Mein Schäferhund hat nichts kennengelernt.

  • Wenn der Hund hochgefahren ist, kommt es auf den Hund drauf an. Meinen an einen Baum binden würde genau das Gegenteil erreichen (Panik, weil ich weggehe = noch mehr Stress). Wenn es bei euch klappt, gut. Meinem helfe ich mit Körperkontakt, also richtig festhalten, bis er runter kommt. Funktioniert aber natürlich nur, wenn ihr 100 %ig sicher seid, dass er nicht im Übersprung nach euch schnappt. Sonst ist das wahrscheinlich eher kontraproduktiv, weil ihr da nicht so ruhig bleiben könnt wie es nötig ist.


    Auslastung und Arbeit braucht der Hund im Moment wahrscheinlich nicht. Der Alltag ist schwer genug.


    Ansonsten: definitiv auf Schmerzen (Hüfte) checken lassen. Wenn er beim Laufen Schmerzen habt, könnt ihr trainieren, was und wie ihr wollt, es wird nichts bringen. Dann kann der Stress draußen gar nicht runter gehen.

  • Zitat

    Mir fallen drei Sachen auf:
    Meine Tipps:


    Als erstes sollte der Hund gründlich med. durchgescheckt werden (großes Blutbild mit Schilddrüsen werten usw.). Das mit der Hüfte usw muss immer wieder abgeklärt werden.


    Wir stehen im engen Kontakt mit unserer Tierärztin, da er schon das eine oder andere hatte. Seine Hüfte behalten wir immer im Auge und achten darauf diese nicht zu belasten. Wir wissen auch, dass gerade Schäferhunde aggressiv werden können, wenn sie Schmerzen haben. Ein großes Blutbild steht noch aus, werden wir nachholen. Auf die Idee sind wir leider noch nicht gekommen.



    Zitat


    Dann muss der Hund runtergefahren werden: kein Bällchenspiel, "Auslastung" oder ähnliches. Das braucht der Hund (jetzt) nicht, er hat Auslastung indem er einfach bei euch lebt und das alles verarbeiten muss.


    Der Hund braucht ca. 17 Stunden Ruhephasen (schlafen und dösen) am Tag. Hat er das bei euch?


    Natürlich ist er ein Ruhetier und wir versuchen ihn so viel wie möglich schlafen zu lassen. Er springt leider immer sehr schnell auf wenn einer von uns seine Handlung wechselt. Aber es ist schon besser geworden und er bleibt öfter liegen.



    Zitat


    Ich habe das Gefühl, das eure Erwartungen an das Hier und Jetzt zu hoch sind. Der Hund wird irgendwann mal soweit sein, aber nicht, wenn man einen Monat ganz intensiv übt. Der Hund ist auch einfach nicht erzogen worden, hat keine Impulskontrolle gelernt usw. das wird nichts mit der Rüpelphase zu tun haben, der Hund kann halt (noch) nicht anders reagieren.


    Laut Ratgeber und Trainer ist ein Schäferhund tatsächlich erst mit 3 Jahren aus dem Gröbsten raus. Bei kleineren Hunden geht das etwas schneller, zumindest war es so bei meiner Jacky Dame. Ja wir hatten am Anfang sehr hohe Erwartungen und sind falsch an die Sache ran gegangen. Ich fühle mich da aber auch schlecht beraten. Bei der ersten Trainerin waren wir immer Schuld wenn der Hund sich aufgeregt hat. Wir mussten ihn mit allem konfrontieren und wenn er sich aufregt, machen wir etwas falsch. Auf die Idee, dass es ihm noch zu viel ist ist keiner gekommen. Die Dame war aber auch sehr stressig. Mit dem Wissen von Heute hätte ich es natürlich anders gemacht :(


    Danke Für den Buchtipp!

