Mia ist einfach ZU freundlich...

  • So, wie ich das verstanden habe lebt die TE in Italien, Sizilien. Da gibt es leider nicht an jeder Ecke gute Trainer.

    Ich möchte jetzt nicht alles kommentieren aber Du sagtest, dass sie beim Wegrennen manchmal stutzt und stehen bleibt und dann "abwägt", ob sie zurück kommen soll. DAS ist der Moment, in dem Du loben solltest und ihr schnell danach ein Zurück-Kommando geben kannst. Wenn sie dann auf dem Weg zu Dir ist, loben, loben, loben! Helle Stimme, evtl. klein machen (hinhocken) und wenn sie bei Dir ist, ordentlich loben, mit Leckerli um Dich schmeißen, Spielie werfen oder zergeln, wenn sie das mag. Bitte nicht schimpfen, auch, wenn sie davor eigentlich weg rennen wollte. Sie hat sich dann für's zurückkommen entschieden und das ist allemal eine Party wert!

    Nicht ganz, wir haben die Doggies dort eingesammelt. Es ist die Heimat meines Mannes und wir wissen, wie die Tiere sonst geendet hätten. Wohnsitz ist 11 Monate im Jahr aber Deutschland, mitten auf der schwäbischen Alb. Auch hier sind gute Hundeschulen allerdings erfahrungsgemäß Mangelware, z.B. ist die aggressive Kampfratte meiner Schwester erst so aggressiv, seit sie in dieser einen ach so tollen Hundeschule war und ich kenne da noch mehr Beispiele...

    Vielen Dank für den Tipp, das werde ich auf jeden Fall versuchen!! :bindafür:

  • Was ich noch nicht erwähnt habe: ich habe es auch schon beim Thema Wildtiere probiert mit nicht-schimpfen fürs wegrennen und loben fürs zurückkommen. Ich habe sie einfach nur freundlich gerufen, auch wenns mir wirklich schwer fiel, weil ich innerlich eben doch auf 180 war. Ca. eine Woche lang. Das Ergebnis war, dass sie dann jeden Tag mindestens einmal pro Gassigang weg war, dann habe ich das Schimpfen wieder angefangen...

    Du hast scheinbar eine Verhaltenskette aufgebaut:
    Mia hat gelernt, wegrennen zu müssen, gerufen und belohnt zu werden.
    Du musst das Weglaufen verhindern und das Dableiben belohnen.

    Mia braucht einfach extrem viel Bewegung und sucht auch ständig nach Beschäftigung. Die ersten zehn Minuten vom Gassigang ist sie in der Regel nur am Rennen - vor, zurück, links, rechts und das Ganze noch einmal und noch einmal. Sie tobt sich da so richtig aus, kommt dann aber wie gesagt auch auf Rückruf zurück. Im Garten gibt's nichts tolleres, als wie blöd im Kreis rumzusausen, sodass Tommy schon vom Zuschauen ganz schwindlig wird Alles gar kein Stress, solange kein Tier in Sicht ist.

    Nein, ich glaube, dass Mia auf diese Weise ihren Stress versucht, zu kompensieren.
    Ich rate, sie weniger "auszulasten", da sie massiv überlastet ist.

  • Also ich glaube du machst zu viel mit ihr. Wenn sie so überdreht und hibbelig ist wie du das beschreibst, dann ist es zu viel. Junghunde haben viel Energie, aber Ziel sollte eher sein ihnen Ruhe beizubringen, als sie auszupowern. Das ist meist eh nicht möglich und führt nur dazu, dass das Energie- und Erregungslevel meist sehr hoch ist.

    Wenn dein Hund häufig abhaut, dann nimm sie bitte an die Leine. Es gibt Schleppleinen mit denen du absichern kannst. Wenn sie immer wieder Erfolg hat beim Wegrennen, dann hilft dein Schimpfen auch nix um ihr das abzugewöhnen.

    Um mit den Hunden zu üben würde ich häufiger getrennt gehen, auch wenns mehr Zeitaufwand ist.

  • Bei den Umständen unter denen die Kleine bis zur sechsten Woche aufgewachsen ist, würde ich auch nicht ausschließen, dass Deprivationsschäden entstanden sind.

