Der "Hunde arbeiten am Vieh" - Quatsch-Thread

  • Ich schmeiß mal was von Fu in die Runde.

    Outrun, mehrere 100 Meter, mein Ziel nach unserem letzten Trial.

    Hier zu Hause läuft sie mittlerweile super, wenn ich jetzt noch die Zeit finden würde, mal öfters auf fremden Flächen trainieren zu können 🙃


    Und dann verladen.

    Schön, wenn der Hund seine Aufgabe kennt und es wenig Kommandos bedarf.


    Sie ist in diesem Jahr ja ziemlich ins kalte Wasser geworfen worden.

    Von heute auf morgen stand sie ja ohne ihren Papa da.

    Die beiden hatten wirklich gut mittlerweile als Team funktioniert und ich hätte ihr gerne noch ein bisschen länger die Sicherheit ihres Vaters gegönnt.

    So mussten wir an einigen Dingen feilen, da ich sie einfach auch brauchte.

    An den Mutterkühen ist sie wahrlich über sich hinaus gewachsen.

    Was hat diese kleine Hündin Mut auch wenn mir der Gedanke missfällt, dass wir auch im nächsten Jahr alleine davor stehen werden und das, wo nun alle dank unseres Deckbullen tragend sind…

    Ob Phelan jemals wieder richtig in den Einsatz kommt, steht noch in den Sternen…wir werden sehen, was die lange Zwangspause über den Winter bringen wird.

  • Mal den Staub hier wegpusten ... ich hatte jetzt neulich dieses Video aufgenommen, einfach mal aus der Alltagsarbeit:


    Der erste Pfiff ist, weil es für Sheila zwei getrennte Schafgruppen sind und keine Herde. Sie bleibt dann auch kurz stehen und fragt, was sie machen soll, denn ich übe ja auch immer Mal, dass sie eben genau nur die Schafe bringen soll, die ich angezeigt habe am Anfang. Der Pfiff besteht aus dem Rausdrehkommando plus Richtung. Damit ist klar, dass die links mit dazu sollen. Hätte ich das nicht gewollt, hätte ich ein "Geh drauf zu" gepfiffen.
    Als ich zum zweiten Mal das Gleiche pfeife, sage ich ihr, dass hinter der Buschreihe noch ein Schaf ist, das sie von ihrer Position nicht sehen kann. Beide Male setzt sie es sofort um.


    [Externes Medium: https://youtu.be/ELa5jSbZUO0]


    Mein junges Ding habe ich jetzt auch schon mal an die Schafe geworfen. Aber das Gehirn lässt regelmäßiges Training noch nicht zu. Was man aber jetzt schon sieht: Fleek hat ein loses Auge. Nicht so im Border Collie-Style. Eher wie ihre Mutti. Was mich gar nicht stört. Ich mag mittlerweile Hunde mit loserem Auge sogar ganz gern. Sie hat ein gutes Gefühl für den Balancepunkt und achtet auf die Schafe. Bisschen viel Feuert im Arsch hat sie derzeit noch, aber das wird ja erfahrungsgemäß noch ruhiger. =)

  • Ein sehr schönes Video, danke dafür!


    Ich mag Hunde mit wenig Auge auch sehr gern - besonders im (mitteleuropäischen Stadt-)Alltag finde ich diese Art von Hund sehr viel einfacher zu führen und zu handhaben. Meine lose-Augen-Hunde (keine Border) drücken die Schafe bei Bedarf dafür mit Bellen. Die Neigung zum Bellen wiederum ist im Alltag auch wenig angenehm, aber als Halter, der jegliche Art von unnötiger Kläfferei hasst, neigt man viel weniger dazu, es wie bei Hunden mit viel Auge zu ignorieren oder erst gar nicht zu bemerken.


    Vielleicht ist das aber auch einfach eine persönliche Vorliebe. Was tun Sheila und Fleek, wenn schieben mit Blick alleine nicht reicht? Und wie verhalten sich Fleeks Geschwister? Ähneln sie sich im Stil oder haben die einen mehr, die anderen weniger Auge?

