Gezieltes Stöbern - wie aufbauen?

  • Hallo zusammen,


    wie schon in einigen Threads zu lesen war, übe ich gerade mit meiner griechischen Jagdsemmel (vermutlich ein Brackenmischling) den Jagdtrieb in die richtigen Wege zu leiten. Loki stöbert eher, als dass er etwas auf Sicht und Nase jagd. Das sieht dann so aus, dass er aus dem Lauf querfeldein rennt und durch's Unterholz prescht. Wenn er Glück hat (und ich Pech) verfolgt er seinen Fund lautgebend durch's Gestrüpp. Wenn er nichts findet, ist er unter einer Minute wieder da, wird er fündig, stehe ich da auch schon mal 5-8 Minuten verlassen rum.
    Er ist danach sichtlich glücklich. An der Schlepp ist er wirklich ein Engel. Ist die ab, will er sofort seiner Stöber-Passion folgen.
    Wichtig ist vielleicht noch: Er steht nicht vor oder zeigt irgendwie an, dass er eine Spur aufnimmt. Er rennt aus dem freien Lauf in den Wald, aus Spaß am Rennen. Es überkommt ihn einfach. Da ist zunächst keine Spur, die sucht er sich erst.
    Nun machen wir Schleppleinentraining, ein bisschen AJT nach Pia Gröning und ein bisschen JET (in erster Linie Suchhundegruppe, Impulskontrolle Reizangel).


    Das hat trotzdem aus meiner Sicht nichts mit gemeinsam jagen zu tun. Denn er liebt ja das Stöbern. Er würde sicherlich weniger abhauen, wenn wir gemeinsam Spaß haben könnten.
    Ich habe nun ein paar Videos einer Schweizerin gesehen, allen voran dieses hier:
    http://youtu.be/2MlxerIwCYQ


    Das sieht so aus, als wenn sie den Hund gezielt ins Unterholz schickt. Wenn ich Loki gezielt stöbern lassen könnte und er würde Eichhörnchen und Vögel mit Bellen anzeigen dürfen, könnte ich mir vorstellen, dass wir wirklich gemeinsam durch den Wald gehen.


    Hat jemand für mich konkrete Tipps oder Literatur?


    Danke und beste Grüße
    Geckolina

  • Es gibt kein gemeinsames Brackieren oder Stöbern auf Eichhörnchen oder Vögel. Echtes Brackieren und echtes Stöbern ist auch nicht einfach durch den Wald preschen. Kaum ein anderer Jagdhund hat eine so hohe Spurtreue wie die Bracke; dabei geht es sehr wohl um Naseneinsatz. Ein Vogel oder ein Eichhörnchen ist nicht das, was Deinen Hund dann interessiert. Dass Dein Hund das, was Du Dir vorstellst, als akzeptable Ersatzbeschäftigung empfindet und das eigenständige Jagen aus reinem Spaß an der "Jagd mit Dir" sein lässt, wird nicht passieren.


    Eine Ersatzbeschäftigung kannst und sollst Du ihm trotzdem bieten. Sie wird nur nie das sein, was echtes Brackieren ausmacht. Oder Stöbern im Treiben. Mantrailing könnte man testen, Fährtenarbeit oder Dummyarbeit auch, je nachdem wie der Hund drauf ist; Bracken sind oft gute Nachsuchenhunde, d.h. Fährtenarbeit und Mantrailing könnte von der Anlage her schon passen. Wenn der Hund vor allem seine Energie mit Laufen loswerden will, kannst Du ihn auch ans Fahrrad nehmen oder mit ihm Joggen.


    Was im Video gezeigt wird, ist ein Stoppfiff. Das ist ein Signal, mit dem der Lauf des Hundes unterbrochen wird, und er ist genau so gut wie der Gehorsam eben gut (oder schlecht) ist. Ob Du den Hund nun aus der Jagd abrufst, ihn mit einem Stoppfiff stoppst oder mit einem "Nein" sein Tun abbrichst, ist egal - alles musst Du aufbauen und durchsetzen können.


    Mein Tipp wäre daher: Passende kontrollierte Ersatzbeschäftigung suchen, am allgemeinen Gehorsam arbeiten und den Hund ansonsten nur so weit von Dir weg lassen wie Du ihn noch zuverlässig kontrollieren kannst.


