Nur eine Bezugsperson?

  • Das Interesse deiner Eltern scheint aber auch recht dürftig zu sein? Sonst würden sie sich doch von sich aus schon viel mehr dem Hund annähern.


    Glaube man hat viel gewonnen, wenn man bei einem ängstlichen oder zurückhaltendem Hund auch erstmal alles ruhiger angehen lässt.
    Hab da keine Erfahrung, aber hier würde ich ihn das Tempo bestimmen lassen.
    Mal aus der Entfernung die Hand reichen zum schnuppern, es gut sein lassen, wenn er nicht möchte.
    Ruhige Ansprache, ihm seinen Raum lassen, bis er IRGENDWANN so viel Vertrauen hat, dass er den Radius verkleinert, mehr Berührung zulässt.


    Bißchen mehr Sensibilität und Geduld seitens deiner Eltern wäre schön.
    Mehr mit Herz, als Erwartung an ihn ran gehen.

  • Ich habe ja oft ängstliche Hund in Pflege und dieses Verhalten ist völlig normal. Sie binden sich erstmal an eine Bezugsperson, die ihnen Sicherheit gibt und der sie vertrauen ( das bin hier immer ich) .... ich glaube einfach alles andere überfordert einen ängstlichen Hund. Er muss sich mit so viel neuem zurechtfinden, neue Wohnung, neue Umgebung, alles ist neu ... da orientiert man sich halt erstmal an dem der sich am meisten kümmert. Was nicht heißt das es so bleibt, mit der Sicherheit kommt auch das sie sich mit dem Rest der Familie auseinandersetzten können. Zeit und Geduld ist das Zauberwort und man muss es wirklich wollen.
    Ich glaube aber auch das es für die restlichen Familienmitglieder nicht leicht ist das Gefühl zu haben nicht gemocht zu werden. Mein Rüde war / Ist ja nun ein extremer Angsthund, er hat fast 3 Jahre gebraucht um mit allen warm zu werden. Ich bin wirklich froh das hier alle so viel Geduld hatten.

  • Nein, ihr müsst nicht an dem Hund rundocktern, der ist nämlich völlig in Ordnung so wie er ist.


    Eure Einstellung zum Thema Hundehaltung gehört korrigiert.


    Eure Hündin ist kein Tamgochi, was man neu programmieren kann, wenn es nicht richtig funzt.


    Lasst sie ankommen , gebt ihr Zeit und arbeitet mit dem, was sie euch bietet.

  • Mein Tipp zusätzlich zur Handfütterung durch deine Eltern oder durch einen Elternteil wäre noch Kontaktliegen oder generell Körperkontakt langsam aufbauen. Spielen kann ein Hund auch noch lernen. Besonders gut wäre da das Prinzip LindArt, vielleicht gibt es beimeuch in der Nähe einen LindArt-Kurs. Google mal Team Balance. Da sollte dann auch einer deiner Eltern oder beide mit eurem Hund hingehen. Hier wird insbesondere auf den Beziehungsaufbau hingearbeitet, eignet sich sehr gut für Hunde mit Vorgeschichte.

  • Abgesehen davon, hat unser neuer Rüde sich auch erstmal an mich gebunden obwohl er kein Angsthund ist und auch eine nette Vorgeschichte, soweit wir das wissen.
    Aber ich finde es normal, dass Hunde sich erstmal an den Menschen binden, der am meisten macht alles andere braucht Zeit und Geduld.

  • Also, wir haben mit unserem Hunde-Opa ja auch so einen typischen Tierschutz-/Tierheimhund...


    Da ich die tagsüber fast immer zuhause bin (die anderen Arbeiten auswärts oder sind in der Schule), hat er sich natürlich mich als neue Bezugsperson ausgesucht. Ab dem viertem Tag war es ganz klar mein Hund und ist auch so geblieben. Unsere Hundetrainerin sagte mal, es komme oft vor, gerade bei Tierschutzhunden, dass sie zunächst nur Bindung zu einer einzigen Person machen können und erst nach und nach Bindung zu weiteren Personen machen können. Genau so ist es bei uns.


    Der Junior, der noch zur Schule geht, ist zwar auch viel zuhause, doch da er sich überhaupt nicht kümmert, wird er vom Hund meist ignoriert.
    Mein Partner musste dann irgendwann mal regelmässig alleine mit dem Hund spazieren gehen (Social Walk der Hundeschule, denn da war ja die Hundetrainerin unterstützend dabei), damit sich die Bindung verbessert. Und das ist mit "meinem" Hund gar nicht so einfach, da er entweder bockt, lustlos rumdackelt dort nach einmal Bein heben sofort wieder nach Hause möchte - wenn ich nicht dabei bin. Nach zwei Wochen als er zu uns kam hatte er nämlich beschlossen nur noch mit mir spazieren zu gehen. :hilfe:


    Für die Bindung zu mir hat der Hund vier Tage gebraucht, für die Bindung zu meinem Partner vielleicht 10 bis 15 Monate. (Die Bindung wächst natürlich immer noch)


    Aus diesen Erfahrungen heraus, kann ich die bisher genannten Tipps nur bestätigen: es ist ganz wichtig, dass die anderen Familienmitglieder sich mit dem Hund beschäftigen: Spazierengehen, Füttern, Leckerli-Spiele usw. Wichtig ist, dass dabei kein Druck für den Hund entsteht. Und sehr hilfreich, besonders in den ersten Wochen sind Rituale. ZB. morgens gehst du mit dem Hund raus, anschliessend gibt es immer was leckeres von deiner Mutter, mittags geht jemand anders mit ihr raus, dein Vater macht immer nachmittags ein Leckerlisuchspiel usw... Geschirr anziehen, Leine dran usw. alles ritualisieren, alles immer gleich. Das hilft dem Hund sehr dabei, euch kennenzulernen. Und von den anderen Familienmitgliedern sollen eben auch tolle Sachen kommen. Falls ihr heraus findet, dass der Hund wahnsinnig auf zB. Wienerwürstchen steht, dann gibt es das Würstchen eben ausschliesslich von einer Person.


    Die Eingewöhnung ins neue Zuhause hat bei uns mindestens 4 Monate gebraucht. Und nach ca. 15 Monaten hatten wir dann einen entspannten Hund :smile:


    Ach, und der wichtigste Tipp zum Schluss: Geduld! ;)

  • Ich wollte nur noch mal berichten, wie es mit unserer Hündin nun steht :smile: Sie hat sich total gebessert und ist auch schon fleißig am Grundkommandos lernen. Sie ist den anderen noch ziemlich ängstlich gegenüber, aber wenns weiter so gut klappt bleibt sie sicher :D .
    Danke für eure Hilfe :gut:

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