Warum keine Sterilisation bei Hündinnen

  • Zitat

    Medizinisch spricht da Garnichts dagegen.


    Aber es hält sich ja weiterhin das Gerücht dass Kastration Gesäugetumoren usw. vorbeugt (was bei vielen ja als Grund genannt wird). Außerdem wird eine sterilisierte Hündin weiterhin läufig, blutet also die Wohnung voll & ist weiterhin für Rüden interessant. Viel viele Halter deshalb keine Option,weil sie zwar wohl eine Hündin haben wollten aber irgendwie mit dem was eine Hündin ausmacht nicht klar kommen.


    :D :gut:

  • Zitat


    Und was genau macht es dann weniger riskant?


    Nicht weniger riskant, aber der Vergleich mit Frauen haut nicht hin.
    Anderer Zyklus= sehr viel weniger Gebärmuttervereiterungen= ein Ausräumen nicht nötig.
    Huendin = sehr häufig Gebärmuttervereiterungen = sehr viel häufiger Grund für eine Kastration.

  • Im Zyklus der Hündin öffnet sich während der Läufigkeit der Muttermund. Wo gut was raus kann (Läufigkeitssekret) kann logischerweise auch gut was rein (Bakterien, in dem Fall oft Darmbekterien wie E. coli). Das bluthaltige Läufigkeitssekret ist ein idealer Nährboden und durch den Östrogeneinfluss am Uterus während dieser Zeitperiode ist die lokale Immunabwehr etwas herabgesetzt.


    Normalerweise kommt das Immunsystem damit zurecht, normalerweise werden Bakterien auch zumindest zum Teil durch die natüliche Selbstreinigung des Uterus "ausgespült" (abfließendes Läufigkeitssekret + später normales Uterussekret). Aber halt nicht immer. Grade ältere Hündinen mit nicht mehr so fittem Immunsystem oder solche mit hormonelle Unregelmäßigkeiten sind Risikokandiatinnen.


    Dann schaffen es die eingewanderten Keime hochzuwandern in die Gebäumutter und setzten sich fest, es entsteht eine Infektion.
    Nach der Läufigkeit schließt sich dann der Muttermund und es entsteht praktisch eine abgeschlossene Brutkammer mit idealen Bedingungen für Bakterien.
    So ensteht eine Pyo.


    Wie es beim Menschen ist weiß ich nicht...



    Wenn ich eine Hündin schon einer vollen Bauchhöhlen-OP unterziehen würde um sie unfruchtbar zu machen, dann würde ich eine Hysterektomie machen (lassen), eine sogenannte eierstockschonende Kastration bzw "ovary sparing spay".
    Informationen samt Demovideo dazu hier:
    http://www.parsemusfoundation.org/ovary-sparing-spay/


    Dabei verbleibt ein oder beide Eierstöcke, nur der Uterus wird entfernt. Die Hündin hat dadurch den Nutzen des normalen Hormonhaushaltes, riecht dementsprechend auch weiter für Rüden attraktiv, macht einen normalen Zyklus durch, würde sich auch normal paaren.
    Blutet aber nicht mehr und kann keine Gebärmutterentzündung kriegen (der Uterus ist ja das, was sich entzündet und wo das Läufigkeitssekret herkommt, und der ist weg).



    Sich einfach so nach Lust und Laune paaren lassen würde ich aber auch so eine Hündin nicht. Eine sterilisierte schon gar nicht, da wäre mir das Risiko des Keimeintrags und anschließender Pyometra viel zu groß, aber auch auf einer Hündin ohne Uterus würde ich nicht alle 6 Monate zig mal nen unsauberen Rüden drauf rumjuckeln haben wollen, man kann auch da noch zumindest Vaginitis (Scheidenentzündung) und Deckverletzungen haben.



    Sterilisation wäre für mich persönlich keine Lösung. Ich würde wie gesagt auch so eine Hündin aus gesunheitlichen Gründen ebenso trennen und sich keinesfalls einfach so paaren lassen, die Arbeit was trennen und aufpasen angeht ist mit ner sterilisierten Hündin also die gleiche wie mit ner intakten. Und ich hab trotzdem das volle Nakrose- und OP-Risiko einer Bauchhöhlen-OP und ein normal hohes Pyometra-Risiko. Letzteres kann ich mit nem ovary sparing spay ausschalten und das wäre mir schon sehr wichtig.


    Der einzige Vorteil an einer Sterilisation der Hündin wäre also wirklich, dass im Falle des Falles nix passiert. Aber mit vernünftigem aufpassen und sonst eventuell Spritze zum Trächtigkeitsabbruch ist man da auch ziemlich sicher, insofern sehe ich da keine Indikation für.



    Eine Hündin sterilisieren kann oder könnte jeder etwas geübtere Weichteilchirurg. Ich denke die meisten wollen es nicht, entweder weil sie generell noch nicht mitbekommen haben, das Kastration bei der Hündin gesundheitlich nicht das non plus ultra ist, oder eher weil sie es, ebenso wie ich, aus anderen Gründen für relativ sinnfrei halten.


    Eine reine Hysterektomie/ovary sparing spay erfordert etwas mehr Sorgfalt unf Können vom Operateur, der Uterus muss wirklich relativ genau an der Cervix (Muttermund) abgesetzt werden und Reste von Uterusgewebe/Schleimhaut müssen komplett entfernt werden, sonst hat man das Risiko einer sogenannten Stumpfpyometra:
    Durch den Hormoneinfluss während der ja normal eintretenden Läufigkeit wird das verbliebene Uterusgewebe "aktiviert", es kommt zu Sekretion von geringen Mengen Läufigkeitssekret, die aber oft nicht richtig abfließen können, und der Stumpf, der ja frei in die Bauchhöhle mündet, kann sich dann eben schön entzünden.


    Auch das ist aber für einen ordentlichen Chirurgen kein großes Problem. Kann vielleicht nicht jeder Wald- und Wiesen-TÄ, aber mindestens in größeren Kliniken wo auch sonst alles an Weichteilchirurgie gemacht wird, sollte das drin sein.

  • Danke Marula für den Beitrag!



    Zitat

    Marula, besteht bei dieser Art der Kastra ebenfalls das Risiko einer Inkontinenz?


    Zumindest die Schwächung des Gewebes durch den Wegfall der Hormone dürfte es nicht mehr geben, da die Hormone ja weiterhin produziert werden.

  • Na ja, ich muss dazu sagen, dass ich bisher 3 Hündinnen hatte (zwei noch habe) und alles drei haben ihre Probleme. Mein zwei Jack Russel hatten an der Milchleiste ihr Probleme bekommen, was eine OP jeweils nach sich ziehte, meine andere Schnauzer Mischlingshündin eine Zyste an den Eierstöcken. Diese ist letzte Woche aufgeplatzt und zog eine Not OP nach sich. (Wir hoffen dass es auch nur an der Zyste lag) Wenn man diese Erfahrungen gemacht hatte, dann bin ich schon ein großer Befürworter für eine Kastra von Hündinnen geworden. Und meine Schnauzer Dame war zwar immer lange heiß und hatte Milcheinschuss, war aber sonst immer noch gut drauf und hat auf einen immer gehört. Deswegen bekomme ich auch immer einen Schrecken, wenn viele Menschen das nicht ernst nehmen, wenn die Hündinnen "leiden". Gerade bei Extremfällen hatte unser Heilpraktiker gesagt spielen dann oft Zysten eine Rolle.

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