Angst vor Umweltreizen, Straßenverkehr

  • Genau solche Spiele machen wir auch: Futtersuchspiele in allen möglichen Variationen. Futter unter einem Becher/Hütchenspiel, in einer Kiste mit Papierschnipseln, in einem Schnüffelteppich, in den Löchern eines Holzbrettes, wo man Plättchen hin und her schieben kann, in einer selbstgebauten "Schublade" aus Pappe, die sie mit den Zähnen aufziehen kann - letzteres geht dann ja auch schon ins Training rein, im Eigenversuch hätte sie die Pappe wohl zerfetzt :lol:
    Das einzig aufregende, was wir zwischendurch machen ist Apportieren, davon mache ich aber max. 2, 3 Wiederholungen, und auch nicht mehrmals am Tag, damit sie nicht in diese Stimmung kommt. Für mich wäre es aber auch kein Problem, das vorerst ganz zu lassen. Ansonsten ist sie sehr pfiffig und ich muss mir immer neue Sachen einfallen lassen, damit sie sich nicht langweilt.


    Das ganze verbinde ich möglichst mit Kommando-Training, oder lasse es zwischendurch einfließen. Z.B.: Sie soll meine Hand anstupsen (Handtarget) und dann werfe ich ihr das Leckerchen in die Kiste mit den Papierschnipseln.

  • Achja, du hattest ja noch nach dem Schlaf/ruhen gefragt. Oft nicht genug, würde ich einschätzen. Sie liegt manchmal einfach nur da und starrt die Wand an. Aber sie kann sich auch entspannen, das kommt nicht ständig vor. Nachts schläft sie mehr oder weniger durch, so wie wir auch, das sind schon mal 7-8 Stunden. Tagsüber finde ich schwer einzuschätzen, weil es ja in Etappen ist. Im Schnitt vielleicht so 5 Stunden.

  • Wurde sie schon auf Probleme mit der Schilddrüse untersucht? Deine Schilderungen erinnern mich an meine Hündin. Wir mussten auch einen absolut geregelten Tagesablauf einhalten. Sie war extrem stressanfällig, jede kleine Abweichung im Tagesplan war schlimm für sie. Draussen absolut fixiert auf eine Sache. Ich kam gar nicht an sie ran. Auch dieses Starren würde passen. Bei ihr wurde die subklinische Form diagnostiziert.

  • Was genau verstehst Du unter Apportieren?


    Hund wartet, Du versteckst Apportel und schickst den Hund suchen?


    Wenn Du das so machst, kannst du das machen.


    Wenn du wirfst und der Hund jagd sofort hinterher, würde ich es sein lassen, denn damit förderst du, dass der Hund auf bewegte Reize anspricht.

  • Wurde sie schon auf Probleme mit der Schilddrüse untersucht?

    Medizinisch wurde sie komplett durchgecheckt, wir haben nämlich auch recht schnell an ein gesundheitliches Problem gedacht. Großes Blutbild mitsamt Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Mittelmeerkrankheiten wurde gemacht. War aber alles unauffällig.

  • Wenn du wirfst und der Hund jagd sofort hinterher, würde ich es sein lassen, denn damit förderst du, dass der Hund auf bewegte Reize anspricht.

    Ja, so hab ich es bisher gemacht :fear: Klingt einleuchtend was du sagst.
    Dann werde ich demnächst einfach mal die Variante mit dem Verstecken ausprobieren.
    Hast du noch allgemeine Tipps, worauf ich achten soll, damit ich das Jagdverhalten (gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass es das ist) nicht fördere? Auch diesbezüglich nehme ich Buchempfehlungen dankend an.

  • Ich würde gar nicht von Jagdverhalten ausgehen (außer im Wald) aber den Apport vernünftig aufbauen ist natürlich trotzdem eine tolle Idee.
    Wie groß sind eure Pipirunden, wie lange braucht ihr für die Strecke, wie viele Autos usw. trefft ihr? Vielleicht kannst du das mal filmen, damit wir eine Vorstellung von der Umgebung und den Reizen haben? (Ferndiagnose des Hundeverhaltens traue ich persönlich mir nicht zu, aber vielleicht könnte da ja auch die eine oder andere etwas zu sagen.)
    Du redest oft vom Rudel, hast du eine Rudeltrainerin erwischt? Seit wann habt ihr diesen (wirklich vorbildlich) strukturierten Tagesablauf und wie sah es vorher aus?
    Wie lang ist die Fahrt zum Wald und wie bekommt ihr das Autofahren?