    Dass das die beiden geprägt hat, ist tatsächlich offensichtlich. Wir waren dieses Jahr im Urlaub wieder an dem Platz, an dem wir sie aufgesammelt haben. Und siehe da? Auf dem nahe gelegenen Bauernhof ist ein frei laufender Schäferhund als Wachhund. Alle drei haben sich offensichtlich sofort wieder erkannt und so abgrundtiefen Hass in den Augen von Tommy habe ich noch nie zuvor gesehen. Habe ich schon erwähnt, dass Tommy prinzipiell keine Schäferhunde mag...? Das hatte sich somit aufgeklärt, der Schäferhund hat ihn mit Sicherheit immer schikaniert. Im Übrigen hat dieser bei der Begegnung den Schwanz eingeklappt und sofort das Weite gesucht. Er hat wohl verstanden, dass Tommy sich nicht mehr schikanieren lässt.

    Sie haben auch ein, zwei andere Macken, die hängen geblieben sind. Z.B. wenn es extrem warm ist, wird die Wasserschüssel erst mal mit der Pfote ausgekratzt und erst dann getrunken. Warum? Die Schachtel stand an einem Brunnen, der mit Moos überwachsen war. Um zu trinken, mussten sie immer erst das Moos wegkratzen. Hat lange gedauert, bis sie sich das abgewöhnt haben. Bei Temperaturen wie auf Sizilien schlägt das Verhalten aber bis heute durch.

    Erstaunlich ist allerdings, dass sie Menschen gegenüber so wohlgesonnen sind, trotz allem, was sie erlebt haben...

  • Wozu braucht es Pfötchen geben, wenn ihr so viele andere Baustellen habt?
    Versteh ich nicht.
    Konzentriert euch auf den normalen Alltag , damit dein Hund aus der Stressspirale raus kommt.

    Sucht euch einen Trainer.
    Mir scheint, dass du vieles falsch in die Hunde hineininterpretierst.

    Und denk bitte an die Karnickel, die sicher auch erheblichen Stress bekommen, wenn du sie mit den Hunden konfrontierst.

  • Wieso sollte der Hund eine enttäuschte Miene aufsetzen, wenn beide nicht zusammen Gassi gehen?
    Für mich klingt es nach Vermenschlichung und dem Hinein interpretieren von Dingen, von denen die Hunde keine Ahnung haben.

    Zumal ich der Meinung bin, dass Hunde gewissen Frust aushalten lernen müssen.

    Den Rest bzgl. Stress und Übersprungshandlungen haben meine Vorredner ja oft angemerkt, worauf du nur leider anscheinend icht eingehen magst.

  • Den Rest bzgl. Stress und Übersprungshandlungen haben meine Vorredner ja oft angemerkt, worauf du nur leider anscheinend icht eingehen magst.

    Bitte interpretiere nicht selbst zu viel in meine Verhaltensweisen ;)

    Ich mache mir schon den ganzen Tag Gedanken darüber, dass sich hier alle recht einig zu sein scheinen, dass mein Hund unter Stress steht. Ich habe auf die Verhaltensinterpretation "Hund im Stress" bisher nicht reagiert, weil ich zuerst mal versuchen möchte, ob ich in irgendeiner Form selbst Überforderung in Mias Verhalten erkennen kann, bevor ich dazu was sage.

    Manche Beiträge gedenke ich allerdings tatsächlich zu ignorieren. Dass ich ein Problem mit meinem Hund habe, ist mir klar. Wüsste ich das nicht, hätte ich mich hier nicht angemeldet und schon gar nicht gefragt. Beiträge, die ausschließlich diese Mitteilung beinhalten ("du machst das völlig wirr" ohne Erläuterung, Listen von Hundeschulen etc. usw. - googeln kann ich selbst), ignoriere ich, da ich sie für nicht zielführend halte. Eine Interpretation der Verhaltensweise oder Hinweise, wie ich eventuell reagieren könnte um weiterzukommen - und sei es nur im Ausdeuten von Mias Gedankengängen - halte ich für durchaus zielführend und reagiere entsprechend darauf.