    Viele Grüße
    Schnuffeltuchler

  • Hallo Schnuffeltuchler,




    Zitat

    Es gibt kein gemeinsames Brackieren oder Stöbern auf Eichhörnchen oder Vögel. Echtes Brackieren und echtes Stöbern ist auch nicht einfach durch den Wald preschen. Kaum ein anderer Jagdhund hat eine so hohe Spurtreue wie die Bracke; dabei geht es sehr wohl um Naseneinsatz. Ein Vogel oder ein Eichhörnchen ist nicht das, was Deinen Hund dann interessiert.


    Er brackiert vermutlich auch nicht, sondern prescht wirklich nur durch den Wald. Nase ist nicht tief und auch nicht in der Luft. Wenn sich was bewegt, meistens Eichhörnchen rast er hinterher und meldet dann lautstark das Tier auf dem Baum. Es sieht nicht gezielt aus. Vielleicht stelle ich mir das auch falsch vor: Mit tiefer Nase am Boden oder Nase in der Luft.


    Zitat


    Dass Dein Hund das, was Du Dir vorstellst, als akzeptable Ersatzbeschäftigung empfindet und das eigenständige Jagen aus reinem Spaß an der "Jagd mit Dir" sein lässt, wird nicht passieren.


    Er soll es in erster Linie nicht sein lassen, weil das mit mir so Spaß macht, sondern quasi das aktuelle Tabu "Bleib aus dem Gestrüpp raus" weniger interessant machen. Außerdem dachte ich, so irgendwie besser aus realistischeren Situationen den Rückruf zu festigen. Wir machen viel im Bereich JET: Wir gehen zu einer Suchhundgruppe, ich verstecke den Futterbeutel, wir üben an der Reizangel Impulskontrolle ....


    Zitat

    Eine Ersatzbeschäftigung kannst und sollst Du ihm trotzdem bieten. [....] Wenn der Hund vor allem seine Energie mit Laufen loswerden will, kannst Du ihn auch ans Fahrrad nehmen oder mit ihm Joggen.


    Passiert schon alles, scheint aber nicht Ersatz genug.


    Zitat


    Was im Video gezeigt wird, ist ein Stoppfiff. Das ist ein Signal, mit dem der Lauf des Hundes unterbrochen wird, und er ist genau so gut wie der Gehorsam eben gut (oder schlecht) ist. Ob Du den Hund nun aus der Jagd abrufst, ihn mit einem Stoppfiff stoppst oder mit einem "Nein" sein Tun abbrichst, ist egal - alles musst Du aufbauen und durchsetzen können.


    Ich habe mich ins Prinzip des doppelten Rückrufs eingelesen und heute damit begonnen, den Anker aufzutrainieren.
    Die Umorienterung haben wir tatsächlich davor unbewusst auftrainiert. Habe heute ebenfalls ausprobiert den Futterbeutel in besonders unwegsames Gestrüpp zu werfen, unbemerkt. Den Hund dann später zu schicken. Er arbeitet schon mit leichten Richtungsangaben. Das schien ihm großen Spaß zu machen, weil er eben wirklich über Äste und einen Bach springen musste. Er darf ansonsten gar nicht den Weg verlassen. Ich dachte mir das als eine Form der Belohnung.


    Beste Grüße
    Geckolina

  • Moin,


    ich beobachte das Brackieren auf Hasen immer sehr gern in Schweden, mit melodischem Geläut (Bellen) verfolgen die mit tiefer Nase die Spur, je nach Gelände langsamer oder schneller - aber wenn sie die verloren haben, dann sieht ihr Suchen schon aus wie ein umherrirren durchs Geäst. Und das kann lange dauern..... die Bracke im August hat bestimmt zwei Stunden nach der Fährte gesucht.


    Ansonsten sieht das schon so aus, der Hund sucht eine Fährte und stürmt dabei ab durch die Botanik..... ich weiß nicht, ob ich so etwas gezielt üben würde, denn dabei kann es immer (!!!) zum Aufspüren von Wild kommen (das mitunter fahrlässig nah am Weg abliegt) und dann ist er auf und davon und leider fällt das unter Wilderei und kann für Hund und Tier sehr gefährlich werden.


