Trainingsmethoden?! Hormonchip?! Was tun?

  • Hallo ihr Lieben!


    Bin im Moment echt mehr als verzweifelt wegen meinem kleinen Rüden (3,4 Kilo, diesen Monat 2 Jahre alt).


    Es hat sich langsam gesteigert - von "hört wirklich zuverlässig" bis "hat die Ohren nur noch als Deko auf".


    Er war recht früh sexuell interessiert, so mit 6 oder 7 Monaten.
    Ab da hat er auch fleißig das Beinchen gehoben und nicht mehr wie eine Lady gepinkelt.


    Jetzt ist es momentan so dass er alle 2 Meter markiert, davor extrem lange schnüffeln, auch fast jedes Mal Pipi schleckt. Danach wird ausgiebig gescharrt, dabei entweder geknurrt oder hektisch losgeschossen um die Spur zu verfolgen (je nachdem, wer gepinkelt hat).


    Mich blendet er dabei leider komplett aus.
    Er zerrt an der Leine, macht absolut nur sein Ding.
    Ist nur auf Spurensuche, immer hinter der nächsten Pipispur her.
    Die Leine interessiert ihn dabei null.
    Wenn ich Kommandos dabei gebe, werden dievöllig ignoriert.
    Da steht er dann nur mit glasigem Blick und schmatzt an seine gefundenen Pipi. :muede:
    Wenn ich ihn dann nach einigen Minuten endlich weiterbewegen will, stämmt er sich gegen die Leine, hat keinen Bock, sich mal vom Fleck zu bewegen.
    Mit roher Gewalt will ich ihn halt auch nicht wegzerren...


    Er belästigt auch Hündinnen regelrecht.
    Dabei ist ihm egal ob die kastriert sind oder nicht.
    Er spielt auch schön mit denen aber letztendlich geht es ihm nur darum, an denen rumzuschlecken, deren Pipi zu probieren (direkt vom Opfer entnommen) und dann mal zu versuchen, ob man die rammeln kann.
    Abwehrversuche schrecken ihn auch nicht sonderlich ab.
    Er hüpft dann mal weg und dann geht es wieder zur Sache.
    Es ist nicht bei allen Hündinnen so, hauptsächlich sind es Jüngere, die Größe ist ihm dabei komplett egal.
    Letztens hing er einer Neufundländer-Hündin am Hintern. Die hätte nur Sitz machen müssen und es hätte für meinen Kleinen schlecht ausgesehen.


    Bei Kastraten ist es auch sehr extrem.
    Das betrifft auch nicht alle aber doch sehr viele.
    Die, die noch "rüdiger", "dominanter" sind, die lässt er in Ruhe.
    Alle anderen sind für ihn läufige Hündinnen.
    An denen leckt er permanent rum, rammelt an denen rum und ist völlig gestresst.
    Um einige Kandidaten mache ich mittlerweile einen riesen Bogen.
    Er heult dann nämlich auch zu Hause rum und will unbedingt zu denen. :/


    Das nächste Problem ist die Unverträglichkeit gegenüber anderen, unkastrierten Rüden.
    Wenn uns so einer begegnet, wird er stinkig.
    Wird ganz steif, Brust hervor, Rute bis zum Ansatz nach oben, tiefes Grollen.
    Wenn der andere ihn dann nicht in Ruhe lässt, gibts eins auf die Mütze.
    Er greift die richtig an, egal wie groß die sind.
    Er hat auch schon Schäferhund-mischlinge angegriffen.
    Zum Glück hat bisher keiner zurück geschlagen aber ich hab jedes Mal Angst dass mal etwas passiert.
    Mit wenigen, auserwählten intakten Rüden versteht er sich aber.
    Die sind dann meist aber schon älter.


    Am schlimmsten ist aber momentan der Rückruf.
    Das hat mal so super funktioniert.
    Mittlerweile interessiert es ihn nicht mehr die Bohne.
    Auch wenn ich superduper Leckerlies dabei hab (Käsewürfel, Kalbsaufschnitt etc)
    Er wittert eine Spur und düst ab. Dann kann ich ihn bei der nächsten Hündin oder dem nächsten Kastraten abholen, denen er sabbernd im Schritt klebt.