    Ich möchte dir zuliebe aber auch kurz erläutern, warum ich mir mit dieser Interpretation von Mias Verhalten schwer tue:

    Erstens haben erfahrene Menschen ihr Verhalten ebenfalls als unbändige Freude ausgedeutet. Wir gehen nicht zur Hundeschule, ja. Das heißt aber nicht, dass wir keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Meine Schwester mit der aggressiven Kampfratte, sowie meine Schwiegermutter mit ihrem verwöhnten Senior, der vom Tisch Essen kriegt und im Ernstfall auch mal Frauchen beißt, lasse ich dabei mal als Quellen außen vor, ebenso fremde Menschen wie Nachbarn etc., weil ich deren Erfahrung nicht zuverlässig abschätzen kann, die aber alle ebenfalls zu dem Schluss "fröhlicher Hund, extrem überfreundlich" kamen.

    Als wirklich wertvolle Quellen für diese Einschätzung sehe ich unsere drei Tierärzte (Gemeinschaftspraxis zweier Ärzte in Deutschland, sowie unsere "Auswanderhilfe" auf Sizilien), die alle drei unabhängig von einander zu diesem Schluss gekommen sind. Der Arzt auf Sizilien hat die beiden ein Jahr lang nicht gesehen, die Einschätzung diesen Sommer aber genau wie vor einem Jahr schon abgegeben. Bei den beiden Ärzten in Deutschland waren wir dank Mias Leishmaniose und Tommys Displasie zeitweise quasi Dauergäste. Dazu kommen die zugehörigen Arzthelfer, in Deutschland und auf Sizilien. Zum eben selbigen Schluss kam auch der Onkel meines Mannes, der bis zu seinem Tod vor kurzem kranke Straßenhunde eingesammelt und gesund gepflegt hat. Er hatte in seinem Leben mehr als hundert Hunde, um die er sich gekümmert hat.

    Entsprechend bin ich bisher nicht darauf gekommen, das Verhalten anders auszudeuten und tue mir damit aktuell (hoffentlich verständlicherweise) schwer. Damit finde ich mich nicht von einer Sekunde zur anderen ab.


    Zweitens ist Mia in der Regel ein völlig offenes Buch in Sachen Verhalten. Fehlt ihr eines der Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlaf, Drang zur Toilette,...) macht sie sich in der Regel völlig unmissverständlich bemerkbar.

    Wenn wir zum Beispiel im Garten arbeiten, sind die Tiere in der Regel den ganzen Tag dabei. Während Tommy den Stress (man beachte: ich nenne das selbst auch Stress, wenn die Tiere mehrere Stunden am Tag der Reizüberflutung da draußen ausgesetzt sind!) ganz gut wegsteckt, wird Mia irgendwann "ouleidig", wie wir das im Schwabenland nennen würden. Wer schon mal ein Kind nach einem durchwachten Mittagsschlaf gesehen hat, kann sich ihr Verhalten in so einem Moment genau so vorstellen. Ich nenne es auch gern "Rauchmeldersyndrom", weil sie dann anfängt, sinn- und hirnlos und vor allen Dingen ohne Ziel rhythmisch im 10-Sekunden-Takt laut Wuff zu machen - wie ein Rauchmelder mit leerer Batterie. In diesem Fall nehme ich Mia rein ins Haus, packe sie - wie man es auch mit einem übermüdeten Kind machen würde - an ein ruhiges Plätzchen (sie kuschelt sich am liebsten in einen Berg Sofakissen :D ) und lasse sie erst mal zwei, drei Stunden schlafen. Sie bedankt sich auch dafür bei mir (sowohl Mia und Tommy bedanken sich prinzipiell für jede Form der Fürsorge und drücken auch diesen Dank mehr als eindeutig durch Gestik etc. aus!) und knackt sofort weg. Wenn ich sie dann wieder dazu hole, ist sie wie ausgewechselt. Das Verhalten im Rauchmeldersyndrom hat übrigens nicht im Ansatz was gemeinsam mit ihrem Begrüßungsritual.... Das Rauchmeldersyndrom erkenne ich klar als Überforderung, aber das Begrüßungsritual...?!

