"Unkontrollierbare" Junghündin beim Anblick von Artgenossen

  • Hallo,


    hast du mit Mia denn schonmal explizit Frustrationstoleranz, Impulskontrolle und Orientierung am Halter geübt? Wenn nein, braucht man sich eigentlich nicht wundern, dass sich Mia so verhält. Woher soll sie es können? Bei Labbis ist das leider nicht im Starter-Paket enthalten. ;)
    Zunächst würde ich diese drei Sachen mit ihr trainieren, dass sie gruppentauglich wird. Und sobald dies erreicht ist, ab in den Gruppenkurs. Solange würde ich sie nur mit erwachsenen, wesensfesten Hunden zusammen lassen, die notfalls auch mal eine deutliche Ansage machen.


    lg,
    Rafaela

  • Hundeschule ging leider nicht, weil sie durch ihr Verhalten "gruppenuntauglich" ist. Sie würde die ganze Trainingsstunde jaulen und zerren und dann ist der Lerneffekt ja auch gleich Null.


    Vernünftige Hundeschule suchen!
    Bei uns im Verein kam mal ein Schäferhund an, der bei Hundesichtung ein übles Theater machte, mit Jaulen, Bellen und Umsichbeissen.
    Wir haben dann angefangen, in einiger Entfernung vom Platz zu arbeiten und haben uns immer weiter heran getastet. Als es direkt am Zaun funktioniert hatte, als andere Hunde auf dem Platz waren, sind wir mit einem anderen Hund auf den Platz gegangen und dann kam nach und nach immer ein Hund mehr dazu.
    Hat nicht mal 8 Wochen gedauert, bei 2 Trainingstagen/Woche.

  • Nach unausgelastet klingt das nicht, eher nach totalem Synapsensalat. Damit meine ich, dass sie vor lauter Freude, Aufregung, Anspannung, Adrenalin etc. so hochfaehrt im Gehirn, dass gar kein klarer Gedanke mehr gefasst werden kann vor Lauterlauter.
    Normalerweise kannst du den Gedanken, bzw. die Idee davon welches Verhalten du gerne haettest in der jeweiligen Situation anerziehen und dann mit Uebung abrufen.
    Da scheint bei dir noch keine feste Strategie oder feste Ablaeufe fuer Hundebegegnungen zu sein. Luna faehrt hoch und du hast nix in der Hand, um sie zu bremsen oder zu lenken.


    Meine Huendin war in der Zeit aehnlich. Nicht, dass sie in der Leine hing und keifte oder so, sondern den Kontakt zu Artgenossen einfach gerne hat, immer direkt hinwollte, alles anspielte und da auch zum Ueberdrehen neigte, wenn sie nicht mal einen auf die Glocke gekriegt hat.


    Ich hab als erstes festgelegt, dass Hundespiele nur auf einer bestimmten Freilaufwiese stattfanden und ansonsten bei Leinenkontakten mal geschnuffelt werden konnte, aber nichts mehr.
    Die Freilaufwiese, die ich gewaehlt hatte hab ich taeglich 1 Mal angesteuert, Schlepp an den Hund ran und mich an den ganz aeussersten Rand hingesetzt.
    Zappeln, Hinrennen wollen, Gejanker etc. hab ich umgelenkt in Ruhe einhalten, zuschauen duerfen und abwarten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Mobber-Hunde, distanzlosen und Umrenn-Hunde ( mit denen ich keinen Kontakt wollte) beim Ableinen direkt kopflos mitten auf die Wiese schiessen und dort ihr "Spiel" beginnen. Sie sind immer an uns vorbei, haben uns gar nicht wahrgenommen.
    Die ruhigen, souveraenen und selbstbewussten Hunde aber gingen beim Ableinen sehr bedacht los, guckten sich um und haben uns oft "besucht" aus Neugier. Mit denen hab ich dann kontrollierte Begegnungen geuebt, indem ich meiner Huendin den Kontakt zugestanden habe, wenn sie gewollt reagierte, aber den Kontakt abbrach, sobald sie losbloedelte. Viel brauchte ich da nicht machen, weil die souveraenen Hunde an sich schon eine Ausstrahlung hatten, die meine beeindruckte und auch im richtigen Moment richtig austeilten.
    Mit einer Huendin bin ich jetzt seit 2 1/2 Jahren im regelmaessigen Kontakt, weil sie eine super Lehrmutter ist, meine super erzogen und zurechtgewiesen hat. Meine Huendin hat sich ganz ganz viel abgeschaut und verinnerlicht davon und ihr frueheres Verhalten voellig abgelegt.