    Er hängt jetzt seit einiger Zeit an der Schlepp.
    Aber es wird einfach nicht besser! :verzweifelt:
    Die Leckerlis jucken ihn nicht, er zerrt permanent an der Leine, sein Radius ist etwa 50 Meter von mir entfernt optimal.
    Die 15 Meter Schlepp nerven ihn jetzt total.


    Ich weiß einfach nicht mehr weiter...


    Mein Hund entgleitet mir gerade total.


    Ich hab immer versucht, alles liebevoll richtig zu machen, ihn positiv zu bestärken, wenig zu schimpfen.
    Aber momentan bin ich nur noch frustriert und schimpfe auch oft oder werde laut.
    Das hilft leider garnichts.


    Ich werde schon von anderen HH angesprochen dass ich meinen Hund nicht im Griff habe, er sich absolut chefmäßig verhält und macht, wonach ihm lieb ist.


    Ich möchte meinen Schatz eigentlich nicht kastrieren lassen - wollte ich von Anfang an nicht.
    Aber momentan spiele ich so sehr mit dem Gedanken wie nie zuvor.


    Es nervt mich einfach - wie er drauf ist, immer unter Strom, nur am vorwärts kommen, achtet nicht auf mich, nur an anderen Hunden interessiert (egal ob negativ oder positiv).
    Ich möchte doch nicht dauernd mit ihm schimpfen!


    Ich weiß auch nicht, ob sich sein Verhalten nach einer Kastra ändern würde.
    Er weiß ja jetzt schon dass (läufige) Hündinnen toll sind und Kastraten auch. Und unkastrierte Rüden doof sind. Was meint ihr?


    Ich hab einfach extrem Angst dass er auch so einer wird, der dann von intakten Rüden belästigt wird.
    Das würde ich einfach nur schei*e finden!
    Er ist zwar extrem selbstbewusst aber ich würde auch nicht wollen dass er evtl unsicher wird.
    Das wäre ganz schlimm für mich.
    Ich hab auch Angst dass er sich sonst irgendwie verändern könnte - ins Negative.


    Die chemische Kastra wäre ja auch noch eine Alternative.
    Aber wie ungesund ist das wirklich?
    Man weiß ja noch nicht so viel über Spätschäden, oder?


    Ich weiß momentan einfach nicht, was ich tun soll damit wir wieder eine Einheit werden und alles wieder harmonischer wird. Dass mein Hund wieder auf mich hört, mit mir gemeinsam etwas machen will...?!
    So geht das nicht weiter... :( :


    Habt ihr einen Rat für mich?!


    Trainingsmethoden?!


    Oder doch die chemische Kastra mal um zu schauen, in wie weit er sich verändern würde?
    Gleich kastrieren weil die chemische Kastra Risiken birgt?!
    Hundetrainer, Hundeschule...?!?!


    Liebe Grüße, Favole

  • Ich habe vor langer Zeit meinen Tarzan der sich ähnlich , naja eigentlich genauso, verhielt wie deiner, die Kastration zum 3. Geburtstag geschenkt. Es war genial, er blieb so wie er immer war nur das ständige Gesabber, festgeschnüffel, Mädels belästigen etc war nach 2 Wochen komplett weg.


    Ich habs vorher mit Erziehung versucht. Er war der Streber vor dem Herrn wenn kein Mädel in Sicht war aber wenn eine kam...


    Habs bei ihm nicht bereut und würde es bei solchen Kandidaten auch wieder tun. Gut, gehts den Jungs ja so auch nicht. Die drei Rüden hier jetzt sind nicht kastriert und haben auch keine Probleme aber Tarzan war da echt heftig, mehr als einmal wurden ihm von seinen Auserwählten die Ohren blutig gebissen.


    Ich würde da auch gar nicht erst mit der Chemiekeule kommen, denn die verstärkt sein Verhalten in den ersten Wochen ja sehr wahrscheinlich erst mal noch.