  • Die Idee, ihm Entspannung "beizubringen", wäre jetzt auch mein Vorschlag gewesen, aber lajosz war schneller ;-) Ich kann mich den anderen Vorschlägen auch nur anschließen. Meine Hündin kam mit 2 Jahren aus Rumänien und kannte im Haushalt auch nichts. Es hat ca. 4 Monate gedauert, bis sie sich an den Alltag und seine Geräusche gewöhnt hatte. Und sie hatte den Vorteil, dass ich bereits einen Hund hatte, der das alles kennt und sie durch ihn lernen konnte, was im Zusammenleben mit Mensch normal ist und kein Grund zur Aufregung oder Angst. Am schnellsten ging das Autofahren - das liebt mein "Kleiner" über alles! Während ich und die Frau aus der Pflegestelle uns noch Gedanken gemacht haben, wie wir sie am besten da rein kriegen, ist einfach hinter Balou ins Auto gehüpft...


    Also Geduld, viel Liebe und Zeit sind hier gefragt! Was Euch vielleicht auch helfen könnte, wäre das Buch von Maria Hense "Der hyperaktive Hund". Darin gibt es auch u.a. ein Kapitel über erlernte Entspannungstechniken sowie jede Menge nützlicher Tipps rund um Hunde, die wie Deiner sehr schnell hochdrehen.


    So oft wie möglich in ruhigen Gegenden spazieren zu gehen wäre sicher hilfreich, damit der Jungspund erst mal lernen kann, was ihr grundsätzlich von ihm dabei erwartet.
    Wichtig für ihn ist sicher auch, dass ihr ihm Sicherheit und Schutz vermittelt, damit er lernt, dass ihr unbekannte und für ihn bedrohliche Situationen managt und er gelassener bleiben kann.


    Ich hatte mal Kunden mit einem weißen Schäferhund, der im Haus auch nicht viel kannte. Das Plastiktütenproblem konnten wir da dank seiner Verfressenheit mit Leckerlies entschärfen: Tüte auf den Boden (so ´ne schön raschelnde dünne), Leckerlies immer näher dran legen, bis man sie auf die Tüte legen kann und der Hund sie unbeeindruckt von dort nimmt und dabei sogar auf die Tüte tritt. Dann das gleiche mit anderen Tüten, damit er verallgemeinern kann. Das Thema war bei ihm nach einer halben Stunde vom Tisch und Tüten zukünftig ok. Natürlich wurde das Ganze noch viele Male durchpraktiziert, um die Erfahrung zu festigen und gesteigert mit "aktivem" Tütenrascheln.


    Immer alles in kleinen Schritten und solange der Hund entspannt mitmacht!!
    Ich habe durchaus den Eindruck, dass Ihr inzwischen auf einem guten Weg seid!! Durchhalten und über jeden noch so kleinen Fortschritt freuen :gut:

  • Zitat

    Die Methoden, die hier genannt werden (Beobachten, viel Abstand, kurze und ruhige Spaziergänge usw.), klingen logisch und das versuchen wir auch seit einiger Zeit. Ich habe nur immer die Sorge, dass er so zu wenig Bewegung bekommt. Immerhin ist er ein Schäferhund und der möchte arbeiten.


    Nicht jeder Schäferhund will unbedingt "arbeiten". Jordan ist ein adulter Rüde mit mächtig Power aber auf einen Platz bräuchte ich mit dem nicht gehen.
    Der ist mit unseren Wandertouren und seinem Wachjob auf unserem Grundstück wahrlich voll beschäftigt.


    Bei Jordan gilt auch nach 5 Jahren immer noch: weniger ist mehr


    Es ist für ihn absolut wichtig seine Ruhe zu bekommen. Alles Andere ist erst mal zweitrangig.

  • Zum Thema Auslastung könnte später Cavalletti-Arbeit für Euch interessant sein. Schont die Hüfte, weil kein Auf und Ab und Springen, zudem fängt man erst langsam im Schritt an. Das fördert die Konzentration, ist eine ruhige körperliche Beschäftigung und die Körperkoordination wird verbessert. Schritt gehen ist für Hunde recht anstrengend, da sie am liebsten traben - was für sie von Natur aus am energiesparendsten ist.