    (Vielleicht findet ihr im Internet einen passenden "Begleithund"? Hier gibt es zum Beispiel auch eine Rubrik für Treffen.)

  • Tut mir leid, ich muss noch ein paar Punkte nachtragen, die ich vergessen habe:

    Über die Feiertage musste mein Freund nicht arbeiten, dann kam noch die Zeitumstellung, diese Veränderungen haben sie so aus der Bahn geworfen, dass sie über mehrere Tage fast nur hechelnd in ihrer Box lag.

    Box finde ich schon mal super. Leider sind 12 Stunden Schlaf pro Tag meiner Meinung nach zu wenig für einen gestressten Hund. Ihr könntet die Spiel- und Trainingseinheiten reduzieren (ruhig 5-10 Minuten am Stück, FALLS sie sich dabei wohl fühlt und nicht überdreht oder bedrängt wirkt, aber nicht so häufig den Tag über verteilt.) Außerdem könntet ihr vielleicht einen Versuch mit konditionierter Entspannung wagen, das mache ich gerade bei meiner eigenen Hündin und bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen.

    Wie kann ich ihr deutlich machen, dass ich sie draußen beschütze?

    Indem du sie beschützt, würde ich sagen. Vielleicht gibt es einen Weg, wie ihr die Straße erst mal meiden könnt, abgedunkelter Fahrradanhänger oder irgendeinen anderen Trick, damit ihr nicht mehr jeden Tag weiter den Stresspegel erhöht. Dann könnt ihr euch (vielleicht findet ihr ja doch noch eine gute Trainerin) dem Problem so nähern, dass sie sich nicht bedroht fühlt, und so kann sich irgendwann bei ihr das Gefühl einstellen, dass du sie beschützt.

    eine Buchempfehlung, das wäre toll...

    Vielleicht "Der ängstliche Hund" von Nicole Wilde? Es gibt vermutlich bessere, aber das ist das einzige, was ich selbst in der Richtung gelesen habe. :ops:

  • Wie groß sind eure Pipirunden, wie lange braucht ihr für die Strecke, wie viele Autos usw. trefft ihr? Vielleicht kannst du das mal filmen, damit wir eine Vorstellung von der Umgebung und den Reizen haben?

    Pipirunde sieht so aus:
    Direkt vor der Haustür ist die Straße, an der überall parkende Autos stehen (manchmal praktisch als Sichtschutz), wir gehen 20 Meter die Straße runter, überqueren sie und stehen auf einer kleinen Grünfläche (ca. 50 qm groß). Dort laufen wir hin, sie macht auch sofort, und wieder zurück. Weil ich so oft stehen bleiben muss, brauchen wir für die insgesamt ca. 60 Meter etwa 10, 15 min.


    Autos etc. sind natürlich abhängig von der Tageszeit/Wochenende. Besten Falls (am Wochenende morgens um 6) begegnet uns niemand, vielleicht mal ein anderer Frühaufsteher. Schlimmsten Falls (unter der Woche vormittags/nachmittags) fahren auch schon mal 5 Autos hintereinander alle 60 Sekunden...


    Filmen ist eine interessante Idee. Wenn mein Freund nachher nach Hause kommt, werde ich ihn damit beauftragen :smile:



    Du redest oft vom Rudel, hast du eine Rudeltrainerin erwischt?

    Echt? Ist mir gar nicht aufgefallen, da ich das Wort eigentlich mit Vorsicht und wenn dann in Anführungsstrichen gebrauche. Es ist natürlich kein Rudel, aber Gruppe klingt nur halb so schön. Das ist aber nicht auf den Mist der Trainerin gewachsen.



    Seit wann habt ihr diesen (wirklich vorbildlich) strukturierten Tagesablauf und wie sah es vorher aus?