    Beim Rüden ist die Kastration kein riesiger Eingriff und alles ist fix abgeheilt.

  • Habe auch so einen pubertierenden Kerl zu Hause, jedoch mit über 60 kg und ich kann vieles in Deinem Beitrag finden, das auch im Moment auf meinen Hund zutrifft. Aber ich käme (zumindest jetzt noch nicht) auf die Idee, ans Kastrieren zu denken. Das wäre für mich einfach nur „Bequemlichkeit“ und ist für mich kein Argument für eine Kastration.


    Ich glaube und hoffe, dass gut erzogene Hunde sehr gut in ihrem Geschlechtstrieb zu kontrollieren sind und daran arbeite ich zusammen mit meinem Trainer. Manchmal nicht einfach, aber ich wusste vor der Anschaffung, dass ich mir a) einen Rüden, der eben solche Verhaltensweisen in die Wiege gelegt bekam und b) einen so großen Hund zu mir hole.


    Natürlich gibt es klare Fälle, wo auch ich zugeben muss, dass eine Kastration eine Erlösung für den Halter aber vor allem für den Hund darstellt. Ich bin also keine Verfechterin der „No-go-Kastration“.


    So wie Du aber schreibst, ist Dein Hund meiner Meinung nach einfach ein junger „Rüde“, der prollt und protzt und mal in die Schranken gewiesen werden muss. Bist bzw. warst Du in einer Hundeschule?

  • Generell bin ich der Meinung, dass man Rüden durchaus so erziehen kann, dass sie sich auch im Sexualverhalten hemmen können.


    Bei Dir hört sich das ganze so verfahren an, dass ich Dir raten würde, den Hund per Chip kastrieren zu lassen, um ihn überhaupt erst mal ansprechbar zu machen UND dann noch mal gezielt an der Erziehung zu arbeiten.


    Wichtige Bereiche, die man bearbeiten müsste, sind dann Themen wie Frustrationstoleranz (also Geduld und sich hemmen können) und dazu ein gut aufgebautes Abbruchsignal. Wenn Du ihm z.B. an einem Leckerchen nicht "Nein" sagen kannst, brauchst Du es an einer läufig Hündin oder einer gut riechenden Pipi-stelle gar nicht erst probieren.


    Ebenso wäre für mich die Frage, ob Dein Hund ein bisschen Arbeit/Beschäftigung hat, also etwas, wo er seinen Kopf richtig anstrengen muss und daher seine Glückshormone holen kann.


    Als erste Maßnahme könntest Du ihn schon mal davon abhalten, überall und immer schnüffeln und markieren zu dürfe, bei dem Gewicht des Hundes sollte das ja kein Problem sein, einfach mal weiter zu gehen und er muss mit. Einen Spaziergang würde ich daher vielleicht etwas anders strukturieren.


    An der kurzen Leine wird ordentlich gegangen und nicht geschnüffelt und gepinkelt, um es einfacher zu machen, kannst Du ja mittig auf dem Weg gehen, so dass er die gut riechenden Stellen am Wegesrand gar nicht erreiche kann.


    Da, wo Du ihn sonst vielleicht abgeleint hättest, bekommt er dann eine lange Leine und darf schnüffeln und pinkeln. Mit dieser Maßnahme würdest Du zumindest mal eine wichtige Entscheidung treffen, die sonst der Hund getroffen hat.


    Im Alltag würde ich auch mal schauen, wann und wieviele Entscheidungen Du überhaupt triffst und welche Pflichten Du Deinem Hund abverlangst. Sowas sie auf die Decke schicken, mal auf Abstand zu Dir schicken, gewissen Dinge wie an der Haustür artig warten, vor dem Ein- und Aussteigen aus dem Auto warten, am vollen Futternapf warten - also insgesamt etwas mehr System in die ganze Sache bringen, wo der Hund mal etwas tun MUSS, um etwas zu bekommen (also Thema Geduld/Hemmung).


    Zusätzlich könntest Du ihn im Haus schon mal mit irgendwas beschäftigen, das dem Hund Spaß macht. Futterbeutel suchen und bringen oder so etwas in der Art. Und zwar nach klaren Regeln.


