Hunde Neuling - Welpe oder lieber älteren Hund

  • Mir wäre es ebenfalls wichtig, wie der Hund die letzten 10 Monate erlebt hat.
    Durfte er viel mit dem Menschen unternehmen?
    Ist er stubenrein?
    Kennt und kann er Autofahren?
    Kann er schon eine kleine Weile alleine bleiben?
    Kennt er Ruhephasen?
    Kennt er die Stadt und gut befahrene Straßen?
    Kennt er die Leine oder war er immer nur im Freilauf unterwegs?
    Kommt er mit fremden Menschen, Joggern, Radfahrern klar?

    Alles das sind Dinge, die mir wichtig wären. Er sollte sie zumindest kennen, schon mal erlebt haben.
    Keine perfekte Leinenführigkeit oder das Beherrschen vieler Kommandos, aber das normale Alltagsleben, so wie er es bei mir auch in etwa erleben würde....das wäre mir wichtig. Denn das hat mein Welpe in den ersten Monaten bei mir gelernt. Und wenn er gut aufgezogen wurde, dann kennt der Chihuahua das mit 10 Monaten ebenfalls.
    Alles andere, also Gehorsam und Kommandos, daran kann man arbeiten. Aber Defizite in Sachen Alltagsleben könnten einige Probleme mit sich bringen. Daran kann man natürlich dann arbeiten - aber das sollte man auch vorher in etwa wissen und einschätzen können. :smile:

  • Wir haben uns vor 2,5 Jahren als absolute Anfänger auch einen 8 Monate alten Rüden in die Familie geholt. Er war mal für die Zucht vorgesehen und hat diverse Kriterien nicht erfüllt - was uns ja egal war denn wir wollten ein Familienmitglied.
    Er hat sich super schnell in unserer Familie eingewöhnt, wußte schon am zweiten Tag zu welcher Haustür er gehörte.
    Wir haben die Kommandos von der Züchterin übernommen und konnten gut mit ihm weiterarbeiten. War echt easy.

    Reichlich ein Jahr später zog ein weiterer Rüde der gleichen Rasse bei uns ein - ebenfalls schon 9 Monate.
    Ihm fiel die Umstellung etwas schwerer - er lebte die ersten Monate in einem größeren Rudel und hat seine Familie vermisst und reagierte erstmal mit Unsauberkeit. Haben wir aber auch schnell wieder in den Griff bekommen.
    Will damit sagen, dass ein etwas älterer Hund einfacher ist und mit 10 Monaten ist noch nicht alles "versaut" :lol: aber es reagiert eben auch jeder Hund anders.

    Meine Nachbarin hat sich bei uns "angesteckt" und hat sich voriges Jahr einen Welpen geholt. Sie hat mir später mal gestanden, dass sie sich das alles einfacher vorgestellt hat - sah bei mir ja so easy aus ;)

    Wenn ich euch in den Chihuahua verguckt habt kriegt ihr den eh nicht mehr aus dem Kopf. Ich hab mich damals bereits in das Foto verliebt und (fast) nichts hätte mich davon abgehalten diesen Hund zu haben :lol:

  • Ich habe vor Jahrzehnten meinen Sheltie mit 9 Monaten direkt vom Züchter übernommen. Er war liebevoll aufgezogen worden, aber hatte zuwenig außerhalb erlebt. Da er auch noch ein sehr sensibler Hund war, hat er die Umstellung vom Züchter (älters Ehepaar, Haus und Garten, viele Shelties, ruhige Wohnlage) zu mir (Single in WG, Einzelhund, Großstadt, viele Hunde aller Größen draußen) nicht gut verkraftet. Stubenreinheit und Leinenführigkeit waren gar kein Thema, aber die vielen Eindrücke der Großstadt haben ihn überfordert. Leider verlor ich ihn schon nach einem Jahr, so daß ich nicht sagen kann, wie er sich weiter entwickelt hätte. Er war ein ängstlicher Hund, zeigte sich gehemmt und mit wenig Lebensfreude und hatte sozusagen ständig die Befürchtung, der Himmel könnte ihm auf den Kopf fallen.

    Es kommt wirklich darauf an, wie der Hund im Züchterhaushalt bzw beim Vorbesitzer auf das Alltagsleben als Einzelhund vorbereitet wurde. Mit 10 Monaten ist da schon sehr viel entschieden.

