Hallo zusammen!
Seit knapp zwei Wochen ist nun meine 2 Jahre alte Mischlingshündin (vielleicht Labrador-Bordercollie) Marley bei mir. Bevor ich zur wesentlichen Frage komme, vielleicht ein paar "Eckpunkte" über sie: Marley ist in einem ungarischen Tierheim geboren, dort geblieben und seit nun etwa 6 Wochen in Berlin; kennengelernt habe ich sie vor etwa 4 Wochen bis ich sie dann am 17. übernommen habe. Stadt- und "mit Menschen-"-Leben ist für sie also etwas völlig neues, aber sie meistert das unfassbar tapfer. Ob Straßenverkehr, Busfahren oder Treppenhaus - sie zeigt anfangs große Angst, gewöhnt sich mit der entsprechenden Sicherheit von mir dann aber überraschend schnell an die vielen Neuheiten in ihrem Leben; in der Regel macht sie etwas neues 2-3 Mal, dann merkt sie "das tut nicht weh" und es ist okay. Tapfer, mutig, neugierig - und beinahe schon erschreckend aufmerksam ich habe selten einen Hund erlebt, der sich soooo an seinem Halter orientiert, wie sie, was natürlich vieles vereinfacht. Mittlerweile zeigt sie auch, daß in ihrem Herzen wahrscheinlich sogar ein Hund mit einer gewissen Dominaz stecken könnte, sobald sie ihre Unsicherheiten abgelegt hat (vom Markieren - ja, sei hebt manchmal das Bein, meine verkappte Rüdin - , bis hin zum Umkreisen Ihrer Meute etc. - das allses in Umgebungen, in denen sie sich mittlerweile sicher fühlt). Alles in allem ein unglaublicher Hund (wer sagt das nicht von seinem? ) die mit entsprechend konsequenten Regeln ein toller, fröhlicher und selbstbewußter Begleiter wird (bzw schon ist).
Die größten Unsicherheiten zeigt sie bislang noch bei Männern, und da kommen wir zum "Problem" bzw meiner Frage. Marley kommt mit mir ins Büro. Sie hat sich als ihren Platz ein Fleckchen unter meinem Schreibtisch ausgesucht, schlau einerseits, aber stellenweise etwas ungünstig, weil sie da keine Fluchtmöglichkeit hat. Ich habe die Kollegen zwar instruiert, wie sie mit einem scheuen Hund umgehen sollen (oder eben nicht) - also kein in die Ecke drängen, über sie beugen (die klassischen Fehler eben) und am besten in Ruhe lassen und warten, bis sie von sich aus kommt (was sie tut, wenn sie sich auch nicht all zu gerne streicheln läßt - was aber wieder an den Klassikern liegen mag: runterbeugen, Kopf streicheln, statt in die Knie gehen und Brust kraulen ), was in der Theorie auch verstanden wurde...aber Ihr wißt ja... Außerdem ist es nunmal ein Büro, da muß dem Hund klar sein, daß jeder an meinen Schreibtisch kommen kann - auch wenn ihr das vielleicht manchmal unangenehm ist. Folgendes ist also "passiert": der Chef kommt an meinen Schreibtisch, plaudert, und versperrt Marley (einfach durch die räumlichen Gegebenheiten) den Fluchtweg - und irgendwann fängt sie an zu knurren. Was also tun? Grundsätzlich denke ich folgendes: Knurren ist eine Ansage, wie sie Hunde eben gebrauchen und nichts, was per se "falsch" wäre. Aber natürlich ist dann Vorsicht geboten. Und (ganz wichtig!): Sie hatte recht! Sie hat sich - aus ihrer Sicht berechtigt - bedroht gefühlt, als mein Chef sich vorgebeugt hat und ihm "gesagt", er soll das lassen. Daran ist eigentlich nichts falsch. Aber dennoch...Ihr könnt Euch vielleicht in die Situation reinversetzen. Es ist ja sowieso schon sehr tolerant, daß der Chef einen Hund erlaubt, er hat sich auch verständnisvoll gezeigt, als ich es ihm erklärt habe...nichts desto trotz soll Marley natürlich nicht ständig Kollegen anknurren. Ich sehe das Problem auch darin, daß sie meiner Meinung nach MIR überlassen soll, solche Situationen zu regeln. Aber hey...sie ist seit 2 Wochen bei mir - kann ich da schon so viel Vertrauen erwarten? Wahrscheinlich nicht. Aber soll ich ihr unerwünschtes Verhalten durchgehen lassen, auch wenn es aus ihrer Sicht "richtig" ist?
Noch ist das ganze kein echtes Problem, aber ich möchte natürlich nicht, daß es zu einem wird. Für mich ist das ganze auch eine Gewissensfrage, besonders, wenn man bedenkt, wie viel sie in so kurzer Zeit gemeistert hat. Ihr ganzes Verhalten sagt mir: sie ist grundsätzlich nicht überfordert (sonst hätte ich schon auf die Bremse getreten), sie steckt das alles gut weg, läßt mich auch im Büro mal in ein anderes Zimmer gehen, ohne hinterherzudackeln (was mir sagt, sie fühlt sich langsam halbwegs sicher)...
Vielleicht noch zur Info: das ist jetzt zwei Mal passiert (1x Chef, 1x ein anderer Kollege) und ich habe es ihr beide Male verboten (sie läßt sich leicht mit einem kleinen Zischen begrenzen) und habe dann die Situation ganz bewußt erstmal NICHT aufgelöst, um ihr zu zeigen: ICH mach das. Also, was ist Eure Meinung: Richtig? Falsch? Irgendwas dazwischen? Wie regelt Ihr das mit "unerwünschtem richtigen Verhalten"?
Liebe Grüße
Franzisa & Marley