Hallo zusammen,
ich suche nach Lösungsansätzen – Trainingsmöglichkeiten, wie mein Hund (Rüde, Kromfohrländer, 18 Monate, Chip) die pure Aufregung bei Anwesenheit von Artgenossen verlernen und höfliche Hunde-Kommunikation/-Verhalten lernen kann.
Er hat noch nie ein „Begrüßungsritual“ mit schnuppern etc.gemacht, sondern begegnet Artgenossen immer volle Pulle frontal drauf mit Gebell. Wahlweise legt er sich davor noch hin um zu lauern.. um dann loszuspringen mit Getöse. Er akzeptiert hündische Grenzen –Abwehr – Drohen nicht und bellt dann noch mehr, knurrt, fletscht etc., geht total rein in diese „Konfrontation“. Er ist bei Artgenossen hypermega aufgeregt, wirklich wie auf Droge. Ich muss also bei ungeplanten Begegnungen immer eingreifen, abbrechen, ihnkörperlich abdrängen / einfangen, ins Sitz bringen, sichern. Was mitunter schwierig ist, weil er super schnell ist, total hektisch, kaum – nicht ansprechbar und echt ein Spektakel veranstaltet. Daher nur noch Schlepp. Von sich aus rennt er nicht über weite Strecken zu anderen hin. Erst wenn eine Distanz von 10 m unterschritten ist und/oder derArtgenosse interessiert ist / herkommt, wird es kritisch.
Wir gehen mittlerweile nur noch mit bekannten Hunden + Trainer und bei angeleinten Social Walks, weil jeder Fremdkontakt im Chaos beginnt und endet. Ich bin viel am Managen und Ausweichen, warne schon Menschen vor, die uns begegnen und auf Kontakt aus sind „Achtung, er ist sehr wild, ich weiche aus etc.“, „Ach, der sieht doch aber so niedlichaus..“ etc. Und manchmal kann man es einfach nicht vermeiden,schlecht ausweichen, ich bin zu langsam etc. Auch Hundeschulgruppe geht nicht, weil das zu stressig für ihn und alle beteiligten Artgenossen und Menschen ist: an der Leine ziehen und springen wie ein komplett Irrer (er ist ansonsten leinenführig),Übersprungshandlungen als Frust-/Stressabbau am laufenden Band (sich kratzen, schütteln, buddeln, in was beißen, kauen – notfalls auch einfach ins Gras und den Boden), bellen...
Ich habe ihn seit Welpe an und denke, dass er diese Aufregung und Verhaltensweisen (volle Pulle drauf, frontal von vorne Artgenossen anbellen, anspringen, raufen etc.) durch chaotische Welpen- und noch chaotischere Junghundgruppe tatsächlich so „gelernt“ hat,diesbezüglich „anfällig“ war (sehr reizoffen, aktiv und vorallem unsicher). Er war bei diesen Gruppen immer auf 180 000 Volt, der klassisch überforderte „Gruppenaufmischer“. Ich habe denTrainern vertraut („Ach, die spielen doch nur, die haben Spaß...“)und viel zu spät die Reißleine gezogen, wofür ich mich selbst ohrfeigen könnte, weil ich das Gefühl habe, dass ich es/ihn „versaut“ habe.
Leinenfrustgibt’s auch, geht aber mittlerweile recht gut. (Ver)bellen inRuheposition (wenn seine Individualdistanz unterschritten ist, er die Parkbank bewacht, der andere Hund überraschend auftaucht, sich zu schnell bewegt etc.) ist auch nach wie vor Thema.
Was wir bisher machen: bei Social Walks und bei Frontalbegegnung an kurzer Leine größerer Abstand, Bogen laufen, Richtungswechsel,fixieren unterbrechen, notfalls blocken und Loben / Füttern von defensivem Verhalten (Weggucken, Schnüffeln, Abstand vergrößern,Mensch angucken...), konditionierte Entspannung, immer wieder kurze Pausen/Ruheübungen draußen etc. Bei gemeinsamen Spaziergängen mit Trainer und seinen Hunden viel dazwischen gehen, viel ausbremsen etc. Das löst aber alles irgendwie nicht das Grundproblem.
Seit einigen Wochen versuch ich mich an geeigneten Stellen im Behavior Adjustment Training - http://empoweredanimals.com (also leider nicht im professionellen,kontrollierten Set-Up). Ich habe den Eindruck, dass das zumindest auf große Distanzen tatsächlich schon bisschen was gebracht hat: er ist nicht mehr so fixiert, wendet sich viel öfter ab, schnüffelt, kann gucken ohne gleich auszuflippen etc. Mit Hunden + Trainer wollen wir probieren in der Millisekunde, in der er nach Drohen des Artgenossen von ihm „ablässt“, ihn zu rufen und zu loben/füttern, sodass er mal die Idee kriegt, dass er ablässt/weggeht/sich zurück zieht.
Habt ihr Erfahrungen mit unfassbar aufgeregten „Drauf-los-Hunden“?
Was würdet ihr tun oder habt ihr getan? Wie konntet ihr daslösen?
Gibt es noch Hoffnung höfliches Hundeverhalten im direkten Kontakt zu lernen? Wenn ja, wie? Oder steht ein Leben im Management / Ausweichen/ Vermeiden bevor?
Danke fürs Lesen, eure Erfahrungen und Kommentare!