    Ich traf neulich auf einer großen Hundeschau eine Halbschwester meiner Cara, eine hochdekotierte Ausstellungssiegerin. Die Besitzerin hat sie mit 10 Monaten von der Züchterin übernommen. Heute ist sie 3 Jahre alt. Obwohl die Hündin sich im Ausstellungsring (im Arbeitsmodus) hervorragend zeigt, hat auch sie deutliche Defizite im Alltagsleben, die von der mangelnden Gewöhnung an das Leben außerhalb des Züchtergrundstücks herrühren.

    Dagmar & Cara

  • Huhu,

    meinen Sammy habe ich mit 15 Monaten vom Züchter übernommen. In der Zucht leben +-10 Hunde. Natürlich war er auch auf Ausstellungen und mal mit unterwegs im Auto und in der Stadt. Es ist aber nicht zu vergleichen mit einem Einzelhund den man ständig dabei hat und wo man sich Zeit nimmt ihn auf alles zu prägen. Sammy ist absolut neugierig und erkundet fröhlich die Welt.
    ABER! Obwohl er mit Kindern zusammen gelebt hat, hat er bei mir ein absolutes Problem mit Kindern. Dasselbe mit großen Hunden. Er ist leider echt nur bedingt verträglich, besonders mit großen Hunden klappt es nicht, obwohl einer mit in der Familie gelebt hat. Hier hat er die absolute Reizüberflutung durchleben müssen. Anfangs ging er Jogger, Radfahrer, Spaziergänger usw. an. Die Masse an Menschen kannte er einfach nicht und heute muss man aufpassen, wenn einer zu dicht an ihm vorbei geht. Schließlich war er entweder im Garten oder mit seinem Rudel auf dem Feld. Überhaupt ist er sozial total unsicher, obwohl man das eigentlich nicht denken sollte, wenn man permanent mit anderen Hunden zusammen lebt, aber vielleicht auch gerade deswegen, weil man sich immer schön hinter den anderen verstecken kann und warten kann was die anderen so machen.
    Auch sucht er immer Nähe und Aufmerksamkeit, vielleicht weil er die vorher nicht so oft bekommen hat. Das ist natürlich toll, aber wiederum schlecht wenn es ums Alleinbleiben geht. Er kann mittlerweile mit meinem anderen Hund gut alleine bleiben, aber wehe dem, er ist allein alleine. Dazu kommt, dass er anfangs Probleme hatte zu lernen, einfach weil er es nicht kannte, dass nur ihm etwas beigebracht wird. Bis heute bietet er auch von alleine nichts an, sondern verzweifelt und ist gefrustet sobald er nicht versteht was man will. An der Leine laufen konnte er natürlich super, aber kleine Sachen wie auf seinen Namen hören oder Rückruf war dann auch schon mal nicht drin.
    Man muss sich das einfach klar machen, dass so ein Hund im Rudel untergeht und als Einzelhund/Zweithund dann total anders ist. Sammy war angeblich auch immer am Mann, total ruhig und bei mir hat er voll den großen Radius, will am liebsten Kaninchen jagen und macht den ganzen Tag Blödsinn. Das hat er vorher alles nicht gemacht.
    Ich würde den Hund also ruhig öfter besuchen und mal schauen wie er ist, wenn ihr ihn mal alleine zu einem Spaziergang mitnehmt.
    Ich denke je nach Hundecharakter, Größe der Zucht und Zuwendung der Züchterin, kann es passieren, dass so ein Liebhaberhund nicht mit veränderten Lebensumständen klar kommt.


    Wichtig ist dann auch immer:
    Ist der Hund kastriert oder wird nur kastriert abgegeben? Falls das im Raum steht, würde ich das als zukünftiger Halter auf jeden Fall vermeiden wollen, damit es keine Frühkastration wird.

  • Meine Chihündin habe ich mit 6 Monaten von ihrer Züchterin übernommen.
    Entgegen derer Aussage kannte sie genau nichts und fürchtete sich vor allen ihr unbekannten Dingen. Es hat Jahre und einen souveränen Zweithund gebraucht, bis aus ihr ein alltagstauglicher Hund wurde.
    Ich würde sehr genau abfragen und durch mehrere Kennenlern- und Spaziergehtermine prüfen, in wie weit der ausgeguckte Hund bereit für ein Leben ausserhalb seines bisherigen Zuhauses ist und mich dann entscheiden.
    LG von Julie

  • Vielen Dank an alle!!!

