Der "schwierige" Hund als Trendhund?

  • Zitat

    Klar wäre es einfacher gewesen ins Tierheim zu gehen und ich hätte bestimmt einen gefunden und unbedingt mitnehmen wollen, einfach aus Mitleid. Dann wäre ich aber weder mir noch dem Tier gerecht geworden: Berufstätig, Stadtwohnung und Mitnahme am Arbeitsplatz. Da wären als Ersthundbesitzer die Probleme schon vorprogrammiert.


    Ich bin Ersthundebesitzer, berufstätig, wohne in einer Großstadt, teilweise kommt der Hund mit zur Arbeit und unser Hund kommt aus dem Tierheim. Milla wurde uns als etwas schwierig vermittelt (futterneidisch, schwierig in Hundebegegnungen, es gab im Tierheim Probleme bei der Medikamentengabe...) und klar war am Anfang nicht alles so wie ich es mir vorgestellt habe. Das lag aber an mir und meinen Vorstellungen und nicht am Hund. Von den angeblichen Problemen gibt es nur die schwierigen Hundebegegnungen und da haben wir einen Weg gefunden mit umzugehen und arbeiten an Fortschritten. Aber ich finde nicht dass wir einen schwierigen Hund haben. Seitdem ich für mich den Anspruch abgelegt habe alles richtig machen zu müssen und mich etwas entspannt habe ist halt vieles einfacher geworden.
    Wenn man meinen Freund fragt, war es am Anfang tatsächlich ganz furchtbar, ich kann mich da ehrlich gesagt nicht so dran erinnern...
    Mein Hund ist bestimmt nicht perfekt, aber für mich ist sie der perfekte Hund, auch mit ihren kleinen Macken (die auch jeder Zuchthund hat ;) )
    Nur weil ein Hund aus dem Tierheim kommt muss er nicht unbedingt direkt ein Problemhund sein.

  • Hier habe ich schon öfter von meiner großen geschrieben.
    Aber ganz bestimmt nicht um damit zu sagen 'oh, schaut her wie toll ich bin! Mein Hund ist so schwierig u ich komm trotzdem mit ihm zurecht'!! Ich nehm sie eher ganz gern als Beispiel.
    Wenn jmd fragt nach Rasse xy u den wach- u schutztrieb (der höchstwahrscheinlich extra in diese Rasse hineingezüchtet wurde) mit 'ach ja, ist eh schön wenn er ein bissl aufpasst wenn's dunkel ist' abtut, schreibe ich nicht 'das u das könnte dann sein', sondern 'mein Hund macht x, y und z, und so einfach ist das nicht wie du dir das vorstellst! Wenn du dieses u jenes nicht mehr machen kannst, dort u da aufpassen musst ist das auch nicht unbedingt lustig'.
    Ich glaube, wenn man etwas von jmd hört der Tag für Tag selbst so lebt, ist es einfach was anderes als wenn der das nur gelesen hat, od von anderen kennt.
    Od wie beim 'Probleme mit Menschen'-Thema, um Angilucky Mut zu machen. a la 'schau mal, bei uns war es so u so, also viel schlimmer als bei dir, u trotzdem ist es jetzt so. Weiter üben, Geduld nicht verlieren, du schaffst das schon!'.
    Klar, manchmal denk ich schon 'jetzt schreibst das schon wieder'. Andererseits, wenn sich jmd hier anmeldet u eine frage stellt kann ich wohl kaum erwarten das der die 127x wo ich das zuvor schon irgendwo geschrieben hab, gelesen hat.
    Zu denen die jedem auf die Nase binden wie furchtbar der eigene Hund doch ist, zähle ich mich also nicht!
    Ich habe aber gern 'schwierige' Hunde weil ich mir immer denke, ich hab mittlerweile so viel Erfahrung das ich auch mit 'Problem'-Hunden relativ problemlos zurecht komme. Wenn ich einen 'einfachen normalen' Hund nehme, mit dem jeder andere auch problemlos klar kommen würde, 'besetzt der bei mir einen platz' für einen 'schwierigen', der nicht so leicht u 'einfach so' ein Zuhause findt.
    Aber wie gesagt, normalerweise binde ich das nicht jedem permanent bei jeder passenden u unpassenden Gelegenheit auf die Nase.



