Wie wird mein Hund erzogen und warum genau so?

  • Ich bin mir sicher, dass man einen Hund der wirklich jagen will nicht ohne Hemmung/Strafe davon abhalten kann. Es sei denn man lässt ihn eben nicht frei laufen aber damit stellt man sich dem Problem ja auch nicht wirklich.

    Jagen an sich ist selbstbelohnend. Da kann ich machen was ich will ob ich jetzt mit einem Rinderfilet winke oder im Baströckchen auf und ab springe...wenn der Hund das zu jagende Objekt einmal gesehen hat hast du nur noch eine Chance wenn der Hund weiß, dass es strikt verboten ist hinterherzuhetzen. Und selbst das klappt bei vielen Hunden nicht.

    Alles andere müsste man mir erstmal zeigen wie das bei einem Hund klappt der wirklich Ambitionen zur Jagd hat

    Woah woah woah wooo... nee..

    Das geht! Schon in viele Fällen miterlebt, bei Hunden, die ernsthafte Jäger sind und es auch schon Rissvorfälle gab, bzw. solche Hunde, die als Jagdgebrauchshund geführt werden und aktiv dabei Tiere fangen/töten müssen.

    Sowas steht und fällt mit verschiedenen Faktoren wie der Belohnbarkeit und den Umständen (Schweißhunde lernen häufig recht schnell, dass sich Gesundfährten nicht lohnen etc.)

    Ist aber bei weitem! nicht bei allen Hunden möglich.

  • Ich sag ja: Das müsst ich mit eigenen Augen sehen....in der Theorie ist fast alles möglich....aber womit konkret willst du einen Hund vom Jagen abhalten? Was ist für einen passionierten Jäger hochfertiger als das Hetzen von Wild?
    Womit (außer mit Verbot und dann Umlenkung) willst du den Hund "abfangen" wenn er zum Sprint ansetzt außer mit einem sicheren Abbruchkommando? Und ohne das der Hund im Kopf hat "Ignorieren kann mächtig Ärger geben"

    Wie konkret soll das gehen?

  • Bei einigen Hunden funktioniert das ganz gut über “Teamarbeit“. D.h. der Hund lernt, das das Jagen nur noch zum Erfolg führt, wenn er es mit dem Halter (und nur dann) zusammen macht. Wobei der Halter, der Richtungsvorgebende ist.
    Der Hund Jagd dann nur noch, wenn der Halter die Jagd quasi frei gibt.
    Das kann man z.b. mit Fährten trainieren oder indem der Halter bereits vor dem Spaziergang etwas versteckt und den Hund zur gemeinsamen Jagd auf die “Beute“ animiert und dann gemeinsam losgegangen wird. Der Halter findet die Beute natürlich immer als erster und teilt dann brüderlich.
    Wird bei weitem nicht bei jedem Hund funktionieren, aber das ein oder andere Exemplar habe ich schon erlebt, da hat es super funktioniert. Mir persönlich wäre/war das aber offen gesagt zu umständlich deshalb hat meiner es auch über Hemmen gelernt und es funktioniert seit über 3Jahren ohne das ich noch Einwirken müsste. Er lässt es einfach, weil es verboten ist.

  • Okay das leuchtet an sich ein. Nur wie garantiert man dass das Jagen auf eigene Faust keinen Erfolg mehr bringt? Also wenn der Hund ein Kaninchen sieht und losfetzt, dann besteht doch immer die theoretische Möglichkeit dass er es erwischt und somit ein Erfolgserlebnis hat..oder?
    Das läuft dann wieder auf management und "nicht ableinen" hinaus oder?

    Beim Fährten okay...da wäre das sogar meine bevorzugte Art des Trainings, das ist aber ja eine (in meinen Augen) lenkbarere Tätigkeit als hetzen/jagen

  • Womit wir dann ja wieder bei Hemmen/Strafe vs. jahrelanges Training angekommen wären...

    Ich denke man kann einem Hund alles beibringen ohne ihn zu hemmen oder zu bestrafen. Die Frage ist nur wie lange das dauert und ob man die Zeit/Arbeit investieren kann und will.

    Für mich gibt es schönere Arten mit dem Hund zu arbeiten (UO, Z&B,..) als jahrelang mit einem Hund an der Leine durch die Gegend zu dackeln weil Herr/Frau Hund sonst jagen gehen ;)


    Bei Gebrauchshunden sieht das ganze ja wieder anders aus, aber beim "otto-normal-familienhund" kann man andere Methoden anwenden als beim jagdlich geführten Hund oder beim Mantrailer oder sonst was.

  • Auch das ist eine Frage der Sozialisaton, ob und wie ein Hund jagt... unsere hiesigen Jagdhunde werden in der Zucht auch danach ausgewählt, wie sie mit ihren Menschen zusammen arbeiten und dann werden sie, unter Umständen, 3 Jahre lang sorgfältig und gewissenhaft ausgebildet.

    Hier gilt es zu erkennen, was für einen Typ Jagdhund ich habe, und es gibt auch hier übermotivierte Hunde, die im Jagdbetrieb nichts zu suchen haben, weil sie nicht sicher händelbar sind.
    Normalerweise sollte sich ein gut ausgebildeter und geführter Hund selbst im Hetzen stoppen lassen oder hinter dem Hasen ins Platz gehen.

