ZitatAlles anzeigenWas genau soll "rüdenbissig" bedeuten?
Ich halte seit Jahren Rüden und alle waren/sind bis auf wenige Ausnahmen mit den meisten Hunden gut verträglich.
Sicherlich gibt es Rassen, die mit gleichgeschlechtlichen Hunden ab einem gewissen Alter nur noch bedingt oder gar nicht mehr verträglich sind, der Labrador gehört da nicht zu, da er insgesamt ein recht niedriges Aggressionspotenzial hat.
Letztendlich muss ein junger Rüde auch die Erfahrung machen, sich mal zu messen, zu prügeln - er muss also lernen, wie weit er gehen kann, wie kräftig er wirklich ist. Wenn man da im Ansatz eines Knurrens oder einen leichten aggressiven Auseinandersetzung schon den Hundekontakt unterbindet, entsteht Frust und dann nimmt womöglich ein Teufelskreis seinen Lauf.
Für einen Junghund ist es sicher immer gut, mit vielen erwachsenen und sozio-positiven Hunden Kontakt zu haben, die im Zweifelsfall aber auch mal deutlich sagen können, wenn es reicht.
Ebenso sollte er die Möglichkeit haben, sich auch mal mit einem anderen Junghund zu messen und seine Grenzen auszuloten. Gerade in der Pubertät sind Rüden deutlich risikobereiter und übertreiben auch mal, aber genau das müssen sie lernen, denn auch streiten/kämpfen will gelernt sein.
Die meisten Kämpfe unter Hunden sind reine Showkämpfe, wo meistens gar nichts weiter passiert, weil sie sehr ritualisiert und nach gewissen Regeln ablaufen. Und genau dieses Regelwerk muss der Hund durch Ausprobieren auch lernen dürfen.
Zudem muss man unterscheiden, um welchen Bereich der Aggression es geht, wenn Hunde einen Konflikt haben. Geht es um eine Ressource (z.B. Spielzeug) oder handelt es sich um eine Wettbewergsaggression (z.B. läufige Hündin) - diese Konflikte können Hunde in den meisten Fällen auch mal unter sich klären, wenn sie sich gut kennen und man die Situation einschätzen kann.
Dass ein Rüde einfach so aggressiv auf einen anderen Rüden los geht, ist sicher eher selten und oftmals auch ein Führungsfehler seiner Menschen bzw. mangelnde Führung.
Dass ein Rüde sich aber auch mal kloppen muss, halte ich für normal, wenn die Situation es erlaubt und man die Lage einschätzen und im Zweifel seinen Hund auch abbrechen kann.
Dass intakte Rüden sich bei der ersten Begegnung erst mal umkreisen wie zwei Hähne, finde ich auch normal, wenn der Mensch dabei nicht hysterisch wird, passiert auch da meistens nichts. Letztendlich ist jeder andere intakte Rüde erst mal ein potzenzieller Konkurrent, sei es bezüglich Revier, eines anderen Hundes (oder Hündin) und da begegnet man sich erst mal deutlich distanzierter.
Bei einem Labbi sehe ich eher das Problem, dass viele Rassevertretern die Möglichkeit zur aggressiven Kommunikation fehlt und diese aggressive Mimik eines Gegenübers oftmals auch nicht deuten können. Demnach könnte ein typisch überfröhlicher Labrador-Jungrüde ernste Anzeichen seines Gegenübers nicht verstehen, so dass dadurch Streit entsteht, quasi durch ein Missverständnis.
Aggressives Verhalten ist in den meisten Fällen eher deeskalierend und somit auch notwendig, um sich einen anderen Hund zum Beispiel auf Abstand zu halten oder eine Ressource deutlich abzugrenzen. Es ist also nötig, dass ein junger Hund lernt, diese Anzeichen zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren.
Dies kann ich als Mensch ja auch umsetzen und meinem Hund solche Dinge beibringen.
Und zusätzlich für qualitativ gute Hundebegegnungen zu sorgen, nicht die Menge macht es, sondern die Sinnhaftigkeit. Ebenso sollte man einen Blick dafür entwickeln, wann ich meinen Hund aus einer Situation mit einem anderen Hund vielleicht besser raus nehme bzw. einen Kontakt vielleicht erst gar nicht zulasse.
Pöbelei entsteht bei vielen Hunden auch aus Unsicherheit oder weil der Hund von seinen Menschen nicht deutlich genug geführt wird und in Begegnungssituationen völlig allein gelassen wird und diese Situationen vielleicht gar nicht händeln kann.
Gilt übrigends nicht nur für Rüden. Auch Hündinnen durchlaufen ähnliche Prozesse.
Gruss Eva