    Eichhörnchen sind da echt das kleinere Übel....


    Bei Hasen, auf die man brackiert ist das gewöhnlich so, der Hund macht den Hasen hoch, der stiebt davon und der Hund sucht auf der Fährte nach. Duch das Bellen weiß der Hase immer wo der Hund ist und kann seine Flucht ergonomisch gestalten. Er wird aber und darauf kommt es eben an, am Ende zu der Stelle zurückkehren, von der er hoch ist und dort wartet der Jäger zum schießen. Aber Rehe und andere Tiere verhalten sich halt nicht derartig und je geübter Dein Hund ist, desto sicherer und auch desto länger wird er weg sein.


    Deshalb bin ich froh, das mien Lucas noch auf Sicht jagt, ist das Reh durch die Büsche ist es für ihn weg...... und er kehrt um. Wehe dem Tag an dem er seine Nase runter nimmt und weiter hetzt. Deshalb vermeide ich solche Situationen absolut. Heute haben wir auf unserem Spaziergang 14 Rehe gesichtet..... na ja, jedenfalls ich. Das wäre eine schöne Jagd geworden. :hust: Und das Können eines Hundes kommt eben auch durch Erfahrung. Überleg Dir gut, ob Du das wirklich willst.


    Sichten, Anzeigen und heran pirschen, solange Lou ruhig ist, ist aber durchaus etwas, das wir hier im Feld trainieren können, aber -nur an Leine - nicht ohne.


    Sundri

  • Dieses frei in den Wald reinrennen nutzt der jagende Hund gerne, um Wild aufzustöbern und dann zu hetzen - also wäre ich damit seeeehr vorsichtig. Mein Bossi hat anfangs auch auf diese Weise mal ein Tier hochgemacht und dann auf der Spur lautgebend verfolgt - kein Spaß!


    Neben massivem Anti-Jagdtraining auf allen Fronten habe ich als Ersatzbeschäftigung angefangen, mit ihm zu trailen.


    Im Wald gilt aber beim Spaziergang, daß er sich in meiner Nähe aufzuhalten hat (damit ich ihn abrufen kann, wenn ich Wild sehe, notfalls mit Abbruchsignal), daß er nicht von den Wegen runtergehen darf (er korrigiert sich inzwischen nach max. 1-2 Schritten selbst, ohne daß ich was sagen muß), und wenn wir im Gelände unterwegs sind (abseits von den Wegen im Wald), bleibt er dicht bei mir, auch ohne Leine. Spuren werden gar nicht mehr verfolgt (wird grundsätzlich von mir verboten), es sei denn, es sind menschliche beim Trailen.


    Mir kommt es widersinnig vor, dem Hund als Bestätigung das Stöbern zu erlauben, das ich doch eigentlich gar nicht haben möchte, weil er dabei Wild hochmachen könnte (und dann brems ihn mal aus, wenn er am Rennen ist - da brauchst aber ein superdupertolles Abbruchsignal, das ist sonst fast aussichtslos!). Damit erlaube ich ihm das Stöbern ja quasi bzw. mache es supertoll, weil ich´s als tolle Bestätigung nutze - obwohl ich das ja eigentlich nicht haben will, wie gesagt.


    Wenn ein Vorsteher dies von alleine anbietet, ok - auch wenn auch das schon eine jagdliche Sequenz ist. Aber beim Vorstehen geht der Hund noch nicht auf der Spur oder ins Gebüsch, das gibt einem die Chance, einzugreifen. Aber bei einem Hund, bei dem ich nciht sehen oder erkennen kann, daß er gleich auf der Spur losschießt, würd ich mit diesem jagdlichen Verhalten (Stöbern) als Bestätigung nicht agieren, weil die Gefahr einfach zu groß ist.


