Gedankenexperiment: Ich begründe eine neue Hunderasse

  • Nein so meinte ich das nicht.
    Ich wollte sagen das eine Austellung an sich ja schon eine Art Wesenstest ist.

    Ja, ist es - allerdings einer mit extrem beschränkter Aussagekraft. Da konnte man bei unserem Bummel durch den Hauptbahnhof schon mehr erkennen. Aber auch das wird jetzt zugundten eines richtigen Wesenstests abgeschafft.

  • Also, ich will und würde erst mal gar nix.

    Das hier ist ein Gedankenexperiment, und nicht der x-te Kritik und Mecker-Thread.

    Davon mal ab, denke ich, dass man - wenn man es denn wollte - selbstverständlich auch "Begleithundeeigenschaften" prüfen und selektieren könnte. Natürlich gibts da auch immer Zweifel- und Fehlerquellen. Wie immer und überall.

    Es hängt natürlich auch davon ab, ob ein Züchter wirklich das Zuchtziel erreichen will. Wenn man z.B. einen starken Jagdtrieb nicht in der Zucht möchte, ist das über Prüfungen schweirig zu handhaben. Das geht eben nur, wenn Züchter ehrlich sind und das Ziel auch wirklich anstreben.

    Aber wenn mein Kind sagt: Ich möchte Schwimmen lernen! dann antworte ich ja auch nicht: Ach lass mal, perfekt wirst du eh nicht, kannst es gleich lassen.

    Würde man sagen:

    Für meine neue "Rasse" sind angedacht

    Mittelgroße Hunde (ca 35-55 cm)
    kurzes mit mittellanges Fell
    schlanker Körperbau
    normaler Kopf (also keine Plattnasen, keine übergroßen Augen, keine langen Lefzen)
    Farbe, Ohrenform etc egal
    Körpermerkmale, die die Kommunikation unter Hunden deutlich beeinträchtig, wäre unerwünscht (allzu steifer Gang, Ridge usw)

    Gesundheitsüberprüfung, Aufzeichnungen über Erkrankungen und Lebensdauer der Zuchthunde
    reine Schönheitsfehler sind egal - Ringelruten etc.
    starke Temperaturempfindlichkeit wäre ausschliessend

    Belegung oder Decken erst, wenn der Hund das Erwachsenenalter erreicht hat, damit man den Charakter beurteilen kann. Bei Rüden würde ich sagen: Frühestens mit 4 Jahren. Bei Hündinnen kenne ich mich nicht gut aus, ob das für den ersten Wurf zu spät wäre.
    Begrenzung für Anzahl der Würfe.
    Linienzucht wäre unerwünscht.

    Vor dem Zuchteinsatz müssten Hunde die minimale körperliche Leistungsfähigekit zeigen, zum Beispiel einige Kilometer Radfahren, Sprünge, und sie sollten in der Lage sein, sich mit einer Gruppe fremder Hunde (den anderen Prüflingen) im Freilauf zu bewegen (ncht rumstehen, gemeinsam spazierengehen).
    Abruf bei Bewegungsreizen, die eine oder andere "Frust" Übung vielleicht - sowas könnte man ja machen.

    Die Hunde sollten offen und freundlich sein, was aber nicht so weit geht, dass sie sich alles gefallen lassen müssen. Fremden gegenüber ist neutrales Verhalten völlig ok, aber nicht ängstlich/panisch oder misstrauisch.


    Für "meine" Rasse kämen Hunde in Frage, deren Ursprung bei
    den kooperativen Jagdhunden liegt, erkennbarer Hütehundcharakter wäre ausschliessend.

    Erwünscht wäre erkennbarer Will to Please und Menschenbezogenheit, aber kein übereifriger Hund.
    Der Hund sollte lebhaft und leicht zu motivieren sein, aber sich auch beruhigen können

    Ebenso Ausschluss bei:
    Artgenossenunverträglichkeit
    Schärfe
    deutliches jagdliches Interesse
    Nervosität/Ängstlichkeit/Scheu
    ausgeprägtem Schutztrieb

    Das sind natürlich alles dehnbare Begriffe, genau wie es heute auch ist. Muss ja auch so sein.

    Ich denke aber, dass man sich was drunter vorstellen kann. ein guter Züchter/Zuchtwart sollte auch in der Lage sein, zu beurteilen, ob es sich eher um Erzeihungsfehler handelt, wenn ein Hund "Fehler" hat.

    Ich denke, da bekommt man keinen Einheitshund, aber halt vermutlich einen aktiven Familienhund, der nicht allzu schwer zu führen ist, aber auch nicht ein reiner Selbstläufer. Dieser Hund wäre was für Leute, die schon aktiv mit dem Hund an der Erziehung arbeiten wollen und auch ein bissel Agility oder so machen wollen - aber nicht mit hohem Anspruch. Dafür wäre diese "Rasse" nicht triebig genug.


