Wie kriege ich das Bellen bei meinem Zwergdackel in den Griff?

  • Moin,

    ich habe einen zwei Jahre alten Zwergdackel. Seit nun ca. 6 Monaten haben sich einige unangenehme Verhaltenszüge eingeschlichen,
    die ich selbst mit Hilfe von Trainern nicht in den Griff kriege. Zunächst hat er an der Leine großen Terror bei anderen Hunden
    und bei rennenden Kindern gemacht. Ich habe probiert ihn abzulenken, die Leinenführung geübt etc. und nichts hat wirklich geholfen.
    Die Hundetrainerin hat schließt auf ein unsicheres und ängstliches Wesen, was ich bestätigen kann. Bei anderen Hunden an der Leine
    geht die Rute hoch und bellt sie an bzw. geht auf sie zu. Ich habe als letzten Ausweg eine Wasserflasche genommen und ihn immer
    angespritzt sobald ich das aggressive Verhalten registriert habe. Es hat sich gebessert. Was jedoch nicht klappt, ist dass er bei Kindern
    die unkoordiniert rennen oder spielen bellt und panisch wird. Was uns das Leben extrem erschwert, da wir ein kleinen Sohn haben
    und häufig auf Spielplätzen sind. Beim Spielplatz selbst binden wir ihn meist in einer ruhigen Ecke an. Doch sobald wir uns entfernen
    macht er Theater bzw. wenn Leute bei ihm vorbeilaufen knurrt und bellt er. Zuhause ist er ebenfalls sehr schreckhaft und wachsam
    und schlägt bei den kleinsten Geräuschen an. Ich habe das Gefühl er weiß, dass er das nicht darf (da er in eine gebeugte Haltung geht,
    wenn er das macht und ich ihn ermahne), er kann es jedoch nicht lassen und lässt den Dackelsturrkopf raushängen.

    Ansonsten ist er ein liebenswerter Hund, der auf Zuruf und Kommandos hört. Jedoch das Bellen raubt uns den letzten Nerv.
    Sind schon am Überlegen ein Sprühhalsband zu besorgen.

    Über Tipps und Hilfestellung würde ich mich freuen.

    Danke und Gruß!

  • Hallo Zwergdackel100,

    auch mein Hund ist nicht der sicherste, wird es jedoch zunehmend. Nachfolgend schreibe ich Dir, was uns dabei geholfen hat. Das dauert seine Zeit, aber es geht langsam und stetig bergauf.

    Mit dem Einsatz einer Wasserflasche macht man einen eh schon unsicheren und ängstlichen Hund nur noch ängstlicher. Du könntest ihm helfen, indem Du
    - Dich nicht von ihm entfernst, wenn er angebunden ist. Er macht Theater, weil er Angst hat und die Distanz zum Angstauslöser nicht vergrößern kann, weil er ja angebunden ist. So versucht er eben durch Bellen den Angstauslöser zu vertreiben und damit die Distanz zu vergrößern. Bleib bei ihm und gib ihm Schutz.
    - die Distanz zu Personen und Hunden, die ihm Angst einflösen, möglichst groß hältst. Falls sie Deinem Hund zu nahe kommen, stell Dich vor ihn oder laufe zwischen ihm und dem angsteinflößenden Objekt, so dass er durch Dich geschützt ist.
    - ihm sagst, was er statt des Bellens und Nach-Vorne-Gehens tun soll. Also ihm ein Alternativverhalten antrainieren. Das kann z. B. sein: Blickkontakt zu Dir, Handtouch, Absitzen (wir selbst trainieren den Handtouch).

    Mit dem Einsatz von Wasserflasche und Sprühhalsband wird seine Angst und Unsicherheit vergrößert. Das ist kontraproduktiv und die Spirale dreht sich nach unten.

    Gewähre ihm stattdessen Schutz, zeige ihm, dass er Dir vertrauen kann ("Du kümmerst Dich schon") und was er statt des Bellens tun kann, also neben Dir absitzen, Deinen Blickkontakt suchen oder Deine Hand berühren. Wie Du solch ein Alternativverhalten aufbaust, darüber gibt es z. B. Videos bei Youtube.

    Zu Hause:
    Was bei uns geholfen hat, wenn mein Hund anschlägt (ich wohne im Mehrparteienhaus):
    - Loben, dass er angeschlagen hat (ist ja sein Job)
    - zur Tür gehen und durch den Türspion glotzen oder das zumindest vorgeben (mein Hund bleibt ein, zwei Meter vor der Tür stehen und lässt mich zur Tür vor)
    - zum Hund sagen "alles okay" oder ähnliches
    - mit dem Hund zurück ins Zimmer laufen.
    Ab dem Moment, wo er registriert, dass ich mich um die Angelegenheit kümmere, ist er ruhig. Wir haben das einige Zeit lang geübt und es funktioniert prima. Er schlägt nicht oft an, und ich will es auch nicht unterbinden, weil das nun mal in seiner Natur liegt, dass er wachsam ist und mich warnt. Aber nach ein paar Bellern soll er merken, dass ich die Sache in die Hand nehme und auch im Griff habe.