    Und Sundri hat´s schon erwähnt: das ist Wildern, was Du Dir da vorstellst, den Hund ins Unterholz gehen zu lassen und anzeigen zu lassen! Mal abgesehen davon - wie willst das trainieren: im Unterholz siehst Du nicht, daß er auf die Spur gestoßen ist, wie willst ihm dann erklären, daß er dann bitte anzeigen soll, statt loszulaufen? Wie im richtigen Moment ausbremsen? Und wann ausbremsen: woher weißt Du, ob der noch am Stöbern ist im Gebüsch oder schon auf der Spur?

  • Hallo Sundri,


    vermutlich habe ich das Wort "Stöbern" unglücklich gewählt, weil es ja durch den Jagdjargon eindeutig vorbelegt ist. Ich suche eine Art Jagdspiel, was wir spielen können, das aber viel rennen beinhaltet. Soetwas in der Art "Such da alle Eichhörnchen und melde die" oder so. Ich weiß aber nicht, ob man sowas überhaupt wirklich spielen kann.


    Zitat

    Moin,


    [...]je nach Gelände langsamer oder schneller - aber wenn sie die verloren haben, dann sieht ihr Suchen schon aus wie ein umherrirren durchs Geäst.


    Bei Loki beginnt es immer mit Herumirren, rennen und sich verheddern im Geäst. Jetzt ist ja kaum noch Laub auf den Bäumen. Da kann man schön beobachten was er tut. Es sieht planlos aus, so nach "ich schau da mal".


    Zitat

    .. ich weiß nicht, ob ich so etwas gezielt üben würde, denn dabei kann es immer (!!!) zum Aufspüren von Wild kommen (das mitunter fahrlässig nah am Weg abliegt) und dann ist er auf und davon und leider fällt das unter Wilderei und kann für Hund und Tier sehr gefährlich werden.


    Das habe ich auch schon überlegt, was passiert, wenn der Futterbeutel auf oder neben einem Wildtier landet. Andererseits kann das ja bei den Suchhunden genauso passieren. Die Leute verstecken sich ja auch im Wald. Aber recht hast du schon, es ist riskantes Spielen. Andersherum kann man halt so wirklich gut den Rückruf trainieren: Geliebter Futterbeutel liegt im geliebten Gestrüpp. Wenn du schnell zu mir kommst, darfst du ihn holen (oder ich werfe den Felldummy).


    Mein erster Hund war auch ein Sichtjäger. Loki kann nicht mal so weit schauen, wie ich spucken kann. Er macht mehr mit der Nase. Ich würde gerne den Beutel weiter aufwerten, das Spiel für ihn so gestalten, dass es für ihn gar keine Option ist, dann nicht zu kommen. Ich bin mir auch sicher, dass jemand, der sich mit diesen Hunden besser auskennt, sofort sehen würde, was falsch läuft. Leider waren ja meine Trainererfahrungen bisher eher "nicht so doll".


    Beste Grüße und danke,
    Geckolina

  • Hi Bieboss


    Zitat


    Neben massivem Anti-Jagdtraining auf allen Fronten habe ich als Ersatzbeschäftigung angefangen, mit ihm zu trailen.


    Nach welcher Schule hast du AJT gemacht?
    Klingt ein bisschen nach Pia Gröning? Habe bisher auch alles so praktiziert wie du es beschreibst. Was mir daran nicht gefällt, abgesehen davon, dass wir gerade keine Fortschritte machen, ist, das eben viele Verbote dabei sind. Nein, ins Gebüsch. Nein, nicht dem Vogel hinterher. Nein, nicht den Radius überschreiten ... Natürlich bekommt er Leckerchen für Zurückschauen, er darf den Futterbeutel holen, den ich verstecke, der Spur folgen, die ich lege. etc.
    Aber insgesamt ist halt sehr viel Nein dabei.


    Zitat


    Mir kommt es widersinnig vor, dem Hund als Bestätigung das Stöbern zu erlauben, das ich doch eigentlich gar nicht haben möchte,


    Das stimmt soweit. Aber an der Reizangel belohne ich ja auch mit erlaubten Hetzen und auch packen des Dummies, wenn der Hund kooperiert. Ich weiß, dass auch dieser Ansatz strittig ist. Aber hier klappt dieser Part richtig gut. Ich gebe das Warte-Signal. Und egal, wie schnell sich der Dummy bewegt, der Hund bleibt absolut cool, bis ich das Kommando gebe. Aktuell üben wir das Down aus dem Lauf heraus. Das ist etwas schwieriger.