  • Hallo,


    also unsere beiden kannten auch überhaupt nichts als wir sie aus dem TH holten. Waren wohl nur auf 'nem eingezäunten Gelände draußen?
    Zur Orientierung: er war 1,5 Jahre sie 10 Monate.
    Allein ihn beim abholen ins Auto zu bekommen war 'ne Katastrophe. Daheim: ins Haus??? was ist das? HILFE!!!!!


    Kann vieles hier nur bestätigen möchte nichts wiederholen.
    Am Anfang haben wir eigentlich nichts anderes gemacht wie regelmäßige (kleine) Gassirunden zu festen Zeiten, die allmählich größer wurden.
    3x am Tag Gassi, hinterher immer Futter (was auch großer Stress war da sie vorher sehr unregelmäßg und zu wenig gefüttert wurden und unterernährt waren).
    Ansonsten eigentlich fast nichts.
    Bis diese Routinen drin waren, sie sich ans Haus gewöhnt hatten und an ihr neues Grundstück und an uns.
    Ging relativ schnell bis sie es genossen haben ;)
    Dann kam das Auto fahren: ab und zu mal ein kleiner Ausflug mit dem Auto um mal woanders zu laufen.
    Hat auch nicht lang gedauert da saßen sie schon vor dem Auto wenn sie ahnten es geht los.
    Usw.


    Hundekontakte am Anfang gar nicht. Ruhige Runden ausgesucht. Auch mit Übungen haben wir erst viel später angefangen.


    Hat bei unseren gut funktioneirt. Heißt aber nicht dass es bei jedem Hund so ist.

  • Meine war auch ähnlich. Sehr aufgeregt, keine Ruhe findend und sehr unsicher. Kannte nichts außer dem Tierheim.
    Unsicher ist sie nur noch manchmal, meist bei Wind und merkwürdigerweise bei Tüten und Plastikflaschen.
    Sie ist heute aber ein normaler Hund und wir haben unheimlich viel geschafft.
    Wer es nicht weiß, ahnt nicht, dass dahinter viel Arbeit steckt. Mittlerweile kann ich sie überall mit hin nehmen, sie kommt mit jedem gut zurecht und ist auch recht selbst bewusst geworden.



    Tapatalk Gekritzel von unterwegs

  • Zitat

    Meine war auch ähnlich. Sehr aufgeregt, keine Ruhe findend und sehr unsicher. Kannte nichts außer dem Tierheim.
    Unsicher ist sie nur noch manchmal, meist bei Wind und merkwürdigerweise bei Tüten und Plastikflaschen.
    Sie ist heute aber ein normaler Hund und wir haben unheimlich viel geschafft.
    Wer es nicht weiß, ahnt nicht, dass dahinter viel Arbeit steckt. Mittlerweile kann ich sie überall mit hin nehmen, sie kommt mit jedem gut zurecht und ist auch recht selbst bewusst geworden.
    Tapatalk Gekritzel von unterwegs


    Das hört sich toll an :) Glückwunsch! Ich habe großen Respekt vor so einer Leistung und vor der Ruhe und Geduld die hier viele Hundehalter haben.


    Wir haben gestern mit der konditionierten Entspannung begonnen und mein Partner und ich schalten ein paar Gänge zurück. Sollten wir wieder verzweifeln lese ich mir einfach nochmals hier alles durch. Ich kann gar nicht ausdrücken wie sehr mich die Beiträge beruhigen :gut:

  • Das ist eine gute Idee. Ich habe anfangs auch eine Art Tagebuch geführt, und wenn ich das, was ich so geschrieben habe, mit etwas Abstand lese, wird mir immer mal wieder bewusst, wie viel wir geschafft haben.
    Im Alltag vergisst man dass ja doch mal schnell.



    Tapatalk Gekritzel von unterwegs

  • Zitat

    Jetzt zu meiner Frage: Wer ist in einer ähnlichen Situation gewesen? Wie habt ihr es geschafft euren Liebling ausgeglichener zu bekommen? Und wie lange hat es gedauert? Monate? Jahre?


    Aira meine weiße Schäferhündin hat wahrscheinlich bevor sie zu mir kam, 7 Jahre im Zwinger an Kette leben müssen. Ich denke sie hat sehr wenig Erfahrungen in ihren jungen Jahen machen dürfen. Dementsprechend war sie und ist sie manchmal auch heute noch mit Außenreizen aber auch Hunden überfordert.