    So pingelig strukturiert seit etwa 3 Monaten, haben ein paar Tage nach Silvester damit angefangen.
    Die größte Veränderung waren die Spaziergänge. Vorher sind wir immer mal andere Pipistrecken gelaufen und in verschiedene Wälder gefahren, die Dauer war auch mal länger mal kürzer. Wir haben uns leider von so Aussagen wie "der Hund braucht doch auch mal Abwechslung" beeindrucken lassen, haben das aber nach ein paar Wochen, als deutlich zu sehen war, dass der Hund das im Moment eben überhaupt nicht braucht, umgestellt.
    Unsere Spiel-Trainings-Zeit war vorher auch nicht so fest gelegt. Mal vor dem Spaziergang, mal danach, mal mittendrin irgendwann. Das hat aber dazu geführt, dass sie die ganze Zeit darauf gewartet hat. Jetzt weiß sie, dass wir in der Regel nach den Spaziergängen Spiele machen und wenn wir fertig sind, kann sie sich danach auch besser entspannen, weil sie weiß, dass nix mehr kommt.



    Wie lang ist die Fahrt zum Wald und wie bekommt ihr das Autofahren?

    Zum Wald brauchen wir je nach Verkehr 10, 15 Minuten.
    Das Autofahren auf der Autobahn findet sie entspannend, da legt sie sich hin und schläft.
    In der Stadt wegen der ganzen Kurven sitzt sie lieber und guckt aus dem Fenster, während sie versucht die Balance zu halten :ops:



    Ihr könntet die Spiel- und Trainingseinheiten reduzieren (ruhig 5-10 Minuten am Stück, FALLS sie sich dabei wohl fühlt und nicht überdreht oder bedrängt wirkt, aber nicht so häufig den Tag über verteilt.)

    Findest du 2-3 Einheiten wirklich zu viel? Nachher nimmt die mir vor Langeweile die Möbel auseinander :???: Ich finde das so schwer einzuschätzen. Einerseits ist das arme Seelchen völlig gestresst, andererseits ist sie sehr wissbegierig und schaut mich oft nach 10 min Spaß mit großen Augen an, was mir den einfallen würde, jetzt schon aufzuhören :lol:



    Außerdem könntet ihr vielleicht einen Versuch mit konditionierter Entspannung wagen, das mache ich gerade bei meiner eigenen Hündin und bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen.

    Davon hab ich schon mal gelesen. Allerdings hab ich keinen anständigen Übungsaufbau gefunden. Gezielt herbei führen weiß ich nicht, weil man bei ihr nie sicher sein kann, ob sie gerade gestreichelt werden will, oder es nur erträgt.
    Aber das kann man ja auch mit Düften machen, wenn ich mich richtig erinnere.
    Hast du eine Anleitung dafür? Das wäre sui.


    Vielleicht gibt es einen Weg, wie ihr die Straße erst mal meiden könnt, abgedunkelter Fahrradanhänger oder irgendeinen anderen Trick, damit ihr nicht mehr jeden Tag weiter den Stresspegel erhöht. Dann könnt ihr euch (vielleicht findet ihr ja doch noch eine gute Trainerin) dem Problem so nähern, dass sie sich nicht bedroht fühlt, und so kann sich irgendwann bei ihr das Gefühl einstellen, dass du sie beschützt.

    Puh ja, das ist echt schwierig. Ich hoffe dass wir eine Lösung finden, um den Stresspegel draußen niedrig zu halten. Aber ich denke da sind die Möglichkeiten begrenzt. Ein anderer Hund wäre bestimmt einen Versuch wert. Dafür wäre ja auch ein Verein eine gute Anlaufstelle.

  • Um was für einen Hund handelt es sich eigentlich? Rasse/Mix?
    Wo war der Hund vorher bzw. was weiß man über die Vorgeschichte?
    Wie alt, wann kastriert?


    Wenn du magst, kannst du auch mal ein Foto einstellen oder ein Video mit dem Verhalten an Autos.
    Vielleicht kann man da was sehen.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass eine gewisse Überdrehtheit/Stress/Schlafmangel Auslöser sein könnte.


    Vor allem, weil es sich so anhört, als würde der Hund sich mit der Zeit verschlechtern.


    Irgendwo muss da ein Fehler im System sein.


    Ebenso kann ich mir vorstellen, dass ein erhöhtes Erregungslevel bei einem bestimmten Hundetypus das Verhalten auslöst. Verstärkt vielleicht durch zu viel Stress, hoch pushende Spiele, zu wenig Schlaf.

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