    Zitat

    wie willst das trainieren: im Unterholz siehst Du nicht, daß er auf die Spur gestoßen ist, wie willst ihm dann erklären, daß er dann bitte anzeigen soll, statt loszulaufen? Wie im richtigen Moment ausbremsen? Und wann ausbremsen: woher weißt Du, ob der noch am Stöbern ist im Gebüsch oder schon auf der Spur?


    Darauf habe insgesamt keine Antworten, deswegen frage ich ja. Zum einen, ob das überhaupt geht und wenn, wie es geht. So wie ich es grad lese, geht es sinnvoll gar nicht.
    Dann noch eine Frage:
    Wie habt ihr eure Belohnungen aufgewertet, sodass sie irgendwann über dem flüchtenen Eichhörchen stehen?


    Beste Grüße und danke,
    Geckolina

  • Zitat

    ...
    Nach welcher Schule hast du AJT gemacht?
    Klingt ein bisschen nach Pia Gröning? Habe bisher auch alles so praktiziert wie du es beschreibst. Was mir daran nicht gefällt, abgesehen davon, dass wir gerade keine Fortschritte machen, ist, das eben viele Verbote dabei sind. Nein, ins Gebüsch. Nein, nicht dem Vogel hinterher. Nein, nicht den Radius überschreiten ... Natürlich bekommt er Leckerchen für Zurückschauen, er darf den Futterbeutel holen, den ich verstecke, der Spur folgen, die ich lege. etc.
    Aber insgesamt ist halt sehr viel Nein dabei.


    Ja, vieles nach Gröning - aber eben ohne Jagdsequenzen in die Bestätigungen mit aufzunehmen - ich möchte dem Hund ganz klar signalisieren, alles, was Jagen betrifft, ist tabu. Dann kann ich keine jagdliche Sequenz als Bestätigung dulden oder gar gezielt benutzen, das kann der Hund nicht verstehen in meinen Augen. Andere Dinge selbst ausprobiert, was halt beim Hund funktioniert. z.B: ganz viel rückruftraining, und den Rückruf IMMER mit viel Lob und Spiel oder Leckerli bestätigt, fast nie zurückgerufen, um ein Spiel zu beenden, sondern nur, um zu belohnen etc.


    Das mit den Verboten, das kommt darauf an, wie man´s umsetzt - wenn er ins Gebüsch gehen will, kommt halt einfach schnell ein anderes Kommando, z.B. SITZ oder HIER (was, das einfach nicht mit Stöbern zusammengeht) - und das wird dann bestätigt. Als Abbruch dient also einfach eine neue Aufgabe (statt eines Verbots oder gar Abbruchsignals), die ihn hindert, das weiterzumachen, was er gerade tun wollte.


    Denn der Hund macht ja auf Dauer immer öfter eher das, was von Dir meist bestätigt wird, und geht dann nicht mehr so oft ins Gebüsch rein, und Du brauchst das gar nicht mehr groß zu verbieten. Der geht ja nur ins Gebüsch, um Spuren zu finden, oder sich zu beschäftigen, weil grad anderweitig nix los ist, ich ihm also somit sozusagen die Zeit gebe. Beschäftige ich ihn in dem Moment anderweitig, kommt er gar nicht erst auf die Idee, und lernt, sich an mir zu orientieren, weil bei mir oft mal was Tolles passiert (nicht im Gebüsch, indem er da auf ne Spur trifft o.ä.) - das Spielen oder Abrufen etc. kann man mit der Zeit gut reduzieren, sodaß man nicht zum Alleinunterhalter unterwegs mutieren muß auf Dauer. Inzwischen reichen 1-2 Aufgaben unterwegs, und er ist "bei mir".


    Ich möchte also "auf dem Weg bleiben" belohnen, nicht "vom Weg gehen" verbieten, dann fühlt sich das für den Hund schon ganz anders an. Als rechtzeitig eingreifen, dann mußt Du nicht erst verbieten.
    Wenn ich Vögel sehen würde, die er jagt (meiner ignoriert die zum Glück, steht eher auf Rehe & Co), dann rufe ich ihn einfach zu mir, bevorer sie entdeckt (dann kann ich den Abruf belohnen statt was zu verbieten), und beschäftige ihn anderweitig oder sichere ihn.