    Für mich hört es sich an, als wenn Du immer nur nett sein wolltest und Du dem Hund nichts abverlangt hast und Dich auch nicht durchsetzen kannst. Und jetzt bist Du genervt und sauer und bist für den Hund noch weniger einschätzbar und ernst zu nehmen.


    Ich denke, Du solltest anfangen, dem Hund auch mal ernsthaft und sehr ruhig und sachlich etwas zu verbieten, ihn ganz klar zu managen, ihm eine Struktur geben, ihm eine Verpflichtung auferlegen, ihm eine Arbeit anzubieten.
    Wenn er vorher gut gehört hat, wird er dann darauf auch wieder zurückgreifen können.

  • Warum soll dein Hund sich aendern? Du machst doch brav alles, was er von dir will...
    Er zerrt dich mit seinem Ibutschergewicht zu Pissstellen hin, du dackelst nach, er verweiger das Weitergehen, du bleibst stehen.
    Fuer ihn wunderbar, aber du hast deine Glaubwuerdigkeit verloren.
    Warum soll er auf dich achten? Du kommst doch immer mit und er bestimmt Tempo und Richtung.
    Diesem jungen Mann wuerde ich beibringen, dass er gerade mal gar nichts zu vermelden hat, es wird nicht gezerrt, nicht markiert, nicht geleckt, nicht geschnueffelt, nicht belaestigt und nicht attackiert.
    Futter nur noch aus der Hand, wenn er mit seiner ganzen Konzentration bei dir ist.
    Nicht mit super Leckerlies koedern wollen.
    Sei beharrlicher als er und zieh' ihn am Geschirr weg, wenn er sich reinsteigert.

  • Du kannst doch den Chip ausprobieren. Wenn er dadurch wieder ansprechbarer wird, würde ich zeitgleich ein Training starten, das auf Grundgehorsam ausgelegt wird.
    Wenn sich sein Verhalten durch den Chip nicht ändert, dann musst du wohl dein Training mit ihm deutlich konsequenter gestalten.

  • Ich würde bei so einem Hund versuchen, ihn per Chip (EINmalig, KEINE Dauerlösung!!!) ansprechbarer zu machen und diese Zeit für eine Konsequente Erziehung nutzen.


    Wie die Vorschreiber schon geschrieben haben: Die Hund führt Dich und Du tust brav alles, was er ansagt. Das solltest Du schnellstens ändern!


    Eine Kastration ersetzt weder Erziehung noch gelegentliches "Schimpfen" ;)

  • Zitat

    Ich hab immer versucht, alles liebevoll richtig zu machen, ihn positiv zu bestärken, wenig zu schimpfen.


    ...an diesem Punkt stutze ich. Kennt der eigentlich Verbote?


    Manche Hunde können mit einem Leben ohne Grenzen nicht umgehen. Sie spinnen sich dann extrem in ein (oft genetisch verankertes) Verhalten sehr extrem rein... vielleicht seid Ihr genau in diese Falle getappt?

  • Puh, mein Junghund will natürlich auch überall markieren und so - aber wenn er an der Leine ist und ich will weiterlaufen, dann laufe ich auch weiter. Wieso lässt du dich ziehen? Wieso bleibst du stehen?


    Ansonsten - ich hab hier einige im Umfeld, die den Chip gesetzt haben, und die wurden alle erst richtig blöd.... Wenn mein Hund völlig hormongesteuert werden sollte, würde ich lieber direkt kastrieren.


    Normalerweise sind es - in meiner Erfahrung - v.a. die früh kastrierten Rüden, die dann so geschlechtslos wirken und zum Opfer für andere werden. Wenn ein Rüde sich schon entwickeln durfte, wird er auch weiterhin erwachsener und männlicher wirken. Das Problem mit der frühen Kastration ist ja v.a. dass die Tiere einfach nicht erwachsen werden.


    Und wenn er gemobbt werden sollte, dann bist du eben gefragt, ihn davor zu schützen. Du solltest deine extrem passiven Rolle eh aufgeben und stärker agieren.

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