Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Meiner ist z.B. gesund und hält trotzdem keine 8 Stunden tagsüber aus.

    Das halte ich für fraglich, ob entsprechender Hund wirklich gesund ist.

    Vom Konzept des superduper perfekten Menschen muss man sich beim Vermitteln sowieso lösen. Sonst bleibt man auf allen Tieren hocken und drückt seine eigenen Wertvorstellungen allen anderen Menschen auf....da frag ich mich...mit welcher Berechtigung?

    Der ist mehrfach deswegen durchgeckeckt worden. Ist halt ein Stresstrinker.

    Ja sicher, den perfekten Menschen mit den perfekten Verhältnissen gibt es wohl nicht. Aber gerade das alleine bleiben ist doch eine Stesslschraube bei der man relativ einfach was drehen kann damit der Hund nicht 5 Tage die Woche 8 Stunden allein bleiben muss.

  • Sonst bleibt man auf allen Tieren hocken und drückt seine eigenen Wertvorstellungen allen anderen Menschen auf....da frag ich mich...mit welcher Berechtigung?

    Mit der selben Berechtigung, mit der ein Züchter das beste Zuhause für seine Tiere will? Klar haben unterschiedliche Menschen in der Vermittlung unterschiedliche Wertvorstellungen und suchen sich die Käufer ihrer Hunde dementsprechend aus. An machen Stellen wird das überzogen sein, an manchen Stellen wird man Abstriche machen müssen.

    Als TH oder Orga kannste echt nur verlieren: entweder alles wird unpassend und unkontrolliert vermittelt oder die wollen ja gar nicht vermitteln und geben nur an arbeitslose Millionäre ab...

  • Also ja, vielleicht kommen da die absolut perfekten Menschen für einen Hund der sehr schwer zu vermitteln ist und das einzige Aber wären die 8 Stunden alleine bleiben weil man den auch nicht fremd betreuen kann.

    Aber wie oft kommt sowas vor? Ich hab keine Ahnung ob das die Realität ist.

    Im Normalfall wird da einfach im Sinne des Hundes abgewogen. Die große Frage ist häufig, welche besseren Optionen der Hund realistisch betrachtet noch haben könnte.

    Das führt eben zu dem Phänomen, dass gerade die Hunde, die eigentlich easy going sind und auch in ner Stadtwohnung ohne Garten gut klarkommen würden, dann doch in ein großes Haus mit Garten und Homeoffice und Spazierwegen vor der Haustür usw. vermittelt werden. Der Interessentenpool ist deutlich größer und dementsprechend auch die Wahrscheinlichkeit, für so nen Hund ein Luxus-Zuhause mit allen Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann, zu finden.

    Demgegenüber steht dann das andere Extrem: Die Dauerinsassen, bei denen die Auswahl an Menschen, die so einen Hund wollen und können, quasi bei null ist. Wenn für so einen Hund dann doch plötzlich ein Interessent auftaucht, der alle für diesen Hund wirklich relevanten Voraussetzungen erfüllt, wird bei anderen, weniger relevanten Dingen natürlich auch mal ein Auge zugedrückt. Einfach weil die realistische Alternative eben nicht "noch besseres Zuhause" wäre, sondern im TH zu sterben.

  • Sonst bleibt man auf allen Tieren hocken und drückt seine eigenen Wertvorstellungen allen anderen Menschen auf....da frag ich mich...mit welcher Berechtigung?

    Mit der selben Berechtigung, mit der ein Züchter das beste Zuhause für seine Tiere will? Klar haben unterschiedliche Menschen in der Vermittlung unterschiedliche Wertvorstellungen und suchen sich die Käufer ihrer Hunde dementsprechend aus. An machen Stellen wird das überzogen sein, an manchen Stellen wird man Abstriche machen müssen.

    Als TH oder Orga kannste echt nur verlieren: entweder alles wird unpassend und unkontrolliert vermittelt oder die wollen ja gar nicht vermitteln und geben nur an arbeitslose Millionäre ab...

    So läuft das aber nicht. Ich vermittle seit Jahrzehnten Hunde. Und lebe damit, dass nicht alle vermittelten Hunde so erzogen werden, wie ich mir das gerade vorstelle, genau das zu füttern bekommen, was ich auch füttern würde und die gleiche medizinische Versorgung garantieren, so wie ich das gern hätte. Gibt aber genug Kolleginnen, die da ganz anders agieren.

    Ich finde es außerdem regelmäßig wichtig, mich als Vermittlerin in eine Art Supervision zu begeben, um eventuelle misanthropische Tendenzen, wie sie in Tierschutzkreisen nicht selten sind, aktiv zu verhindern.

    Bei den Eltern von meinem Hund hab ich aus emotionalen Gründen tatsächlich Adoptanten ausgewählt, die sämtliche irrsinnigen Kriterien von mir erfüllt haben. Würde ich das bei jedem Hund so machen, hätte ich bisher sehr sehr wenig vermittelt.

  • dragonwog Ich glaube, da sind wir gar nicht so weit voneinander weg. Ich erwarte nicht, dass alle das genauso machen wie ich das machen würde. Aber es hat ja jeder trotzdem seine Vorstellungen, von denen man nicht abrücken will. Ich bin z.B. total kritisch, wenn ein junger Hund in eine Familie mit sehr kleinen Kindern soll. Ich kenne eine Malizüchterin, die ihre Hunde gerne an Agility-Menschen vermittelt und einen, der das auf gar keinen Fall tun würde. So Grundsätze meine ich.

