Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen
-
-
Ich muss doch nochmal um Rat fragen bzw. um Meinungen bitten... Ich habe heute mal wieder mehr über das ganze Thema mit Marleys Angst vor Fremden nachgedacht und überlege, ob ich nicht noch gezielter gegen die Angst antrainieren könnte. Allerdings mach ich mir etwas Gedanken darüber, ob ich nicht übermotiviert bin und am Ende mehr Schaden anrichten könnte als dass es was nützt. Daher schreib ich jetzt einfach mal auf, was mir so im Kopf rumgeht, versuche, mich dabei einigermaßen kurz zu fassen und freue mich über Feedback
Ich habe kürzlich einen Futterdummy für Marley gekauft, weil er immer schon gern geschnüffelt hat und auch in der Wohnung gern mal Futterbröckchen sucht. Abgesehen davon, dass er in vielen Fällen draußen viel zu nervös ist, um großartig zu fressen, möchte ich einfach kein Futter lose auf den Boden streuen, da wir in der Stadt wohnen und ich nicht möchte, dass er irgendwann anfängt, jede Wiese nach Fressbarem abzusuchen. Das ist mir schlicht zu gefährlich. Den Futterdummy bringt er ja (hoffentlich
) im Ganzen zu mir und bekommt dann direkt von mir was, hat aber vorher auch Suchspaß. Soweit die Theorie.
Nun hab ich aber überlegt, dass, da er an dem Dummy echt Spaß hat, sich da auch eine Möglichkeit bieten könnte, den Dummy als Ablenkung/Belohnung in stressigen Situationen aufzubauen. Natürlich Schritt für Schritt und ganz langsam.Gleichzeitig grübele ich aber auch seit längerer Zeit über einen Clicker nach. Ich wollte mich ohnehin mal auf der schon mehrfach hier im Forum erwähnten Seite zum Markertraining ein bisschen genauer informieren, wollte aber auch die Gelegenheit nutzen, hier mal nach Erfahrungen mit Clickern bei Angst zu fragen. Ist es möglich, den Clicker auch sozusagen nur als Belohnungssignal bei angstauslösenden Reizen zu verwenden? Könnte dann ja vielleicht in Richtung Zeigen&Benennen gehen bzw. wäre vielleicht auch eine Bekämpfung von Geräuschängsten möglich. Marley reagiert zwar nicht übermäßig empfindlich auf Geräusche - am ehesten noch, wenn er ohnehin etwas gestresst ist - aber das ein oder andere angstauslösende Geräusch gibt es eben doch.
Ich könnte mir vorstellen, dass man mit dem Clicker halt sehr viel präziser an einzelnen, auch verschiedenartigen Angstauslösern arbeiten kann als mit einem Futterdummy. Marley mag es zum Beispiel auch gar nicht gern, wenn man mit irgendwelchen Gerätschaften an ihm herumdoktort. Neulich brauchte er Augentropfen gegen Bindehautentzündung... da war viel Trickserei, Überredungskunst und Schönfüttern nötig und keine Methode hat immer zuverlässig funktioniert. Ein Futterdummy wäre in dem Moment vermutlich nicht besonders nützlich, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Clicker da helfen könnte.
Andererseits wäre zumindest für die Angst vor Menschen der Futterdummy vielleicht sogar besser geeignet, denn spätestens, wenn mal mehr Menschen unterwegs sind, wäre Suchen/Apportieren vermutlich eine bessere Alternative als stillsitzen, den Reiz anschauen und auf den Keks warten (vereinfacht gesagt). Beispielsweise beim Spaziergang an einer stärker befahrenen Straße: da könnte man den Dummy ganz gut einfach den Bürgersteig entlang werfen, während man mit dem Clicker ja zu Anfang vermutlich jedes Auto bestätigen müsste. Dass man mit so einem Training an einer wenig befahrenen Straße anfängt, ist mir natürlich klar; das Beispiel soll nur meinen Gedankengang verdeutlichen.Als dritte Möglichkeit könnte man vielleicht auch beides aufbauen, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das für Hundi nicht zu verwirrend wäre und ob es nicht auch einfach schlicht und ergreifend viel zu viel wär - schließlich ist Marley erst sechs Monate alt. Klar, bis ich soweit bin, dass ich in der Stadt überhaupt mal gezielter mit ihm üben kann, wird sowieso noch eine Weile vergehen, weil er in den meisten Fällen draußen noch nicht fressen mag. Aber ich will ja auch nicht irgendwas anfangen, dann abbrechen, dann was anderes ausprobieren und das arme Tier zusätzlich zu seiner Unsicherheit auch noch verwirren. Vielleicht wäre auch Möglichkeit Nr. 4 die ratsamste: abwarten und gar nicht groß gezielt trainieren, sondern die Zeit für sich arbeiten lassen. Bisher hat das ja auch relativ gut funktioniert, auch wenn wir nicht unbedingt Quantensprünge gemacht haben. Letztlich will ich meinen Hund ja nur unterstützen.