    Will er eine Spur verfolgen (Nase runter), fliegt mit einem jubelnden "Heyyyyy" plötzlich das Balli, weg von der Spur, und er darf´s mir bringen und damit zergeln. Damit ist das Spurenverfolgen abgebrochen und trotzdem positiv.


    Nicht den Radius überschreiten = positiv: "Radius einhalten". Das lief erstmal ne Zeitlang über die Schlepp (danach hat er schon nimmer so nachgedacht, ob er weiter weg geht, weil der Abstand sich von alleine einprägt, er gewöhnte sich daran, näher bei mir zu sein), und später ohne die Schlepp dran über Spielchen o.ä., also wieder Spieli/Leckerli zücken, sobald er zu weit weg geht, und damit zeigen, bei mir ist´s schöner/spannender/wasweißich.....


    Letztlich entscheide ich über den Radius auch nach Tagesverfassung, ist er gut ausgelastet und entspannt, darf er weiter weg laufen. Hab ich 4 Wochen kein Mantrailing gemacht, und er hört heute erst auf den 3. Abruf, bleibt er in engerem Radius um mich herum - das lernte er ganz gut, wenn ich 2-3mal ausbremse, sobald er zu weit ist, bleibt er inzwischen gut da.


    Jeder Blick zu mir wurde bestätigt, jedes spontane Umdrehen und Herlaufen, jedes Warten an einer Kreuzung, oder wenn ein Hund kommt, dieses kurze "ich bleib stehen und guck erstmal, was da vorne kommt", wurde verbal und mit Leckerli bestätigt. Halt alles, das mir zeigt, er ist noch "eingeschaltet", "für mich erreichbar", im Hinterkopf noch "bei mir", oder wie Du das ausdrücken möchtest.


    Insgesamt ist es eigentlich ein "bei mir und in meinem Umkreis ist es toll", was ich dem Hund beizubringen versuche mit all diesen Maßnahmen, nicht die Anweisung, dieses oder jenes oder das zu unterlassen. Er soll sich mit mir beschäftigen (und wenns nur ist, daß er mich im Hinterkopf hat und empfangsbereit für Kommandos bleibt, wie gesagt, ich bin ja nicht sein Alleinunterhalter), dann sucht er sich nicht automatisch selbst ne "nette" 4beinige Beschäftigung, die mir dann nicht gefallen würde..... :ugly:


    Außerdem ist es mir inzwischen gelungen, herauszufinden, wie ich ihn beruhigen kann, wenn er hochdreht. Ne kurze Sequenz konzentriertes Arbeiten hilft manchmal, und bei Wildduft, wenn er richtig hibbelig wird, ein langgezogenes beruhigendes "schhhhhhhhhhh, ruuuuuuhig". Damit fährt man sich kurioserweise auch selbst runter (bin sonst eher der Action-Typ mit den Wuffs unterwegs), und ich glaube, das färbt ab *gg Der wird dann richtig langsamer, bremst sich, dreht rum, bleibt näher bei mir, läuft erstmal wieder neben mir, trabt statt zu galoppieren. Echt cool.... ;-) Ist wohl mein Äquivalent zum anderweitig oft gehörten "eeeeeasy.....", das extra auftrainiert werden muß.


    Zitat

    ...
    Das stimmt soweit. Aber an der Reizangel belohne ich ja auch mit erlaubten Hetzen und auch packen des Dummies, wenn der Hund kooperiert. Ich weiß, dass auch dieser Ansatz strittig ist. Aber hier klappt dieser Part richtig gut. Ich gebe das Warte-Signal. Und egal, wie schnell sich der Dummy bewegt, der Hund bleibt absolut cool, bis ich das Kommando gebe. Aktuell üben wir das Down aus dem Lauf heraus. Das ist etwas schwieriger.