    Ich finde es außerdem regelmäßig wichtig, mich als Vermittlerin in eine Art Supervision zu begeben, um eventuelle misanthropische Tendenzen, wie sie in Tierschutzkreisen nicht selten sind, aktiv zu verhindern.

    Das finde ich total gut! Wie machst du das? Also hast du da jemanden? Musst du natürlich nicht beantworten, falls das zu persönlich ist. Aber ich halte den Ansatz für total gut.

  • Hallo,

    wir haben seit 2 Wochen eine Hündin aus dem Tierheim, beiläufig wurde dann erwähnt, sie kommt aus Rumänien. Im Tierheim war sie angeblich stubenrein, sie ist 5 Jahre alt. Lieb und nett, kein Problem mit den Katzen und unserer älteren Hündin, bis auf ein paar Streitereien, da geht es eher um Aufmerksamkeit der älteren. Das passt soweit alles, natürlich muß sie noch viel lernen, sie kann noch keine Grundkommandos.

    Es stellte sich schnell raus, dass sie nicht stubenrein ist. Wir haben dann recht zügig die Gassizeiten auf alle 3-4h verkürzt. Am Tage klappt das jetzt gut, aber nachts macht sie halt immer noch in die Wohnung. Das Problem ist, dass sie nicht Bescheid gibt wenn sie muß. Wir kennen das von unser anderen Hündin so, dass sie kurz "anwufft", sich also bemerkbar macht. Das ist hier leider nicht der Fall. Sie geht kurz raus, ganz normal, ohne Anzeichen und macht dann in die Wohnung.

    Wie kann man ihr beibringen das sie Bescheid sagt wenn sie muß?

    Eins ist auffällig, wenn wir im Garten sind, passiert das nicht, da hält sie nachts durch, zumindest bis 6/7 Uhr. Das Gartenhaus ist klein, 1 Raum, angrenzende sehr kleine, offene Küche, ich denke mal das Gartenhaus wird sie als Schlafplatz sehen und darum dort nicht reinmachen? Auf der anderen Seite macht sie aber zu Hause auch ins Wohnzimmer, wo unter anderem ihr Schlafbettchen steht. Meistens macht sie in den Flur. Wir haben ein extra Enzymspray gekauft um den Geruch für sie zu neutralisieren.


    Gruß

    gambrinus

  • Keiner meiner Hunde hat je "Bescheid gesagt", wenn er musste. Das machen einfach nicht alle. Das wird auch nicht.

    Ihr müsst einfach noch öfter raus momentan. Später Abends noch mal, Hund in der Nähe schlafen lassen, damit ihr merkt, wenn er aufsteht, und ganz zeitig als Erstes sofort raus.

  • Luna meldet sich auch nicht, wenn sie raus muss - zweimal, als wir nicht rechtzeitig gingen, hat sie auf einen Teppich gepinkelt. Bei ihr ist es so, dass man ihren Pippi-Rhythmus kennen muss. Manchmal setzt sie sich vor die Tür, da kann es aber ebenso gut sein, dass sie einfach "raus" möchte!

    Wann geht ihr denn abends zum letzten Mal raus? Vielleicht das letzte Gassi nach hinten verschieben?

  • Luna stammt auch aus dem Tierschutz, und zwar wurde sie mit ca. einem Jahr in Rumänien ausgesetzt. Alle an ihrer Rettung Beteiligten gehen davon aus, dass sie in einer Familie gelebt und es nicht schlecht hatte, weil sie gar keine Angst vor Menschen hat. Nachdem sie gefunden wurde, lebte sie sechs Monate bei einer rumänischen Pflegestelle im Haus, dann kam sie nach Deutschland. Ich sag mal, wir haben das große Los gezogen, denn das Ganze hätte auch nach hinten losgehen können. Ganz kurz hatte ich sogar eine Direktadoption aus Rumänien angedacht, weil ich da eine so tolle Hündin in einem Shelter sah, und mein zweites Objekt der Begierde stellte sich als traumatisierte Angsthündin heraus. Beides wäre eine Katastrophe geworden. Zum Glück entdeckten wir dann Luna auf einer PS in der Nähe. Ihre Beschreibung klang traumhaft, und war nicht übertrieben. Wir bekamen einen Hund der stubenrein ist, an der Leine laufen kann, gern Gassi geht (in meiner blauäugigen Naivität dachte ich, jeder Hund geht gerne Gassi... bis mir bewusst wurde, das bei TS-Hunden oft das Gegenteil der Fall sein kann) und im Großen und Ganzen umgänglich und verträglich ist, sowohl mit Hunden als auch mit Menschen.

    Am Anfang war sie etwas verschreckt und vielleicht auch überfordert - Verlust ihres Heims, der lange Transport, zwei verschiedene Pflegestellen (die eigentliche PS konnte sie erst nach einigen Tagen übernehmen, deshalb kam sie zunächst zu einer Not-PS). Mittlerweile ist sie eine sehr selbstbewusste junge Dame geworden, die - außer vor Böllern und Gewitter und großen schwarzen Hunden - vor fast nichts Angst hat. Neulich war vor unserer Haustür ein Dorffest, und während WIR immer irgendwo anders hinlaufen wollten, wollte SIE schnurstracks zur "Action".

    Mittlerweile kann sie mit fast Allem, dem man draußen so begegnet, ruhig umgehen. Wir haben echt ein Wahnsinns-Glück gehabt, und der Verein und die Tierschützerinnen vor Ort haben großartige Arbeit geleistet.

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