    Wenn Mia beispielsweise Durst hat, wir aber aus Unachtsamkeit die Tür zur Küche zugemacht haben (dort steht der Wassernapf) stellt sie sich an die jeweilige Tür und macht dieses super Geräusch, das man im Internet auch als "Hund sagt Mama" findet. Das ist generell immer bei jedem Bedürfnis der Weckruf von Mia, wobei sie durch die Richtung, in die sie geht, oder wie sie sich insgesamt verhält sehr detailliert beschreibt, woran genau es mangelt (Durst, Hunger, muss mal, sucht ein ruhigeres Plätzchen zum Schlafen,...) Wir haben manchmal das Gefühl, dass das einzige, was ihr fehlt, die Worte sind, aber sie drückt sich durchaus klar und deutlich aus. Wie gesagt, ein offenes Buch in Sachen Bedürfnisse. (Gerade im Fall von Hunger ist allerdings immer die Frage, ob wir ihren Herzenswunsch dann auch erfüllen ;) Madame neigt ohnehin zum zunehmen und ich achte sehr penibel auf ein angemessenes Gewicht meiner Doggies - wer will schon ein verfettetes Doggy haben ;) )

    Das bisher mit Abstand schönste Erlebnis bzw. ganze Erlebnisreihe gemeinsam hatten wir allerdings beim Schwimmen lernen (ja, Mia konnte das tatsächlich nicht intuitiv :roll: )Während Mia sich immer nur bis zum Bauch ins Wasser traute, war Tommy immer sofort mit einem dicken Bauchplatscher im Wasser und ab die Post! dem Frisbee hinterher. Als Mia doch mal einen Schritt zu weit reinging und den Boden unter den Füßen verlor, war ihre erste Reaktion still halten statt paddeln :headbash: Und erst nachdem sie untergegangen war, hat sie panisch begonnen zu zappeln und sich so ans Wasser zu ziehen. Ihre Verunsicherung war auch hier ein völlig offenes Buch, ebenso wie ihr Herzenswunsch, Tommy auch im Wasser folgen zu können. Mia drückt sich im Falle von Verunsicherung wirklich sehr(!!!!) deutlich entsprechend aus, durch Laute, Gestik und Gesamtgebahren. Sie vertraut in so einem Fall auch voll und ganz auf die Hilfe ihres Frauchens.

    Ich habe mich dann erst mal mit ihr ins Wasser gesetzt und beruhigend auf sie eingeredet. Sie hatte irgendwann genug Vertrauen gefasst, dass ich sie unterm Arm durchs tiefere Wasser schieben durfte, wobei sie in das verfiel, was wir den "Superman" nennen: alle Viere weit hilflos von sich gestreckt. Erst nach und nach hat sie begriffen, dass sie paddeln muss, sobald sie ins Wasser kommt. Und zwar sofort, nicht erst, wenn sie bereits den Kopf unter Wasser hat :roll:

    Zwischenzeitlich springt sie sogar auch ohne meine Hilfe ins Wasser und schwimmt los. Worauf sie allerdings immer noch beharrt, ist, dass sie nur dann ins Wasser geht, wenn Frauchen auch im Wasser ist. So sichert sie sich ab. Mir vertraut sie in dieser Situation völlig blind, dass ich sofort zur Stelle wäre, wenn sie doch mal absaufen sollte. Das ganze Schwimmen lernen zog sich über mehrere Wochen und bei jedem weiteren Schritt, den sie sich und mir zugetraut hat, war ich stolz wie Oskar auf meine Miamaus. Sowas zeige ich ihr selbstverständlich auch. Mia ist ein wunderbarer Hund und für das bedingungslose Vertrauen, dass sie mir im Falle von Verunsicherung entgegenbringt, könnte ich sie knutschen.


    Ich glaube, was ich anfangs geschrieben habe muss sich für andere lesen, als hätte ich einen Horrorhund. Dem ist definitiv nicht so und zum Glück kann Mia nicht lesen, sonst wäre sie nun sicher beleidigt mit mir, weil ich sie wohl so beschrieben habe.