    Hm - jein - wenn ich so trainiere, mach ich´s mit dem Zerrseil statt Reizangel (weil das halt bei uns immer im Schub bereit liegt, hab nicht direkt ne Reizangel), und das Teil apportiert er dann nach Freigabe (von sich aus, sonst ist er überhaupt kein Apportierer), um mit mir zu zergeln - dabei geht´s eher ums Spielzeug-holen zum Zergeln, das Zergeln mti mir ist die ultimative Bestätigung für ihn, als ums Hetzen.


    Und er hetzt ja dabei keinen Wildgeruch oder stöbert auf ner echten Fährte, wenn er das Teil holt. Mir gehts halt darum, weder Wildgeruch noch Fährte zu verfolgen (glaub ich hab das bisserl falsch ausgedrückt vorhin, net Jagen an sich ist tabu, sondern Wild und dessen Geruch/Fährten) (auch weil die Spuren zum (noch) lebenden Wild führen könnten, und ich ihn dann nimmer bremsen könnte, wenn er was hochmacht, ist sozusagen mein individuelle Entscheidung, was ich diesem Hund erlauben möchte und was nicht - bei nem anderen Hund würd ichs vielleicht anders machen). Trailen ist ja auch Jagen - aber eben auch ohne Wildgeruch. Sozusagen umgepolt *gg Ganz weg von jagdlichen Anlagen wirst nie kommen, klar. Ersatzbeschäftigung brauchst auf alle Fälle, weil Du den Trieb net weg kriegst, der will schon weitgehend befriedigt werden. Aber eben kontrolliert und nicht am lebenden Wild, sondern so, wie ICH es erlaube und wann ich es erlaube.


    Zitat

    ...Dann noch eine Frage:
    Wie habt ihr eure Belohnungen aufgewertet, sodass sie irgendwann über dem flüchtenen Eichhörchen stehen?...


    Gar nicht - da kommt dann das Abbruchsignal. Denn das ist meine Überzeugung und auch Erfahrung: wenn der Hund erstmal läuft, dann hilft keine Belohnung mehr, für einen Jagdhund ist das Hetzen DIE ultimative Tätigkeit, und damit nicht zu übertreffende Bestätigung. Klar kann man Bestätigungen aufwerten (z.B. bei mir das Zerrseil nicht nur werfen, sondern auch damit zerren, wenn ers bringt; oder Leckerli nicht ins Maul stopfen, sondern übern Asphalt kullern lassen zum "jagen" oder aus der Luft fangen lassen) - aber die beste Bestätigung der Welt wird nienicht toller sein als das Hetzen, ganz klar. Da kannst mit ner halben Sau winken- wenn der renn,t dann rennt er.


    Wer sagt, seine Bestätigung ist toller als das Hetzen/Spurenverfolgen, der hat entweder keinen hetzenden Jagdhund (sondern z.B. nen Vorstehhund, bei dem ja wahrscheinlich die Hetzneigung in der Zucht eher versucht wird rauszukriegen), oder benutzt nen lebenden Hasen als Bestätigung, den er dem Hund vor die Nase setzt zur Ablenkung vom Reh... :ugly: (oer ist noch nicht live auf ein reh getroffen mit seinem Hund *gg)


    Zum Belohnen: Zergeln ist für Bossi DIE Beschäftigung überhaupt. Wenn ich das Zergel daheim für ihn sichtbar einpacke, geht der nichtmal mehr Pipimachen unterwegs und klebt an mir, bellt mich fordernd an, etc. (ich muß das Teil dann verstecken in der Tasche, dann geht er). Wenn ich ihn wo weglocken möchte, klappt das damit bedingungslos - nur eben bei Wild nicht, aus dem genannten Grund.
    Ich hab also generell für die Bestätigung schon immer das genommen, was er angeboten hat. Spiel mit MIR ist eh supertoll, Zergeln ist das Nonplusultra, und dann noch mit mir - dann isser glücklich *gg Oder im Hochsommer: Spieli ins Wasser (oder ans andere Ufer, jedenfalls, so, daß er noch planschen kann --> Kombi von mehreren tollen Sachen und damit Aufwertung) werfen, bringen lassen und zergeln. Oder rennen. Das findet er auch toll. Wenn er z.B. nen schwierigen Abruf toll befolgt, quietsche ich beim Zurückkommen, und sobald er (fast) bei mir ist, renne ich in dieselbe Richtung wie er, mit ihm zusammen, und er freut sich, springt an mir hoch, und rennt begeistert mit. Und dann grinst der ganze Kerle und betet mich den Rest des Spaziergangs an ;-)