    Ich habe das Gefühl er weiß, dass er das nicht darf (da er in eine gebeugte Haltung geht,wenn er das macht und ich ihn ermahne), er kann es jedoch nicht lassen und lässt den Dackelsturrkopf raushängen.

    Dein Dackelchen "weiß" nicht, dass er das nicht darf. Das ist vermenschlicht. Er registriert jedoch, dass Du ihn ermahnst. Vermutlich zeigst Du ihm auch körpersprachlich (wenn vielleicht auch unbewusst), dass Du verärgert bist. Das macht ihm Angst, und deswegen macht er sich klein.

    Unterstütz Deinen Hund, zeige ihm, dass Du die Verantwortung übernimmst und ihn beschützt und lobe ihn, so bald er etwas richtig macht. Loben überhaupt ist ganz wichtig, und eine Belohnung dazu (Leckerchen, Spiel...) noch besser!

  • Da Du schreibst, Du hast ein Kind ... wie läuft das da eigentlich so? Wenn das vor fremden Leuten Angst hat und Du es am Verhalten erkennst, klatschst Du Deinem Kind dann eine? Geht die Angst davon weg?

  • Was machst du denn mit deinem Dackel um ihn Auszulasten?
    Es sind ja immer noch Jagdhunde und keine Familienhunde (das können sie sicher bei entsprechender Auslastung!)

  • Was uns das Leben extrem erschwert, da wir ein kleinen Sohn haben
    und häufig auf Spielplätzen sind. Beim Spielplatz selbst binden wir ihn meist in einer ruhigen Ecke an. Doch sobald wir uns entfernen
    macht er Theater bzw. wenn Leute bei ihm vorbeilaufen knurrt und bellt er.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit meiner Dackelhündin nicht auf den Spielplatz gehen würde. Sie hat auch Angst vor Kindern (das hab ich leider selber verbockt). Ich würde das meinem Hund nicht zumuten wollen und schon gar nicht, wenn ich ihn dann alleine in einer Ecke anbinden müsste. Da würde ich den Hund lieber zuhause lassen.

    Zuhause ist er ebenfalls sehr schreckhaft und wachsam
    und schlägt bei den kleinsten Geräuschen an. Ich habe das Gefühl er weiß, dass er das nicht darf (da er in eine gebeugte Haltung geht,
    wenn er das macht und ich ihn ermahne), er kann es jedoch nicht lassen und lässt den Dackelsturrkopf raushängen.

    Das ist nicht der Dackelsturkopf, sondern der ganz normale Charakter eines Dackels. Dackel sind sehr wachsame Hunde, zu deren Wesen es gehört, ihnen fremde Geräusche zu melden.
    Das hat mein letzter Dackel gemacht und das macht meine jetzige Dackelhündin. Wenn meine Hündin anschlägt, dann sage rufe ich sie zu mir, lobe sie in ruhiger Tonlage dafür, dass sie etwas gemeldet hat und dann gibt sie wieder Ruhe. Je mehr man da schimpft, umso schlimmer wird es meist, denn der Hund meint dann, das passt schon, was er macht, denn Frauchen "bellt" ja mit.

    Beim Dackel ist es i.d.R. so, dass man einen sehr langen Atem braucht, denn der hat meist das letzte Wort. ;)

  • Anmerkung am Rande (den vorstehenden Antworten ist m.E.nach nichts hinzuzufügen): meiner Meinung nach hat ein Hund auf dem Spielplatz nichts, aber auch gar nichts zu suchen! Auch nicht am Rand. Was glaubst Du, wofür es immer diese Schilder gibt "Hunde verboten" an Spielplätzen?

    Entweder ich gehe Gassi, und das Kind läuft mit, oder ich gehe auf den Spielplatz, und der Hund bleibt daheim. Vom Rumsitzen und dumm gucken hat er nämlich eh nix, und nachdems obendrein noch grundsätzlich verboten ist, Hunde auf Spielplätze mitzunehmen (ich wüßte keinen, wo kein Verbotsschild ist), ist das eine Problem damit schonmal "gegessen": er kläfft nimmer aus Angst auf dem Spielplatz rum...

    Nix für ungut, aber ich kann sowas immer nicht verstehen: als Hundehalter wird man oft genug angefeindet, unsereins gibt sich größtmögliche Mühe, nirgendwo unangenehm aufzufallen mit dem Hund, weil man eh immer mehr eingeschränkt wird als Halter, und dann gibts immer wieder Hundehalter, die ihre Hunde meinen, auf Spielplätze etc. trotz Verbots mitnehmen zu müssen. Irgendwann darf kein Hund mehr ohne Leine laufen oder auch nur in Parks mitgenommen werden, weil irgendwo immer wer ist, der mit seinem Hund mal irgendwo unangenehm auffiel. Zumal, wenn der Hund sich dann noch aufführt, wenn er angehängt ist - macht ja jetzt nicht wirklich den besten Eindruck, und die Leute, die das ertragen müssen, sind zu Recht irgendwann genervt. Sieh´s mal bitte von dem Standpunkt aus - Du wirst zugeben müssen (und wenns nur Dir selbst gegenüber ist), daß da was dran ist... :-)