    Die Schlepp hatte ich uebrigens eine zeitlang dran bei diesen Kontakten, um meine auch einfach runterholen und massregeln zu koennen, wenn ich es fuer angebracht hielt. Es gab dann keinen kopflose Rennerei, sondern gezielte Aktionen so auf 10qm in kontrolliertem Tempo. Musst du natuerlich mit den jeweiligen HuHas abklaeren, aber die meisten sehen da gar kein Problem drin, wenn es wirklich kontrolliert ist und du auch eingreifst.
    Das Ableinen kam erst spaeter dazu, als meine kontrolliert und nicht mehr so abgedreht war, dass sie auch durch einen normalen Abruf im Tempo gedrosselt oder sicher aus der Begegnung rausgerufen werden konnte. Da hab ich ihr auch erst die wirklichen Rennspiele zugestanden.

  • Wir hatten das Problem auch. Geholfen hat mir der Clicker.
    Ich habe mich teilweise in Parks gesetzt und die Leine festgebunden, so das dort von mir keine Aktion kommen musste. Dann immer Clicker und Belohnung wenn Hund kam und der Krawallofant ruhig oder zumindest ansprechbar war. Anfangs habe ich Plätze gewählt die entsprechende Abstände hatten. Dann immer näher und als Hunde ohne Theater vorbeigehen konnten bin ich dazu übergegangen im Laufen zu trainieren. Hier auch erst mit Abstand, dann angenähert. Wenn er angefangen hat rumzuflippen, bin ich sofort umgedreht und bin vom Objekt der Begierde weg. Wenn er schön ruhig blieb, durfte er auf Kommando “o.k.“ auch schon mal begrüßen ( natürlich in Absprache mit dem anderen HH). Ganz haben wir das zwar noch nicht im Griff, aber seine “Ausfälle“ sind seltener geworden und er läßt sich problemlos abrufen, wenn er doch mal durchstartet. Damit kann ich gut leben. Den Clicker haben wir ausgeschlichen und er reagiert jetzt (meistens) mit einem Blick zu mir, wenn Hunde in Sicht kommen. Von Anfang bis Stand jetzt sind Ca. 4 Monate vergangen.
    Wenn deine Hündin ähnlich ist wie meiner, dann kommst du mit körperlicher Einwirkung nicht weiter. Meinen juckt das Null. Der war dann so unter Strom, das Du ihn hättest festtackern können und nicht mal das hätte er gemerkt.
    Das er so gut auf den Clicker reagiert hätte ich Anfangs nicht gedacht. Lag wohl auch an den Hähnchenherzen, die es als Belohnung gab :)
    Probiers doch mal aus.

  • Weiß nicht, Leute ob ich da schief gewickelt bin, schreib jetzt einfach mal Meinung hin und ihr dürft mich dann "klein machen", ok?


