Sind Mischlinge zwangsläufig Hunde von Vermehrern?

  • Vielleicht sollte man auch die Romantik und Liebe wieder aus der Zucht verschwinden lassen - nur dann muss man auch damit leben, dass ua. nicht so perfekte Hunde wirklich mal verschwinden oder frühkastriert etc. abgegeben werden, ist im Ausland alles eher üblich als bei uns. Da würde übrigens ua. ein Wurf mit zwei Hunden die beide FCI Papiere haben durchaus Papiere bekommen, weil es keine Pflichtvoraussetzungen gibt, die das vermeiden (sofern es nicht grade Vollgeschwister sind).
    Aber da ist dann wirklich Eigenverantwortung gefragt und selber nachlesen, wer welche Hunde hat und wie die sind.
    Wir hier in DE sind ganz schön verwöhnt durch unser überwachtes Zuchtsystem.

    2m Steilwand fände ich auch gut, evtl. für kleinere Rassen dann etwas weniger hoch bzw. leicht abgeflacht, denn wie soll das ein Malteser machen? ;)

  • ich bin durchaus dafür, dass sich Züchter in dieser Richtung weiterbilden und sich da beraten lassen, aber Fakt ist doch einfach: Man hat es Jahrhunderte, teils Jahrtausende geschafft Hunde zu züchten und das ganze in den meisten Fällen mit gesunden, Leistungsfähigen Ergebnissen. So ganz ohne Genetiker, engmaschige Betreuung durch Tierärzte und idR auch ohne "Outcross" mit möglichst entfernten Populationen. Das ist nicht das, was sich von "damals" auf heute geändert hat.
    Was sich hingegen geändert hat ist , dass Haustiere keinen Zweck mehr erfüllen müssen ausser nett auszusehen und dabei möglichst nicht zu schnell tot umzufallen. Ergo habe ich keine Beschränkung mehr für irgendwelche Extreme und so gut wie keine Selektion mehr im Bereich (körperliche) Leistungsfähigkeit. Wenn wir mal ehrlich sind, fallen mir herzlich wenig Zuchtverbände ein, die Zuchtzulassungsprüfungen haben, bei denen auch mal wirklich ein guter Teil einfach durchfallen kann und die nicht nur Formsache sind.

    Jahrhunderte hat man es in einzelnen Fällen vielleicht geschafft, eine gewisse 'Rasse' zu erhalten, Jahrtausende wohl kaum. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen Fall, in dem das nachzuweisen wäre.

    So ganz ohne Genetiker ging die Zucht vor allem vor sich, weil man bis ins neunzehnte Jahrhundert in den meisten Fällen Funktion vor Form gestellt und verpaart hat, was eben die nötige Leistung brachte, was der Zufall so produzierte (die routinemässige Kastration von Hunden ist ein sehr junges Phänomen) oder was man eben mochte. 'Outcross' passierte somit ganz natürlich und selbstverständlich hat sich das von 'damals' auf 'heute' geändert: spätestens als man die Zuchtbücher schloss war erst einmal fertig mit der Auffrischung des Genpools.

    Und vergessen wir nicht: Schosshunde gibt es mindestens genau so lange wie Arbeitshunde. Auch 'Schosshund' ist eine Bestimmung, eine Funktion, auch wenn man das aus mir unverständlichen Gründen heute nicht gerne hört, vielleicht, weil sogar unsere Hunde einen 'Sinn' mit ihrem Dasein erfüllen müssen.

    Nur daran, dass unsere Rassehunde keine 'Aufgabe' mehr haben, kann es also nicht liegen, dass da einiges schief läuft.

    Aber ich bin mit Dir insofern einig, als dass Zuchtzulassungsprüfungen häufig reine Formsache sind und keine echte Auswahl getroffen wird, weil praktisch jeder Hund mit dem richtigen Aussehen und Papier angenommen wird. Andererseits sind die Genpools häufig schon klein genug, dass man sich eine Körnchenpickerei im Grunde gar nicht erlauben kann...

