Wie Erziehung ohne Zwang?

  • Hallo Forenmitglieder,
    ich habe, nachdem ich die Treads der vergangenen Tage mal so durchgelesen habe, mal ne Frage zur Erziehung ohne Gewalt und Zwang. Also ohne Gewalt, dass ist völlig klar-keine Frage hierzu. Aber ohne Zwang? Ich habe Emma als kleines Fellknäul alles ohne Zwang, nur mit positiver Verstärkung und Motivation beigebracht. Das ging auch richtig gut, bis sie ins Flegelalter kam. Da hat sie dann schon versucht, alles mal in Frage zu stellen. Das meiste mußten wir von vorn üben. Und ich mußte da schon mal meckern, wenn ihre hörnchen durchkamen.
    So und jetzt lese ich, dass die Erziehung ohne Zwang erfolgen kann.


    Bitte, jetzt nicht falsch verstehen, das ist kein Anzweifeln meinerseits, das es geht oder nicht. Ich will wirklich wissen, wie das geht, wie man die Beziehung entsprechend aufbauen muß(eigentlich soll ja eine gute Beziehung vorrausgesetzt werden).
    1. Vielleicht könnt ihr mir an einem Beispiel mal erklären, was der Schlüssel ist: Emma kann Platz, im Freien, zu Hause, unter Ablenkung, auf Entfernung. Und plötzlich stellt sie sich stur. Geht einfach nicht ins Platz, schaut mich an und machts einfach nicht. Wie reagieren, ohne zu zwingen und ohne das es ein Machtkampf wird?
    2. wie definiert ihr Zwang?


    Liebe Forenmitglieder, ich will mit dem tread keine Diskussion!! über für und wider von Erziehungsmethoden, ich möchte nur wissen was hierbei der Ansatz ist.


    Danke und grüße Carla

  • Zu 1! Für mich bedeutet kein Zwang auszuüben, dass ich die von Dir beschriebene Übung, wenn sie beim ersten Versuch nicht gelingt, abbrechen und Übung neu beginnen/neu aufbauen. Das halte ich durch, bis Hund die Übung korrekt macht und dann folgt auch wieder die Belohnung! Zur Not breche ich die Übung 25 mal ab und fange sie neu an! Das bedeutet für mich dann aber auch kein Zwang auch wenn ich selbst schon im roten Bereich drehe!!

  • HUhu Carla,


    Zu deinem Beispiel würde ich dir raten, den Spazergang erst fort zu setzen wenn das "Platz" erfüllt ist. Grad im flegelalter wird getestet, da ich 100% Konsequens von nöten. Wenn du ein Platz verlangst, gehts auch erst weiter wenn dieses erfolgt ist. Ansonsten lernt dein HUnd "wenn ich lange genug auf stur schalte, will Frauchen das nciht mehr".
    Es kann schon mal sein das du da ne ganze weile dumm runstehst.


    Liebe Grüße Gina

  • Super Gedankengang...


    Eigentlich ist das Wort Zwang wahrscheinlich unüberlegt benutzt.
    Genau genommen ist es ja schon Zwang, wenn ich dem Hund das Kommando 'Platz' mit der Absicht gebe, dass er es ausführen MUSS.


    Was ja auch der Fall ist. Also gibt es eine Erziehung ohne Zwang nicht.


    Ich denke mal, wenn davon gesprochen wird, ohne Zwang auszubilden, ist damit gemeint, ohne Anfasssen (direkt durch Runterdrücken des Popos, oder indirekt durch Rucken an der Leine) oder ohne psychischen Druck zu arbeiten.


    Natürlich zwinge ich den Hund, Dinge zu tun, aber ich zwinge ihn durch Hartnäckigkeit. Solange er ein Kommando nicht ausführt, machen wir auch nichts anderes.
    Mein bösestes Durchsetzen eines Kommandos besteht darin, dass ich einen energischen Schritt auf Snoop zugehe und wenn nötig, dann das Kommando wiederhole. Ist sicher nicht grad das, was ihm Spaß an der Sache vermittelt, aber er ist auch ein Terrier :freude: .