So, ich hoffe, ihr konntet meinen Überlegungen folgen. Ich freu mich über Meinungen :)
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Ich kann dir nicht sagen, was davon besser ist. Aus dem Bauch heraus würde ich persönlich wahrscheinlich die Clickervariante wählen. Dazu ein paar Anmerkungen: Der Clicker funktioniert vermutlich dann am besten, wenn er wirklich häufig in angenehmer Atmosphäre aufgeladen und mit angenehmen Sachen in Verbindung gebracht wird. Wenn dein Hund draußen fast immer vor irgendwas Angst hat und du den Clicker immer draußen benutzt, dann wird sich kein sonderlich gutes Gefühl mit dem Click verbinden, denke ich. Dazu kommt dann noch, dass er oft nicht mal das Futter nach dem Click aufnehmen könnte.
Also ja, im Prinzip so, wie du am Schluss sagst: Geduld und eher die Zeit für sich arbeiten lassen. Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.
In der Augentropfensituation selbst hilft dir der Clicker erstmal auch nicht so viel, wenn man aber lange vorher ansetzt, dann kann man ein tolles Medical Training damit machen.
Wenn du den Clicker nutzt, um den Hund in jeder freiwilligen Auseinandersetzung mit seiner Umwelt zu bestärken, dann bringt euch das vermutlich erst mal am meisten. Ein Dummy in einer Menschenmenge wäre ja eher Ablenkung, also Augen zu und durch statt aktiver Auseinandersetzung. Ich selbst nutze das zwar auch, aber bin mir, wie du, auch nicht sicher, ob das für den kleinen nicht zu viel auf ein mal wäre. Auf jeden Fall kannst du später, wenn du das Clickern schon beherrschst, wunderbar den Umgang mit dem Futterbeutel per Clicker aufbauen. Und genau, vielleicht erleichtert es dir die Entscheidung, wenn du dich auf der Markertrainingseite erst mal einliest. -
An sich ist der Clicker eine gute Idee, in der Theorie. In der Praxis hat das bei uns gar nicht geklappt.
Wir haben es versucht mit dem Clicker mehrere Wochen bestimmt, und das hat draußen, in den kritischen Situationen (wofür das ganze Training ja auch gedacht war) überhaupt nicht funktioniert, weil unser Hund, wenn er panisch wird, auf gar nichts mehr reagiert oder annimmt (weder Rufen, noch Leckerlis oder Lieblingsspielzeug). -
Wenn der Click gut aufgeladen wird, dann kommt er in solchen Situationen manchmal schon noch im Hirn an, auch wenn die primären Verstärker dann nicht angenommen werden können.
Aber meine Empfehlung bezog sich eh eher auf die generelle Umweltunsicherheit von @Jadras Hund: Ich denke, es könnte ihm gut helfen, die Welt Stück für Stück immer ein bisschen weiter zu erkunden. Den Clicker in Extremsituationen anwenden ist dann noch mal eine andere Liga, finde ich. Da würde ich mich evtl. sogar vorsichtshalber professionell anleiten lassen. -
Hallo Jadra,
ich persönlich würde mit dem Dummy arbeiten, kann aber jetzt nur von uns ausgehen, da ich ja Deinen Hund nicht kenne.
Faro hat auch Menschenangst und während unseres Urlaubs auf Usedom ist mir bewusst geworden, dass ich Faro mit Spiel und Apportieren sehr gut ablenken kann. Ihn haben die Menschen am Strand dann gar nicht gestört und er ließ es sogar zu, dass meine Freundin mit ihm spielte. Er kannte Heike noch nicht.
Clicker habe ich versucht, aber das Geräusch machte Faro schon Angst und deshalb habe ich Abstand davon genommen -
-
@Joco und Co
Welchen Clicker hast du den benutzt?
Es gibt ja welche die sehr leise sind ;). -
Vielen Dank für die lieben Antworten und Erfahrungen :)
Nachdem ich noch einmal eine Nacht über diese ganzen Überlegungen geschlafen habe, tendiere ich dazu, erstmal beim Futterdummy zu bleiben, auch wenn ich mich sicher mal mehr über Clickertraining belesen werde. Aber @anfängerinAlina, du hast es ja schon ganz richtig erwähnt, ich müsste ihn erst einmal dazu bekommen, dass er draußen in der Lage ist, Futter anzunehmen. Das Problem habe ich natürlich mit beiden Varianten, aber vielleicht ist Spiel mit mir noch ein bisschen 'selbstbelohnender' als ein Geräusch. Und sollte es nicht so funktionieren, wie ich es mir erhoffe, habe ich vermutlich wenigstens ein schönes Spielchen für uns aufgebaut, das wir zumindest bei Spaziergängen außerhalb der Stadt mal spielen können.