  • Dem ist einfach nicht viel hinzuzufügen, außer - genauso arbeiten Bracken halt und sie gehören nicht zu den Hunden, bei deren Zucht man Wert darauf legt, das sie eine Fährte abbrechen...... das ist ihr Job, das Wild verfolgen bis es dem Jäger vor die Flinte geht und sie brennen nicht wahllos durch sondern arbeiten die Fährte sicher und fein aus, über sehr lange Zeit, ähnlich wie Nachsuchenhunde.


    Jegliches den Hund in die Büsche schicken auf der Suche nach Wild fällt unter Wilderei, das sollte Dir ganz bewusst sein. Neulich ist bei uns jemandem der Futterbeutel tatsächlich neben einen Hasen gefallen, der daraufhin los ging - Futterbeutel war für diesen Hund (Jagdhund aus Malta) sofort, auf der Stelle völlig uninteressant - die ganze Arbeit beginnt jetzt von vorn. Nichts, aber auch gar nichts ist schöner für einen jagenden Hund als hinter dem Wild her zu gehen...... Bracken sind da eben noch anders, weil es ihr Job ist, der Fährte bis zum Ende zu folgen.


    Unsere Vorsteher brechen eher ab, ich hab mir das sehr sehr genau überlegt, ob ich meinen Malik pfeife, wenn er erst mal auf und davon war - es gibt Untersuchungen, das bei Hunden dann hormonell so ein Cocktail herum wirbelt, das sie tatsächlich einen Tunnelblick bekommen und mehr oder weniger taub werden, für alles um sie herum. Das kann eine Ersatzbeschäftigung nie bieten.


    Malik war so gut ausgebildet, das er auch in den Schonzeiten ohne Leine laufen konnte, "zurück" und "warten" waren da die wichtigsten Arbeitskommandos, den Weg nicht verlassen..... wie BieBoss das beschreibt. Aber je länger die Schonzeit dauerte, spirch, je länger er nicht jagen durfte...... desto wehementer musste ich werden. Entspanntes Spazieren gehen war nicht, ich musste immer bei meinem Hund sein, sonst war er, sofern die Fährte richtig frisch war, auf und davon. Und mit Erfahrung (deshalb würde ich das auf Wild einarbeiten unbedingt lassen) erkennen Hunde auch sehr gut, in welche Richtung der Wildwechsel geht.


    Abbruchkommandos für den Notfall sind in jedem Fall besser als Rückrufe, es fällt den jagenden Hunden leichter sich hinzulegen und dem Wild nachzusehen, als umzukehren. Aber das muss sorgfältig aufgebaut werden und manchzmal geht es nicht ohne Druck, denn unsere jagenden Hunde sind klug, sie wissen genau, das sie ab einer bestimmten Entfernung ausserhalb unseres Einwrrkungsbreiches sind und Bracken erst recht, denn sie arbeiten allein in weiter Flur, die brauchen uns da nicht.


    Sundri

  • Auf dem Video wird der Hund zur Verlorensuche geschickt. Das dürfte dem, was du suchst recht nahe kommen - aber nicht mit Eichhörnchen, sondern mit Dummies oder Lieblingsspielzeug. Das lässt sich aufbauen, und viele Hunde mögen es supergerne. Ist aber eine sehr selbständige Beschäftigung für den Hund. Man kann statt dessen den Hund aber auch gezielt in Querschlägen von einer gedachten Mittellinie/Weg aus nach rechts oder links schicken (revieren). Da ist die Zusammenarbeit mit dem HF viel enger.


    Es ist übrigens durchaus ein Unterschied zwischen einem Stoppfiff und einem als Stoppsignal genutzten Arbeitspfiff. Bei ersterem ist das Stoppen einziger Zweck des Signals, beim Arbeitspfiff geht es primär um die arbeit, der Stopp ist bloss ein Nebeneffekt. Die Motivationslage des Hundes ist eine ganz andere.

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