  • Jahrhunderte hat man es in einzelnen Fällen vielleicht geschafft, eine gewisse 'Rasse' zu erhalten, Jahrtausende wohl kaum. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen Fall, in dem das nachzuweisen wäre.
    So ganz ohne Genetiker ging die Zucht vor allem vor sich, weil man bis ins neunzehnte Jahrhundert in den meisten Fällen Funktion vor Form gestellt und verpaart hat, was eben die nötige Leistung brachte, was der Zufall so produzierte (die routinemässige Kastration von Hunden ist ein sehr junges Phänomen) oder was man eben mochte. 'Outcross' passierte ganz natürlich und selbstverständlich hat sich das von 'damals' auf 'heute' geändert: spätestens als man die Zuchtbücher schloss war erst einmal fertig mit der Auffrischung des Genpools.

    Und vergessen wir nicht: Schosshunde gibt es mindestens genau so lange wie Arbeitshunde. Auch 'Schosshund' ist eine Bestimmung, eine Funktion, auch wenn man das aus mir unverständlichen Gründen heute nicht gerne hört, vielleicht, weil sogar unsere Hunde einen 'Sinn' mit ihrem Dasein erfüllen müssen.

    Nur daran, dass unsere Rassehunde keine 'Aufgabe' mehr haben, kann es also nicht liegen, dass da einiges schief läuft.

    Aber ich bin mit Dir insofern einig, als dass Zuchtzulassungsprüfungen häufig reine Formsache sind und keine echte Auswahl getroffen wird, weil praktisch jeder Hund mit dem richtigen Aussehen und Papier angenommen wird. Andererseits sind die Genpools häufig schon klein genug, dass man sich eine Körnchenpickerei im Grunde gar nicht erlauben kann...

    Im Endeffekt widersprichst du dir selbst. Es ist nunmal Fakt, dass Hunde heute für die wenigsten noch zwingend in der Lage sein müssen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen - das sagst du ja selbst. Früher konnte es zur Übertypisierung schon deswegen nicht kommen, weil sie eben diese Funktion einschränken. Genausowenig konnte man Hunde mit ernsthaften Erkrankungen lange am Leben erhalten. Andererseits soll es daran aber nicht liegen...?


    Und sicher gibt es Rassen, die über 1000 oder zumindest einige 100 Jahre alt sind und so lange auch recht rein gezüchtet werden. Ich spreche da z.B. von den Orientalischen Windhunden oder auch von einigen Rassen, die unter die FCI Gruppe 5 fallen. Gerade erstere werden schon sehr lange ohne große Einkreuzungen gezüchtet. Teils absichtlich mit massiver Inzucht, teils auch einfach weil es keinen großen Austausch zwischen verschiedenen Populationen gab.
    Wenn man nach dieser Anschauung vertritt, nachdem das ja alles dem Untergang geweiht ist (jetzt, Plötzlich - vorher war das irgendwie nicht so das problem...), müssten gerade diese Rassen die größten Krüppel sein. Sind sie aber nicht, sondern im Gegenteil mit die gesündesten Rassen.

    Von Tierarten, die an sich einen viel kleineren Genpool, weil es eben schon immer deutlich weniger von ihnen gab, haben, mal ganz abgesehen. Die haben seltsamer Weise auch höchst selten irgendwelche Probleme, die ein Genetiker lösen könnte, obwohl sie sich nicht zum Outcross mit andern Arten verpaaren.

  • Deshalb gibt es bei den Boxern z.B. eine dreistufige Zuchtberwertung:

    ZTP für zuchtzugelassene Hunde
    Körung B für zuchtempfohlene Hunde
    Körung A für zuchtempfohlene Hunde mit geprüfter Nachzucht

    Jeder Hund kann von der ZTP bis zur Körung A aufsteigen, wenn er die von Stufe zu Stufe verschärften Anforderungen erfüllt.

    Die ZTP hat nicht die Aufgabe, die Zuchtbasis zu verkleinern, sondern nur die Minusvarianten auszuselektieren, deren Fehler mit keiner Ausgleichsverpaarung erfolgversprechend in der Nachzucht verbessert werden kann. Hunde mit kleineren, weniger wichtigen Fehlern bleiben so der Zucht erhalten.

    Die Körung selektiert dann bewußt die Positivvarianten und damit die Hunde, die sehr weitgehend dem Zuchtziel entsprechen. Bis hin zu ihrer Vererbungsleistung, dem wichtigsten Kriterium für einen Zuchthund.