    Mia verhält sich in weit mehr als 90% aller Alltagssituationen mehr als vorbildlich. Ich kenne kaum einen Hundebesitzer, der mit einem so jungen Hund so ein harmonisches, herzliches Zusammenleben führen kann. Wir hatten schon viele Macken und Fehlverhaltensweisen, kleine, große und auch riesige (müsstet mal unsere Türrahmen sehen :roll: ), die wir alle selbst hingebogen bekommen haben. Nun ist eben noch diese eine Macke mit dem Begrüßen geblieben, die mich stört und die auch sicher nicht ok ist und an der ich für mein eigenes Gefühl auch einfach schon zu lange selbst rummache. Ich wünsche mir eben einen perfekten Hund, und ich stelle fest, dass ich bei dieser Macke eben ohne Tipps von außen nicht weiterkomme, deshalb bin ich hier. Bitte tut deshalb nicht so, als wäre ich zu blöd für meinen Hund. Ich gebe mir alle Mühe, bin aber leider noch unerfahren und sicher auch selbst alles andere perfekt. Wir haben wie gesagt schon viele andere Hürden gemeistert und werden mit Sicherheit auch das schaffen. Ich beobachte auf jeden Fall fleißig weiter, habe auch heute schon ganz tapfer nicht geschimpft und gebe mir alle Mühe für mein Doggy!

    PS: Mia liegt grade neben mir auf dem Sofa, ganz dicht drangekuschelt, und genießt die Nähe zu ihrem Frauchen.

  • Auch hier sind gute Hundeschulen allerdings erfahrungsgemäß Mangelware

    Du bekommst auf diese Aussage hin Links, wie du gute Hundeschulen finden kannst und reagierst so:

    [...]Listen von Hundeschulen etc. usw. - googeln kann ich selbst), ignoriere ich, da ich sie für nicht zielführend halte.


    Gute Trainer sind Experten auf dem Gebiet Verhalten und Verhaltensänderung. Tierärzte sind dies nicht, es sei denn, sie bilden sich aufwändig weiter und bekommen eine Zusatzqualifikation (Verhaltenstierärzte.)

    Die Tipps, die man blind über das Forum geben kann, ohne den Hund und euren Umgang miteinander zu sehen und ohne (in den meisten Fällen) Profi zu sein, hast du bekommen. Was du damit jetzt machst, bleibt dir überlassen.

  • Mein Geordy hat früher Menschen gegenüber ein ganz ähnliches Verhalten gezeigt. Teilweise in eher extremen Situationen (für ihn!) kommt das auch heute noch vor. Erkannt hat das genau eine Trainerin. Wir kennen aber zig erfahrene Hundehalter, haben mehrere gewerbliche Trainer kennengelernt und sind vereinstechnisch mit Trainern "abgedeckt".
    Für den ein oder anderen Trainer mag es peinlich sein, so etwas nicht richtig deuten zu können. Aber grundsätzlich finde ich dieses Verhalten vom oberflächlichen optischen Blick auch nicht einfach einzuordnen. Ich finde es also nicht verwunderlich, dass Du da erstmal Schwierigkeiten mit hast und es auch sonst noch keiner erkannt hat.

    Früher also, da sah das bei Geordy z.B. so aus: wir gehen spazieren, Herr Hund sieht am Horizont einen Menschen, startet durch von 0 auf 100, direkt auf diesen Menschen zu, begrüßt den in überschwenglicher Freude (ja, so sieht das aus), um dann sofort wieder umzudrehen und im gleichen Tempo zu mir zurück zu rasen.
    Oder wir treffen unterwegs im Freilauf eine Person. Wir Menschen bleiben stehen, reden miteinander, dabei schaut man sich höflicherweise an. Geordy schmeißt sich dem Menschen an die Beine, kuschelt was das Zeug hält, freut sich wie Bolle, überschüttet augenscheinlich diesen fremden Menschen mit all seiner Zuneigung.

