zeigt, hat er sich jetzt während mehrerer Jahre angeeignet. Das löscht sich jetzt nicht einfach aufgrund einer einzigen Trainingseinheit von 15 Minuten auf. Dafür brauchts schon ein bisschen mehr. Was Du hier aber schilderst ist sehr erfolgreiches 'Je unruhiger, lauter und mühseliger ich werde, desto schneller komm ich an mein Ziel! Halte Durch!'-Training. Du trainierst nicht das, was Du eigentlich trainieren möchtest.

    Dass diese Methode bei Dir nicht funktionieren will, hat nichts damit zu tun, dass sie nicht wirkt, sondern dass Dir Deine eigene Ungeduld und Inkonsequenz im Wege steht.

    Und bevor jemand auf die Idee kommt, Zeitlupentraining sei der einzige Weg: das ist es natürlich nicht. Es ist nur eine von vielen Varianten und Übungen, die helfen können. Im Prinzip geht es auch da um Impulskontrolle. Nicht jede Übung passt zu jedem Mensch-Hund Team. Ich bin lediglich so sehr darauf eingegangen, weil Interesse bestand. Ruhe- und Entspannungstraining besteht aus so viel mehr als nur den Zeitlupenübungen.

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