    Hab ich aber Hunde, die eben diese Ausbildung nicht haben, das Erlebenis mit mir etwas gemeinsam zu tun und das pirschen ist wirklich Teamarbeit, mein Hund verlässt sich auf mich und ich mich auf meinen Hund.... ich achte absolut auf seine Körpersprache - hab ich das alles nicht, dann geht`s auch schief, denn jagen ist selbstbelohnend. DSabei werden soviele Hormone ausgeschüttet, das ein hörender Jagdhund ein hohes Mass an Selbstbeherrschung braucht.

    Hab ich dann aber Hunde, die jagen mussten um zu überleben, wie etwa mein Diego aus Spanien, der Kaninchen erlegt hat und Vögel - dann wird`s schwer. Denn er hat nie gelernt, mit Menschen zusammen zu arbeiten, nie gelernt, wie erfüllend Gemeinsamkeit ist, er war in Not..... und das hängt lange lange nach.

    Lucas auch, er hat jagende Anteile und wir üben bei uns durchaus an Rehen und Kaninchen. Hing er früher kreischend in der Leine, setzt er sich jetzt und wir schauen den Tieren zu oder nach und es gibt Käsewürfelchen zur Belohnung. Ich lasse ihn nicht frei - denn eines hat er nicht, Erfahrung und darüber bin ich durchaus froh. Ist das Tier aus den Augen, ist es für ihn weg.

    Ein passionierter Jäger entsteht nicht von jetzt auf gleich, dazu gehört Erfahrung - und Beute machen. Das sind Dinge die ich meinem Hund, so gern ich ihn hab, nicht bieten muss. Nicht bieten darf. Ein passionierter Jäger ist oft genug nur einfach ein Hund out of Control und daran kann man arbeiten, manchmal nicht, dann muss man Konsequenzen ziehen.

    Sundri

  • Okay das leuchtet an sich ein. Nur wie garantiert man dass das Jagen auf eigene Faust keinen Erfolg mehr bringt? Also wenn der Hund ein Kaninchen sieht und losfetzt, dann besteht doch immer die theoretische Möglichkeit dass er es erwischt und somit ein Erfolgserlebnis hat..oder?
    Das läuft dann wieder auf management und "nicht ableinen" hinaus oder?

    Beim Fährten okay...da wäre das sogar meine bevorzugte Art des Trainings, das ist aber ja eine (in meinen Augen) lenkbarere Tätigkeit als hetzen/jagen

    Während dieser Art des Trainings wird der Hund tatsächlich nie abgeleint. Solange bis er die Kooperation erlernt und verinnerlicht hat. Während der Trainingseinheiten ist der Hund an einer langen Leine.
    Es kommt dabei sehr stark darauf an, dass der Hund absolut null Erfolge hat, wenn er Alleingänge startet. Und das hängt natürlich auch wieder vom Hund ab. Wie kreativ ist er? Wie stark waren vorherige Erfolge? Wie sicher ist er in der Solojagd? Usw.,

    Wie gesagt tolle Sache, wenn man viel Zeit hat. Meins war es nicht.

  • Okay....kann mir vorstellen dass diese Art bei manchen Hunden irgendwann tatsächlich funktionieren könnte...danke für die Erklärung.
    Denke aber meins wäre es wohl nicht..zumindest nicht beim dem Thema..wie gesagt im "Sport" beim Fährten etc kann ich mir gut vorstellen so zu arbeiten...sonst eher nicht

  • Ich kenne persönlich durchaus Hunde, die sich bei konsequentem Trainingsaufbau recht schnell (damit meine ich nicht Jahre...) anderweitig umlenken lassen obwohl sie schon realen Jagderfolg hatten.
    z.B. in dem man Anzeige belohnt und den Hund eine alternative "Jagen" lässt.

    Natürlich ist das gewisser Maßen auch eine Hemmung. Anders geht das ja auch garnicht, weil ich den Hund in dem Drang "hemmen" möchte Jagen zu gehen.


    Ich hätte auch kein wirkliches Problem damit dem Hund das so beizubringen.. finde ich recht angenehm, denn wenn die Motivation hoch ist ist das beim passenden Hund auch eine relativ sichere Methode.
    Allerdings liegt hier die Krux... beim passenden Hund. Der Hund muss sehr führig sein, es darf ihm nicht um das Wild selber gehen (und ja, gibt ja durchaus Hunde die gemeinhin als starke Jäger bezeichnet werden würden, denen es aber nur um das Hetzen oder halt um die Spur geht... ) und er muss Alternativbeute annehmen. Erfahrungsgemäß kommt das aber bei den wenigsten Hunden so zusammen.


    BTW beinhaltet eigentlich jede Methodik, egal welche, die zuverlässig abrufbare/nicht jagende Hunde hervorbringt das man den Hund relativ lange erstmal in Situationen sichert in denen man nicht entsprechend eingreifen kann. Bei den Leuten, die das nicht machen läufts eigentlich immer darauf hinaus das die Hunde halt zwischendurch doch mal weg sind oder sie haben einfach einen nicht besonders stark jagdlich motivierten und sehr sehr führigen Hund.


    Auch ist mein aktueller Stand, dass bis dato noch niemand einen tauglichen VollJagdgebrauchshund nur "nett" ausgebildet hat...

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