    Natürlich wäre "meine" Rasse nur ein Typ Hund von vielen (glücklicherweise habe ich einen Hund, der weitgehend so ist...).

    Eine andere wäre evtl. "triebiger", würde zeigen müssen, dass die Hunde schon auch Bock auf Arbeit haben, wie Dummy oder so (das wäre mir für meine Rasse egal, darf, aber muss nicht)

    Andere sind vielleicht eher Typ "gemässigter Hüter".

    Wieder andere legen keinen Wert auf Will to Please, sondern bevorzugen starke, eigensinnige Charaktere.


    Und keine Ahnung, ob man sowas "braucht". Das ist ja nicht die Frage hier.

  • @Tatuzita also ich denke der Elo ist da auf einem guten Weg. Natürlich ist nicht Alles Gold was glänzt, aber im Endeffekt wird genau das gezüchtet was @frauchen07 beschreibt.

    Nein, das ist NICHT was ich meine.

    Der ELO wird ja auch "reingezogen" bzw auf bestimmte Ausgangsrassen beschränkt.

    Genau das würde ich NICHT machen. Bei meiner "Rasse" könnte im Prinzip jeder Hund zur Zucht eingesetzt werden, der den angestrebten Eigenschaften entspricht.

    Eben KEIN geschlossenes Zuchtbuch. Daher setze ich "Rasse" ja in Anführungszeichen.

    (Von den Eigenschaften her auch ganz anders, viel nordischer Schlag drin, total anderer Typ Hund, ist also eine ganz andere Rasse als meine "Rasse")

  • Ich dachte du meintest das Allgemein. Ich weiß nicht ab wann ein Zuchtbuch als "geschlossen" gilt, zumindest werden beim Elo immer noch Hunde der Ausgangsrassen eingekreuzt. Aber nicht ein Hund aus irgendeiner Rasse, das stimmt :)

  • Beim ELO werden ja sehr unterschiedliche Hunde gemixt, in der Hoffnung, dass sich alles irgendwie in der Mitte trifft.

    Eurasier - also nordische
    Cho Chow - asiatischer Wachhund
    Bobtail - Hütehund

    bissel Pekinese noch für kleine ELOs...

    da kann man zwar davon ausgehen, was wuscheliges zu kriegen, aber sonst weißte nix. (Und: zwar keine Jagdhunde, aber Jagdtreib haben die alle drin.)

    Sowas finde ich nicht sinnvoll. Ich will ja gerne charakterlich geeignete Hunde haben mit vorhersehbaren Typ haben, nicht mal kommt der nordische durch, mal der Hüti, mal der Wachhund.

    Ich hätte gerne:

    Kooperativ, menschenbezogen, freundlich, verträglich, lebhaft, aktiv, lauffreudig - aber mit "Abschalter".

    Sowas finde ich nun eher unter den kooperativen Jagdhunden. Daher würde ich ja Hütehundeigenschaften, die nordischen Rassen, ebenso wie Schutztrieb ausschliessen.

    "Meine" Rasse wäre damit zwar eher nicht ohne Jagdtrieb, aber eben eher mit dem berühmten "händelbaren" Jagdtrieb ausgestattet.

    Sagen wir mal: zu 80% ableinbar, Training nötig aber auch von Normalo machbar, kein eigenständiges Jagen (länger als 20 Minuten verschwunden im Worst Case), bei Wildsichtung aufgeregt, aber dann auch sofort wieder ansprechbar - so in der Art.

    Da gibts nun einige Ausgangsrassen, die man da "reinmixen" könnte, aber sicher nicht so disparat wie beim ELO!

  • Als Wolfspitzhalter haben wir nun öfter schon mit Besitzern von Eurasiern gesprochen.
    Da ist das Ausehen schon recht einheitlich aber das Wesen eben doch nicht. Manche waren enttäuscht das er nun doch Jagdtrieb hatte und manche haben nicht den Familienhund bekommen den sie wollten. Kam der Chow durch hat er sich nur an eine Person gebunden und die anderen mit dem Arsch nicht angekuckt, eben nicht der Familienhund den sie haben wollten.
    Hab ich nun einen der aussieht wie ein Wolfspitz mit etwas breiterer Schnauze und den gleichen Eigenschaften hätte man sich ja nun auch gleich einen Wolfspitz holen können, nicht falsch verstehen manche haben da ihren Traumhund gefunden beim Eurasier.
    Gehe ich nur aufs Äußere und lasse das Wesen außer Acht, was beim Eurasier nicht angestrebt wird, ist das sehr besch... für die Käufer.
    Gehe ich nur auf auf die Eigenschaften des Hundes und habe kein einheitliches Bild vom Aussehen her bekomme ich meine Hunde wohl nicht an den Mann, funktioniert halt auch nicht. Der Käufer wird sich wohl keinen Hund für gutes Geld kaufen wenn er aussieht wie ein x-beliebiger Mischling, den bekommt er für wenig Geld im Internet bei den Upps-Würfen. Also nur auf Wesen zu selektieren bringt auch nix also muss doch ein einheitliches Bild geschaffen werden.
    Finde ich jetzt schwierig zu entscheiden mit welchen kleinen Schönheitsfehlern man da weiterzüchten will und kann.
    Mal als Beispiel : Ohrenform- egal oder die Größe , eine Spanne von 35-55cm finde ich zu groß, das sind 20 cm Unterschied.
    Wie will man das Verkaufen? Der Käufer will schon wissen ob er kurzes oder mittellanges Fell bekommt.