    Genau genommen ist das aber auch Zwang...


    Bin gespannt, was noch so kommt.


    LG Christine

  • @ Snopp,
    bin da ganz deiner Meinung. In dem moment ist es zwar Zwang. Aber direkt nach ausführen des komandos kommt ja auch das überschwengliche Loben. Also zeigen wir unseren Hunden ganz klar erwünschtes und unerwünschtes verhalten auf.



    LG Gina

  • Schön ist es, wenn man mit dem Hund zusammen arbeitet bzw. den Hund eigenständig arbeiten lässt.


    Dies zeigt sich z.B. beim Clickern deutlich. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Paul viel lieber selbst arbeitet als von mir Vorgaben zu bekommen.


    Wenn der Hund richtig Konditioniert ist auf den Clicker, dann erarbeitet er selber das Platz. Hier fängt man z.b. an, den Hund immer zu Belohnen, wenn er sich hinlegt und erst wenn er dies zuverlässig macht, dann setzt man das Kommando drauf und nach einigen Übungen sitzt es.


    Was hierbei auch noch zu beachten ist, etwas dass der Hund sich selbst erarbeitet hat, sitzt viel besser als ein Kommando, was man so übt. Ist vergleichbar mit dem Autofahrer und dem Beifahrer. Ein Beifahrer braucht in der Regel viel länger sich eine unbekannte Strecke zu merken als ein Fahrer.


    Die Kommandos, die der Hund sich selbst erarbeitet hat, sind in meinen Augen kein Zwang.


    Ich kann das nur empfehlen.


    LG
    Ulli

  • Interessante Diskussion!
    Grundsätzlich versuche ich in der Hundeausbildung auch so wenig Zwang wie möglich einzusetzen, viel über positive Bestärkung aufzubauen und den Hund selbstständig etwas erarbeiten lassen, so wie es auch meine Vorschreiber schon beschrieben haben.
    Ich denke ettwa 95 % der Hundeausbildung lässt sich darauf aufbauen.
    Doch ganz ohne Zwang, nur auf positiver Bestärkung aufgebaut, geht es dann, meiner Meinung nach, doch nicht!
    Ich würde mich zwar hier gerne eines Besseren belehren lassen, aber alle Kommandos, die rein über positive Verstärkung aufgebaut werden, werden doch nur solange korrekt ausgeführt, wie kein Reiz hinzutritt, der stärker ist, als der Wille zu gefallen oder interessanter ist, als das erwartete Leckerchen!
    Mal als Beispiel:
    Ich möchte, dass mein Hund aus der Bewegung ins Platz geht.
    Lässt sich auf einer ablenkungsarmen Wiese, einem bekannten Hundeplatz etc. natürlich perfekt über positive Verstärkung trainieren, am besten mit Clicker. Sobald der Hund verstanden hat, was man von ihm will, werden nur noch die schnellsten Versuche beclickert etc. Ihr wisst ja, wie das läuft :wink:
    So, nun hat der Hund auf diesem Platz ja auch nichts anders zu tun, und ist in keinster Weise abgelenkt, also steigert man die Ablenkung, verlegt die Übung auf belebte Wege, Fußgängerzonen etc. Auch das alles kein Problem.
    Nun wissen wir aber alle, dass man mit Hunden immer wieder in Situationen kommt, die nicht planbar sind.
    Ich stelle mir gerade vor, man läuft mit dem Hund, nichts "Böses" ahnend, einen Feldweg lang, und plötzlich springt zwei Meter vor dem Hund ein Hase auf. Da möchte ich aber mal den Hund sehen, der Platz nur über positive Verstärkung erlernt hat, der in dieser Situation genauso schnell wie auf dem Hundeplatz ins Platz geht, die meisten Hunde (auch einer meiner Hunde :wink: ) würden sich in dieser Situation wahrscheinlich gar nicht ins Platz rufen lassen, sondern erstmal hinterherrennen, und wenn es auch nur 10 Meter sind.
    Und genau in diesen Situationen: ein Jagdobjekt taucht plötzlich auf, unvermittelt steht Hund vor seinem Erzfeind, oder einer läufigen Hündin, Hund erschreckt sich etc., hat die Erziehung rein über positive Verstärkung ihre Grenzen!