    Der Rüde wird abgeben da er als Zuchtrüde geplant war, aber anscheinend nicht alle Kriterien erfüllt. Mir als Liebhaber egal;-)

    Also ist er die ganze Zeit beim Züchter gewesen?

    Dann frag auf jeden Fall genau nach, was die mit ihm EINZELN gemacht haben. Zuhause beim Züchter im gewohnten Umfeld und unter den gewohnten Hunden kann alles ganz gut aussehen.

    Wie er sich alleine draußen bei Umweltreizen verhält, würde man nur sehen, wenn man ihn mal alleine mit raus nimmt und schaut, wie er auf andere Hunde, Autos usw. reagiert.

    Wie hier schon einige beschrieben haben, kann es zu deutlichen Problemen führen, wenn der Hund nichts vom wahren Leben kennen gelernt hat. Und das kann man auch nicht mehr aufholen.

    Wenn der Hund jetzt zum Beispiel auf dem Land aufgewachsen ist, könnte es sein, dass er mit den vielen Reizen einer Stadt nicht umgehen kann.

    Wenn er außer anderen Chihuahuas nie andere Hunde gesehen hat, wirst Du in diesem Bereich auch mit Problemen rechnen müssen.

    Ich will jetzt nicht alles schwarzmalen, aber es ist immer besser, sich vorher ausreichend zu erkundigen und sich den worst case einmal vorzustellen, ehe man nachher enttäuscht ist. Vor allem, weil man einem Hund keinen Gefallen tun würde, wenn er in ein Leben kommt, in dem er sich nicht zurecht findet.

    10 Monate nur beim Züchter mit den Hunden im Haus und Garten rum gelaufen zu sein, ist jedenfalls deutlich zu wenig und da wäre der Züchter in der Verantwortung gewesen, diesem Hund das echte Leben zu zeigen, unabhängig davon, ob er den Hund behält oder nicht. Denn ob ein Züchter einen Hund für die Zucht behält, entscheidet sich meistens nicht in den ersten Lebenswochen, sondern erst später (zum Beispiel nach dem Zahnwechsel, nach Abschluss des Größenwachstums usw.).

    Hinterfragen würde ich bei Besichtigung des Hundes, ob der Hund schon Auto gefahren ist, stubenrein ist, schon Leine und Halsband kennt, andere rassefremde Hunde getroffen hat und entsprechend auf Umweltreize vorbereitet wurde (Autos, Geräusche usw.).

    Und ich würde auf jeden Fall darum bitten, mit dem Hund an der Leine einmal das Grundstück zu verlassen (und zwar ohne die anderen Hunde), der Züchter kann ja gerne mitgehen, damit man mal ein Bild davon bekommt, wie der Hund sich alleine in der Außenwelt verhält. Das dürfte dann deutlich aufschlussreicher sein, als wenn man den Hund in der Hundegruppe im Garten des Züchters sieht.

    Wenn dann alles passt, kann die Wahl eines etwas älteren Hundes sehr gut für einen Anfänger sein.

    Wenn der Hund psychisch zusammenbricht, weil er alleine mit der Außenwelt überfordert ist, wäre das für einen Anfänger eine ganz schwierige Situation.

  • Hinterfragen würde ich bei Besichtigung des Hundes, ob der Hund schon Auto gefahren ist, stubenrein ist, schon Leine und Halsband kennt, andere rassefremde Hunde getroffen hat und entsprechend auf Umweltreize vorbereitet wurde (Autos, Geräusche usw.

    Das wird dir wahrscheinlich jeder Züchter bestätigen, weil die meisten Liebhaberhunde bereits ausgestellt wurden. Ergo sind sie Auto gefahren, kennen fremde Geräusche, sind an der Leine und Halsband gelaufen (das können die meisten dann auch super) und haben andere Hunde getroffen. Das bringt einem aber nichts wenn das nur genau in diesem Rahmen passiert. Da würde ich dann gezielt nachfragen ob der Hund abseits von Ausstellungen mal vom Hof kam.

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