  • Wie will man das Verkaufen? Der Käufer will schon wissen ob er kurzes oder mittellanges Fell bekommt.

    Also wenn ich dafür einen Hund mit den Eigenschaften bekomme, die ich auch möchte, ist bei mir das Aussehen sekundär.
    Du schreibst ja, einige sind von ihrem Hund enttäuscht, weil er eben genau die Eigenschaften, weswegen er gekauft wurde, nicht mitbringt. Also er kann noch so schön sein, aber charakterlich war das dann wohl nicht das Gelbe vom Ei. Natürlich habe auch ich optische Favoriten, aber viele werden hier niemals einziehen, da sie mit ihrem Wesen einfach nicht zu mir und meinem Lebensstil passen.
    Und dann kommt da einer ums Eck, sagt mir: Egal, welchen Hund du von meiner Rasse nimmst, die sind alle händelbar, tolle Familienhund, etc...." Und dann kann ich da doch schauen, ob in der Rasse nicht auch ein Individuum fällt, was mir dann auch noch optisch zusagt.

  • Der Käufer wird sich wohl keinen Hund für gutes Geld kaufen wenn er aussieht wie ein x-beliebiger Mischling, den bekommt er für wenig Geld im Internet bei den Upps-Würfen. Also nur auf Wesen zu selektieren bringt auch nix also muss doch ein einheitliches Bild geschaffen werden.
    Finde ich jetzt schwierig zu entscheiden mit welchen kleinen Schönheitsfehlern man da weiterzüchten will und kann.
    Mal als Beispiel : Ohrenform- egal oder die Größe , eine Spanne von 35-55cm finde ich zu groß, das sind 20 cm Unterschied.
    Wie will man das Verkaufen? Der Käufer will schon wissen ob er kurzes oder mittellanges Fell bekommt.

    Naja, wenn die Leute wirklich so denken, dann braucht man sich nicht zu wundern.... Schlimm!

    Ich glaube aber nicht, dass es so ist. Ich glaube, die meisten Leute wollen einen Hund, der gut in ihren Alltag passt und nett aussieht. Ob der nun Schlappohren oder Stehohren hat.

    die Tatsache, dass es den ELO gibt und die verschiedenen Doodles zeigt ja, dass gerade die "Familienhund" Käufer eben nicht völlig festgelegt sind. Doodles sehen überhaupt nicht einheitlich aus, nicht mal die Fellbeschaffenheit ist vorhersehbar. Die Größe ist auch schwer vorherzusehen, die werden oft sehr groß.
    Die ELOS sind auch nicht einheitlich. Das ist auch nicht gewollt.

    Und es werden ja auch so eine Menge anerkannte Rassen gezüchtet, die nur sehr sehr wenigen Leuten gefallen. So what? "Meine Rasse" muss ja nicht was für jeden sein. Hundesportler oder Hütehundfreunde würden ja auch nicht damit glücklich.

    Meine "Rasse" wäre eben was für Leute, die solche Hunde vom Typ her mögen und denen Optik nicht so wichtig ist. Dabei geht es ja nicht darum, die beliebteste Rasse aller Zeiten zu züchten oder damit reich zu werden.

    Ich glaube, so richtig interessiert es nur Züchter und Aussteller, ob ein Ohr nen Knick hat oder der Hund 5 cm übers Mass ist oder einen weißen Fleck auf der Nase hat.
    Die Käufer wohl eher weniger.

    EDIT: Die (nach meinem Geschmack) schönsten Hunde, die ich kenne, sind tatsächlich Mischlinge. Ich finde nur sehr wenige Rassen "schön", weil oft einfach übertrieben. Noch ein Grund, auf keinen Fall einheitliche Optik anzustreben (über die genannten Rahmenmerkmale hinaus) - so entsteht keine Übertypisierung.

  • Zitat von Krokofant

    Der Käufer wird sich wohl keinen Hund für gutes Geld kaufen wenn er aussieht wie ein x-beliebiger Mischling, den bekommt er für wenig Geld im Internet bei den Upps-Würfen. Also

    Puh, da habe ich ja richtig Glück bei meinen Käufern. :D

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