  • Ich mag Hunde mit wenig Auge auch sehr gern - besonders im (mitteleuropäischen Stadt-)Alltag finde ich diese Art von Hund sehr viel einfacher zu führen und zu handhaben. Meine lose-Augen-Hunde (keine Border) drücken die Schafe bei Bedarf dafür mit Bellen. Die Neigung zum Bellen wiederum ist im Alltag auch wenig angenehm, aber als Halter, der jegliche Art von unnötiger Kläfferei hasst, neigt man viel weniger dazu, es wie bei Hunden mit viel Auge zu ignorieren oder erst gar nicht zu bemerken.

    Ich denke, dass für die alltägliche Arbeit bei egal wem ein Hund, der sich am Auge nicht aufhängt, die bessere Wahl ist. (Damit meine ich nicht, dass ein Hund gar kein Auge zeigen darf, sondern, dass der Trend, der sich bei der Zucht für den Hütesport zeigt, nicht gesund auf die "richtigen" Arbeitshunde auswirkt.)

    Vielleicht ist das aber auch einfach eine persönliche Vorliebe. Was tun Sheila und Fleek, wenn schieben mit Blick alleine nicht reicht? Und wie verhalten sich Fleeks Geschwister? Ähneln sie sich im Stil oder haben die einen mehr, die anderen weniger Auge?

    Die Geschwister zeigen unterschiedlich viel Auge. Manche sehen aus wie 100% BC beim Arbeiten, andere sind aufrechter und loser im Auge. Es ist recht bunt gewürfelt.


    Wenn "gucken" nicht reicht, dann schalten meine Hunde hoch - alle. Sie dürfen das und wissen das auch. Sie können dosierte Attacken. Also von berührungslosen "Buhs" bis hin zu beißen. Wichtig ist, dass sie sich danach zurücknehmen. Das übe ich von Anfang an recht akribisch, weil es da bei vielen Hunden mangelt.


    [Externes Medium: https://youtu.be/YWEjF4NIvR4]
  • Mag mich mal jemand aufklären :hilfe:


    Was bedeutet loses Auge? Und was wäre das Gegenteil davon?


    (Ich lese hier ab und an mit, verstehe aber nicht alles, da ist mit Hunden am Vieh keine Erfahrungen habe - aber halt neugierig bin...)

  • Was bedeutet loses Auge? Und was wäre das Gegenteil davon?

    Ich kenne nur die englischen Begriffe loose eye und strong eye. Dazu findet sich auch viel Lesestoff im Netz - in meinem laienhaften Verständnis hab ich mir gemerkt:

    strong eye = Hund, der ständig mit Tieren der Herde Augenkontakt hält, was bei denen schneller Druck aufbaut

    loose eye = Hund wandert mit dem Blick auch mal umher, Körperhaltung eher aufrecht, schiebt die Tiere eher über Präsenz

  • Mag mich mal jemand aufklären :hilfe:


    Was bedeutet loses Auge? Und was wäre das Gegenteil davon?


    (Ich lese hier ab und an mit, verstehe aber nicht alles, da ist mit Hunden am Vieh keine Erfahrungen habe - aber halt neugierig bin...)

    Loses Auge bedeutet, dass der Hund das Vieh nicht über "Anstarren" bewegt, sondern eher über seine körperliche Bewegung, also zum Beispiel pendeln, drauf zu laufen etc ... Diese Techniken sollte ein Hund, der mit Starren arbeitet zusätzlich bestenfalls auch beherrschen.


    Klassische "Eye-Dogs" sind Border Collie und Kelpie. Oft gehen sie dann auch vorne runter, das nennt man dann "Style". Das sieht dann so aus wie bei diesem Kelpie-Border Collie-Mix von 100tausendVolt Leo


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    Hunde, die mit losem Auge arbeiten sind in der Regel aufrechter und schauen auch mal woanders hin. Hier der Mudi von 100tausendVolt Leo


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    Ein Cattle Dog


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    Vor- und Nachteile:


    Das Arbeiten mit Auge ermöglicht dem Hund mehr Abstand zu Vieh zu halten. Es ist quasi die Aufforderung zu laufen. Das kann der Hund auch auf mehr Distanz darüber einfordern. Das reduziert die Gefahr getreten zu werden und der Hund kann ohne viel Rennerei besser den Überblick über die Herde behalten. Trotzdem muss er wissen was er als nächstes tun kann, wenn das Vieh auf diese Aufforderung nicht reagiert, denn sture Schafe oder wehrhafte Rinder lassen den Hund auflaufen, wenn das alles ist, was er kann. Und das ist dann auch die Gefahr, wenn man auf zu viel Auge selektiert. Dann stehen die Hunde da und glotzen und es passiert ... nichts ... die Hunde berauschen sich, aber es wird kein Vieh in Bewegung gesetzt. Das ist blöd. Kommt aber tatsächlich bei bestimmten Linien häufiger vor. Bei den Zuchten von Sporthütern ist das häufiger zu finden.
    Aber ein Vorteil vom Arbeiten mit Auge muss auch unbedingt genannt werden: Es ist das scharfe Messer für die Feinarbeit. Durch das Auge kann man die Hunde sehr präzise steuern und zum Beispiel recht gut auch auf ein bestimmtes Tier fokussieren.

    Noch ein Nachteil: Wenn der Hund alle Aufgaben versucht mit viel Auge und Style zu lösen, verbraucht das sehr viel Energie. Die mentale Anspannung, die mit dieser Methode einhergeht in Kombination mit der energiefressenden Körperhaltung hinterlässt bei längeren Arbeiten eindeutig Spuren.


    Loses Auge dagegen lässt die meisten Hunde nicht so hochfahren, sie haben dadurch oft mehr Arbeitsausdauer. Sie haben auch weniger Verschleiß in den Vorderbeinen, weil sie eben nicht im Schleichgang laufen. Das merkt man übrigens dann auch im Alter - bei Border Collies ist Arthrose in den vorderen Gliedmaßen leider nicht selten ...
    Allerdings muss ein Hund mit losem Auge an einer größeren Herde mehr Laufarbeit leisten, weil er durch die körperliche Anwesenheit treibt und man kann ja nicht gleichzeitig überall sein, also muss man überall immer mal vorbeikommen, damit das Vieh weitergeht. Oft sind Hunde mit losem Auge in der Ausbildung für die Menschen "schwieriger", weil sie auch noch aufs Drumherum achten bzw. es sind eh meist Rassen, die auch wachen. Da kann es durchaus mal passieren, dass der Hund kurz was anderes machen gehen möchte ... Aber Achtung: Auch ein Hund mit losem Auge, arbeitet mit Blick. Aber es nicht das Hauptwerkzeug.


    Ich persönlich mag mittlerweile Eye-Dogs mit eher losem Auge. Also die Hunde, die beides vereinen. Meine Cooma hat als Border Collie ein recht loses Auge. Sie hat mit ihren 15,5 Jahren keine Arthrose in den Zehen. Und sie hatte immer eine immense Arbeitsausdauer. Trotzdem konnte sie das Auge zuschalten, dann, wenn es notwendig war.


    Hier mal ein Bild meiner Cooma während der Arbeit am Vieh:


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    So konnte sie allerdings auch aussehen, wenn es notwendig war.


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  • Was für ein hervorragender Beitrag. Herzlichen Dank dafür!


    Nur ein Minizusatz, wenn ich darf: auch Hunde mit wenig Auge (loose eyed dogs) können bei renitenten Schafen oder welchen, die nur Hunde mit viel Auge kennen, natürlich mal anstehen. Auch die benötigten im Zweifelsfall alternative Strategien - eben z.B. häufig ~Kläffen~ Bellen. Auch das ist dann abseits von Schafen nicht immer einfach zu händeln. Und 'eleganter' anzusehen und feiner zu steuern sind Hunde mit viel Auge natürlich allemal. Allerdings arbeiten sie, genau wie Du sagst, meist weniger energiesparend als die anderen.

  • Es gibt ja noch viel mehr Techniken außer der genannten. Aber Border Collie-Menschen und die Angst vorm Bellen. Könnte man vermutlich ein ganzes Webinar zu machen. =) :D

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