  • Ich habe immer die These vertreten, daß größtmögliche Offenheit bezüglich Krankheitsprophylaxe der einzig richtige Weg ist. U.a. manche Forumschreiber hier lassen mich begreifen, daß Halbwissen noch gefährlicher als Nichtwissen ist. Das ist bitter für Vereine, die große Anstrengungen im Sinne der Rasse unternehmen, und sich damit offensichtlich den Ruf ruinieren, weil gerade diese Bestrebungen gegen sie ausgelegt wird.

  • Redest Du jetzt wieder von den Qualzuchten?

    Was soll der VDH, die RZV machen bzw. umsetzen, was nicht eindeutig gegen das Tierschutzgesetz verstößt?

    Nochmal, solange Brachycephalie nicht unmißverständlich als Qualzucht bezeichnet wird, kann ein Verband, ein Verein nichts daran ändern. Es kann weiter so gezüchtet werden.

    Die Beschreibungen der Hunde sind im Standard nicht so detailliert, daß brachycephale Kopfformen ausgeschlossen sind.

    Ich rede nicht "wieder" von Qualzuchten.

    Die Rassestandards betonen Äusserlichkeiten bis ins kleinste, was schon schlimm genug ist.

    Ich habe mir einige Rassestandards durchgelesen, und es wäre schon gut wenn die wenigstens eingehalten würden (wenn man schon soviel Wert auf das Aussehen legt). Wozu bitte gibt es Verein, Verbände, Standards und Richter, wenn keiner etwas tun kann?

    Man muss sich doch nur anschauen, wie sich viele Rassen verändert haben. Das Verbesserung zu nennen, erschüttert mich.

  • Damit implizierst du ja nun, dass die Ergebnisse automatisch besser (ergo keine übertypisierungen) wären, würde man die Zuchtlenkung komplett aus der Hand von Privatleuten nehmen.

    Ich weiß nicht, ob sie besser wären. Ich halte die Wahrscheinlichkeit nur für deutlich höher, wenn Leute am Werk sind, die auch etwas von dem verstehen, was sie tun. Ich würde mir auch kein Auto von einer Firma kaufen, die für die Herstellung Leute ohne richtige technische Ausbildung einstellt.

    Zitat

    Mal davon ab, dass mir bei diesen Forderungen immer irgendwie fehlt, wie das ganze denn nun durchgesetzt werden soll... fordern kann ich ja viel.

    Jeder potentielle Lösungsansatz, hier und in anderen Threads, wurde in der Vergangenheit stets abgewimmelt mit "geht nicht, weil...". Scheinbar muss also im VDH alles so bleiben wie es ist, weil Veränderungen unmöglich sind. Tut mir nur Leid um die Hunde.

    Zitat

    Und die Lösung, wenn mir die strengsten Anforderungen immer noch zu lasch sind, ist für mich jetzt auch nicht die Anforderungen einfach wegfallen zu lassen.

    Meine Lösung ist das auch nicht und ich habe hier auch noch nie etwas in die Richtung geschrieben.


    Zitat

    Man hat es Jahrhunderte, teils Jahrtausende geschafft Hunde zu züchten und das ganze in den meisten Fällen mit gesunden, Leistungsfähigen Ergebnissen.

    Wie soll diese Aussage je belegt werden können? Kein Mensch weiß, wie krank oder gesund gezüchtete Hunde vor 300 Jahren waren, die meisten Krankheiten kannte man ja nicht mal und man war von den heutigen medizinischen Standards weit entfernt. Mal abgesehen davon, dass es deutlich weniger Rassen gab, die meisten davon Arbeitshunde. Ich möchte gar nicht wissen, wie vieler Hunde man sich aufgrund von fehlender Eignung für den vorgesehenen Einsatz auf grausame Art und Weise entledigt hat. Ne, bei dieser Argumentation kann ich aufgrund fehlender Daten nicht mitgehen.