    Mir ist in letzter Zeit aber auch schon aufgefallen das es offenbar grad sehr unmodern ist einfach 'nur' einen ganz normalen Hund zu haben.
    Entweder muss es gleich ein 'Problem'-Hund sein, od zumindest eine 'besondere' Rasse, bei der man gute Chancen hat das sie spät, im erwachsenen alter irgendeine Art von Problem haben od machen.
    Ganz schlimm finde ich das aber halt bei Leuten die so überhaupt keine Ahnung haben!!
    Als bsp eine Frau hier aus dem Ort:
    Neben Haushalt, Kind u Job wollte sie 'etwas zum Ausgleich'. Darum musste ein Hund her.
    Das sie überhaupt keine Erfahrung hatte ist ja erstmal nicht schlimm, schließlich hatte jeder von uns mal den ersten Hund.
    Etwas 'langweiliges' wie einen Labrador wollte sie nicht ('na geh, die sind ja ur fad'), sie wollte immerhin 'eine Herausforderung'. 3x darf man raten.. es wurde ein Malinois. :muede:
    Der hund ist jetzt 4, 5, keine Ahnung.
    Wenn Besuch kommt wird er entweder in eine Box gesperrt od in ein anderes Zimmer - nachdem er 1x nach einem Handwerker geschnappt hat hat sie jetzt Angst das er mal jmd beißt.
    Wenn sie mit ihm raus geht darf er nie von der Flexi - weil sie Angst hat das er entweder einen anderen Hund od Menschen beißt, od das er weg rennt.
    Weil er sich natürlich entsprechend benimmt u an der Leine zieht wie ein irrer (merkwürdig, warum nur :headbash: ), geht sie nur ca 1std pro tag mit ihm raus.
    Hundeplatz gibt's nicht - 'das ist zu stressig nach der Arbeit'.
    Zh mit ihm alleine etwas zu machen: zb Fährten - 'ich weiß nicht wie das geht', uo - 'das ist langweilig', trixx lernen - 'das interessiert ihn nicht' (das weiß sie obwohl sie noch nie irgendwas in die Richtung probiert hat), irgendwelche suchgeschichten - 'das kann er nicht' (das weiß sie auch einfach so), usw usw.
    Wenn ich xy erklären od zeigen will kommt innerhalb von Sekunden die passende Ausrede warum sie das nicht machen kann. U diese Ausreden sind zt so derartige lächerlich das ich mich echt fragen muss, glaubt die ich bin blöd, od ist sie wirklich so blöd das sie nicht merkt welchen Schwachsinn sie da grad von sich gibt??
    Was also der Grund war sich so einen Hund anzuschaffen, außer das man dann sagen kann 'boah, ICH hab einen MALINOIS!!', kann ich auch nicht beantworten.

  • Ich beobachte oft die Suche nach dem, was den Hund auszeichnet und sei es, daß er soooo vefressen ist, aber irgendwas muß da sein. Als würde das Profil des Hundes nur in Extremen sichtbar. Ich kann gerade zu einfachen Hunden eine gute Beziehung aufbauen, einfach im Umgang heißt ja nicht, daß da keine Tiefe ist. Im Gegenteil, je problemloser der Alltag mit dem Hund für mich ist, desto mehr ruhe ich in der Beziehung zu meinem Hund, als wenn ich mich aufreibe.

  • Noch ne Ergänzung zum Thema Ausreden und "Angeben":


    Wenn man mit HH ins Gespräch kommt, erkläre ich schon gerne, warum mein Hund so reagiert. Aber ganz sicher nicht, um damit anzugeben. Das würd ich eher mit nem perfekt erzogenen, egal wie leicht es war. Die meisten verstehen nicht bzw. kennen es nicht, dass mein Hund in gewissen Situationen immer und immer wieder mit der gleichen Angst reagiert, obwohl er den anderen Hund doch "kennt". Oder warum ich nicht einfach die Leine abmachen und ihn rennen lassen kann. Ihrer macht ja nichts. Dann muss ich eben erst mal erklären, dass er eben in den Situationen nichts lernt und bei Anblick von Artgenossen immer in Stress verfällt und damit nicht mehr fähig ist, irgendetwas zu lernen. Bzw. minimal wenig, sodass eine Begegnung einfach nicht reicht bei ihm. Oder wie man die Situation gestalten muss, dass er was lernen kann und das ist den meisten dann doch leider zu aufwändig. Dann soll ich halt endlich mal in eine Hundeschule gehen und dann ist das Thema in 1 Monat erledigt. :headbash: Warum ich denn soooo lang dafür brauchen würde und überhaupt würde ja alles nur an der Leine liegen. Bei einigen übersteigt es leider anscheinend das Vorstellungsvermögen, dass ein Hund Panik vor ihrem lieben " ich spiel doch nur körperlich und beiße aus Spaß in den Nacken"- Tutnix bekommen kann.