    Ein junger Labrador ist doch oft ein Hund der vor lauter unendlicher, allumfassende Liebe distanzlos glücklich auf alles und jeden mit großer Freude draufspringt. (Dass das nicht erwünscht ist, ist mir auch klar.)
    Dann hat dieser Hund wohl eine große Sehnsucht nach "Rudelkuscheln", gleichaltrigen Tobe- und Spielpartnern, hundgemäßem Kräftemessen, Kumpeln.
    Eigentlich erstmal doch ganz "positive" Bedürfnisse. (Er will ja nichts kaputtreißen…)


    Nun kommen lauter "Halte-ihn-bloß-fern"-Ratschläge, und da bin ich nun genau anderer Meinung:


    Meiner Meinung nach braucht dieser Hund viele, viele gute Sozialkontakte. Jeden Tag Begegnungen mit sozial-erfahrenen Hunden, die ihm auch körperlich gewachsen sein müssen. Die ihm das völlig Überschwängliche abgewöhnen, ihm Hundebenehmen beibringen. Ihm die so wichtigen sozialen Kontakte ermöglichen.
    Erst, wenn er diesen "leeren Speicher" voll hat, wird er überhaupt anderen Lernprozessen zugänglich sein.
    Wenn man bei solch einem Hund dieses Urbedürfnis mac Rudel nicht befriedigt, erwachsen daraus immer neue, größere Probleme.


    So, nun seid ihr dran, auf die Plätze, fertig…..

  • In gewisser Weise hast du sicher Recht. Aber ein fast einjähriger Labbi, der vmtl an die 30kg wiegt, sollte doch gelernt haben, dass es für alles seine Zeit gibt... Es gibt Zeiten, da darf man toben und Quatsch machen und andere Zeiten, da hat man sich ordentlich zu verhalten.
    Die Hündin der TS hat das offenbar (noch) nicht gelernt und da fände ich es schon gut, wenn man erstmal daran trainiert und ihr solange nur ausgewählte Sozialkontakte ermöglicht. Nicht jeder Hund findet es megageil, wenn ein riesiger aufgedrehter Labbi auf ihn zustürtzt...

  • Passt auch zu unserer Erfahrung. Je mehr Kontakt zu verschiedenen Hunden Emma hatte, desto normaler wurde es für sie. Dass sie seit ner Woche wieder in alte Muster fâllt schieb ich auch mal auf n Hormonschub! :) bei ihr sind es aber nicht nur Hunde, sondern auch deren Halter und andere Menschen. Und je mehr die sie beachten, desto mehr dreht sie auf. Da reicht oft schon bloßer Blickkontakt. Also sagen wir immer unser Sprüchlein ("Bitte gar nicht beachten!") und gut is meistens.

  • Ja, die allumfassende Liebe des Labbis.
    Ich seh das in der Tat anders. Vielleicht bin ICH da auch einfach anders...
    Ich möchte einen entspannten ansprechbaren Hund draussen. Hat (m) ein Hund ein gewisses Erregungslevel überschritten, ist es schwierig mit dem Entspannten und Ansprechbaren und so.
    Meinem Hund bringt es überhaupt gar nichts, zu anderen Hunden hinzubrettern. Doch- es bringt ihm Stress. Ihm und dem anderen Hund.
    Sehr hilfreich, es wurde bereits gesagt, sind souveräne Althunde, die ihn ignorieren. Da fährt er runter und benimmt sich. Mit denen kann er auch gut frei laufen.
    Es geht ja nicht darum, dem Hund Sozialkontakte zu verbieten. Aber es gibt eben noch was anderes als das sinnlose Hundewiesengetobe.

  • Passt bei meinem leider nicht.
    Der hatte auch ausgesuchte Sozialkontakte aber je mehr die Hunde ihm gesagt haben ““verpiss dich“ umso mehr hat er den Kasper gemacht. Als er eine Zeit lang gar keine Kontakte mehr hatte, wurde er ruhiger.
    Kann eine Ausnahme sein oder aber der Dickschädel vom Beauci-Anteil in ihm. Keine Ahnung. Jedenfalls muss ich Hundekontakte einschränken, er reagiert da ein bisschen wie ein Balljunkie drauf. Je öfter er sein everybodys-darling getue ausleben kann, je aufgedrehter ist er wenn er mal nicht darf. Impulskontrolle ist eigentlich kein Thema bei ihm, die hat er. Vielleicht ist er aber auch einfach ein bisschen bekloppt, wie Frauchen halt auch :)

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