    Zitat

    Was sich hingegen geändert hat ist , dass Haustiere keinen Zweck mehr erfüllen müssen ausser nett auszusehen und dabei möglichst nicht zu schnell tot umzufallen. Ergo habe ich keine Beschränkung mehr für irgendwelche Extreme und so gut wie keine Selektion mehr im Bereich (körperliche) Leistungsfähigkeit

    Richtig. Das ist aber noch eine relativ neue Entwicklung und die letzten 100-150 Jahre haben gezeigt, dass es zumindest abseits der Gebrauchshunde so, wie es all die Jahre und bis heute lief, einfach nicht funktioniert. Die Beschränkung von Extremen, die durch fehlenden Arbeitseinsatz wegfällt, müsste eben durch entsprechende Regelungen wiederhergestellt werden.

    Zitat

    Wenn wir mal ehrlich sind, fallen mir herzlich wenig Zuchtverbände ein, die Zuchtzulassungsprüfungen haben, bei denen auch mal wirklich ein guter Teil einfach durchfallen kann und die nicht nur Formsache sind.

    Dem ist leider so, ja.


    Zitat

    Einfaches Gedankenexperiment : ähnlich früherer ZTP Prüfungen fordern, dass ein Hund ab einer gewissen Größe in der Lage sein muss, eine 2m Steilwand zu überwinden. Damit sind sämtliche Übertypisierungen erstmal raus. wird aber auf wenig Gegenliebe stoßen, vor allen Dingen bei Liebhabern von möglichst "massigen" Hunden.

    Ja, aber da stellt sich dann doch die Frage, was wichtiger ist...ein gesunder Hund mit den normalen Fähigkeiten eines gesunden Hundes oder irgendwelche Rasseliebhaber, die an ihren fragwürdigen Idealen festhalten wollen. Wenn ein Hund von entsprechender Größe nicht mal mehr vernünftig springen kann, muss man sich auch mal fragen, ob diese Entwicklung gut ist. Eine gewisse Höhe zu überwinden wäre bspw. eine Nummer für einen allgemeinen Fitnesstest, natürlich an die Größe angepasst.

  • Zitat

    Komisch, ich kenne keine Diensthunde die von der Polizei oder Armee selber produziert werden. Wäre finanziell auch der größste Schwachsinn, schliesslich taugt nie ein ganzer Wurf.

    Stimmt, es werden nicht nur FCI Hunde angekauft. Hat einen ganz einfachen Grund: Man kauft Junghunde an, die man zum einen umfassend untersuchen und zum anderen umfassend auf Eignung testen kann. Das Welpen angekauft werden ist heutzutage doch absolut überholt. Da hat man zuviele Unwägbarkeiten.
    Zum Finanziellen: Hier gibt es pro Hund bei der Polizei ein Budget. So weit ich weiß (information ist nicht mehr topaktuell, sondern ein paar Monate alt) ist das ein guter Welpenpreis. Klar, ein gut vorgearbeiter, topgesunder Hund wird nicht unbedingt zu dem Preis abgegeben, aber man findet noch ausreichend taugliche Hunde. Gibt ja auch Züchter, die schreiben sich die Polizeihunde gerne auf die Fahne.

  • Sorry, OT @Quarus , ich habe gerade gelesen, dass die DISH (Bambusrohr-Wirbelsäule) bei den Boxern nicht von Seiten des Vereins mit vorgeschriebenen Untersuchungen reglementiert wird. Stimmt das?

    Doch, wird sie. Untersuchung vor Zuchtverwendung mit Minimum 2 Jahren. 4 ist verboten, wer es wagt, 3 zu nutzen, ruiniert sich mit der ersten Verpaarung seinen Ruf. Ich habe intensiv an den Diskussionen teilgenommen und wäre auch für ein Verbot der 3 gewesen, es soll aber in diesem Fall die Eigenverantwortung der Züchter geprüft werden. Ich weiß nicht, ob es 2015 eine Verpaarung mit 3 gab, in den Vorjahren ist mir vereinsweit eine bekannt, die Nachkommen sind erwachsen und frei. Problem ist, daß die Vererbung der Spondylose noch vollständig im Dunkeln liegt. Es läuft aber eine Studie an der TiHo, in der Aufnahmen in verschiedenen Lebensaltern von Hunden mit ihrer Frühbelastung im Hundesport und der Genetik nach Korrelationen untersucht wird.

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