  • Zwang ist ja an sich schon, wenn ich vom Hund eine Handlung verlange, die nicht artgerecht ist. Warum soll der Hund sitzen, wenn ich es will, aber nicht notwendig ist? An sich fängt hier schon der Zwang an.


    Jedoch, einen gut erzogenen Hund ohne Erziehung/Zwang gibt es nicht. Jegliches Mittel, das dem Hudn aber weh tut, ist für mich ein Zwangmittel. Das lehne ich ab. Ich lobe durch Spiel und Leckerchen, auch Clicker, aber nur das was gut war, schlechtes wird ignoriert. Also, macht mein Hund nur Platz mit Überredungskünsten, gibt es nichts. Sonst lernt er noch, dass sich das Bocken lohnt.


    Wenn aber mein Hund mal Scheiß macht, kann es durchaus sein, dass ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden muss.

  • das Problem ist ja wohl eher das jeder Zwang anders definiert.


    Ich bringe meinem Hund z.B. in keine Situation wo er ein "Kommando" nicht befolgen kann. Kein Platz aus der Bewegung, kein Sitz usw.. Gibt es bei mir nicht. Ich nehme keine Kommandos die ich wieder auflösen muss.


    Barry weiß was ich nicht wünsche und gut ist. Hat er früher Kaninchen gejagt läuft er heute an ihnen vorbei, bzw. bleibt stehen. Wie das geht? Dafür gibt es keine Gebrauchsanweisung. Ich verlange von meinem Hund nur das Notwendigste. Hab ich schon erwähnt das ich mit der klassischen UO nichts anfangen kann :lol: ?


    Durchgesetzt wird durch fixieren, anrempeln, abblocken, verbales anschnauzen. Die Hände bleiben aus dem Spiel. Ach was liebe ich meinen großen Hund. Bei kleinen Hunden ist das eine spannende Sache. Aber hab es da auch hinbekommen.

  • @ Terry:
    Erzähl mal mehr davon, find ich wirklich interessant.
    Hab mir auch schon mal überlegt, dass es doch eigentlich Schwachsinn ist, seinem Hund beizubringen, dass er sich auf Kommando hinsetzt, hinlegt etc., ich habe bisher nämlich noch keine Situation erlebt, in der es nicht gereicht hätte, mein Hund hätte einfach gestanden, anstatt geseßen oder gelegen.
    Aber mal ganz davon ab, das ich finde, dass man UO-Übungen auch ganz hervorragend dazu einsetzen kann um seinen Hund zu beschäftigen (siehe Obidience etc.) bleiben bei deiner Methode für mich trotzdem noch einige Fragen offen:
    1.) Wenn du keine Kommandos benutzt, die du wieder auflösen müßtest, wie organisierst du denn den Alltag mit deinem Hund bzw. welche Kommandos benutzt du überhaupt, denn wenn ich mal überlege, dann sind fast alle meine Kommandos solche, die ich wieder auflöse: Sitz, Platz, Fuß, Bleib, Hol, Such, Rechts, Links etc.
    2.) Wie hälst du ihn vom Jagen ab, wenn er doch kein "Bleib"-Kommando kennt, wie davon zu anderen Hunden zu laufen etc.
    3.) Wie reagierst du bei entgegenkommenden Jogger, Reitern, Fahrradfahrern etc., dann gerade da benötige ich meine Kommandos, ich lasse meine Hunde Fuß laufen, leg sie ab, schick sie auf die rechte bzw. linke Seite des Weges etc.
    Erzähl mal...

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