Es wird in jedem Fall sowieso noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis wir das mal gezielt zum Stadttraining nutzen können. Erstmal schön in der Wohnung etablieren, dann vielleicht mal den Hausflur mit einbeziehen und dann mal draußen an einem ruhigen Ort spielen. Wenn er irgendwann mal so weit ist, dass er den Dummy im Park (wo er auch jetzt schon ab und an ein Leckerlie nimmt) mehrfach apportiert, ohne sich von der Umgebung ablenken zu lassen, dann können wir es mal langsam an schwierigeren Orten probieren. Da ich im Moment nicht täglich und auch nicht oft hintereinander trainiere (ich möchte spielen, keinen Apportierjunkie heranzüchten), wird es ohnehin noch eine Weile dauern, bevor auch nur die Wohnungstür mal aufgeht beim Training.
Das Problem beim Clicker sehe ich für uns auch erst einmal darin, dass er draußen ja sehr viel die Umgebung scannt und sehr viel wahrnimmt. Da könnte es sich einfach schwieriger gestalten, die vielen Reize zu clickern als ihn davon abzulenken. Auch wenn man also in ruhiger Umgebung anfängt, kommt früher oder später der Moment, in dem ich es auf der Wiese hinter dem Haus probieren müsste - und wie viele Reize da in dem Moment gleichzeitig auftauchen, kann ich einfach nicht kontrollieren.
Wie auch immer, ich lese weiter fleißig mit und halte euch auch auf dem Laufenden :)Übrigens, ein positives Erlebnis von neulich ist mir noch eingefallen, das ich erwähnenswert finde: Wegen der Bindehautentzündung waren wir letzte Woche beim Tierarzt und diese Woche nochmal zur Kontrolle, weil wir uns nicht sicher waren, dass es schon ausgestanden ist. Beide Besuche fand er nicht unbedingt angenehm (fremde Hände, die an den Augen rumfummeln), aber beide Male hat er hinterher ein Leckerlie von der Tierärztin angenommen und gleich gefressen.
Das hatte er vorher noch nie geschafft.
-
@Joco und Co
Welchen Clicker hast du den benutzt?
Es gibt ja welche die sehr leise sind ;).Der ist, soviel ich weiß, von Karli aus dem Fressnapf und relativ laut, vielleicht sollte ich mir einen leisen für Faro besorgen und den lauten für Atti lassen( er ist nicht schwerhörig,
)
-
Der ist, soviel ich weiß, von Karli aus dem Fressnapf und relativ laut, vielleicht sollte ich mir einen leisen für Faro besorgen und den lauten für Atti lassen( er ist nicht schwerhörig,
)
Milo hatte auch extreme Angst vor Clickern und ich habe mir damals auch gleich mal extra ein paar bestellt die besonders leise sein sollten
Trotzdem versteckte er sich jedesmal sobald er das Ding sah und nahm nicht mal seine Lieblingsleckerlies...
Diesen Sommer, ungefähr ein Jahr später, habe ich es nochmal ausprobiert und Milo hat plötzlich gar keine Probleme mehr mit dem Clicker (nicht mal mehr mit dem "normalen") und es funktioniert plötzlich :) Vlt braucht Faro auch nur Zeit? :)
-
Besonders Jugendliche, die es dann auch noch witzig finden, wenn ein Hund panisch an ihnen vorbei will und dann extra einen auf "cool" machen und irgendwelche Grunz-Geräusche und Ausfallschritte vollführen. Da krieg ich jedes Mal `nen Hass, aber sooo einen!
Ja, letztes Mal wollten auch Jugendliche direkt vor Milo von einer (nicht sehr hohen) Mauer springen, obwohl ich ihnen extra gesagt habe, dass sie das sein lassen sollen und mein Hund Angst vor ihnen hat... Fanden sie anscheinend besonders lustig und sind dann, obwohl ich ein Riesenstück zurückgegangen bin, extra besonders nahe zu Milo hingesprungen und fanden sein Bellen auch noch lustig & haben ihn nachgeäfft -.- Manchmal wünschte ich, er wäre ein größerer Hund, damit die Leute wenigstens ein biiisschen mehr Respekt hätten
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!