    Aber, um nicht nur zu meckern: ich find´s toll, daß Du es jetzt richtig anpacken möchtest, und wünsche Dir ganz viel Erfolg. Beschütze ihn, wo es geht, vor Leuten, die ihm offensichtlich unangenehm sind - laß ihn nicht anfassen, wenn er das nicht mag, weiche fremden Leuten, die ihn antatschen wollen, aus; wenn andere Hunde kommen, nimm ihn auf die andere Seite, sodaß er Abstand halten kann, oder nimm ihn hinter Dich und signalisiere damit, daß Du ihn beschützt. Das wird ein bissel dauern, klar, er muß ja erst lernen, daß Du ihn jetzt zuverlässig vor unangenehmen Leuten/Hunden bewahrst, aber das wird klappen, da in ich mir sicher. Laß Dir und ihm Zeit - mit 4 Wochen wird das nicht getan sein :-)

    Viel Erfolg!

  • Das Bellen scheint ja nur ein Symptom zu sein.

    Die Ursache steckt ganz woanders, somit macht es eigentlich wenig Sinn, nur das Symptom abzustellen, denn die Gefühlslage des Hundes bleibt ja gleich und er hat dann gar kein Ventil mehr bzw. an anderer Stelle kommt dann vielleicht wieder anderes Verhalten, was dann auch wieder stört.

    Ändern kannst du nur was, wenn der Hund sich sicher bei dir fühlt, du ihn FÜHRST, er die Führung annimmt.

    Wenn das Problem wirklich Unsicherheit ist (das ist halt die Frage, weil rennende Kinder auch Jagdverhalten auslösen könnten als Beispiel), muss du da gucken, dass er entweder etwas stabiler und sicherer wird oder sich auf deine Führung verlässt und sich entsprechend entspannen kann, auch in angstmachenden Situationen.

    Einfach Wasser drauf und Bellen abstellen wird langfristig keine Lösung sein, zumal es auch nicht gerade förderlich ist, bei einem eh unsicheren Hund solche Maßnahmen anzuwenden.

  • Ich habe aktuell 4 Zwergdackel in meiner Umgebung und alle Besitzer haben Probleme mit dem Bellen/Kläffen ihres Hundes...Fürs erste also schonmal, du bist nicht alleine mit deinem Problem!

    Was alle diese Besitzer allerdings gemeinsam haben: sie haben sich den Zwergdackel als Familienbegleithund angeschafft (obwohl man vorab teilweise gewarnt hat davor, dass dieser kleine lustige Hund ein absoluter Jagdhund ist mit Sturkopf und wesentlich mehr Auslastung braucht als ein normaler Begleithund).

    Das du mit deinem Wasser Gespritze alles nur schlimmer machst, hast du ja bereits gesagt bekommen. Meiner Meinung nach reicht es jedoch absolut nicht aus, nur das Bellen unterdrücken zu wollen, sondern du musst dem Hund ein auslastendes Alternativprogramm bieten.

    Der Hund hat vermutlich wenig zu tun und es sich zur Aufgabe gemacht, alles mögliche zu melden was sich bewegt!
    Irgendwie muss er eine andere Aufgabe bekommen, die ihn Zufrieden und Müde macht und dann kann man zusätzlich daran arbeiten dass das Bellen weniger wird (ganz abstellen wird bei einem Dackel wohl eine seeehr langatmige Aufgabe).

    Zusätzlich zu den Spaziergängen wären für einen Jagdhund gemeinsame Beschäftigungen wie Fährtenarbeit, abwechslungsreiche Suchspiele (ZOS, Mantrailing...) sicher gut geeignet. Hier kann sich der Hund vor allem mal geistig auslasten und nicht nur körperlich und gemeinsam mit dir Zusammen etwas tun, was eure Bindung auch fördert!

  • Ich denke, dass der Grundgedanke, einen Jagdgebrauchshund in irgendeiner Form zu beschäftigen, hier nicht ganz falsch wäre.

    Aufgaben lösen gibt auch Selbstbewusstein.

    Arbeiten kann man mit einem Dackel eigentlich alles möglich, was mit der Nase und Suchen zu tun hat. So was wie Fährtenarbeit würde sich gut anbieten, aber auch Futterbeutel/Dummytraining. Da sind die richtig gut drin und in ihrem Element.

    Ich habe selbst zwei Dackel, einer davon auch ein Zwergdackel, der tendenziell auch eher unsicher ist. Ich habe ihn aus dem Tierschutz und er hat Angst vor fremden Menschen und noch mehr Angst vor Kindern. ABER, er weiß, dass er bei mir sicher ist und sich in Angst machenden Situationen niemals selbst helfen muss. Freches Hinterherkläffen ist strikt verboten (Abbruchsignal), sich freiwillig annähern wird bestätigt, aber nicht erzwungen. Solange niemand was von ihm will und freiwillig meine Nähe sucht, ist für ihn alles gut. Mir reicht das für mein Leben, ich wohne aber auch eher einsam und wir sind in Wald und Feld unterwegs und nicht in der Stadt.

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