  • In Foren ists halt auch besonders schoen einfach. Es gibt sicher mehr als ein paar, bei denen man vom Lesen her denkt "Cool. Die hat nen nicht ganz einfachen Hund, aber lt. Angabe ists der passende Typ. Und es laeuft wohl" ...wenn man dann aber mal "in echt" hinguckt, ist einiges ausm Forum doch mehr Schein als Sein.
    Da faellt der Wunderhund dann auf einmal durch die BH oder zu Hause maßregelt der Hund doch mehr als er vllt. sollte.



    Ich kann den Trend zum "Ach sooooo anderen, aber fuer mich natuerlich genaaaaaau passenden Hund" allerdings auch eher im Forum beobachten. Die, die ich persoenlich kennen gelernt habe, haben grossteils sehr nette (ja richtig gelesen, NETT!!!) Hunde. Mit ein paar rassetypischen Eigenschaften, die aber weder durch Unfaehigkeit noch aus Egospielchen kuenstlich gepusht werden. (Aber ja, so Leute gibts halt auch :) )


    Gesendet von meinem GT-I8160P mit Tapatalk 2

  • Zitat


    Nur weil ein Hund aus dem Tierheim kommt muss er nicht unbedingt direkt ein Problemhund sein.


    :gut:
    Es gibt soooooo viele verschiedene Hunde im Tierschutz! Die sind ja auch nicht alle da, weil sie "Probleme gemacht haben".
    Ich glaube, wenn es einem jetzt nicht gerade darum geht einen Welpen mit Stammbaum vom Züchter zu bekommen, dann kann man mit ein bisschen Achtsamkeit und Geduld bei der Suche auf jeden Fall mit einem Tierschutzhund glücklich werden.


    Edit: Entschuldigung fürs OT!

  • Ich hätte übrigens auch gerne einen Hund, der nicht beim aus der Haustür treten vollkommen austillt und wirklich überhaupt nicht mehr ansprechbar ist. Das man da leider jeden Tag durch muss ist das wirklich lästig und garantiert nichts, womit man angeben möchte.

  • Zitat

    In Foren ists halt auch besonders schoen einfach. Es gibt sicher mehr als ein paar, bei denen man vom Lesen her denkt "Cool. Die hat nen nicht ganz einfachen Hund, aber lt. Angabe ists der passende Typ. Und es laeuft wohl" ...wenn man dann aber mal "in echt" hinguckt, ist einiges ausm Forum doch mehr Schein als Sein.
    Da faellt der Wunderhund dann auf einmal durch die BH oder zu Hause maßregelt der Hund doch mehr als er vllt. sollte.


    ein einfacher Hund ist kein Wunderhund. Das ist genau das, was ich meine. Liest man in Foren, so kommt es einem vor, als dürfe es in der Realität keinen einfachen Hund geben. Als wäre das etwas suspektes. Gibt aber viele. Ecken und Kanten eingeschlossen.

  • Hatten wir das nicht grad erst?


    https://www.dogforum.de/darf-s…er-hund-sein-t178996.html


    Und ansonsten: ich beschreibe auch öfter mal, gerne in den Hundesuchthreads, was für "Probleme" Collies so machen können. Deshalb sind die nicht besonders schwierig, manchmal einfach nur anders, als sich das vorgestellt wird. Und das ist auch der Grund für das Geschreibsel. Die Vorstellung mehr Richtung Realität verschieben, wie es denn auch sein könnte.


    Anstrengend finde ich ja solche Leute, die mir unaufgefordert von all ihren geretteten Hunden erzählen. Ist mir neulich im Einkaufsladen passiert, als ich eine Verkäuferin nur nach einem Artikel gefragt habe. War eine Dame, die ich vor Jahren mal in einer Welpenstunde kennengelernt habe. Was die seither nicht alles für Hunde gerettet hat... mei, der Orden ist ihr Gewiß.

  • Zitat

    ein einfacher Hund ist kein Wunderhund. Das ist genau das, was ich meine. Liest man in Foren, so kommt es einem vor, als dürfe es in der Realität keinen einfachen Hund geben. Als wäre das etwas suspektes. Gibt aber viele. Ecken und Kanten eingeschlossen.



    Ich glaube, du hast da was missverstanden ;)


    Ich meine eher dieses "Mein Hund ist so kompliziert, nur ich kann ihn haendeln." ...das dann gepaart mit ner Rasse, die sportlich gute Leistungen erzielen kann und nur richtig gelenkt werden muss.
    Und da gibts, in meinen Augen, viel Augenwischerei.
    Dass einfache Hunde Wunderhunde sind, habe ich nirgends geschrieben ;)



    Gesendet von meinem GT-I8160P mit Tapatalk 2

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