    Es wurden ja schon viele nützliche Tipps geschrieben.Ich muss sagen das ich damals ähnliches gesagt oder auch selber festgestellt habe aber im Alltag meine Probleme damit hatte. Einfach aus dem Grund, dass ich in einer Großstadt gelebt habe. Ich hatte auch kein Auto um mit ihr in reizarme Gegenden zu fahren......ich habe dann meine geliebte Gassirunde an der Elbe aufgegeben, zumindestens mit Aira und bin mit ihr in Parks gefahren, wo es weniger Menschen und Hunde gab.Da ich noch ne zweite Hündin habe, gabe es eine Zeitlang nur noch getrennte Runden.War zwar ein größerer Zeitaufwand aber so konnte ich mich intensiver mit Aira und ihren Bedürfnissen beschäftigen.


    Wirklich besser ist es eigentlich erst geworden, seit wir auf dem Land wohnen.Dort kam Aira endlich zu Ruhe und "richtig" arbeiten war erst hier möglich. Übrigens hat Aira erst nach einem Jahr, also kurz nachdem wir umgezogen sind, zugenommen und das fast 8 Kilo. Vorher war sie ein Gerippe und jeglicher Versuch ihr ein Fettreserven anzufüttern, war aufgrund des Stress nicht möglich.


    Aira ist einfach kein Stadthund und das ok so. Wenn wir mal in Städten unterwegs sind, kommt die alte Aira wieder zum Vorschein und ich habe einen gestressten, hippeligen Hund an der Leine.
    Eine Zeitlang habe ich hin und her überlegt ob und wie ich daran arbeiten soll aber inzwischen muss ich sagen, dass ich für mich die Entscheidung getroffen habe, dass ich entweder meine Anprüche an Aira in solchen Momenten runterschraube und ihr Ruhe& Sicherheit vermittelte oder sie erst gar nicht solchen Situationen aussetzte.


    Da Aira in der Wohnung wesentlich entspannter war, habe ich in der ersten Zeit überwigend drinnen gearbeitet. Das heißt Kommandos,Nasenarbeit(Futter versteckt, Futterbeutel, ZOS) und auch Frustrationstoleranz geübt. Draußen habe ich so gut wie gar nichts von ihr verlagt. Das war ein Tipp des Hundetrainers. Der andere, weil sie sich immer enorm bei Hundesichtung hochgepuscht hat, Körperkontakt also festhalten oder auch hinter mich bringen.


    All das hat geholfen aber was am wichtigsten war, Zeit und Geduld .Inzwischen lebt sie schon drei Jahre bei mir und ich kann jetzt sagen, dass ich zufrieden mit ihr bin. Klar gibt es noch kleine Baustellen aber sonst wärs ja langweilig =)


    Mensch ich wollte doch gar nicht so viel schreiben bzw. schon genannte Tipps wiederholen. War oder ist für mich ein Thema was mich sehr interessiert/beschäftigt und wenn ich da so im schreiben drin bin, es mir schwer fällt mich kurz zu fassen :roll:



    Der Idee von MaramitJule, Tagebuch zu schreiben finde ich sehr gut. So schlau war ich nicht und wen ich so darüber nachdenke, wärs jetzt bestimmt interessant es nach den Jahren durch zu lesen.


    Was mich noch interessiert. Ist dein Rüde überwiegend an der Leine?Wenn ja wie läuft er dort? Wie genau äußert sich das hochdrehen? In welchen Situationen macht er was genau?
    Wie verhält er sich eigentlich in der Wohnung?


    Zitat


    Wir haben gestern mit der konditionierten Entspannung begonnen und mein Partner und ich schalten ein paar Gänge zurück. Sollten wir wieder verzweifeln lese ich mir einfach nochmals hier alles durch. Ich kann gar nicht ausdrücken wie sehr mich die Beiträge beruhigen :gut:


    Find ich super und meinen Respekt habt ihr auch

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