    Ersteres nenne ich Geordys "Fernaufklärermacke". Toi, toi, toi ist das jetzt schon lange nicht mehr vorgekommen. Aber im Grunde ist das Kontrolle. ER geht den "Feind" kontrollieren, bevor der näher kommt. Die überschwengliche, freundliche Begrüßung ist bedingt durch die Angst vor der eigenen Courage, beschwichtigen des Feindes. Denn starten tut er, als würde er den Menschen jetzt sofort auffressen wollen.
    Nun geht so ein Verhalten überhaupt nicht und selbst wenn das wirklich ein Feind wäre, wäre das immer noch meine Aufgabe.
    Ich fand die Lösung hierfür ziemlich schwierig. Mir ist es nämlich sehr schwer gefallen, das erstmal zu verinnerlichen. Weil, mich interessiert dieser Mensch am Horizont überhaupt nicht, weshalb ich den auch nicht immer wahrgenommen habe. Der erste Ansatz war also, dass Geordy nicht in die Verlegenheit kommt, den Horizont überhaupt zu scannen. Er hat auf dem Spaziergang immer wieder mal eine kleine Aufgabe bekommen, es gab Spieleinlagen. Damit ihm quasi nicht langweilig wird und er sich selbst eine Aufgabe suchen muß. Allerdings möchte ich für die Hunde eigentlich vorrangig Freizeitspaziergänge. Auch wenn wir da gelegentlich was machen, sollen die hauptsächlich entspannen. Also habe ich darüber hinaus meine Aufmerksamkeit geschult ;), diese Feinde wahrgenommen und Geordy bestätigt, wenn er die entdeckt hat. "Jawohl, hab ich auch gesehen, ich hab das im Auge, entspann dich." Das ist allerdings der schwierigere Teil. Hund muß das erstmal glauben können, das braucht Zeit.
    Heute scannt Geordy nicht mehr den Horizont. Scheinbar darf ich das jetzt machen. Auffällig wird das nur noch, wenn auf einem langen geraden Weg jemand von vorn kommt. Der ist ja nicht zu übersehen und der bringt ihn dann auch immer noch in Alarmbereitschaft. Allerdings brauch ich ihn nicht mehr anleinen. Das schafft er inzwischen auch so.

    Die zweite Situation ist einfacher zu beheben. Was Geordy daran in Streß bringt, ist die frontale Situation. Stehenbleiben, sich gegenüber stehen, in die Augen schauen. Stellt man sich im Winkel hin, besser noch einfach weitergehen, hat er überhaupt kein Problem mehr mit dem fremden Menschen und verhält sich ganz normal: schnüffelt am Wegrand, irgendwas, aber belästigt nicht den fremden Menschen.

  • Okay, wenn hier vor "Stress" gesprochen wird, ist nicht das gemeint, was du denkst.

    Auch "Freude" bedeutet, dass der Level von Adrenalin und Stresshormonen steigt. Auch freudiger Dauerstress ist Dauerstress. Der Hund kommt nicht mehr runter, wird schlechter ansprechbar, aufgeregter, und braucht immer mehr "Ventile" - das ist dann das übertriebene Begrüßen und Beschwichtigen, dass dein Hund zeigt.

    Ich nenne es eher Erregung oder Aufregung, statt Stress. Und auch von der freudigsten Erregung kann man nicht jeden Tag 8 Stunden haben ohne irre zu werden. Das ist wie täglich 8 Stunden in der Achterbahn sitzen.

    Freude ist prima. Aber: es braucht den ausgleich, die Möglichkeit, die Flut an Stresshormonen wieder abzubauen. Mia ist ein sehr schlauer Hund: sie nutzt gleichmässige Bewegung (Fahrrad) und Ruhe dazu.
    Beides solltest du ausbauen. Auch beim zu Fuss Gassi gehen ruhigere Bewegung erzwingen, indem sie nicht die ganze Zeit frei laufen darf. Lass sie ruhig mal flitzen, das gehört dazu, aber eh ihr alles durchknallt und sie abhaut, kommt sie an die Schlepp. 2/3 des Spaziergangs Minimum. Dann kann sie sich nicht in Freu-Stress rennen.

    Und lass sie schlicht und einfach nicht hinrennen zum Begrüßen. Aus, Nada. Gibts nimmer. Muss nicht sein. Sie kann euch begrüßen, aber keine fremden. auch das ermöglicht die Schleppleine.

    Im Haus: Sie sucht Ruhe - SUPER. Mehr davon. 15 Monate alter Hund - sollte täglich 16 - 20 Stunden schlafen! Sie braucht das. Fester Ruheplatz, hinschicken, Ruhe.
    Es ist völlig normal, auch für erwachsene Hunde, nicht weniger als 2/3 des Tages zu schlafen. Ungestört!!! Gerade solche Raketen.

    Ansonsten weniger Input, kein MEHR MEHR MEHR. Mach mal drei Monate Pause mit lernen und üben und konzentrier dich auf ruhe reinbringen. Dann wird sie auch ansprechbarer für den Rückruf.

    Und Achtung mit dem "Wild begrüßen". Sie ist noch jung, du weißt nicht, was an Jagdverhalten noch kommt. Und Jäger mögen Hetzen nicht, auch wenn nur "Freude" ist.

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